Review by MK (gaso):
Spielprinzip 2,0
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Klassisch: Geheimakte Tunguska setzt betont auf bewährte Genretugenden: Im Mittelpunkt steht daher das Auffinden und Kombinieren von Objekten. Störendes Beiwerk, z. B. in Form aufgesetzter Actioneinlagen, sucht man vergeblich. Knobelfreaks profitieren von der hohen Rätseldichte. Im Gegensatz zu einigen Genrekonkurrenten dürfen Objekte oftmals jederzeit miteinander kombiniert werden - also auch dann, wenn die finale Zielsetzung noch gar nicht offensichtlich geworden ist.
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Getrennte Wege: Später trennen sich die Wege bei-der Hauptdarsteller: Während Max in Irland knobelt, rätselt Nina in Kuba weiter. Der Vorteil: Kommt man z. B. in Person von Nina nicht weiter, so wird einfach nach Irland gewechselt, wo man mit Max sein Glück versucht. Dieses parallele Vorgehen erspart Frustmomente und sorgt zudem für Abwechselung.
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Kritikpunkte: Wer die Lupenhilfe nicht verwenden möchte, wird relativ oft zum „Pixelhunting“ gezwungen. Es fehlt zudem an Möglichkeiten einer ernsthafte Einflussnahme auf Gesprächsverläufe. Dialoge können daher wenig herausfordernd ohne Nachdenken Thema für Thema abgearbeitet werden.
Rätseldesign 1,5
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Einfallsreich: Langweilige Botengänge oder uninspirierte Allerweltsaufgaben sind erfreulich selten. Viele Knobeleien erweisen sich als durchaus originell, ohne dabei jedoch übertrieben abgedreht zu sein. Beispielsweise setzt man eine Handy-Bestückte Katze als tierisch guten „Spion“ ein. Dabei sind die Aufgaben durchaus komplexer Natur: So müssen z. B. mehrere Objekte miteinander kombiniert werden, um einen defekten Fahrradschlauch zu flicken, eine Rattenfalle zu basteln und einen Heiltrank zu mixen. Die seltenen „Schalterrätsel“ sind sinnvoll integriert, sorgen für Abwechselung und sind meist recht flott mit systematischem Probieren gelöst.
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Integration: Kaum ein Rätsel wirkt aufgesetzt, da sich fast alle Knobeleien nahtlos in die Handlung bzw. ins jeweilige Szenario einfügen. So hantiert man z. B. im Krankenhaus mit medizinischen Gegenständen und im Naturkundemuseum mit Ausstellungsstücken.
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Fairness: Aufgrund des automatisch immer mal wieder um unnütze Objekte erleichterten Inventars sowie einer stets sinnvoll begrenzten Anzahl gleich-zeitig erreichbarer Locations und nutzbarer Objekte sind die Kombinationsmöglichkeiten etwas eingeschränkt. Zusammen mit vielen dezenten, der Rät-sellösung dienlichen Hinweisen und den zumeist fairen Aufgaben wird so allzu langwieriges und frustrierendes Durchprobieren verhindert. Der mittlere Schwierigkeitsgrad überfordert Einsteiger nur höchst selten und bietet Profis genügend Herausforderung.
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Teamwork: Im späteren Spielverlauf müssen die beiden Protagonisten zusammenarbeiten, was sich als sehr herausfordernd erweist: Nina wird in einem Militärkrankenhaus gefangen gehalten, und Max, der sie befreien will, kommt nicht ohne weiteres an den dortigen Wachen vorbei. Erst indem beide Charaktere - zwischen denen hin- und hergewechselt werden kann - untereinander mit einem Kniff Gegenstände austauschen, gelingt die Befreiungsaktion.
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Finale Mängel: Im letzten Drittel des Spiels zieht der Schwierigkeitsgrad auch deshalb an, weil einige Rätsel zum Ende hin etwas weit hergeholt wirken und andere kleine Gemeinheiten den Spieler aufs Glatteis führen.
