Floyd hat geschrieben:Wenn ich dein Beispiel richtig verstanden habe, dann zeigt sich das Wirken Gottes nicht in übernatürlichen Phänomenen, sondern in Vorgängen, die zunächst einmal auch wissenschaftlich erklärbar sind. Wie kommst du in diesem Fall auf rationalem Wege zu der Perspektive, dass ein höheres Wesen mit all seinen unglaublichen Eigenschaften existiert? Dafür benötigst du ja jede Menge zusätzliche Postulate, die alle kein Fudament (Erfahrung, Logik) haben. Dieser Gott hat zwar jetzt den Lückenbüßerstatus verlassen, sein Postulat scheint allerdings schlicht unnötig.
Sorry, kann dir weder mit einem Gottesbeweis liefern noch bin ich aufgrund meiner Prägung der richtige Typ für die von dir geforderte Art von Wundern. Da musst du dich in anderen Kreisen umhören, wobei ich da persönlich eher Bedenken habe, dass du schreiend weg rennst, mir ist das teilweise schon zu gruselig
Ich finde schon viele Vorgänge in dieser Welt bombastisch genug, ohne dass sie die physikalischen Grenzen brechen müssen. Hab irgendwie Glück, dass ich mir da ein gewisses Staunen bewahrt habe, das mit dem Alter ja oft auch verschwindet. Oft es ja so, dass die Dinge dieser Welt durchsichtiger oder blasser werden, je mehr man sie kennt und durchschaut - so dass man sie irgendwie nicht mehr sieht (weiß nicht, ob man das versteht, ist aber auch schwer zu beschreiben). Das ist kein Argument für Gptt, zeigt nur wieder meine Perspektive.
Problem ist außerdem noch, dass mit naturwissenschaftlicher Herangehensweise Gott immer Lückernbüßer sein muss, er hat aber gemäß meines Wissensschaftverständnisses in den Naturwissenschaften gar nichts zu suchen, da er nicht in ihre Spielregeln gehört. Mir stellt sich einfach nicht die Frage ob nötig oder unnötig, ich muss Gott gar nicht zähneknirschend als notwendiges Übel in einer Beweisführung annehmen, da ich nicht davon ausgehe, dass dies der richtige Zugang zu Gott ist. Ich selbst bin dahingehend aber etlichen Christen wahrscheinlich ein wenig zu lasch
Auch die Frage mit der Genesung von Kranken ist so eine Sache. Ich kenne Menschen, die angesichts schwerer Verluste stark in ihrem Glauben gestützt wurden. Ich denke, dass die Frage hier nicht ist, ob der eigene Wunsch letztendlich in Erfüllung geht - hier unterscheidet sich zumindest die christliche Religion von der Ratgeber-Literatur-Esoterik, die schnell Ziele in der Primärwelt erreichen will.
Kruttan hat geschrieben:der Zugang muss selbst gefunden werden.
Ganz ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, wie ich diese Blickrichtung einnehmen, d.h. diesen "Zugang" finden könnte, ohne mich selbst zu belügen. Das ist jetzt nur eine Selbstbeobachtung. Es ist unmöglich, einen Zugang zu etwas zu finden, wenn eine Voraussetzung dafür ist, dass man den Zugang zu demselben bereits gefunden hat.
Dass es dir sichtlich schwerer fällt als mir, einen Zugang für diese Dinge zu finden, liegt wahrscheinlich daran, dass wir unsere Umwelt anders wahrnehmen und unsere Art zu denken etwas anders ist, wie ja diese Diskussion auch zeigt. Wir sehen die Welt mit relativ unterschiedlichen Augen.
Ich weiß aber nicht, ob man den Zugang bereits gefunden haben muss. Kenne auch Leute, die ihren Glauben nicht von Kindesbeinen an mitgenommen haben. Denke aber, dass eine bestimmte Herangehensweise, eine gewisse Offenheit für "Spirituelles" da sein oder zunächst irgendwie gefunden muss. Ich kann mir meinen Glauben nicht weg denken, da wäre dann eine enorme Leere. Und manche Leute kommen zu ihrem Glauben, weil sie eine Leere in ihrem Leben spüren, ihnen also irgendeine Dimension in ihrem Leben fehlt. Aber irgendwie muss eben auch wiederum ein solches Bedürfnis da sein, damit man sich überhaupt auf diese Suche begibt.
Bin auch kein sonderlich guter Apologet und ein Forum ist auch zu unpersönlich um die Frage nach dem Glauben zu behandeln, weil sie auf Diskussionsebene allein nicht klärbar ist, weil es daneben auch weniger eine Frage des Überzeugt-Werdens sondern der eigenen Suche ist, und weil diese Frage außerdem dann auch viel zu viele persönliche Dinge berührt, um auf einer solchen Plattform angemessen behandelt zu werden.
Vielleicht hilft mir persönlich zur Stützung meines Glaubens unter anderem auch die Einsicht meiner radikalen Endlichkeit in vielen Dingen. Bin in meinem Denken in den letzten Jahren sehr stark durch Mathematik geprägt worden. Prinzipiell habe ich daher weniger Probleme damit, Axiome anzunehmen und durchzuspielen - und vor allem muss ich nicht alles bewiesen haben, da man sich besonders in dieser "Königsdisziplin" ziemlich schnell den Grenzen seiner Erkenntnis bewusst wird. Schon dort ist nicht nur etliches nicht beweisbar, die Möglichkeit der Nicht-Beweisbarkeit ist quasi eines ihrer Fundamente. Dies ist aber in anderen Disziplinen, die das Denken prägen, eventuell anders. Auch dies kann zu fundamental verschiedenen Blickrichtungen führen. Aber trotz allem: Allein auf argumentativer Ebene zu einem Glauben zu kommen geht imho nicht. Irgendwie muss "experimentiert" werden.