Wo sind die Adventurespieler hin?
Ende der 80er war für mich die Hochzeit der Adventurespiele. Diverse Programme von Sierra und Lucasarts waren das Highlight auf dem Spielesektor und legen heute noch die Messlatte für narrative Spiele sehr hoch.
Doch wo sind die ganzen Spieler hin, die früher mit Begeisterung gerätselt haben? Liegt es daran, dass das Interesse abgeflacht ist und die Gamer von damals sich jetzt verstärkt um Arbeit und Familie kümmern müssen? Oder gibt es heutzutage dank Engines wie Unity, Godot, AGS und Visionaire Studio ein Überangebot an Adventures?
Vielleicht ein bisschen von beidem. Vor allem scheint die heranwachsende Generation sich eher auf andere Genres zu stürzen.
Immerhin ist das Spielelement "Adventure" oft ein Teil eines Vertreters eines anderen Genres. Selbst wenn nicht "Action-Adventure" draufsteht, sondern eher "Rollenspiel" gibt es dort meist an Adventure angelehntes Dialogsystem oder kleinere Logikrätsel. Das klassische Point & Click scheint es heutzutage sehr schwer zu haben. Selbst "Beneath a Steal Sky" wechselte vom 2D Pixel Art Stil im Nachfolger "Beyond a Steal Sky" zu 3D inkl. Schulterperspektive.
Lohnt es sich noch ein klassisches 2D Point & Click Adventure mit handgezeichneten Hintergründen zu erstellen? Selbst ein toll gezeichnetes Projekt wie "Shakes & Fidget" hat es bei Kickstarter leider nicht geschafft.
Der erste Teil von "Nelson and the Magic Cauldron" hat es auch erst im zweiten Anlauf geschafft, aber nur, weil das erste Ziel bei 2000 EUR lag. Natürlich kann man davon kein Adventure produzieren, Das Geld sollte nur für die Musikproduktion verwendet werden. Den Rest der Kosten (Übersetzung, Hardware, Software, Online-Werbung, ...) habe ich selbst beigesteuert, sodass es nicht 2500 EUR waren (das erreichte Ziel) sondern eher 5000 EUR.
Auch diese Summe wirkt ziemlich klein. Das liegt daran, dass ich mir selbst natürlich für mehrere hundert Stunden Arbeit (Zeichnen, Animieren, Programmieren, Konzeptionieren, Texten, ...) kein Gehalt zahlen musste. Wenn doch, hätte das Spiel eher ein Budget von geschätzten 40.000 EUR gehabt. Zudem haben die Sprecher das alles freiwillig und mit viel Herzblut eingesprochen.
Auch die Einnahmen durch Verkäufe bei Steam oder im AppStore von Apple decken nicht mal die Anschaffung der Hardware und Software für das Projekt. Traurig aber leider Realität.
Ich bin sehr gespannt, ob der Nachfolger von Nelson die 5000 EUR Hürde nehmen wird. Selbst das heißt für mich, dass meine eigene Arbeit als Hobby zu verbuchen ist.
Also bleibt weiterhin die Frage: Wo sind die Adventurespieler hin?
Den Blogeintrag findet Ihr auch hier:
http://www.magiccauldron.de/blog.php