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Verfasst: 22.09.2004, 11:30
von Zoldoron
@nomad: Welchen Sinn soll denn bitte Steine schmeißen haben? Und das Wählen rechtsradikaler Parteien finde ich aus keinem Grund verständlich.
@hexenjohanna: Sehr schöner Text
![Smile :-)](/phpbb/images/smilies/icon_smile.gif)
Das ist es auch, was mich an der PDS stört, dass da immer noch die gleichen Leute (oder ein Großteil) aus der SED die Fäden in der Hand halten. Eigentlich brauchte dieses Land schon lange mal eine Partei links von der SPD, die man ja inzwischen höchstens noch in der Mitte ansiedeln kann. Aber so kann ich mich mit der PDS nicht so recht anfreunden. Trotzdem würd ich sie nicht mit rechtsradikalen Parteien vergleichen wollen, das sind doch sehr unterschiedliche Dinge.
Zu den Ossis sage ich lieber nicht sehr viel... aber wenn man sieht wie die da demonstrieren und sich völlig im Recht und ausgebeutet fühlen, da kann man doch das Kotzen kriegen.
Bei den ganzen Berechnungen, wieviel Geld von West nach Ost geflossen ist, sind bestimmt die damaligen Umtauschkurse für DDR-Alugeld in DM und die ganzen Sozialleistungen ohne vorherige Einzahlungen nicht mit berechnet worden.
Ich möchte nicht falsch verstanden werden, ich möchte nicht, dass die Wiedervereinigung rückgängig gemacht würde (wenn das denn überhaupt ginge), aber ich denke dass der Westen heute wesentlich besser ohne die Wiedervereinigung dastände. Und ich denke, dass die Ostdeutschen bei und durch die Wiedevereinigung sehr viel Glück hatten. Sie sind in meinen Augen einfach undankbar. Man hätte damals auch sagen können, dass das Ostgeld nichts mehr wert ist. (Oder gab es Goldreserven der DDR, die dem Geld einen realen Gegenwert gaben? Nicht dass ich wüsste, und von der maroden Infrastruktur und Industrielandschaft kann man das wohl auch kaum behaupten.)
Dafür sind sie dann weich im sozialen Netz des Westen gelandet, und dass es jetzt so löchrig wird liegt bestimmt auch mit an diesem Ansturm.
Natürlich haben auch die Ostdeutschen ein Recht auf die gleichen Chancen und Glück im Leben, aber sie sollten dabei nicht die eigene Geschichte vergessen oder in der Erinnerung alles verdrehen. Vielleicht sind sie auch nur zu sehr daran gewöhnt, dass der Staat immer alles für sie geregelt hat.
Letztendlich fehlt mir aber der globale Überblick (der fehlt aber allen...). Und ich hab schließlich nicht die ganzen Kosten aus eigener Tasche bezahlt, aber ich denke die ganze miese Stimmung in diesem Land schlägt sich auch auf das private Lebensgefühl nieder, auch wenn ich eigentlich über nichts wirklich schlimmes zu klagen hätte.
Mist, jetzt hab ich ja doch viel gesagt
![Wink ;)](/phpbb/images/smilies/icon_wink.gif)
Verfasst: 22.09.2004, 11:48
von neon
Zoldoron hat geschrieben:
Letztendlich fehlt mir aber der globale Überblick (der fehlt aber allen...). Und ich hab schließlich nicht die ganzen Kosten aus eigener Tasche bezahlt, aber ich denke die ganze miese Stimmung in diesem Land schlägt sich auch auf das private Lebensgefühl nieder, auch wenn ich eigentlich über nichts wirklich schlimmes zu klagen hätte.
Stimme Dir voll und ganz zu. Sehen wir es doch mal im Vergleich zum Rest der Welt. Wir haben ein Dach über dem Kopf, Essen im Überfluss, fahren Auto, haben Freizeit, Internet, Spaß, Spannung, Spiel und Abwechslung, sind krankenversichert, rentenversichert, arbeitslosenversichert und beschweren uns trotzdem.
