Beowulf hat geschrieben:
Wenn du meinst, dass ich auf diejenigen schimpfe die z.B. Beratungsstellen für Vergewaltigungsopfer eingerichtet haben, dann ist das eine bösartige Unterstellung. Unterlasse solche Wortverdrehungen bitte in der Zukunft.
Das Problem ist, dass die wirklichen, grundsätzlichen Gefahren, denen Frauen ausgesetzt sind, mittlerweile vom hysterischen me too-, Gender- und Multikulti-Quatsch überlagert werden.
Wenn ich dir das unterstellen wollen würde, hätte ich mir kaum die Mühe gemacht, dich zu fragen.
Was dir eventuell nicht klar ist, ist die Tatsache, dass genau die Leute, die diese Arbeit leisten, sich ebenso in der metoo-Debatte engagieren. Warum? Weil es bei der metoo-Debatte um nichts anderes als um sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz mit z.T. anschließenden Drohungen durch den Missbrauch von Macht geht. Die Opfer, die es nicht schaffen, der Situation zu entrinnen, empfinden in dem Moment das Gegenteil von Macht, nämlich Ohnmacht bis hin zur Handlungsunfähigkeit, Angst und Scham, völlig egal ob Sekretärin oder hochdotierte Schauspielerin. Sie schweigen oft darüber, eben weil, auch in unserer Gesellschaft, immer noch Sätze zu hören sind wie „Hätte ja weg gehen, sich wehren und/oder kündigen können aber sie wollte ja ihre Karriere nicht gefährden“. Deshalb ist der Entstehungsgrund der metoo-Debatte eigentlich ein alter Hut, den es schon länger loszuwerden gilt. Warum da momentan ein relativ großer Aufschrei stattfindet, verblüfft mich allerdings auch. Wahrscheinlich gab es die Illusion, dass gewisse Branchen von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz verschont sind.
Beowulf hat geschrieben:Warum setzen sich nicht mehr Feministinnen für die Bekämpfung wirklicher Probleme ein, und zeigen sich z.B. mehr solidarisch mit den Frauen im Ausland, denen schon Gefängnisstrafen oder schlimmeres droht, wenn sie nur mal ihr Kopftuch abnehmen wollen?
Das tun sie durchaus. Was denkst du, welchem politischen Typ Menschen diejenigen angehören, die hier die Basisarbeit betreiben, z.B. die Beratungsarbeit für Vergewaltigungsopfer, die Öffentlichkeitsarbeit gegen Genitalverstümmelung und Kinderehen betreiben und die auch hier versuchen, durch ihre Kultur traumatisierte ausländische Mädchen und Frauen aufzufangen? Würdest du dich auf regionaler Ebene unter den Mitgliedern/Teilnehmern diverser runder Tische, Symposien, Landesarbeitsgemeinschaften und Arbeitskreisen zu diesen Themen umsehen, würdest du eine erstaunlich hohe Anzahl an politisch links-grün gerichteten Menschen mit z.T. feministischem Backround finden.
Beowulf hat geschrieben:
Und das, was mich wirklich ärgert, ist der Umstand, dass bei einem Fall wie Susanna die ganzen selbsternannten Feministen hier nur eines tun: Schweigen.
Ich habe auch noch keine AfD Mahnwache oder Gedenkminute beobachten können, wenn der Täter Deutscher war. Auch im Fall Susanna hätte bei der AfD kein öffentlicher Hahn nach einem vergewaltigten und getöteten Mädchen gekräht, wäre es kein Ausländer gewesen weil sich davon keine zwischengeschobenen Wahlwerbespots hätten kreieren lassen. Nichtsdestotrotz hat sich hier ein großes Problem aufgetan dem noch nicht angemessen begegnet wird. Es ist eine erhebliche Anzahl Menschen hinzugekommen, in der Mehrzahl Männer. Darunter einige mit rigidem und z.T. dichotomen weiblichen Rollenbild. Um es überspitzt auszudrücken sind Frauen entweder anständig (früh verheiratet, Mutter, Körper, ggf. Gesicht verdeckt, unterwürfig) oder Schlampen (der ganze Rest). Hinzu kommt sexuelle Frustration aufgrund der Unterzahl potentieller Partnerinnen, die in Wut und Gewalt an, in ihren Augen Minderwertigen umschlagen kann.
Beowulf hat geschrieben:Willst du dir aus einer internationalen Reddit-Gruppe mit 40 Tausend Mitgliedern etwa ein weißes Patriarchat zusammenbasteln, so wie es die Feministinnen gerne tun?
