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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Verfasst: 23.09.2014, 16:16
von Ninas Ex
Radikal nicht, aber politisch bezugnehmend auf eine konkrete Debatte zum Thema Sexismus.
Und was findest du daran verwerflich? Ich meine, diese konkrete Debatte IST ja der Anlass für den ganzen Aufwand.

Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Verfasst: 23.09.2014, 16:29
von realchris
Verwerflich ist das nicht. Ihre Ansichten teile ich nicht vollkommen und ich möchte mich auch nicht mittelbar vereinnahmen lassen. Ein Statement würde sagen, der Treff und seine Mitglieder teilt ihre Auffassung. Und selbst wenn ich es zu 100 % teilen würde, würde ich nicht wollen, dass eine neutrale Seite politisch Stellung bezieht.

Dem ist aber faktisch nicht global so. Und eine Äußerung in diesem Kontext würde das aber bewirken bzw. so wahrgenommen. Ich finde das ist hier eine neutrale Plattform für Adventurefans. Es gibt hier außer der freien Meinungsäußerung alle Positionen. Mehr wie freie Diskussionskultur ohne Gewalt und Mobbing, kann der Treff dabei nicht bieten.

Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Verfasst: 23.09.2014, 19:30
von BENDET
Und ich wünsche mir ganz explizit, dass der Treff keinerlei Stellung bezieht. Weder zu Mobbing, Hass, Gewalt oder sonstwas.
Ich wünsche mir dass der Treff einfach genau das tut, wofür er da ist. Über Neues zu Adventure berichten und uns eine Diskussionsplattform vornehmlich für Adventure-Spiele liefern.

Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Verfasst: 23.09.2014, 22:40
von AT-AK-Rätsler
Ninas Ex, ich finde wirklich gut wie wichtig dir das Thema ist und wie sehr du dich für eine offizielle Stellungnahme einsetzt. Ich vermute allerdings, dass es keine offizielle Stellungnahme zu dem Thema geben wird. Ich finde, dass du durchaus plausibel argumentieren kannst (selbst wenn ich nicht in allen Punkten übereinstimme) und einen vernünftigen Stiel hast. Wenn dir das Thema so wichtig ist, entscheide dich frei eine "inoffizielle" Stellungnahme zu schreiben und jedes Mitglied hier im Treff, dass deine Meinung teilt kann deine Stellungnahme unterstützen.

Ich selber finde es phantastisch, dass diese Diskussion hier ohne geflame inzwischen auf Seite 4 angelangt ist. Es ist auch wichtig, dass eine Diskussion geführt wird, allerdings halte ich diese Seite hier auch für das falsche Umfeld für eine offizielle oder auch inoffizielle Stellungnahme. Ich glaube nicht, dass das Genre Adventure (und einige andere Genres auch) ein Sexismusproblem haben. Weder im Spiel selbst noch in der Community. Eine offizielle Stellungnahme in so einer überschaubaren Community würde mir allerdings suggerieren, dass ein solches Problem vorhanden ist.

Ich freue mich, dass es diese Diskussion hier gibt - nicht darüber, dass sie nötig ist. Ich habe mich durch die Diskussion auch mehr mit dem Thema beschäftigt als ohne sie. Ich habe hier sehr viele sehr gute Gedankenansätze, aus verschiedenen Blickwinkeln, zu dem Thema gelesen und auch meine Meinung ein winziges Stück angepasst (in welche Richtung bleibt geheim :p). Ich denke dass eine Diskussion sogar mehr bringt als eine Stellungnahme. Stellungnahmen werden eher passiv konsumiert, an Diskussionen wird (meist) aktiv Teilgenommen. Sie fordern sogar mehr vom Konsumenten ab, da ein Meinungsaustausch vollzogen wird und man (zumindest ist es bei mir so) mehr versucht sich zu positionieren. Einer Stellungnahme kann man zustimmen oder auch nicht. Es gibt viele gute Gründe für eine Diskussion - eine Stellungnahme ist ein wunderbarer Anlass (oder Anheizer) für eine Diskussion.

Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Verfasst: 24.09.2014, 06:46
von Ninas Ex
Lieber AT-AK-Rätsler, da sag ich mal herzlichen Dank für die freundlichen und unterstützenden Worte! :)
Ich sehe das ähnlich wie du, die Diskussion hier finde ich eine Bereicherung und auch den Verlauf der Debatte, den Stil finde ich erfreulich. Es ist eben ein Austausch auf der Basis von Respekt für verschiedene Meinungen und man lernt von einander bzw. man lernt auch durch die Auseinandersetzung mit dem Thema. Neue Blickwinkel eröffnen sich.

Und wie stellst du dir das konkret vor? Meinst du, ich soll etwas schreiben und dann wieder hier posten, damit andere entscheiden können, ob sie sich dem Text inhaltlich anschließen oder nicht? Oder wie meinst du, dass diese "inoffizielle" Stellungnahme zu Stande kommen soll?

Und du sagst, weil weder in Adventures noch in der Community ein Sexismus-Problem vorhanden ist, soll man sich nicht äußern, weil man sonst so ein Problem erst signalisiert? Hmmm... :-k bin ich mir nicht so sicher. Politische Stellungnahmen wollen doch mitunter auf ein Problem hinweisen, aber deshalb muss man nicht notwendigerweise selbst von diesem Problem betroffen sein, oder? Das hiesse ja sonst, dass zb die Grünen sich ausschließlich zu ökologischen Themen äußern dürften oder dass sich eine Frauenorganisation nicht in eine Rassismus-Debatte einschalten dürfte, weil sich an der Organisation keine Menschen mit Migrationshintergrund beteiligen, also keine Leute, die von Rassismus direkt betroffen sind. Ich sehe schon, die Betroffenheit von einer Problematik ist sicher ein guter Grund, um sich in einer Debatte zu äußern. Aber es ist umgekehrt für mich nicht unbedingt ein Ausschließungsgrund aus einer Debatte, wenn man von dem Problem selber nicht direkt betroffen ist. Man kann sich ja zb auch aus Solidarität mit den Opfern von Gewalt und Mobbing auf deren Seite positionieren, einfach um sie zu unterstützen. Die eigene Position, aus der heraus man Kritik äußert, soll man aber auf jeden Fall mitreflektieren, das finde ich schon. Um ein plakatives Beispiel zu geben: wenn die Autofahrer-Partei sagt "wir brauchen mehr Autobahnen", dann würde ich diese Aussage sehr kritisch hinterfragen, weil die Autofahrer-Partei in gewisser Weise "vorbelastet" ist und mit dieser Aussage bestimmte Interessen verfolgt, die ich nicht teile (weil ich Umweltschutz wichtiger finde als das Hobby Autofahren).

Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Verfasst: 24.09.2014, 13:17
von realchris
Das hat auch nichts damit zu tun, ob Du betroffen bist. 1. Der Treff ist keine Partei! Parteien sind politisch und äußern sich politisch, zu allem.
2. Es ist egal, ob man dem Problem zustimmt oder nicht. Du kannst nicht einfach als neutrale Plattform eine politische Äußerung für alle Nutzer raushauen und sie damit zu einer politischen Äußerung zwingen. 3. Das hat auch nichts mit Betroffenheit zu tun. Ich sehe ihre Ausführung als übertrieben und selektiv wahrgenommen und in manchen Fällen nicht angebracht an. 4. Wieso soll ich dann für ihren Feminismus Stellung beziehen?

Alles andere würde von Außen so wirken, dass wir alle auf ihrer Seite sind, auch inhaltlich. Was faktisch nicht stimmt. Wie gesagt, mehr wie, wir sind gegen Mobbing und für Meinungsfeiheit, was schon, wie Bendet sagt, für eine neutrale Seite viel ist, kann ich für mich nicht zustimmen. Sobald darüber hinaus andere politische Begriffe ein der Stellungnahme Platz finden, mag ich sie ganz, teilweise oder gar nicht teilen, halte ich mich da komplett raus.


Solidarität für XY ist immer ein politisches Statement.

Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Verfasst: 24.09.2014, 21:24
von AT-AK-Rätsler
Ninas Ex hat geschrieben: Und wie stellst du dir das konkret vor? Meinst du, ich soll etwas schreiben und dann wieder hier posten, damit andere entscheiden können, ob sie sich dem Text inhaltlich anschließen oder nicht? Oder wie meinst du, dass diese "inoffizielle" Stellungnahme zu Stande kommen soll?
Ja, so habe ich mir das vorgestellt :)
Wie würdest du eine Stellungnahme schreiben, wenn du hier Admin wärest? Damit meine ich, wortwörtlich und nicht. X muss drinstehen und Y sowieso und auf keinen Fall Z vergessen. Ich halte es für schwer, eine klare Aussage zu beschreiben, der so viele User hier zustimmen, dass es eine Meldung wert ist, ohne das Milton-Modell der Sprache anzuwenden.



Den Solidaritätsfaktor habe ich nicht betrachtet und es ist natürlich ein wichtiger Faktor, um ein Zeichen zu setzten und den Betroffenen zeigen, dass es da draußen auch noch "normale" Menschen gibt. Aber mit wem oder was soll ich mich alles solidarisieren? Natürlich kann man anfangen sich erst mal mit einer Gruppe zu solidarisieren, nur ist meiner Meinung nach auf der Startseite der falsche Ort dafür. Die Seite beschäftigt sich Adventures im Speziellen und nicht mit Computerspielen im allgemeinen. Ja, es ist ein schmaler Grad zwischen neutraler Berichterstattung und Wegschauen.
Vielleicht kann man das Pferd auch von hinten aufzäumen. Wenn die Medien wegen ein paar Trollen nicht "so ein Wind" gemacht hätten, wären 90% der Trolle niemals darauf aufmerksam geworden und hätten sie zufrieden gelassen. Ich bezeichne das mal als den "Marcel Reich-Rannicki" Effekt. Er schimpft: "Das ist das mieseste Buch das ich jemals lesen musste, wie konnte es dieser Schund nur jemals in die Sendung schaffen. Da hat ja ein Drei-Groschen-Roman einen höheren literarischen Anspruch". Am nächsten Tag ist es ausverkauft. Weil jeder mitreden wollte

Ja, dieses Forum hat mit Computerspielen zu tun und es geht grade rund in der Szene. Aber nähmen wir mal an, ich wäre noch in einem Bücherforum aktiv - ich hätte nicht gewollt, dass die dortige Administration sich zu dem Sarazin-Buch äußert. Ich habe es nicht gelesen, ich kenne nur ein paar (wahrscheinlich aus dem Kontext gerissene) Zitate, die allein gesehen auch aus einem schwarzhumorigem Kabarettbuch stammen können.
Etwas anderes wäre es gewesen, wenn innerhalb des Forums sich ein User zu einer Stellungnahme bereit erklärt und dort um Solidarität wirbt.

Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Verfasst: 24.09.2014, 23:37
von GuybrushR
Alao das Thema ist mir, ehrlich gesagt, auch noch Nirgends begegnet. Ich habe mal beiläufig davon gehört, es aber nie selbst erfahren. Und ich kenne auch 3-4 Mädels, die durchaus auch in der Spiele-Szene unterwegs sind ...

Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Verfasst: 25.09.2014, 11:04
von Ninas Ex
Also hier ist mein Vorschlag für eine "inoffizielle" Stellungnahme zu dieser Debatte. Wenn ihr sie unterstützt, gebt dies bitte hier bekannt oder schreibt mir eine PN. Auch für Ergänzungen, Kritik und Anregungen bin ich selbstverständlich offen. Dieser Text ist nicht "dogmatisch" zu verstehen, sondern ein Vorschlag...



Support für Anita Sarkeesian
Offener Brief für eine vielfältige, offene und respektvolle Diskussionskultur und gegen Hass, Hetze und Gewalt


Guybrush Threepwood: Ich bin ein übelriechender, groggurgelnder Pirat.
Schwertmeisterin Carla: Übelriechend? Ja. Groggurgelnd? Vielleicht. Aber Pirat? Wohl kaum!

