Hallo Amir,
nachdem ich vor Ostern das ziemlich sündige mir zugewichtelte "Lula 3D" gespielt hatte, habe ich mich anschließend, sozusagen um zu Buße zu tun, Jesus zugewendet (das schon länger "auf Halde" lag).
Ich muss zugeben, dass ich mich als gläubiger Christ mitunter etwas unwohl beim Spielen gefühlt habe, vor allem, weil mich die teils sehr vulgäre Art, wie Jesus redet, befremdet hat - diese widerspricht einfach zu sehr meiner Vorstellung von Jesus. Ich empfand den Charakter auch nicht als ganz konsistent, weil er dann zwei Sätze weiter wieder ganz fromm und gelehrt daher spricht (vermutlich waren das dann Zitate aus der Bibel). Im Laufe des Spiels hat diesbezüglich allerdings auch ein gewisser Gewöhnungseffekt bei mir eingesetzt, so dass ich es dann nicht mehr so schlimm fand.
Die Rätsel waren ziemlich heftig. Lustig, dass Du Dich gerade vorhin über "Dragon History" beschwert hast, weil man ständig alles mit allem kombinieren musste - genau das habe ich bei "Secrets of Jesus" gefühlt die Hälfte der Zeit gemacht.
Ich glaube, früher zu Zeiten von Monkey Island waren so schwierige Rätsel durchaus üblich, aber heute ist man das einfach nicht mehr gewohnt. Es hätte wahrscheinlich geholfen, wenn in den Gesprächen schon mal etwas klarer gemacht worden wäre, was das nächste Teilziel ist. Dem, was SpionAtom in seinem Beitrag vom 30.3.2020 zu diesem Punkt geschrieben hat, kann ich beipflichten.
Was mir hingegen sehr gut gefallen hat, war die Story mit ihren immer wieder überraschenden Wendungen - sei es die Sache mit den Heiligen zwei Königen oder die Esel, bis hin zu den Schlussszenen, die auf Judas' "Selbstmord" noch mal ein ganz neues Licht werfen. Ich mag sowas, wenn eine bekannte Geschichte plötzlich eine ganz andere Deutung bekommt. (Auch als Christ bin ich nicht so fanatisch, dass ich mit solchen Was-wäre-wenn-Fantasien ein Problem hätte.)
Übrigens ist mir das Spiel (über Steam) relativ häufig abgestürzt, und zwar meistens in dem Eingangsbereich der Stadt, da wo es zum Musikladen geht, oder im Musikladen selbst. Es ging immer damit los, dass Jesus sich überhaupt nicht mehr nach rechts oder links gedreht hat, sondern - egal in welche Richtung er ging - mir immer die Vorderseite zugewandt blieb, als würde er auf Schienen fahren. Und dann beim Verlassen des Raums hat das Spiel in der Regel gecrasht. Das ist während der gesamten Spielzeit bestimmt so zehn Mal passiert.
Insgesamt muss ich sagen, auch wenn das Spiel jetzt nicht mein absolutes Lieblingsspiel geworden ist: Respekt für die Leistung, sowas alleine auf die Beine zu stellen! Und dass Du Dich dazu noch eines so heiklen Themas angenommen hast. Ich denke, die Gratwanderung, das Spiel so zu machen, dass es sowohl "für Gläubige als auch für Ungläubige" was ist, wie Du mal geschrieben hast, ist nicht einfach. Aber ich würde sagen, dieses Ziel hast Du ganz gut erreicht. Ein bisschen konnte ich auch aus dem Spiel lernen, und sei es nur, wieviele Generationen zwischen Abraham und Jesus lagen. Danke dafür!