Wenn ich mir jetzt irgendeinen abgemagerten kleinen Jungen in Äthiopien ansehe, stelle ich fest: Der pennt in 'ner Strohhütte wenn überhaupt, essen ist ein Fremdwort, medizinische Versorgung gibt's mit viel Glück durch's rote Kreuz, wenn er überhaupt mit irgendwas Geld verdient, dann schuftet er vom Aufstehen bis zum Schlafengehen für ein paar Cent, und wenn's dumm läuft fällt er einfach tot um. Vom Krieg will ich garnicht erst anfangen, da ist es ohne schon schlimm genug.
Und da soll mal einer meckern uns würd's schlecht gehen. Wir leben im absoluten Wohlstand. Es gab nie eine Zeit, in der es der Durchschnittsbevölkerung so gut ging wie uns jetzt. Über was beschweren wir uns eigentlich? Jeder von uns wirft in einem Jahr mehr weg als die jemals in ihrem Leben besitzen werden. Von dem was wir an einem Tag verdienen, könnten die 'nen ganzen Monat leben, inklusive der ganzen Sippe, wenn nicht sogar noch länger.
Ich bin zufrieden mit dem was ich habe, und das werde ich auch sein wenn's noch ein bißchen schlechter läuft. Wir haben noch die Möglichkeit uns einzuschränken wenn's hart auf hart kommt. Und solange wir diesen Puffer noch haben, kann es uns so schlecht nicht gehen.
Verfasst: 22.09.2004, 12:07
von max_power
Gerade auf Zoldorons Beitrag bezogen denke ich, dass nach der Wiedervereinigung vieles falsch gelaufen ist. Vielleicht war es so, dass die entscheidenden Politiker in Deutschland sich nur Gedanken gemacht haben, wie sie das Land (oberflächlich) vereinen, aber nicht was danach passiert. So in der Art: Wenn wir wiedervereinigt sind ist alles gut und der Osten wird auf das gleiche Niveau des Westens gehievt, wenn überhaupt schon an das Finanzielle gedacht wurde.
Das war anscheinend falsch gedacht. Die heute anstehenden Reformen hätten gleich nach der Wiedervereinigung kommen müssen, dann wären sie evtl. auch deutlich weicher ausgefallen. Es ist mit Sicherheit so, dass im Osten viel Geld verpulvert wurde, aber das sollte man meiner Meinung nach eher den Politikern ankreiden. Dieses Geld hätte man verbunden mit leichteren Sozialreformen dazu nutzen sollen, die Sozialsysteme zu stabilisieren, stattdessen wurden sie einfach ausgeschlachtet.
Verfasst: 22.09.2004, 14:41
von Rech
Zoldoron hat geschrieben:@nomad: Welchen Sinn soll denn bitte Steine schmeißen haben? Und das Wählen rechtsradikaler Parteien finde ich aus keinem Grund verständlich.
Ich glaube, in Nomads beitrag ein wenig Ironie rausgelesen zu haben, aber gut, vieleicht irre ich mich ja auch.
Zoldoron hat geschrieben:Oder gab es Goldreserven der DDR, die dem Geld einen realen Gegenwert gaben? Nicht dass ich wüsste, und von der maroden Infrastruktur und Industrielandschaft kann man das wohl auch kaum behaupten.
Ähm, Gold als Gegenwert gibt es in Deutschland schon seit Ende des 1ten Weltkrieges nicht mehr und das ist auch gut so ! Wieso hätte es das in der DDR den dann bitte geben sollen ?
Ansonsten kan ich dir zustimmen, viele der Ossis meckern das es ihnen ohne Wiedervereinigung besser ginge, ach ja ?
Stellen wir uns mal vor die DDR hätte weiterhin bestanden :
Die UDSSR war 1990 am Ende und der gesammte Warschauer Pakt
wurde aufgelöst, die DDR währe also auf sich allein gestellt gewesen. Es würde dort Heute genauso aussehen wie in den ehemaligen Satelliten Staaten und das ist, auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen, einiges schlimmer als im Heutigen OstDeutschland.
max_power hat geschrieben:creeping deathaaa hat geschrieben:ähm natürlich ,wer behauptet das gegenteil ???
Ich hatte das Gefühl, dass Rech so denkt.
Rech hat geschrieben:warum sehen eigneltich alle die Gefahr nur von Rechts ?