Guybrush Threepwood: Seufz. Wenn ich doch nur mit Frauen reden könnte.
(The Secret of Monkey Island)


Frauen wird es nicht gerade leicht gemacht, sich im Netz ohne Angst zu bewegen und ihre Meinung offen zu artikulieren. Nehmen wir das Beispiel von Anita Sarkeesian. Sie bloggt auf ihrem Videokanal „Feminist Frequency“ über sexistische Stereotype und Bildsprache in Computerspielen. Doch was als kritischer Beitrag zu einer Debatte über die zeitgemäße Darstellung von Geschlechterrollen in Computerspielen (und Medien allgemein) gedacht ist, wird nicht von allen mit Freude aufgenommen. Aus den Kreisen der sich selbst so bezeichnenden „Gamer Community“ schlägt Anita Sarkeesian eine Welle des Hasses entgegen. Wilde Beschimpfungen, persönliche Angriffe, unerwünschtes Eindringen in ihre Privatsphäre, Ruf schädigende Gerüchte über niedere Motive und mangelhafte Kompetenz bis hin zu Mord- und Vergewaltigungsdrohungen ergießen sich seit Jahren über Anita Sarkeesian. Ende August sah sie sich schließlich gezwungen, aufgrund der Drohungen zu ihrem eigenen Schutz und dem ihrer Familie ihr Zuhause zu verlassen. Eine feministische Bloggerin soll zum Schweigen gebracht werden, weil sie den Mut findet, sich als Frau in einer immer noch männlichen Domäne kritisch zu äußern.

Ian Steadman verurteilt im New Statesman nicht nur die offensichtliche Gewalt gegen Anita Sarkeesian, sondern weist auch auf das begünstigende Umfeld hin: „Es werden Lügen als Wahrheit ausgegeben und sinnlose Gedankensprünge werden als niederschmetternde Beweise vorgebracht, von jenen Menschen, die über den „Marktplatz der Ideen“ schwafeln, als ob das rechtfertigen würde, ein totaler Arsch zu sein. Sie schicken keine Todesdrohungen, aber sie schaffen und bewahren eine Umgebung, in der eine Frau wie sie in der Weise behandelt wird wie sie behandelt wird.“ (1) Den unzähligen im Netz kursierenden Verschwörungstheorien und Gerüchten, die auf eine Umkehr von Täter und Opfer bauen, indem Anita Sarkeesian vorgeworfen wird, sie habe den Hass und die Gewalt gegen sie „provoziert“ oder gar selbst „fabriziert“, hält sie entgegen: „Zu einem der radikalsten Dinge, die du machen kannst, gehört es, Frauen tatsächlich zu glauben, wenn sie über ihre Erfahrungen sprechen“. (2) In ihrer polemischen Beschreibung der Methoden und der „Kultur des Terrors“, aus der heraus die Angriffe gegen Anita Sarkeesian und andere kommen, stellt Jenn Frank im Guardian fest: „Bei der Belästigung tapferer Frauen musst du immer wieder versichern, dass es bei deiner Kampagne nicht um das Geschlecht geht. Und in gewisser Hinsicht geht es auch gar nicht darum. Fortgesetzte Misshandlung kennt kein Geschlecht, ethnische Gruppe, Religion oder Überzeugung. Sie verletzt jeden.“ (3) Jenn Frank entschied sich übrigens dazu, ihren Job als Journalistin an den Nagel zu hängen, nachdem als Reaktion auf ihren Artikel auch sie selbst Opfer einer Welle von Online-Belästigungen wurde. Mission accomplished, werden sich die Mobber und Stalker wohl Schulter klopfend denken.

Wir, die Unterzeichnenden dieses Appells, sagen: Es reicht!

Wir sind langjährige Gamer und Gamerinnen, die leidenschaftlich Adventures spielen und gerne an einer Community teilhaben, die sich über Adventures austauscht. Wir wollen nicht mehr länger schweigen und zuschauen, wie Menschen gemobbt und mit Gewalt bedroht werden, weil sie ihre kritische Meinung in dieser Debatte äußern.

