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Re: gemeinsamer Playthrough: A New Beginning
Verfasst: 01.03.2025, 23:11
von Kikimora
Ich hatte es auch nicht so dramatisch in Erinnerung, auch wenn das bei dem Thema natürlich nicht verwunderlich ist. Vielleicht hatte ich die dramatischen Szenen einfach verdrängt, weil man bei einem klassischen Point & Click Adventure vielleicht auch eher an eine gemütlich vor sich hin plätschernde Geschichte denkt, für die man sich (im Gegensatz zu Action-Titeln) soviel Zeit nehmen kann, wie man möchte - und hier ist ein Zeitdruck real vorhanden ...
Re: gemeinsamer Playthrough: A New Beginning
Verfasst: 02.03.2025, 00:25
von Joey
Um hier die inhaltliche Diskussion mal etwas anzuschubsen...
Ich finde schon, daß Duve selbst in Anbetracht aller Differenzen sehr, sehr unfreundlich ist. Bent ist ja selbst bewußt, daß er für die Forschung seine Familie sehr vernachlässigt hat. Aber damit ist er sicher nicht alleine auf der Welt, das Gefühl haben, berechtigt oder nicht, bestimmt sehr viele Kinder.
Damit, daß er Bent die Schuld am Tod seiner Mutter gibt, spricht er ihr meiner Meinung nach aber auch irgendwie etwas das Recht ab, selbst über ihr Leben zu bestimmen. Immerhin war es ihre eigene Entscheidung, Bent nichts von ihrer Krankheit zu sagen. Sie hatte demnach ja Verständnis für seine "Besessenheit" von der Arbeit, hat ihn vielleicht sogar gerade dafür geliebt und bewundert, daß er sich mit aller Kraft dafür eingesetzt hat, die Welt zu retten. Und wollte ihn gar nicht erst in die Situation bringen, sich zwischen seiner Forschung und ihr entscheiden zu müssen. Mal abgesehen davon, daß er ihre Krankheit ja auch nicht hätte heilen können. Sie hätten lediglich die ihr noch verbliebene Zeit miteinander verbringen können.
Wie lange ist es eigentlich her, daß Bents Frau gestorben ist? Das war dann doch der Grund für seinen Zusammenbruch. Also kann es ja nicht ewig her sein. Duve war also kein Kind mehr zu der Zeit, das einen Schuldigen braucht, um mit der Situation klarzukommen. Als erwachsener Mann sollte er doch etwas differenzierter denken. Da muß er wohl schon vorher einen Groll gehegt haben, wahrscheinlich hat sich da im Laufe seiner Kindheit / seines Lebens eine Menge Frust angesammelt.
Dabei scheinen er und sein Vater sich ja nicht nur optisch sehr ähnlich zu sein. Und Duve muß seinen Vater schon sehr geliebt und bewundert haben, warum sonst hätte er in seine Fußstapfen treten sollen? Das macht man doch nicht, wenn man jemanden haßt! Aber wenn man jemanden liebt, dann versucht man, so zu sein, wie diese Person. Vielleicht dachte Duve auch (unterbewußt), daß er so die Aufmerksamkeit seines Vaters erhalten würde, die er ansonsten ja offensichtlich nicht bekommen hat? Aber auch das wäre eher ein Zeichen von Liebe und Bewunderung.
Da scheint viel verdrängter Schmerz vorhanden zu sein. Mir scheint, Duve könnte die Therapeutin mehr gebrauchen, als sein Vater.
Was meint ihr?
Re: gemeinsamer Playthrough: A New Beginning
Verfasst: 02.03.2025, 00:30
von Möwe
Wo wird denn gesagt, dass der Tod seiner Frau die Ursache für Bents Zusammenbruch war?
Ich hatte den Eindruck, er hat sich einfach krankgearbeitet.