Was ist den mit der PDS, Links mag zwar für viele besser sein als Rechts [für mich ja auch] aber trotzdem ist Links kagge.
Mag sein das ich als in Polen geborener, da ein wenig vorbelastet bin, aber im [Praktischen]Sozialismus geht es durchaus auch Extrem zu. Wenn wir den Sozialsmus der DDR oder Polens auf die Heutige Zeit ummünzen droht und allen wegen diesem FOrum und der in diesem Faden geäusserten Politischen Texte einiges an Gefängniss, vorausgesetzt wir hätte überhaupt zugriff auf das ganze Internet [bsp.: China ..].
Selbstverständlich ist niocht ohn weiteres ein soclhes System aus unserer Demokratie heraus machbar, aber genauso wenig ist auch ein Totalitärer Staat möglich.
Neon hatt da schon recht, und allen gehts hier ziemlich gut, selbst einem Arbeitslosen geht es hier noch ziemlich gut, warum sollten wir das kaputt machen in dem wir mit Links oder Rechts "experimentieren", wenn es überhaupt jemand schafft das es und [noch] besser geht dann sind dies bestimmt die SPD oder CDU und vieleicht noch die FDP...
Verfasst: 22.09.2004, 19:54
von galador1
nachdem ich die ganzen beiträge hier gelesen habe, bin ich doch sehr froh das ich am sonntag die PDS gewählt habe. ich bin ja auch so ein undankbarer ossi. dann passt es ja gut ins bild.
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Verfasst: 22.09.2004, 19:58
von max_power
Rech hat geschrieben:Zoldoron hat geschrieben:Oder gab es Goldreserven der DDR, die dem Geld einen realen Gegenwert gaben? Nicht dass ich wüsste, und von der maroden Infrastruktur und Industrielandschaft kann man das wohl auch kaum behaupten.
Ähm, Gold als Gegenwert gibt es in Deutschland schon seit Ende des 1ten Weltkrieges nicht mehr und das ist auch gut so ! Wieso hätte es das in der DDR den dann bitte geben sollen ?
Vor einigen Jahren wollten ein paar Politiker oder zumindest einer mal die Goldreserven des Staates neu berechnen lassen, um irgendwie die Schulden neu zu bestimmen oder was weiß ich was. Seitdem lebe ich in der Vorstellung, dass der Staat irgendwo in Berlin oder sonstwo einen kleinen Tresor mit ganz viel Gold stehen hat.
![Very Happy :D](/phpbb/images/smilies/icon_biggrin.gif)
(entschuldigt die kindische Ausdrucksweise, aber wenn es um Gold geht wird mir immer ganz anders
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(stimmt nicht))
Verfasst: 22.09.2004, 20:00
von Hexenjohanna
galador1 hat geschrieben:nachdem ich die ganzen beiträge hier gelesen habe, bin ich doch sehr froh das ich am sonntag die PDS gewählt habe. ich bin ja auch so ein undankbarer ossi. dann passt es ja gut ins bild.
![Rolling Eyes :roll:](/phpbb/images/smilies/icon_rolleyes.gif)
Was erhoffst Du Dir denn von einer starken PDS? Würd mich mal interessieren.
Verfasst: 22.09.2004, 20:14
von galador1
ich erhoffe mir von keiner partei mehr etwas. punkt. hab seit der wende immer abwechselnd SPD oder grüne gewählt. seit harz IV ist mir dies aber unmöglich geworden. also war nur noch die PDS als alternative da. die hatten auch ein paar gute, sicher PR kampanien, hier gestartet und z.b. den leuten beim ausfüllen der Harz fragebögen geholfen. fand ich gut. wir haben hier etwa 23% arbeitslose. große firmen gibt es hier weit und breit keine. wird auch nicht werden so nah an der polnisch/tschechischen grenze. die paar meter fahren die dann noch weiter. Harz 4 ist hier also allgegenwertig und die leute sind stark verunsichert. ich verstehe das sie auf die straße gehen und finde es auch gut so. die informationspolitik die regierung ist unter aller sau.