Wir drücken unsere Empörung über und Ablehnung des Mobbings und der Gewalt aus, der Anita Sarkeesian und andere Personen ausgesetzt sind, weil sie sich kritisch in der Debatte um Sexismus in Computerspielen geäußert haben. Einschüchterung und Drohungen haben mit Meinungsfreiheit nichts zu tun und sind ganz sicher nicht der richtige Weg, um der Kritik von Anita Sarkeesian und anderen zu begegnen.

Wir rufen dazu auf, die Lügen, Belästigungen und die Gewalt gegen Anita Sarkeesian und alle anderen betroffenen Personen zu stoppen.

Wir wünschen uns eine breite und sachliche Debatte, bei der die Menschenrechte, insbesondere die Meinungsfreiheit, aller Beteiligten endlich gewürdigt und respektiert werden. Die Vielfalt an Meinungen in einer Debatte ist eine Stärke, die bereichernd wirken und dazu beitragen kann, dass wir von einander lernen.


Guybrush Threepwood: Ich werde alles tun, um dich zurückzugewinnen.
Elaine Marley: Nun, das ist nicht gerade das Allerdümmste, was du je gesagt hast.
(Monkey Island 2 – LeChuck’s Revenge)


Einige aus der Adventure-Treff Community



(1) http://www.newstatesman.com/future-proo ... e-critique
(2) http://www.theverge.com/2014/9/13/61451 ... to-support
(3) http://www.theguardian.com/technology/2 ... ideo-games

Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Verfasst: 25.09.2014, 11:24
von Bratwurstschnecke
Mag durchaus sein, dass ich das jetzt nicht durchdenke aber ich sehe jede öffentliche Stellungnahme im Namen der Adventuretreff-community erstmal kritisch. Stell dir mal den extremen und umgekehrten Fall vor. Hier melden sich ein paar "Glatzen" an und posten mal eben irgendwo öffentlich irgendeine rechtsradikale Scheiße - und das im Namen der community. Um im Namen einer community zu sprechen, müssten es schon alle Mitglieder (oder wenigstens die demokratische Mehrheit) sein, die hinter der Stellungsnahme stehen. Und selbst dann wäre meiner Meinung nach zu beachten, dass die Betreiber ebenso damit einverstanden wären.

Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Verfasst: 25.09.2014, 11:37
von Ninas Ex
Aber genau deshalb heisst es ja auch "inoffiziell" und ist unterschrieben mit "Einige aus der Community". Damit wird doch klar gestellt, dass es nicht alle und auch keine Mehrheit ist, sondern eben nur ein paar aus der Community, die das unterstützen. Ich denke nicht, dass sich hier irgendwer vereinnahmt fühlen muss. Und wenn du meinst, dass die Redaktion erst ihr Einverständnis geben muss, naja, weiss nicht - es wäre schön, wenn sich mal wer aus der Redaktion zu diesem Punkt äußern würde. Also ob eine solche "inoffizielle" Stellungnahme sich auf den Adventure-Treff beziehen darf. Ich meine, es wird ja auch nicht behauptet, dass hier für den Adventure-Treff als Gesamtkunstwerk gesprochen wird. Aber ich möchte (ohne es genau zu wissen) auch nicht ausschließen, dass sich in der Redaktion jemand findet, der oder die diese Stellungnahme als Einzelperson unterstützt. Und wenn es doch ein Problem sein sollte, kann man ja auch noch explizit einen Satz hinzufügen, dass der Text nicht die Meinung der Redaktion widerspiegelt aber im Sinne der Meinungsfreiheit/-vielfalt veröffentlicht wird.

Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Verfasst: 25.09.2014, 11:58
von Bratwurstschnecke
Auch mit der expliziten Einschränkung "einige" und "inoffiziell" würde doch der Name (und die Lobby) des AT genutzt, womit die Aussage nach außen hin ein ganz anderes Gewicht bekäme als wenn sie "nur" von Privatpersonen unterzeichnet würde. Ich sehe da eher ein generelles, kein auf den konkreten Fall bezogenes Problem der Legitimität.

Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Verfasst: 25.09.2014, 12:49
von realchris
Zumal Du das Thema doch wieder in den Kontext ihrer Thesen stellst. Das impliziert auch, dass jeder, der nicht an der Unterschrift beteiligt ist, komplett gegen sie ist. Und Du benutzt dennoch den Treff, indem Du inoffizielle Meldung einiger Treffmitglieder schreibst und benutzt dadurch wieder alle Mitglieder, selbst, die nicht teilnehmen wollen.


Du kannst gerne, ohne den Treff zu erwähnen, einige Adventurespieler zusammentrommeln, und privat ein Statement mit Unterschriftensammlung verlesen. Doch bitte halte den Treff da raus, da Du da alle die hier angemeldet sind für Dich benutzt. Es ist quasi noch schlimmer als das, was Du davor machen wolltest.
Und wenn es doch ein Problem sein sollte, kann man ja auch noch explizit einen Satz hinzufügen, dass der Text nicht die Meinung der Redaktion widerspiegelt aber im Sinne der Meinungsfreiheit/-vielfalt veröffentlicht wird.
Es ist auch das Problem, dass Du die Community als ganzes, die Angemeldeten fragen müsstest und die müssten einstimmig dafür sein. Du kannst nicht einfach ein neutrales Forum für Deine Zwecke in Beschlag nehmen. Der Treff ist ja nicht nur die Redaktion. Der Treff ist die Redaktion, der Verein und die Gemeinschaft der Angemeldeten.

Du kannst eine private Initiative starten, in der Du private Gamer aus dem Adventuresektor sammelst und diese auf Deiner Liste unterzeichnen lassen. Aber halte bitte den Treff raus. Wie Bratwurstschnecke gesagt hat, ist das ein Legitimationsproblem.

Wir, einige Mitarbeiter von Colafirma X sind dafür, dass Veganer ihre Meinung äußern dürfen. (Weißt Du, was dann passieren würde? Colafirma X würde ihre Mitarbeiter wahrscheinlich feuern und Schadensersatz verlangen). Du kannst nicht einfach einen Namen für Deine politischen Zwecke nutzen.

Frauen wird es nicht gerade leicht gemacht, sich im Netz ohne Angst zu bewegen und ihre Meinung offen zu artikulieren. Nehmen wir das Beispiel von Anita Sarkeesian. Sie bloggt auf ihrem Videokanal „Feminist Frequency“ über sexistische Stereotype und Bildsprache in Computerspielen. Doch was als kritischer Beitrag zu einer Debatte über die zeitgemäße Darstellung von Geschlechterrollen in Computerspielen (und Medien allgemein) gedacht ist, wird nicht von allen mit Freude aufgenommen. Aus den Kreisen der sich selbst so bezeichnenden „Gamer Community“ schlägt Anita Sarkeesian eine Welle des Hasses entgegen. Wilde Beschimpfungen, persönliche Angriffe, unerwünschtes Eindringen in ihre Privatsphäre, Ruf schädigende Gerüchte über niedere Motive und mangelhafte Kompetenz bis hin zu Mord- und Vergewaltigungsdrohungen ergießen sich seit Jahren über Anita Sarkeesian. Ende August sah sie sich schließlich gezwungen, aufgrund der Drohungen zu ihrem eigenen Schutz und dem ihrer Familie ihr Zuhause zu verlassen. Eine feministische Bloggerin soll zum Schweigen gebracht werden, weil sie den Mut findet, sich als Frau in einer immer noch männlichen Domäne kritisch zu äußern.

