Bei den beiden H.'s handelt es sich zum Einen um Heinrich I., der als erster deutscher König gilt, da er erstmals die unterschiedlichen Herrschaftsgebiete zu vereinen versuchte und damit eine ähnliche Struktur herstellte, wie sie heute mit den Bundesländern existiert. Das geschah aber nicht plötzlich, sondern über einen Prozess, der weit über das Wirken Heinrichs hinaus ging. Daher ist man weitestgehend davon abgerückt, ihn als ersten deutschen König zu betrachten, doch hat er dennoch für das heutige Deutschland den Grundstein gelegt. Die Gebeine aus seiner Gruft in Quedlinburg gelten als verschollen. Niemand weiß, wann genau sie verschwanden und wo sie sich befinden könnten.
Zum Anderen handelt es sich um Heinrich Himmler, der als Leiter der SS den falsch verstandenen Ideologien von Heinrich I. nacheiferte. Himmler legte Heinrichs Taten - hier vor allem seine Ausdehnung des Deutschen Reiches gen Osten und sein erfolgreiches Zurückdrängen der Ungarn - zu puren Selbstzwecken aus. Er war u.a. in Quedlinburg als "König Heinrich" betitelt worden, da er sich angeblich sogar für eine Reinkarnation von Heinrich I. gehalten haben soll. Er ließ die Knochen von Heinrich I. suchen und fand diese auch. Naja, zumindest angeblich, denn die Gebeine, die er in Heinrichs Gruft bestatten ließ, waren gefälscht und stammten aus einer Grabung am Schlossberg in Quedlinburg. Sie wurden später wieder entfernt. Nach Himmlers Selbstmord wurde er irgendwo in der Lüneburger Heide begraben.
Die Frau Heinrichs I., Königin Mathilde, ruht allerdings noch heute in ihrer Gruft neben dem leeren Grab ihres Gemahls. Sie errichtete kurz nach seinem Tod das Stift St. Servatii auf dem Schlossberg in Quedlinburg. Das reiche Damenstift, das immer von Äbtissinnen aus hohem Hause geführt wurde, häufte einige Schätze an.
Darunter befindet sich auch ein Alabaster-Krug, der bei der Hochzeit von Kana genutzt wurde. Dort verwandelte Jesus in angeblich genau diesen Krügen Wasser zu
Wein. Die Überschrift deutet auf die Hochzeit und den Nachschub an Wein hin, der garantiert ein frohes Fest bescherte.
P.S.:
Und sicherlich wird es einige verwundert haben, Himmler überhaupt in ein Rätsel einzubinden, aber natürlich waren wir wieder auf Wanderschaft, denn der Selketalstieg endet in Quedlinburg und traditionell führe ich euch zum interessantesten Wanderziel des Jahres und das war für mich der Schlossberg mit dem Grab Heinrichs I.. Dieser sollte unbedingt ins Rätsel einfließen, aber beim Schreiben stellte sich schnell heraus, dass sein Leben einfach widersprüchlich und bruchstückhaft überliefert ist.
So bot sich die Chronik der Kirche St. Servatii selbst an und diese ist unweigerlich schwarz und weiß. Mir gab das schlichtweg auch eine interessante Möglichkeit, mit den Parallelen, wie auch Unterschieden zwischen Heinrich I. und Himmler zu spielen und diese immer wieder gegeneinander zu stellen, was ja auch erfolgreich zur Verwirrung beigetragen hat. Gleichzeitig sollte beim Enträtseln auch ein Gefühl aufkommen, wie ich es selbst live vor Ort erlebt habe: Schockierung darüber, wie man die Ideale und das Leben von Heinrich I. so entwerten und verwirken kann - ja sogar seine Gruft und die Kirche selbst entweihen kann - obwohl man ihn doch angeblich verehrt.
Letztenendes sind beide Heinrichs aber Teil der Geschichte dieser Kirche, der mir aber dann doch etwas zu schwarz erschien. Aus diesem Grund habe ich euch zu einem weiteren, besonderen Teil der Geschichte geführt: dem Schatz! Und damit auch zu einer Reliquie, die genau dem entspricht, was die St. Servatii heute wieder ausmacht und ständig hätte ausmachen sollen.