Nein, ich spreche nicht von einer Herrschaft der Väter, überhaupt nicht von Herrschaft sondern von der Herausbildung subkultureller Tendenzen innerhalb eines virtuellen Raumes und innerhalb diverser antifeministischer Bewegungen. Das sind zwei völlig unterschiedliche soziologische Kategorien, umso mehr, als dass ich von Tendenz spreche. Innerhalb dieser Bewegungen besteht ein rigides und dichotomes weibliches Rollenverständnis. Hinzu kommt, z.B. bei den Incels, sexuelle Frustration und Wut aufgrund fehlender potentieller Partneri……. aber das hatte ich ja bereits an anderer Stelle.
Mit all dem will ich die oben angesprochene Problematik nicht kleinreden. Gemein ist fast allen Fällen von Gewalt der Versuch, Macht über andere Menschen zu erlangen bzw. sich wenigstens kurzfristig mächtig zu fühlen. Körperliche Überlegenheit ist eine hervorragende Machtquelle, anthropologisch gesehen die elementarste und über die verfügen Männer i.d.R. gegenüber Frauen. In modernen Gesellschaften ist jedoch die Anwendung von körperlicher Gewalt kein legitimes und vor allem kein legales Mittel zur Machausübung, im Gegensatz zu manchen Herkunftsländern in denen kein staatliches Gewaltmonopol herrscht.
Jetzt verfügt die böse Menschheit jedoch über ein sehr großes Machtbedürfnis und obendrein über die nötige Kreativität und Intelligenz andere und subtilere Mittel dieses Bedürfnis zu befriedigen finden zu können. Da ist für die entsprechenden Männer der Griff zwischen die Beine einer Frau, den ansonsten keiner bemerkt oder eine einigermaßen anonyme Vergewaltigungsdrohung im Netz eine gute Gelegenheit. Das ist i.Ü. auch einer der Gründe, warum sich die Feministinnen nicht ausschließlich mit den „wirklich wichtigen Dingen“ beschäftigen. Weil dann die weniger wichtigen irgendwann keine Abweichung sondern normal werden da Macht das Bestreben hat, ihre "Joker" auszuspielen um sich auszudehnen und selbst zu erhalten. Das und die Tatsache, dass die meisten Menschen überschnappen würden, wenn sie sich tagtäglich nur mit den drastischen und massiven Gewalttaten beschäftigen würden.
Da ich vermute, dass du deine Aussagen im Wesentlichen auf die rein theoretischen „Schreibtischtäterinnen“ beziehst, die in deinen und anderen Augen Unsinn schreiben, möchte ich noch erwähnen, dass ich denke, dass unsere Gesellschaft, wie oben gesagt zwar kein Patriarchat mehr ist aber durchaus noch patriarchale Artefakte enthält. Das ist z.B. an dem, im vorherigen post angesprochenen Vergewaltigungsparagraphen, der bis in die 90 galt, ersichtlich. Ob jetzt z.B. die deutsche Sprache ein ebensolches Artefakt ist, kann ich nicht beurteilen, ebenso wenig, ob eine feminisierte oder genderisierte Reform einen positiven Gesamtnutzen mit sich bringen könnte. Aber schaden darüber nachzudenken tut es nicht. Warum manche sich eher mit theoretischen Konstrukten und andere mit praktischer Basisarbeit beschäftigen mag an den verschiedenen menschlichen Interessen, Möglichkeiten und Fähigkeiten liegen.
Es muss aber doch auch möglich sein, auch eine Feminismus-, Gender- oder Hatespeech-gegen-Frauen-Debatte zu führen und dabei eine Pro-Position einzunehmen, ohne dabei mit Mord und Vergewaltigung bedroht zu werden, da stimmst du mir sicher zu. Hier klappt es ja auch. Aber es ist doch auffällig, dass es gerade in den Foren, auf den Seiten etc. die diese Thematik aufgreifen sehr häufig derartige Drohungen stattfinden. Natürlich werden auch Männer und Jungen im Internet mit Gewalt und Mord bedroht und das ist nicht weniger verwerflich und schlimm.
Eine Drohung funktioniert umso besser, je höher die Wahrscheinlichkeit deren Umsetzung ist bzw. wie hoch die angenommene Wahrscheinlichkeit der Umsetzung seitens des Bedrohten ist. Deswegen funktionieren Vergewaltigungsdrohungen als Machtmittel gegenüber Frauen und Mädchen auch so wunderbar,
vielleicht sogar besser als Morddrohungen; weil die Wahrscheinlichkeit vergewaltigt zu werden oder bereits worden zu sein alles andere als verschwindend gering ist. Die eine Frau kann diese Bedrohungen ab, die andere nicht. Was bei den Menschen Angst auslöst, sie verletzt, mundtot macht und in Folge in ihrem Leben einschränkt ist sehr heterogen. Aber nur weil es immer Menschen gibt, die Schlimmeres erlebt haben und/oder mehr leiden und weil es immer noch größeres Unrecht gibt heißt es ja nicht, dass es sich dabei um zu vernachlässigende „Luxusprobleme“ handelt.