P:S: es wird immer so viel von demokratie geredet und das wahlrecht ist ja sowas von demokratisch und jeder sollte wählen gehen (gab es riesige anzeigen in der zeitung vorher) dann gehen die leute, wählen aber wohl das falsche und werden beschimpft. das ist dann wohl demokratie? sollen sie doch gleich nur noch spd und cdu draufschreiben auf den zettel, das spart ärger.
darf man CDU wählen? die gab es auch schon in der DDR. war ne blockpartei damals.
übrigens war bei und (sachsen) die wahlbeteiligung sogar etwas höher als beim letzten mal.
Verfasst: 22.09.2004, 20:44
von Hexenjohanna
Ich weiß nicht genau, warum mich Deine Antwort spontan so traurig gemacht hat. Vielleicht weil sie ausdrückt, warum es irgendwie so sinnlos ist, in einer Volkspartei seine Meinung repräsentiert zu sehen. Die Krux ist, nicht zu wählen ist eine Steilvorlage für Parteien, die man nicht will, deshalb geht man hin und macht das, was man für das kleinste Übel hält oder für seinen persönlichen Beitrag zur Veränderung. Trotzdem ist das alles irgendwie mies, weil man eigentlich immer etwas wählen muss, dass einen im Prinzip unzufrieden macht. Hinter dem persönlichen Wunsch, gute Leute für sich in die erste Reihe zu schicken, steht das Gefühl, nur das geringste Übel gewählt zu haben und man fühlt sich gar nicht wirklich mit seinen Interessen vertreten.
Als Gysi noch das Sprachrohr der PDS war, hatte ich ziemliche Sympathien für die "kleine Partei am linken Rand" entwickelt, da er in der Lage war, positive Perspektiven, die über die PDS kommen sollten, geschickt und charmant zu vertreten. Heute fehlt da aber ganz deutlich eine solche Integrationsfigur, die deutlich macht, was heute an der PDS anders ist und warum sie eine demokratische Partei ist, die nicht ins Gestern zurück will im Interesse "der Volksgenossen", sondern Konzepte anbieten kann, wie es denn in der neuen Welt besser funktionieren könnte. Es ist ja schön, dass sie so volksnah sind, dass sie Leuten bei behördlichen Problemen helfen (was sie nur tun, um sie ins Boot zu holen) aber was bitteschön haben sie an Konzepten? Das macht mich misstrauisch, dass sie es zumindest nicht verstehen, das nach außen zu kommunizieren. So wirkt das immer wie ein Interessensverbund ehemaliger Funktionäre.
Verfasst: 22.09.2004, 21:09
von galador1
ich gebe dir da recht. man wählt das kleinste übel. das problem ist aber auch das man die kandidaten die man wählen soll. erst sieht wenn die plakate geklebt werden. wer sind diese leute? man kennt sie nicht und soll doch einen davon aussuchen. nich einfach.
konzepte der PDS? keine ahnung, dafür müßte man wohl deren programme lesen, was ich nicht tu. ich kenne aber auch die konzepte der anderen parteien nicht. von daher ist da kein unterschied. (haben Parteien überhaupt welche? )
Verfasst: 22.09.2004, 21:21
von Rech
@ Galdor : Ich habe nicht behauptet das du ein undankbarer Ossi bist und ich wollte mit meinem Beitrag auch nicht alle Ossis über einen Kamm scheren, aber ich glaube das du auch sagen musst das es viele dieser undankbaren Osis gibt, oder etwa nicht ?
Glaubst du, persöhnlich, das es euch ohne Wende besser oder schlechter ergangen währe ? Die Frage soll nicht provokant wirken, ich möchte nur eine ehrliche Meinung deinerseits höhren.
Achja, , falls es jemanden interessiert, ich wähle bei der nächsten Bundestagswahl FDP, wollt ich nur mal so anmerken, da ja mittlerweile jeder gesagt hat was erwählt
![Wink :wink:](/phpbb/images/smilies/icon_wink.gif)
Verfasst: 22.09.2004, 21:39
von Hexenjohanna
galador1 hat geschrieben:ich gebe dir da recht. man wählt das kleinste übel. das problem ist aber auch das man die kandidaten die man wählen soll. erst sieht wenn die plakate geklebt werden. wer sind diese leute? man kennt sie nicht und soll doch einen davon aussuchen. nich einfach.
konzepte der PDS? keine ahnung, dafür müßte man wohl deren programme lesen, was ich nicht tu. ich kenne aber auch die konzepte der anderen parteien nicht. von daher ist da kein unterschied. (haben Parteien überhaupt welche? )
Die Programme bzw. Konzepte kenn ich auch nicht 100%, ich versuche halt auch nur bei den Äußerungen der Politiker bzw. nach dem, was ich in den Medien erfahre, "zwischen den Zeilen" zu lesen.