Re: gemeinsamer Playthrough: A New Beginning
Verfasst: 02.03.2025, 00:34
von Kikimora
Ich bin aus Erfahrung der Ansicht, dass definitiv auch Erwachsene unfähig sein können, so einen Fall in der Familie zu verarbeiten. Denke auch, dass Duve sich insgeheim nach Anerkennung (und Aufmerksamkeit) von seinem Vater gesehnt hat, die er dann aber nie bekommen hat. Selbst als sie sich dann zum ersten Mal wieder begegnen, korrigiert sein Vater ihn vor allen Leuten, macht ihn im Grunde lächerlich bei der Präsentation.
Inhaltlich hat er natürlich Recht, aber das macht es für die beiden nicht einfacher, einander auf Augenhöhe zu begegnen. Sei es ein Therapeut oder ein Mediator - eine neutrale, nicht in die Geschichte involvierte Person könnte den beiden sicher helfen.
Re: gemeinsamer Playthrough: A New Beginning
Verfasst: 02.03.2025, 00:36
von Joey
Mhm. Ich weiß nicht, ob das so gesagt wurde oder ob ich es einfach angenommen habe.
Es schien mir halt einfach logisch. Bent scheint ja schon immer seine ganze Kraft in die Arbeit gelegt zu haben. Warum sollte er dann den Tod seiner Frau problemlos überstehen, Jahre später aber wegen der Arbeit zusammenbrechen? Da wäre es meiner Meinung nach wahrscheinlicher, daß ihn eben der Tod seiner Frau, die er unzweifelhaft sehr geliebt hat, derartig aus der Bahn geworfen hat. Oder er halt nach deren Tod sich um so mehr in die Arbeit gestürzt hat, um nicht über den Verlust nachdenken zu müssen. Dann wäre aber ihr Tod wahrscheinlich auch nicht ewig her.
Re: gemeinsamer Playthrough: A New Beginning
Verfasst: 02.03.2025, 00:38
von Kikimora
Sehe ich auch so. Das eine schließt das andere nicht aus, bzw. dass der Tod seiner Frau wenn auch ggf. unbewusst überhaupt erst die Ursache war, dass er sich am Ende kaputtgearbeitet hat, um sich abzulenken.
Re: gemeinsamer Playthrough: A New Beginning
Verfasst: 02.03.2025, 00:42
von Joey
Kikimora hat geschrieben: ↑02.03.2025, 00:34
Selbst als sie sich dann zum ersten Mal wieder begegnen, korrigiert sein Vater ihn vor allen Leuten, macht ihn im Grunde lächerlich bei der Präsentation.
Da habe ich mich beim Spielen in der Tat gefragt, warum Bent das gemacht hat. Es war Duves Präsentation, nicht seine. Und bei der lauschenden Klientel war es nicht wirklich nötig, diesen zu korrigieren. Die Fehler wären keinem der Gäste aufgefallen, dafür haben sie nicht genug Ahnung vom Thema.
Außerdem gehe ich davon aus, daß Duve äußerst kompetent ist und diese Fehler eigentlich nur gemacht hat, weil ihn die Anwesenheit seines Vaters total nervös gemacht hat. Was ich durchaus nachvollziehbar finde. Und das hätte auch Bent klar sein sollen.
Warum also korrigiert er Duve vor allen Leuten? Ist das irgendeine Art Machtspielchen unter Männern, das ich nicht nachvollziehen kann?
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Re: gemeinsamer Playthrough: A New Beginning
Verfasst: 02.03.2025, 00:55
von Kikimora
Weil er nicht aus seiner Haut kann. Ihm war das vielleicht nicht mal bewusst, dass er seinen Sohn da "automatisch" korrigiert hat. Fachidiot.
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Re: gemeinsamer Playthrough: A New Beginning
Verfasst: 02.03.2025, 01:00
von Joey
Ja, mag sein. Aber ein klein Wenig mehr Feingefühl hätte ich ihm dann schon zugetraut.