Ian Steadman verurteilt im New Statesman nicht nur die offensichtliche Gewalt gegen Anita Sarkeesian, sondern weist auch auf das begünstigende Umfeld hin: „Es werden Lügen als Wahrheit ausgegeben und sinnlose Gedankensprünge werden als niederschmetternde Beweise vorgebracht, von jenen Menschen, die über den „Marktplatz der Ideen“ schwafeln, als ob das rechtfertigen würde, ein totaler Arsch zu sein. Sie schicken keine Todesdrohungen, aber sie schaffen und bewahren eine Umgebung, in der eine Frau wie sie in der Weise behandelt wird wie sie behandelt wird.“ (1) Den unzähligen im Netz kursierenden Verschwörungstheorien und Gerüchten, die auf eine Umkehr von Täter und Opfer bauen, indem Anita Sarkeesian vorgeworfen wird, sie habe den Hass und die Gewalt gegen sie „provoziert“ oder gar selbst „fabriziert“, hält sie entgegen: „Zu einem der radikalsten Dinge, die du machen kannst, gehört es, Frauen tatsächlich zu glauben, wenn sie über ihre Erfahrungen sprechen“. (2) In ihrer polemischen Beschreibung der Methoden und der „Kultur des Terrors“, aus der heraus die Angriffe gegen Anita Sarkeesian und andere kommen, stellt Jenn Frank im Guardian fest: „Bei der Belästigung tapferer Frauen musst du immer wieder versichern, dass es bei deiner Kampagne nicht um das Geschlecht geht. Und in gewisser Hinsicht geht es auch gar nicht darum. Fortgesetzte Misshandlung kennt kein Geschlecht, ethnische Gruppe, Religion oder Überzeugung. Sie verletzt jeden.“ (3) Jenn Frank entschied sich übrigens dazu, ihren Job als Journalistin an den Nagel zu hängen, nachdem als Reaktion auf ihren Artikel auch sie selbst Opfer einer Welle von Online-Belästigungen wurde. Mission accomplished, werden sich die Mobber und Stalker wohl Schulter klopfend denken.

Wir, die Unterzeichnenden dieses Appells, sagen: Es reicht!
Das alles müsstest Du streichen. Da baust Du, und Du weißt auch, dass Du das machst. Das Thema wieder ein.



So wäre der Text weitestgehend neutral:

Support für Anita Sarkeesian
Offener Brief für eine vielfältige, offene und respektvolle Diskussionskultur und gegen Hass, Hetze und Gewalt


Frauen wird es nicht gerade leicht gemacht, sich im Netz ohne Angst zu bewegen und ihre Meinung offen zu artikulieren.

Wir, die Unterzeichnenden dieses Appells, sagen: Es reicht!

Wir sind langjährige Gamer und Gamerinnen, die leidenschaftlich Adventures spielen und gerne an einer Community teilhaben, die sich über Adventures austauscht. Wir wollen nicht mehr länger schweigen und zuschauen, wie Menschen gemobbt und mit Gewalt bedroht werden, weil sie ihre Meinung äußern.

Wir drücken unsere Empörung über und Ablehnung des Mobbings und der Gewalt aus, der Anita Sarkeesian und andere Personen ausgesetzt sind, weil sie sich in der Debatte zum Beispiel zum Sexismus in Computerspielen geäußert haben. Einschüchterung und Drohungen haben mit Meinungsfreiheit nichts zu tun und sind ganz sicher nicht der richtige Weg, um der Kritik von Anita Sarkeesian und anderen zu begegnen.

Wir rufen dazu auf, die Lügen, Belästigungen und die Gewalt gegen Anita Sarkeesian und alle anderen betroffenen Personen zu stoppen.

Wir wünschen uns eine breite und sachliche Debatte. Die Vielfalt an Meinungen in einer Debatte ist eine Stärke, die bereichernd wirken und dazu beitragen kann, dass wir von einander lernen.

Einige aus der Adventure-Treff Community

Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Verfasst: 25.09.2014, 14:25
von Ninas Ex
Wie soll man denn sinnvoll auf eine Debatte Bezug nehmen, ohne ein Mindestmaß an Kontext herzustellen? Die Stellen, die du herausstreichen möchtest, sind der Versuch, diesen Kontext aufzumachen. Da geht es um ganz einfache Basics: Worum geht es? Was läuft nach Ansicht der Unterzeichner des Briefes falsch? An wen richtet sich der Brief? Und was soll das Ganze? Dazu gehört auch, zumindest in einem Nebensatz zu erwähnen, wer Anita Sarkeesian ist und was sie tut. Eine Positionierung für die Thesen von Anita Sarkeesian findet sich aber nicht in dem Brief. Würde man den Kontext weglassen, dann bliebe der ganze Brief in einem Vakuum, ohne den Hintergrund und die Motivation zu vermitteln. Das nackte Skelett, das du vorschlägst, vom Brief übrigzulassen, vermittelt weder Hintergund noch Motivation und reduziert alles auf die reinen Forderungen. Ich finde es aber verünftiger, vorher zu erklären, warum und wieso und woher kommt die Motivation, diese Forderungen zu stellen. Anders formuliert: Dein Vorschlag lässt nur die Optionen Ja oder Nein zu, man kann den Forderungen zustimmen oder sie ablehnen. Aber mein Vorschlag versucht auch zu begründen, warum diese Forderungen gestellt werden. Das finde ich seriöser und differenzierter.