Leider erfährt man nie von objektiver Seite, was davon hingehauen hat, und was ein Desaster war. Dafür haben die Parteien wiederum zuviel Einfluss auf die Medien. Pressefreiheit, wie ich sie verstehe wäre eigentlich die selbstempfundene Pflicht der Presse, die Berichterstattung über die Fortschritte gestrig angekündigter Neuerungen genau so wichtig zu nehmen wie das tägliche Informationsgeschäft. Aber da will offenbar niemand jemandem auf die Füße steigen. Ich finde, sie könnten beharrlicher sein im verfolgen solcher Sachen. Wen interessieren schon Visionen, die immer nur teuer Geld kosten und uns nur mäßig was bringen? Ich glaube, rechtzeitige nachhaltige Pressearbeit könnte da schon eine erzieherische Wirkung haben. Ich hab echt die Nase voll von den Botschaften "soundsowirdsklappenunddaskostetleiderteuer" und der nach kurzer Wirkungszeit erfolgenden Meldung "hatleidernichtgeklapptdeshalbversuchenwirjetztmalwasanderesaberbilligwirddasnicht". So läuft das viel zu häufig ab und das frißt mir echt mentale Energie weg, die ich nicht über hab.
Verfasst: 22.09.2004, 22:14
von creeping deathaaa
neon hat geschrieben:Zoldoron hat geschrieben:
Letztendlich fehlt mir aber der globale Überblick (der fehlt aber allen...). Und ich hab schließlich nicht die ganzen Kosten aus eigener Tasche bezahlt, aber ich denke die ganze miese Stimmung in diesem Land schlägt sich auch auf das private Lebensgefühl nieder, auch wenn ich eigentlich über nichts wirklich schlimmes zu klagen hätte.
Stimme Dir voll und ganz zu. Sehen wir es doch mal im Vergleich zum Rest der Welt. Wir haben ein Dach über dem Kopf, Essen im Überfluss, fahren Auto, haben Freizeit, Internet, Spaß, Spannung, Spiel und Abwechslung, sind krankenversichert, rentenversichert, arbeitslosenversichert und beschweren uns trotzdem.
Wenn ich mir jetzt irgendeinen abgemagerten kleinen Jungen in Äthiopien ansehe, stelle ich fest: Der pennt in 'ner Strohhütte wenn überhaupt, essen ist ein Fremdwort, medizinische Versorgung gibt's mit viel Glück durch's rote Kreuz, wenn er überhaupt mit irgendwas Geld verdient, dann schuftet er vom Aufstehen bis zum Schlafengehen für ein paar Cent, und wenn's dumm läuft fällt er einfach tot um. Vom Krieg will ich garnicht erst anfangen, da ist es ohne schon schlimm genug.
Und da soll mal einer meckern uns würd's schlecht gehen. Wir leben im absoluten Wohlstand. Es gab nie eine Zeit, in der es der Durchschnittsbevölkerung so gut ging wie uns jetzt. Über was beschweren wir uns eigentlich? Jeder von uns wirft in einem Jahr mehr weg als die jemals in ihrem Leben besitzen werden. Von dem was wir an einem Tag verdienen, könnten die 'nen ganzen Monat leben, inklusive der ganzen Sippe, wenn nicht sogar noch länger.
Ich bin zufrieden mit dem was ich habe, und das werde ich auch sein wenn's noch ein bißchen schlechter läuft. Wir haben noch die Möglichkeit uns einzuschränken wenn's hart auf hart kommt. Und solange wir diesen Puffer noch haben, kann es uns so schlecht nicht gehen.
danke für diesen beitrag ,denn jetzt muss ich ihn nicht mehr schreiben
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.......exakt meine meinung ,aber der mensch ist halt ein meister im gewöhnen und will immer mehr ,mehr ,mehr...
ich finds echt immer traurig wie sehr die leute sich über ihre achso großen finanziellen sorgen aufregen ,und andere menschen nicht wissen ,ob sie den nächsten tag erleben ,jeder der in einer relativ stabilen gesellschaft lebt ,sollte froh sein ,dass er nicht in den veramten gebieten dieses planeten aufgewachsen ist...
