Re: Warum ist Beschneidung bei Männern erlaubt?
Verfasst: 13.07.2010, 03:19
Fakt ist, dass Eltern schon eine gewisse Vormundschaft für ihr Kind haben - und diese in ihrer Funktion auch haben müssen. Dass es irgendwo Grenzen gibt, ist klar. Wenn das Kind vernachlässigt oder misshandelt wird, muss natürlich von staatlicher Seite eingeschritten werden. Auch ich schätze das Recht auf körperliche Unversehrtheit, bin jetzt nicht der Beschneidungs-Fan, und meine auch, dass im Falle einer richtigen Verletzung wirklich von Staatswegen her eingeschritten werden muss - nur denke ich nicht, dass bei einer simplen Entfernung der Vorhaut (sofern diese z.B. nicht selbst mit der Küchenschere durchgeführt wird) bereits eine Grenze überschritten wurde.DasJan hat geschrieben:Du nicht, der Staat, in dem deine türkischen Nachbarn leben, aber schon. Und ein Staat, der das Recht auf körperliche Unversehrtheit so sehr schätzt wie ich (oder offenbar andere hier), der müsste das auch.Kruttan hat geschrieben:Ich weiß aber nicht, ob ich ein Recht hab, meinen türkischen Nachbarn da ins Gewissen zu reden
Das Jan
Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass auch diejenigen das Recht auf körperliche Unversehrtheit schätzen können, die ihre Jungens beschneiden lassen. Weiß nicht, ob hier wirklich schon der Kompetenzbereich der Eltern überschritten wird - oder ob hier überhaupt ein Schaden entsteht. Auch wenn ich mich tendenziell aus dem Bauch heraus wohl doch dagegen entscheiden würde, ein eventuelles Kind zu beschneiden, so finde ich diesen Eingriff jetzt nicht so schlimm, dass ich da schon guten Gewissens von irgendeiner Form der Verletzung der körperlichen Unversehrtheit sprechen würde.
Die Frage ist halt: Verletzt eine Bescheidung dieses Recht auf Unversehrtheit tatsächlich? Vielleicht sehen viele von uns die Beschneidung einfach nur deshalb als "Verstümmelung", weil wir es aufgrund unserer Kultur einfach nicht gewöhnt sind. Sofern der Eingriff von Fachkundigen vollzogen wird, bleibt das Stück ja völlig funktionstüchtig. Ist in diesem Fall die körperliche Unversehrtheit wirklich verletzt worden?
Oder ist es wirklich wahrscheinlich, dass sich der Mensch später verletzt fühlt? Gerade wenn ich z.B. Jude wäre und dieses Körpermerkmal die Zugehörigkeit zu meinem Volk charakterisiert oder wenn ich Moslem wäre und in meiner Peer-Group alle älteren ohne Vorhang rum laufen, die Beschneidung dann sogar ein Erwachsen-Werden bedeutet - in dem Fall würde ich das wahrscheinlich ganz anders wahrnehmen... vielleicht ist es dann eher keine gute Vorstellung, nicht beschnitten zu sein...
Ich kann halt nur sagen: Wäre ich Elternteil würde ich meinem Kind die Entscheidung überlassen, aber ich mache anderen Eltern keine Vorwürfe, wenn sie das anders sehen. Finde manche Dinge in der Kindeserziehung (Kind antiautoritär zu erziehen, Kind vegetarisch ernähren, ...) viel schlimmer