Zur Legitimationsfrage: Wie gesagt, mich würde interessieren, sieht das die Redaktion auch so? Wenn ja, dann kann ich eh nix ausrichten. Dann bleibt tatsächlich nichts anderes übrig, als unabhängig vom Treff Unterschriften sammeln zu gehen. Aber bitte erkläre mir den Zusammenhang
Zumal Du das Thema doch wieder in den Kontext ihrer Thesen stellst. Das impliziert auch, dass jeder, der nicht an der Unterschrift beteiligt ist, komplett gegen sie ist. Und Du benutzt dennoch den Treff, indem Du inoffizielle Meldung einiger Treffmitglieder schreibst und benutzt dadurch wieder alle Mitglieder, selbst, die nicht teilnehmen wollen.
Diese Logik erschliesst sich mir nämlich einfach nicht. Ich "benutze" hier gar niemanden. Der Bezug zum Treff macht für mich insofern sehr wohl einen Sinn, weil wir hier ja seit Tagen, mit gar nicht so geringer Beteiligung, darüber diskutieren. Das heisst, es wurde zu einem relevanten Thema beim Treff, zu dem sich einige Gedanken machen. Das rechtfertigt für mich, dass man den Brief quasi als ein Ergebnis dieser Diskussion betrachten kann. Und du willst dies wieder komplett trennen und den Zusammenhang zu dieser Diskussion abschneiden? So als hätte es diese Debatte hier nie gegeben? Zum Kontext und ihren Thesen und warum mir das wichtig erscheint habe ich ja gerade vorhin einiges gesagt. Ich verstehe nicht, was du damit meinst, dass impliziert wird, dass jeder, der nicht unterschreibt, "komplett gegen sie ist". Wogegen ist? Gegen die Thesen von Anita Sarkeesian? Und wo und warum wird das bitte impliziert? Der Hinweis auf ihre Thesen soll doch helfen, den Kontext zu erklären. Eine Positionierung im Sinne von "ich bin für oder bin gegen ihre Thesen" lese ich hingegen nicht aus dem Brief heraus. Also lese ich folglich auch nicht heraus, dass diejenigen, die nicht unterschreiben, "komplett gegen sie" sind.

Also langer Rede kurzer Sinn: Ich finde Hinweise auf den Kontext wichtig für das Verständnis und bereichernder als die bloße Aufzählung von Forderungen. Ich sehe an keiner Stelle des Briefes eine Positionierung für die Thesen von Anita Sarkeesian. Daher sehe ich auch nicht, dass irgendwer dafür "benutzt" wird. Für mich ist der Brief ein Ausdruck der hier stattfindenden Diskussion und das rechtfertigt für mich auch die Nennung des Adventure-Treffs als Kontext, in dem diese Debatte stattfindet.

Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net

Verfasst: 25.09.2014, 14:32
von Simon
Wo und wie sollte die Stellungsnahme eigentlich gebracht werden? Prinzipiell finde ich es in Ordnung, den Namen der AT-Community zu verwenden. Es ist zwar in gewisser Weise ein Ausnutzen und fällt auf den AT zurück, aber ihr seid nunmal die Community und habt einen grossen Verdienst daran, dass der AT das ist, was er ist. Wichtig ist allerdings, dass konkret dabei steht, wer aus der Community die Stellungnahme unterstützt, also "Ninas Ex und x y z aus der Adventure-Treff-Community".

Mich stört übrigens direkt dieser Satz: "Frauen wird es nicht gerade leicht gemacht, sich im Netz ohne Angst zu bewegen und ihre Meinung offen zu artikulieren." Für mich klingt das masslos übertrieben.