Spielumfang 3,0
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Spielintensität: Während sich bei anderen Genre-vertretern die Spielzeit durch lange Laufwege, überflüssige Bildschirme, unfaire Rätsel oder langweilige Botengänge künstlich verlängert, bietet Geheimakte Tunguska eine sehr hohe Spielintensität ohne ner-vende Leerlaufphasen.
+/-
Spieldauer: Ohne allzu inflationäre Nutzung spielin-terner oder anderer Lösungshilfen beträgt die Spielzeit für durchschnittlich geübte Abenteurer immerhin ca. 15 Stunden - ein durchschnittlicher Wert.
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Wiederspielenswert: Wie bei fast jedem Adventure hat man auch hier nach einmaligem Durchspielen alles Wesentliche gesehen bzw. erlebt.
Handhabung 1,0
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Maussteuerung: Mit der linken Maustaste begutachtet man relevante Dinge. Mit der rechten Taste wird situationsabhängig geredet oder ein Objekt benutzt bzw. aufgenommen. Am unteren Bildrand befindet sich das permanent angezeigte Inventar. Ein Doppelklick auf einen Ausgang genügt, damit die Spielfigur sofort den jeweiligen Schauplatz verlässt. Der Mauscursor gibt Auskunft über den zu erwartenden Erfolg einer Aktion, wodurch einem viel unnötige Klickarbeit erspart bleibt.
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Lösungshilfen: Die wahlweise abschaltbare Lösungshilfe gibt vor allem zu den Verschiebeknobeleien nützliche Tipps ohne dabei des Rätsels Lösung schon zu verraten. Lupenfunktion lassen sich alle Locationausgänge und alle relevanten Gegenstände anzeigen. In einem mitgeliefertes Heft sind die ersten Kapitel gelöst, sodass fest hängende Spieler nicht erst Komplettlösungen im Internet suchen müssen. Wer sich nach einer längeren Spielpause nicht mehr ganz an vergangene Ereignisse erinnern kann, darf im automatisch geführten Tagebuch nachschlagen.
Atmosphäre 2,0
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Örtlichkeiten: Interessante Locations, wie z. B. das abendliche Berliner Naturkundemuseum, der düstere Moskauer Militärbahnhof, eine kubanische Irrenanstalt und die mysteriöse Forschungsstation in der Antarktis wollen erkundet werden. Besonders gelungen ist die Gegenüberstellung des sonnigen Kuba und der verregneten irischen Küste. Nettes Detail: Entsprechend dem jeweiligen Schauplatz ist Nina gekleidet. So trägt sie z. B. im feindlichen Zug eine tarnende Militärkluft und am eisigen Pol wärmende Pelzsachen.
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Zwischensequenzen: Zahlreiche filmreife Cutsce-nes treiben einerseits die Handlung - etwa in Form einer dramatischen Verfolgungsjagd - oftmals spektakulär voran. Anderseits verbinden sie Schauplätze miteinander, indem z. B. im Stile von Indiana Jones die Reiseroute per Karte nachvollzogen wird. Sämtliche Zwischensequenzen sind von technisch ziem-lich ansprechender Qualität.
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Handlung: Angenehm flott kommt die Geschichte von Beginn an auch deshalb in Fahrt, weil viele aufgeworfene Fragen zum Weiterspielen motivieren: Was hat den Hausmeister im Museum so sehr verschreckt? Wer hat Vladimirs Wohnung durchwühlt? Was hat Oleg Kambursky zu verbergen? Welche Rolle spielt dabei die Tunguska-Region? Die Geschichte gewinnt u. a. dadurch an Reiz und Glaubwürdigkeit, weil sie an die reale Begebenheit des Tunguska-Ereignisses anknüpft. Einige unvorhergesehene Wendungen im Handlungsverlauf halten den Spannungsbogen bis zum Ende aufrecht.
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Dialoge: Überwiegend unterhaltsam gestalten sich viele Unterhaltungen, die meist weder zu kurz noch zu lang ausgefallen sind und immer wieder mit amüsanten Anspielungen aufwarten. Vor allem Gespräche mit diversen charismatischen Nebendarstellern, wie etwa dem dusseligen russischen Lokführer, der seinen Zugschlüssel irrtümlich im Klo versenkt hat und sich deshalb nicht mehr aus dem WC traut, sorgen oftmals für ein Schmunzeln.
