elfant hat geschrieben:An stephy
Es liegt außerhalb meines Verständnisses, wie jemand der Meinung sein kann, daß ein beschlossenes Projekt nicht weiterhin verfolgt wird. Es ist dabei dich eigentlich vollkommen unwichtig, ob man selber das Projekt für realisierbar hält oder nicht. Ebenfalls sollte doch eigentlich jedem bewußt sein, daß man derartige Großprojekte am besten in der Planungsphase stoppe müsste alleine schon aufgrund der Kosten und dem widerwilligen Absehen von fertig geplanten und beschlossenen Projekten.
Wo waren die Schwaben als Masse deiner Ansicht nach nicht träge, bis das Projekt in die Bauphase trat? Sie blieben im Heißle bei den Kendern, ließen "die da oben" mal ihren Unsinn machen, mussten feststellen daß sie alle konstruktiven Chancen praktisch verpasst hatten und fingen an zu schreien.
Wieso sollte es jedem bewusst sein, daß Großprojekte auf alle Fälle zustande kommen? Ich will gar nicht wissen, wie viele Großprojekte nie zustande haben, weil man sie aus diversen Gründen doch fallen lassen hat. Stuttgart 21 war auch in der Planungsphase nicht zu stoppen. Und für den WÄHLER ist es eben
nicht unwichtig, ob er etwas für realisierbar hält oder nicht: Er geht wählen mit einer klaren Vorstellung, die er hat. Er weiß, seine Partei unterstützt soetwas. Trotzdem wählt er sie. Warum? Weil er das Projekt nun mal eben NICHT für realisierbar hält.
Fehlinformationen und Desinteresse spielen selbstverständlich auch eine Rolle. Ich will die Schwaben da gar nicht verteidigen. Tatsache ist aber, daß es Proteste damals bereits gab, was heute gern unter den Tisch gekehrt wird. Tatsache ist, daß wohl die wenigsten Demonstrationen sofort Großdemonstrationen sind. Tatsache ist auch, daß sie JETZT auf die Straße gegangen sind - und sie sind das ja
nicht nur wegen diesem Bahnhof, es ging ja in der letzten heißen Phase um weit mehr als "nur einen Bahnhof". Es gibt Leute, die kamen von überall her angereist, um an den Demonstrationen teilzunehmen.
Das Projekt stand für eine
Sache - und deshalb konnte es Berlin erreichen. Sonst wären es vermutlich "kleinere" Demonstrationen geblieben. Was interessiert einem in der Hauptstadt auch, was in Stuttgart passiert.
Man hat hier von vornherein einen riesengroßen Fehler gemacht; man hat zu wenig informiert und die Bevölkerung weitgehend aus allem ausgeschlossen. Man hat sie vor vollendeten Tatsachen gestellt. Und irgendwann kochte das Faß über; jahrelang Politikverdrossenheit, Unzufriedenheit, aufgestaute Wut und Enttäuschung haben mit eine große Rolle gespielt. Selbst der Geißler hat drauf hingewiesen, dass die Bevölkerung weitestgehend ausgeschlossen wurde. Man hat sie nicht gefragt, was sie möchte. Es war der Politik egal. Ob man desweiteren so verfahren wird oder die Politik draus gelernt hat, weiß ich nicht. Ich vermute, es wird sich nichts ändern.
Selbstverständlich kann man hinterher immer Vorwürfe machen; man hätte die Gefahr nicht unterschätzen sollen. Sie wurde unterschätzt. Man hätte rechtlich massiver gegen so ein Projekt angehen sollen. Man ist zwar dagegen angegangen, aber es waren zu wenige, die sofort aufgeschrien haben. Denn nur Massen bewegen nun mal - Individualisten verändern solche Großprojekte leider nicht, wenn sie vom Volk kommen. Bei der Politik sieht das anders aus. Da kann einer viel verändern.