The Abbey

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stans_gebrauchtwaren
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The Abbey

Beitrag von stans_gebrauchtwaren »

Vorbemerkung: Dieses Review bezieht sich auf die Originalversion (1. Auflage) des Spiels zusammen mit dem Patch auf Version 1.1. Das Spielvergnügen war völlig ungetrübt, es gab keinen einzigen Absturz - außer ein paar Rechtschreib- und Clippingfehlern, an denen wohl fast jedes Spiel ein wenig krankt, war von technischer Seite absolut nichts zu bemängeln. Nur, dass das halt natürlich schon in der ersten Verkaufsversion so hätte sein sollen. Aber nun zur Sache...

The Abbey schildert die Ermittlungen Leonardo de Toledos (und seines Schülers Bruno) in einer spanischen Abtei im Mittelalter. Die Handlung beschränkt sich vollständig auf die Räumlichkeiten des Klosters - nichtsdestotrotz entwickelt sich mit dem limitierten anwesenden Personenkreis eine hochverwickelte Geschichte, die mit jeder Minute, die die Untersuchungen andauern, an Spannung und Atmosphäre gewinnt. Und was als tragischer Unfall eines Mönches begann, wird nach und nach zu einem politischen Komplott - oder doch nicht? Gut, dass am Ende des Spiels ein ausführlicher Abspann nahezu (nahezu, weil insbesondere die Geschichte hinter den Machenschaften des Abtes und dem Schicksal Arcadius' nicht aufgeklärt wird) alle Fragen, die dem ermittelnden Spieler noch ins Gesicht geschrieben sein könnten, deutlich beantwortet. In jedem Fall hat mich die Geschichte von Anfang bis Ende des Spiels gefesselt. Wenn man etwas bemängeln kann, dann wohl nur, dass das Spiel viel schneller zu Ende ist, als man hoffen würde. Ich dürfte mit ein paar Blicken in die Lösung sowie teilweise unterbrochenen Dialogen auf etwa neun Stunden Spieldauer von Intro bis Abspann gekommen sein.

Kommen wir nun aber gleich zum wohl wichtigsten Kriterium für ein Adventure - die Qualität der Rätsel. Und hier bietet The Abbey leider nur sehr gemischte Ausbeute. Während ich die eingestreuten Schiebe- und Kombinationsrätsel als sehr erfrischend und gut lösbar empfunden habe, ließ das eine oder andere Inventarpuzzle doch deutlich zu wünschen übrig. Ich hätte vor dem ein oder anderen Rätsel insbesondere in der Anfangsphase des Spiels wohl ohne Lösung noch ewig gestanden. Dies ist wohl nicht einmal unbedingt dem Design selbst geschuldet, sondern hauptsächlich der Tatsache, dass einem Leonardo zu wenige hilfreiche Ratschläge gibt. Man weiß zwar durchaus, was zu tun ist, aber eine Hintergrundinformation zum "wie" findet sich kaum. Ab und zu ist einem auch nicht klar, dass man gerade jetzt den Schüler Bruno um Hilfe bitten sollte. Ab dem zweiten Kapitel bis zum Ende trat dies aber für mich kaum noch auf, man hat nur manchmal das Gefühl, Dinge überkompliziert durchzuführen.

Was die Steuerung angeht: Mit dem Finden von Gegenständen hatte ich trotz fehlender Hotspotanzeige nur einmal zu kämpfen. Leonardo bewegt sich sehr langsam durch die Abtei, ein Raumsprung bei Doppelklick sowie eine Karte für Außenbereiche, die von mir ausgiebig genutzt wurde, erleichtern aber die Navigation. Das Inventar ist gut erreichbar. Jeder Gegenstand hat seinen festen Platz, was Vorteile (ich weiß, wo er ist) und Nachteile (ich muss einen neuen Gegenstand erst einmal im Inventar finden) mit sich bringt. Interaktionen werden ähnlich Ankh durch Linksklick (Anschauen) und Rechtsklick (alles andere) durchgeführt, leider weiß man aber nicht vorher, ob eine Handlung möglich ist - da sind Ankh und Konsorten besser.

Abschließend kommen wir nun zu den unbestreitbaren Stärken des Spiels. Die Grafik ist ein Augenschmaus, auch wenn immer wieder die gleichen Orte im Kloster besucht werden und im Laufe der Zeit kaum neue Orte besucht werden. Die Kamera ist äußerst dynamisch und kann auch hereinzoomen, ein Feature, das öfter hätte genutzt werden können, insbesondere bei Konversationen aber sehr positiv auffällt. Charaktere sind liebevoll animiert, einzig fehlende Animationen der Umgebung sowie die Tatsache, dass eben nur das Kloster und sonst nichts gezeigt wird, lassen sich negativ bemerken.

Der Sound und die Sprachausgabe sind dagegen wirklich über alle Zweifel erhaben. Die Vertonung ist auf extrem hohen Niveau, die Sprecher legen eigentlich immer die Betonungen auf die richtige Stelle - was bei der unglaublichen Menge an Dialog eine wahre Meisterleistung ist. Da das Spiel eine verwickelte Handlung präsentiert, sollte man eine gewisse Freude beim Anhören längerer Dia- und Monologe haben, es wird sehr viel gesprochen. Sogar The Longest Journey kann da wohl nicht mithalten. Die Hintergrundmusik ist jederzeit passend und unterstützt die Atmosphäre auf angenehmste Weise.

Hätte The Abbey eine etwas längere Spieldauer und würde Leonardo mehr Hilfestellung bei der Lösung der Rätsel geben, wäre es ein fantastisches Spiel geworden. So bleiben gute Anlagen und eine wunderschön erzählte und realisierte Geschichte, wenn man damit leben kann, ein paar Rätselschwächen mit einer Komplettlösung auszugleichen. Leider sind nach meinem Geschmack die ersten zwei Stunden des Spiels die "schwächsten", wer sich davon aber nicht abschrecken lässt, findet ein richtig gutes, wenn auch nicht völlig überzeugendes Adventureerlebnis vor.

Fazit:

Story: 16/20
Grafik: 18/20
Sound/Musik: 19/20
Steuerung: 14/20
Rätsel: 12/20

GESAMT: 79/100
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Malo76
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Re: The Abbey

Beitrag von Malo76 »

Im Großen und Ganzen kann ich mich meinem Vorredner nur anschließen. "The Abbey" zu spielen war ein grafischer und akkustischer Genuss, die Rätsel waren hingegen schon ein wenig zu einfach und relativ schnell lösbar.

Mein Fazit:
Ein großartiges Adventure mit toller Story das, wenn die Rätsel anspruchsvoller wären, in meine persönliche Hall of Fame aufgenommen werden würde - so aber verpasst es diese Aufnahme ganz knapp
grin
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Re: The Abbey

Beitrag von grin »

Zu den Rätseln: Sie lassen sich oft nur in einer vorgegebenen Reihenfolge lösen. Wehe dem, der voraus denkt! Erst muss getriggert werden. Zudem sind Personen nach bestimmten Aktionen plötzlich wo anders, was zwar realistisch ist, aber ein Ablaufen der Bildschirme notwendig macht. Ein bisschen schade, wie man als mitdenkende/r Spieler/in frustriert wird.

Zu den Dialogen: Zwar kann man mit Rechtsklick Sätze abbrechen, aber die oft langen Begrüssungs- und Abschiedssätze kommen trotzdem immer wieder vor.

Ansonsten hübsche Grafik und gute Story.
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