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Atmosphärische Störungen: Das etwas abrupte und klischeebehaftete Finale lässt zu viele Fragen offen und den Spieler daher etwas unbefriedigt zurück. Einige Handlungsfäden werden außerdem am Ende zu hastig zusammengefügt. Etwas wenig erfährt man im Spielverlauf zudem z. B. über die Vorlieben, Abneigungen oder Lebensumstände der beiden Protagonisten Nina und Max, die so recht blass bleiben. Insgesamt könnten die Dialoge noch etwas dynamischer und packender sein, zumal einige gut gemeinte Gags reichlich bemüht wirken. Außerdem ziehen sie sich an einigen Stellen - wie z. B. der Reise nach Moskau - etwas zu sehr in die Länge.
Grafik 2,0
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Kulissen: Dass 2D-Optik keineswegs prinzipiell einen veralteten Eindruck hinterlassen muss, belegen die gleichsam stimmungsvollen, detailreichen wie stilsicheren Kulissen im Spiel geradezu eindrucksvoll. Zudem passt der realistisch angehauchte Grafikstil sehr gut zum Gesamtszenario.
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Animationen: Ausreichend Animationen, wie z. B. sanft im Wind wiegende Äste, herum fliegende Vögel, tropfendes Wasser und rotierende Windräder lassen die Optik nicht zum Stillleben verkommen. Noch stärker animierte Hintergründe könnten einigen Schauplätzen noch mehr Leben einhauchen. Erfreulich nahtlos fügen sich die recht detaillierten 3D-Figuren in die hübschen 2D-Kulissen ein.
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Kritikpunkte: Insgesamt wirken viele Charakterbewegungen - trotz insgesamt solider Animationen - ein wenig steif. Beim Lösen mehrerer Rätsel wird der genaue Ablauf aufgrund fehlender Animationen nicht dargestellt und nur das Ergebnis einer solchen Aktion angezeigt.
Sound 2,0
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Sprecher: Die professionelle Sprachausgabe passt fast immer zur jeweiligen Spielsituation und zu den einzelnen Charakteren. Zahlreiche prominente Sprecher kommen zum Einsatz: Beispielsweise spricht Nina Kalenkow mit der deutschen Stimme Angelina Jolies. Auch die Stimmen von Kurt Russell und Antonio Banderas sind mit von der Partie.
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Geräusche: Z. T. sehr gute Umgebungsgeräusche, wie z. B. Vogelzwitschern in ländlichen Gebieten, Wind- und Regenklänge im rauen Irland oder dumpfe Toilettenspülungsgeräusche in der Kanalisation Moskaus, tragen zur dichten Atmosphäre bei.
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Musik: Schlüsselereignisse bzw. Zwischensequenzen sind musikalisch angemessen untermalt.
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Spärlichkeit: Auch aufgrund völlig fehlender Schrittgeräusche und recht sparsamer Begleitklänge erweist sich die Soundkulisse ab und an als ein wenig zu spärlich.
Fazit: Geheimakte Tunguska ist keineswegs perfekt und erfindet das Rad auch nicht neu. Aber die Kombination aus einer interessanter Geschichte, massig fairem Rätselspaß, der intuitiven Steuerung und einer zeitgemäßen Präsentation ergibt insgesamt schlicht und ergreifend den besten klassischen Genrevertreter der letzten Jahre.
Wertung:
Spielprinzip: 2,0
Rätseldesign: 1,5
Spielumfang: 3,0
CPU-Gegner: ---
Handhabung: 1,0
Atmosphäre: 2,0
Grafik: 2,0
Sound: 2,0
Mehrspieler: ---
GESAMT:
1,9 "hervorragend"
Prozentsystem:
85%
Schulnotensystem:
1-
Auf meiner hp (siehe sig) gibts das ganze in bunt
Momentan schreibe ich eine Review zu Ankh 2.