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Re: gemeinsamer Playthrough: A New Beginning
Verfasst: 02.03.2025, 09:36
von Esmeralda
Ja, sehe ich auch so. Für ihn war die Arbeit immer alles, da hat ja schließlich auch die Familie darunter gelitten. Und dass er sich immer für alles verantwortlich gefühlt hat, wissen wir ja auch. Sobald er dann in seiner früheren Arbeitsumgebung war, war er wieder voll in seinem Arbeitsmodus. Das sieht man ja auch daran, dass er sofort regiert hat, als Barney "Dr. Svenson" das Wort erteilen wollte. Loslassen ist da sicher schwer.
Ich hänge noch hinterher und komme hoffentlich heute dazu, das Kapitel fertig zu spielen. Wenn nicht, dann soll das Weiterspielen am Montag nicht an mir scheitern. Glücklicherweise hatte ich schon vorher kanedat die Zusammenfassung für dieses Kapitel aufs Auge gedrückt
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Re: gemeinsamer Playthrough: A New Beginning
Verfasst: 02.03.2025, 11:16
von Loma
Wenn ich mich jetzt richtig erinnere, war Bents Zusammenbruch vor zwei Jahren (zu Beginn des Kapitels wurde da etwas erwähnt).
Dass der Tod der Frau nicht weit entfernt ist, liegt nahe, könnte aber auch vorher passiert sein und Bent hat sich als Ablenkung noch stärker in die Arbeit versenkt (wurde aber bisher, glaube ich, noch nicht konkret mitgeteilt).
Die Dramatik ergibt sich für mich durchaus durch die tolle Inszenierung (die bereits gelobte Musik trägt da wirklich sehr viel bei), aber ja, die uns einholende Realität macht's auch grad nicht leichter.
Ich fand auch bereits bei damaligem Erscheinen des Spiels, dass die Realität bzw. das Szenario sehr gut und treffend abgebildet wurde, weshalb ich auch nie diesen aufgedrückten belehrenden Zeigefinger wahrgenommen habe, den andere kritisiert haben.
Salvador sehe ich im Grunde als Pragmatiker (harte Zeiten, harte Maßnahmen...). Da ich mich aber noch ein wenig an den Fortgang erinnere, kann man dazu erst später mehr sagen.
Re: gemeinsamer Playthrough: A New Beginning
Verfasst: 02.03.2025, 13:45
von z10
Ein kurzes Lebenszeichen von mir... ich bin jetzt durch Kapitel 3 durch. Muss also denke ich noch zwei Kapitel spielen um aufzuschließen?
Re: gemeinsamer Playthrough: A New Beginning
Verfasst: 02.03.2025, 14:59
von Teledahner
mudge hat geschrieben: ↑01.03.2025, 20:58
Nice! @Teledahner
Hast Du auch das letzte Rätsel übersprungen? Mir war danach.
Nein, ich kam mit diesem Minispiel relativ schnell zurecht - aufgrund der überschaubaren Größe half Ausprobieren da schon ganz gut weiter.
Jetzt weiß ich auch, warum ich Dich beim letzten Zwischenstopp wohl nicht gesehen habe: Ich dachte, mit den "musikalischen Einlagen" meintest Du die Operngesänge des Kochs, mit denen er die Mikrowelle begleitet hat.
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Vermutlich war aber etwas anderes gemeint, was ich erst noch vor mir hatte. - Mir gefällt die Musik übrigens auch gut, besonders etwa das melancholische Stück, das im Forschungslabor (bei Lissa) als Hintergrundmusik läuft.
Die persönlichen inneren und äußeren Konflikte, die in dem aus Bents Perspektive gespielten Handlungsstrang zu Tage treten, lassen tief blicken und charakterisieren die Beteiligten sehr gut, finde ich. Da ist Duve, der offenbar ohne wirkliche eigene Motivation dazu "gezwungen" wurde, in die beruflichen Fußstapfen seines Vaters zu treten. Obwohl er den Beruf nicht liebt, stecken in ihm letztlich aber doch die Gene seines Vaters, die dafür sorgen, dass er es nicht schafft, sich seiner Verantwortung für dessen Forschung und die Station einfach mit einem "Nach-mir-die-Sintflut"-Denken zu entziehen. Mit seiner teils offen gelebten Homsexualität scheint er zwar ein wenig, aus der bürgerlichen Welt des Vaters auszutreten, aber selbst hier schafft er es nicht, im Gespräch mit diesem offen darüber zu sprechen.