Verfasst: 23.09.2004, 01:24
von Nomad
Hexenjohanna hat geschrieben:Ich weiß nicht genau, warum mich Deine Antwort spontan so traurig gemacht hat. Vielleicht weil sie ausdrückt, warum es irgendwie so sinnlos ist, in einer Volkspartei seine Meinung repräsentiert zu sehen. Die Krux ist, nicht zu wählen ist eine Steilvorlage für Parteien, die man nicht will, deshalb geht man hin und macht das, was man für das kleinste Übel hält oder für seinen persönlichen Beitrag zur Veränderung. Trotzdem ist das alles irgendwie mies, weil man eigentlich immer etwas wählen muss, dass einen im Prinzip unzufrieden macht. Hinter dem persönlichen Wunsch, gute Leute für sich in die erste Reihe zu schicken, steht das Gefühl, nur das geringste Übel gewählt zu haben und man fühlt sich gar nicht wirklich mit seinen Interessen vertreten.
Das meine ich übrigens mit "Steine schmeißen".
Eine kleine persönliche Anmerkung zum Thema "armer kleiner Negerjunge in Äthiopien": Ich maße mir nicht an, Recht zu haben, aber bei meinem dreiwöchigen Mosambik-Urlaub dieses Jahr (der mich durch's ganze Land getragen hat) hatte ich den Eindruck, dass die Eiheimischen ausserhalb der Städte, die in Bambushütten ohne Strom und Wasser von Substitutionswirtschaft leben, nicht sonderlich unglücklich sind, und zwar mangels Alternativen. Hier in Deutschland werden wir tagtäglich damit konfrontiert, wie gut man's zwanzig Meter weiter haben kann. Absolut betrachtet geht's unseren Sozialhilfeempfängern gut, weil sie zu essen und ein Dach über dem Kopf haben, aber relativ gesehen schlecht, weil sie an dem Reichtum, den uns die Glotze und die Nachbarn so vorleben, nicht teilhaben können. Und dieses relative Empfinden wrte ich persönlich als Massstab. Lieber zufrieden in Unwissenheit als unglücklich umgeben von Reichtum, um es polemisch zu überspitzen. Kann das jemand nachvollziehen? Ich persönlich finde es jedenfalls nachvollziehbar (wenn auch nicht nachahmenswert), dass jemand, der stets und ständig mittels TV aufgezeigt bekommt, wie geil das Leben sein kann, der aber selbst trotz hoher Motivation und Bewerbungsmarathon keine Chance bekommt, in diese Liga aufzusteigen, aus Frustration irgendwelche Nazi-Dumpfbacken wählt. Wenn die Regierung neoliberalen Arbeitsplatzvernichtern das Wort redet und die Opposition eine einkommensunabhängige Krankenversicherung fordert - warum soll ich als Steuerzahler, der diese Schmarotzer finanziert, überhaupt wählen gehen, und warum ist es verwerflich, wenn ein Arbeitsloser aus Protest diese Nazimutanten wählt? Ich bin der Meinung, das ist Notwehr. Notwehr beinhaltet laut Definition Gewalt (und die ist immer schlecht), die dazu dient, ein Übel abzuwenden, das man nicht erdulden muss.
Verfasst: 23.09.2004, 11:42
von max_power
In Nomads Beitrag steckt Weisheit. Vielleicht hat er es etwas überspitzt ausgedrückt, aber generell kann ich es nachvollziehen. Man wäre glücklicher, wenn man arm wäre, aber nicht nach höherem streben würde. Gerade gewisse Fernsehsendungen über „die Reichen und Schönen“ ruft in manchem Menschen sicherlich eine gewisse Unzufriedenheit hervor, man möchte eben auch mal so leben, statt immer nur bei Aldi und Lidl knausern zu müssen.