Schlaflos
Schweißnass wachte ich auf. Im ganzen Raum war es dunkel. Die Nacht hielt ihn umfangen. Mein Blick wanderte zum Fenster. Der Mond stand voll am Himmel. Wahrscheinlich war er der Grund, warum ich nicht schlafen konnte. So etwas gab es bei vielen Menschen, dass sie bei Vollmond keinen ruhigen Schlaf fanden. Es war schon ungewöhnlich, dass er ausgerechnet heute meinen Schlaf so beeinträchtigte. Normalerweise hatte ich nie Probleme gehabt bei so einer Nacht zu schlafen. Ich hatte noch nicht mal schlecht geträumt, dennoch war ich von einem Moment auf den anderen hellwach.
Eine unnatürliche Wärme breitete sich in meinem gesamten Körper aus und das obwohl ich immer nackt schlief. Wahrscheinlich brütete ich eine Erkältung aus. Mein Mund war trocken. Ich musste etwas trinken. Die Flasche mit Wasser, stand neben meinem Bett. Ein kleiner Rest war noch in ihr. Mit zwei Zügen lehrte ich sie aus. Es war nicht wirklich kalt, mehr lauwarm. Dennoch erfüllte es seinen Zweck. Ich beschloss aus dem Bett zu steigen und ein paar Schritte durch mein Zimmer zu laufen. Vielleicht würde dies die Hitze in meinem Körper vertreiben. Ich schritt ans Fenster heran und betrachtete den Mond. In dieser Nacht hatte er eine besondere Anziehung auf mich. Fast war es so, als würde er mich rufen. Ich öffnete das Fenster, damit etwas Luft in das Zimmer wehen konnte. Mit geschlossenen Augen genoss ich die Kühle Brise, doch zu einer Veränderung meines Zustandes wollte sie nicht führen.
Das Bad befand sich neben meinem Zimmer. Es war mein nächstes Ziel. Durch einen Druck auf den Lichtschalter erhellte sich der Raum. Ich trat an das Waschbecken heran und warf einen Blick in den Spiegel über ihm. „Was ist nur mit mir?“, sprach ich zu mir selber. Ich sah nicht gut aus. Mein Gesicht war ungewöhnlich bleich und ziemlich unrasiert. Ein leichter Flaum lag über ihm. Dabei hatte ich mich am morgen erst rasiert. Komisch, wie schnell einem die Haar nachwachsen können. In den letzten Minuten hatte ich das Gefühl, als hätte sich die Hitze in meinem Körper noch einmal verstärkt. Egal, was ich tat, meine Körperwärme stieg scheinbar immer mehr an. Was war nur mit mir los?
Das leichte Kribbeln begann an meinen Füssen und wanderte langsam immer höher. Erst war es ganz angenehm, doch als es meinen Rücken erreicht hatte, wandelte sich das Kribbeln in starke Schmerzen um. Ein lauter Schrei drang aus meinem Mund. Verdammt, tat das weh. Die Schmerzen zwangen mich auf die Knie. Ich wollte wieder aufstehen, doch ich konnte nicht. Meine Wirbelsäule schien sich verkrümmt zu haben. So sehr ich es auch versucht, ich musste auf allen vieren bleiben. Auch in meinem Mund schien sich etwas zu verändern. Die Schmerzen hatten sich bis zu meinem Kopf hochgearbeitet. Ich hatte das Gefühl, als würden mein Zähne beginnen zu wachsen. Ich ging mit meiner rechten Hand an den Mund um nachzufühlen. Tatsächlich sie waren merkwürdig spitz. Eigentlich hätte ich jetzt in Panik verfallen sollen, doch irgendwie fand ich mich mit meinem Zustand ab.
Ich bemerkte das mir am ganzen Körper die Haare wuchsen und das in Sekundenschnelle. Meine Nase schien mit meinem Mund zu verwachsen und formte ein gewaltiges Maul. Ein irrsinniges Verlangen nach rohem Fleisch kam in mir auf. Ich musste raus aus dem Bad. Raus auf die Strasse mir ein Opfer suchen. Auf allen Vieren, rannte ich wieder in mein Zimmer zurück. Durch die Scheibe sah ich den Mond. Er kam mir noch größer vor und ich hatte das Gefühl als hätte er eine rötliche Farbe bekommen. Ein lautes Heulen hallte durch meine Wohnung. Es dauerte eine Weile, bis mir klar wurde, dass ich es abgegeben hatte. Ich der Wehrwolf. Das Verlangen zu töten, wurde immer größer. Mit einem großen Satz sprang ich durch das geöffnete Fenster nach draußen.
Die Strasse war fast menschenleer. Dennoch trieb sich eine junge blonde Frau auf ihr herum. Warum sie das tat, war mir egal. Sie war das perfekte Opfer. Ich wollte ihr Fleisch und ihren Tod. Als sie mich bemerkte war es schon zu spät. In einem Blutrausch, sprang ich ihr an die Kehle. Sie kam nicht mehr dazu, um Hilfe zu schreien. Ich war schneller. Das Hochreißen ihrer Arme brachte ihr nichts mehr. Ein großes Stück Fleisch riss ich aus ihrem Hals. Mein Opfer zeigte keine Gegenwehr mehr. Es gab auch keinen der ihr hätte helfen können. Mir schmeckte das warme Blut in meinem Maul wunderbar. Es verstärkte meine Gier nur noch. Ich war wie von Sinnen. Es war ein Gefühl von Macht. Ich hatte vollkommen die Kontrolle verloren….
Schweißnass wachte ich auf. Ein Alptraum hatte mich aus dem Schlaf gerissen. Ich die Bestie, welche sich ein Opfer gesucht hatte um es zu töten. Zum Glück war es nur ein Traum, dachte ich mir und schob die Decke beiseite. Mein Blick erstarrte beim Anblick meiner Hände. Sie waren voller Blut…
John Sinclairs Kurzgeschichten 6
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Neuauflagen
Auf jedenfall die Neuauflagen, von den alten sind nur die ersten Nummern gut, ab dann wird es mir zu trashig.