Ich denke, dass dieses Verhaftetsein in einem Leben, das er nicht liebt, der eigentliche Grund dafür ist, dass er seinen Vater so "hasst", und die Schuldfrage am Tod der Mutter dann nur der Auslöser dafür war, die schon lange gärenden unterdrückten Gefühle zum Überkochen zu bringen.
Apropros Schuldfrage: Hier merkt man die Ähnlichkeit zwischen Bent und seinem Sohn. Beiden fällt es schwer zu akzeptieren, dass Meta einfach durch eine Krankheit gestorben ist, die wohl keiner von beiden verhindern konnte. Sie suchen einen Schuldigen (Bent macht sich ja auch selbst Vorwürfe, wenn ich das richtig in Erinnerung habe). Genau den gleichen Fehler macht Bent aber auch bezüglich der Alge. Er kann nicht akzeptieren, dass seine Forschung einfach durch eine unglückliche Verkettung der Umstände zerstört wurde und steigert sich lieber in irgendwelche Verschwörungstheorien hinein, jemand müsse die Alge bewusst zerstört haben. (Auch wenn man es aufgrund der ja tatsächlich vorhandenen Saboteure gut verstehen kann).
Bin schon gespannt, wie es dann ab morgen weitergeht. Von meinem ersten Durchspielen konnte ich mich zwar noch vage an die Forschungsstation als Schauplatz erinnern, aber an keinerlei Details der Handlung mehr. Ich finde, das Spiel wurde bisher von Kapitel zu Kapitel besser.
Re: gemeinsamer Playthrough: A New Beginning
Verfasst: 02.03.2025, 15:43
von Esmeralda
Teledahner hat geschrieben: ↑02.03.2025, 14:59
Da ist Duve, der offenbar ohne wirkliche eigene Motivation dazu "gezwungen" wurde, in die beruflichen Fußstapfen seines Vaters zu treten. Obwohl er den Beruf nicht liebt, stecken in ihm letztlich aber doch die Gene seines Vaters, die dafür sorgen, dass er es nicht schafft, sich seiner Verantwortung für dessen Forschung und die Station einfach mit einem "Nach-mir-die-Sintflut"-Denken zu entziehen.
Lissa sagt, dass Duve schon lange weg wäre, wenn er den Job wirklich so hassen würde. Also entweder hat sie recht und ganz so schlimm ist es nicht (vielleicht spricht da auch der Frust der fehlenden finanziellen Möglichkeiten und Erfolge aus ihm - oder der Ärger auf den Vater), oder du liegst mit dem Helferkomplex richtig.
Aber ich muss schnell weiterspielen...
Edit: ok, ein wenig später hört es sich doch so an, als wäre deine Interpretation die passendere.^^
Bin jetzt auch in Kapitel 6 angekommen.
Re: gemeinsamer Playthrough: A New Beginning
Verfasst: 02.03.2025, 17:06
von Möwe
Duve kommt mir einfach sehr zerrissen vor. Einerseits hasst er seinen Job, weil es der seines Vaters ist, andererseits scheint er ihn zu mögen, weil er ihn immer noch hat.
Anscheinend gibt ihm diese zerrissene Situation etwas, er hat es sich darin gemütlich gemacht und will sie anscheinend nicht ändern. Vielleicht ist er in einer negativen Spirale gefangen, die ihn aufbaut, indem sie alles mies macht, was der Job, und damit indirekt sein Vater, repräsentiert.
Ich wünsche ihm, dass er beim nächsten Barcelonabesuch den Mann seines Lebens trifft oder zumindest jemanden, der ihm die Kraft gibt, sich aus dieser ungesunden Situation zu befreien.