Ich habe die Präparate nicht eingehend betrachtet, weil ich mit derart Realem nicht so gut klar komme. Ich falle zwar nicht gleich in Ohnmacht wenn ich Blut sehe, aber ich kann mir eher ein Splatter-Film ansehen als im Fernsehen Bilder von einer Brustimplantation. Bin da wohl ein wenig empfindlich.
Dass es sich dabei um
echte Menschen handelt spürt man eigentlich nicht. Ich musste mir das auch jedes Mal klarmachen. Für viele macht das aber die Faszination aus, dass in der Ausstellung keine Nachbildungen zu sehen sind. Nicht umsonst heißt es in der Werbung
"Die Faszination des Echten". Dass damit Menschen angelockt werden, die sich ansonsten nicht für die Anatomie des Menschen interessieren halte ich nicht für verwerflich. Ob ein Lerneffekt dabei raus springt mag ich nicht sagen. Es werden viele Krankheiten gezeigt, unter anderem wie eine Raucherlunge aussieht. Direkt daneben gab es dann einen Infostand von einem Verein, der sich bemüht, den Leuten Mittel und Wege zu zeigen diesem Laster abzuschwören. Ansonsten wurde auch für Vorsorgeuntersuchungen bei Schwangerhaften geworben.
Shodan hat geschrieben:Dabei benutzt er den Bildungsgedanken als Vorwand, während er die Neugier des Menschen auf alles "nie dagewesene" schamlos ausnutzt.
Hallo Shodan!
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Wieso habe ich es
gewusst, dass ich von Dir an dieser Stelle was lesen werde?
![Wink ;)](/phpbb/images/smilies/icon_wink.gif)
"nie dagewesen" ist das aber nicht. In früheren Zeiten waren Mediziner auf Jahrmärkten die große Nummer. Es wurde damit also schon früher "provoziert".
Shodan hat geschrieben:Er konfrontiert die Besucher mit der würdelosen Darstellung ihres "eigenen" Körperinneren - das gleichzeitig aber doch merkwürdig irreal bleibt. Um so mehr, weil die inszenierten Posen oft unnatürlich sind und die getrockneten Oberflächen und Strukturen nichts mehr mit dem lebenden Körper gemein haben dürften. Tatsächlich werden sogar Körper zusammengebastelt und Gliedmaßen der Leichen abgetrennt.
Bei dem einen Exponat fehlen Organe, bei dem anderen werden Gliedmaße künstlich gestreckt und so weiter. Überall wird aber beschrieben, warum das so gemacht wurde. Meistens um den Blick auf sonst nicht sichtbare Bereiche freizulegen oder Besonderheiten der Anatomie hervorzuheben.
Shodan hat geschrieben:Für angehende Mediziner mag es eine Rechtfertigung geben eine solche Ausstellung zu besuchen, aber für diesen Zweck sind die Exponate dann doch schon zu sehr verfremdet und "gekünstelt". Jede Anatomievorlesung oder Präparierunterricht unter fachlicher Anleitung nutzen da tausendmal mehr...
Und wenn wir ehrlich sind, wird dieser Unterricht von niemand besucht, der sich nicht beruflich damit auseinandersetzt. Haagens möchte aber, dass "normale" Menschen sich damit beschäftigen und das hat er geschafft. Im Gegensatz zu der von Dir angesprochenen Ausstellung "BILDER FÜR DIE MEDIZIN" versucht er es eben mehr auf eine schaustellerische Art, wie es sie eben schon früher gab. Ich bin mir sicher, dass er sich bewusst dafür entschieden hat, weil er mit dieser zum Teil komischen Darstellung mehr Interesse für seine Sache weckt.
Shodan hat geschrieben:Letzlich werden in dieser Ausstellung "Leichen inszeniert und zu "Kunstwerken" entfremdet, entindividualisiert und zur reinen Modelliermasse degradiert"
Jein. Mit Sicherheit sind sie inszeniert, aber nicht zu einem Kunstwerk entfremdet. Dieses Gefühl hatte ich zumindest nicht. Man merkt schon, dass er den Menschen an sich als Kunstwerk betrachtet, womit er ja nicht Unrecht hat.
Was die Würde der ausgestellten Personen angeht, kann ich schon verstehen, wenn einige Menschen damit Probleme haben. Ich selber bin nicht so nah rangegangen wie z.B. andere Besucher. Als ich sie beobachtete, wie sie nur knapp ein Zentimeter vor dem
Ausstellungsstück verharrten, kam mir das selber herabwürdigend vor. Was mir aber auch auffiel, war die Ruhe, die herrschte. Ich habe niemanden kichern gesehen oder gehört, dass jemand blöde Sprüche gemacht hat. Die meisten waren einfach nur sehr interessiert, haben miteinander diskutiert, ihren Kindern vieles erklärt und sind trotzdem respektvoll mit den Exponaten umgegangen. Ich habe die meiste Zeit die anderen Besucher beobachtet, weil ich deren Verhalten mich mehr interessiert hat als die Ausstellung selber. Am Ende war ich recht zufrieden mit meinen Mitmenschen.
Shodan hat geschrieben:Ich beschränke mich mal auf diese kurze Darstellung meiner eigenen Meinung, und empfehle sehr die beiden Artikel denen ich weitgehend in ihrer Argumentation folgen konnte. Nachdem ich im Fernsehen den "Typen" Gunther von Hagens "live und in Farbe" erleben durfte, bin ich erst recht nicht mehr davon überzeugt, daß bei ihm ernsthafte und ehrliche Beweggründe vorliegen.
Hhmmm.. wieso nicht? Klar, er ist extrovertiert und irgendwie eben eine eigene "Marke", aber muss jemand in diesem Job wirklich still und zurückhaltend sein. Wenn er seiner Arbeit soviel Beigeisterung entgegen bringt, dann ist das doch durchaus positiv zu sehen.
Shodan hat geschrieben:Es ist sehr schade, daß es uns unsere Gesetze anscheinend schon nicht mehr erlauben, ihn für ein paar Jahre in staatlich bezahlten Urlaub zu schicken...
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Uiuiuiui.. Gib's zu. Mit diesem Satz wolltest Du doch nur provozieren und er war nicht ernst gemeint, oder?
Gonzo hat geschrieben:Ich waar da ..und fands krank. Vor allem die
"wenn sie hier reingehen können ihre Gefühle verletzt werden"-Area.
Da habe ich mich zuerst auch gescheut. Bin dann aber trotzdem reingegangen.