Ein neuer Versuch. Zugegeben, die letzte Geschichte war nicht so der Reisser. Vielleicht macht es diese hier ja wieder gut.
Gut und Böse
Mary Stevens war alleine zu Hause. Ihr Mann Horacio war zum Einkaufen in die Stadt gefahren. Mary zog es vor zuhause zu bleiben, da sie sich im neunten Monat ihrer Schwangerschaft befand. Jeden Tag konnte es soweit sein. Die junge werdende Mutter war glücklich. Ihr Traum von einer kleinen Familie, würde sich in den nächsten Wochen erfüllen. Nichts konnte dieses Glück zerstören. Für die Zukunft war gesorgt. Horacio verdiente mit seinem Job, in der kleinen Londoner Kanzlei, genügend Geld um die Familie zu ernähren. Irgendjemand brauchte immer einen Anwalt und vielleicht würde sich Horacio auch in den nächsten Jahren selbstständig machen. Dies war sein größter Traum.
Das laute Klopfen an der Haustür riss Mary aus ihren Gedanken. Wer mochte da kommen? Horacio war grade erst gefahren, er konnte es nicht sein. Außerdem hatte er einen Schlüssel für die Tür. Wieder klopfte es laut. Mühsam erhob sich Mary aus ihrem Sessel und begab sich zur Tür. Durch den Spion konnte sie einen Mann erkennen. Er hatte braune Haare und ein Gesicht, was auf Mary nicht grade freundlich wirkte. Dicke Augenbrauen waren über seinen Augen gewachsen und seine Nase sehr spitz. Neben ihm stand ein kleiner blonder Junge, der vielleicht 10 bis 12 Jahre alt war. Vorsichtig öffnete Mary die Tür, ließ aber die Kette noch stecken, so dass sie sich nur einen kleinen Spalt weit öffnete.
„Guten Tag! Was kann ich für sie tun.“
„Oh Mrs. Stevens. Ich grüsse sie!“, sprach der Mann.
„Woher kennen sie meinen Namen?“
„Der steht doch hier auf dem Schild. Ich war mit meinem Sohn hier in der Gegend unterwegs, und nun haben wir eine Reifenpanne.“
„Oh, ich verstehe. Sie wollen den Notdienst anrufen.“
„Ja, das wäre nett. Kann ich auf ihre Hilfe bauen?“
Mary war kein Unmensch. Wenn jemand Probleme hatte, half sie gerne. Sie entfernte die Kette von der Tür und öffnete sie komplett. Dieser Mann war harmlos. Jemand der mit seinem kleinen Sohn unterwegs war, konnte doch nichts Böses im Schilde führen. Bisher hatte sie ihren Gefühlen immer trauen können.
„Natürlich, könnten sie reinkommen. Aber Gegend hier ist echt ungünstig für eine Autopanne. Ein Notdienst würde Stunden brauchen. Wenn sie einen Moment Zeit haben, könnten wir auf meinen Mann warten und er schaut sich ihr Auto mal an.“
„Das wäre echt nett.“
Marys Blick fiel auf den kleinen Jungen. „Na, mein Kleiner! Wie ist denn dein Name?“
„Vincent. Und ich bin schon groß.“
Mary lächelte Vincent an. „Und hat der große Junge Lust auf einen Kakao?“
„Oh ja, bitte Daddy! Können wir reingehen?“
„Wenn es ihnen nichts ausmacht, Mrs. Stevens.“
„Natürlich! Drinnen können wir genauso gut warten. Horacio müsste auch in spätestens einer halben Stunde zurück sein. Mr….? Wie war doch gleich ihr Name?“
„Oh entschuldigen sie meine Unhöflichkeit. Mein Name ist Arthur. Arthur van Almsick.“
„Na dann, kommen sie mal rein.“
Die Drei setzten sich ins Wohnzimmer. Vincent bekam seinen Kakao. Für sich und Arthur holte Mary Kaffee.
„Wann ist es denn soweit, Mrs. Stevens?“, wollte Arthur wissen.
„Noch in diesem Monat. Es soll ein Junge werden.“
„Es ist immer etwas Besonderes ein Kind in die Welt zu setzen, vor allem wenn sich diese in einem Umbruch befindet.“
„Versteh ich nicht. Wie meinen sie das?“
„Sehen sie, es gibt nicht nur das Gute in der Welt, sondern auch das Böse.“
„Sie meinen den Krieg. Den wird es immer geben, da können wir leider nichts dran ändern.“
„Nein, nein. Den Krieg meine ich nicht. Ich rede vom Bösen. Ich spreche vom Teufel.“ Ein dämonisches Grinsen huschte über Arthurs Gesichte. Er hatte seine Maske fallen lassen und zeigte nun sein wahres Ich. Mary erschrak. Was für einen Mann hatte sie in ihr Haus gelassen? Er musste verrückt sein und so einer fuhr mit einem kleinen Kind durch die Gegend, dies wollte Mary nicht in den Kopf. Für einen kurzen Augenblick hatte sie das Gefühl, dass seine Augen rot aufleuchteten. Sofort rückte sie mit dem Stuhl ein Stück zurück.
„Was war das? Oh mein Gott! Ihre Augen! Was hat das zu bedeuten?“
Arthur sprach jetzt etwas lauter. Er schrie sie fast an.
„Das bedeutet, das dass Böse zu ihnen gekommen ist, um sich zu holen was ihm zusteht. Satan, mein Meister, hatte eine Vision und deshalb sind wir hier. Wir wollen ihren Sohn haben. Er darf so nicht geboren werden, denn er wird das Gleichgewicht zwischen dem Guten und dem Bösen zerstören. Deshalb sind wir gekommen, um ihn zu verändern, damit unsere Macht erhalten bleibt. Das Licht darf nicht mächtiger als die Dunkelheit werden. Es wäre nicht gut. Ich bin gekommen sie zu verfluchen.“
„NEIN! NEIN! NEIN!“ Mary war starr vor Angst. Irgendwas hinderte sie daran sich zu bewegen. Arthur schien sich mit seinem Blick in ihren Kopf zu bohren. Sie verstand den Sinn seiner Worte nicht, wusste aber, dass dieser Kerl etwas von ihrem Kind wollte. Das durfte nicht geschehen. Sie und Horacio hatten sich doch schon einen Namen überlegt. Er sollte Nick heißen. Plötzlich schnellten die Hände von Vincent nach vorne und zerrissen ihr Kleid im Bauchbereich. Ihn hatte sie in den letzten Minuten komplett vergessen. Zu sehr war sie gebannt von den Worten seines Vaters. Nun lagen seine Hände auf ihrem nackten Bauch und auch seine Augen leuchteten rot auf. Ein merkwürdig warmes Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus. Arthur ergriff wieder das Wort.
„Helfer der Hölle. Meister der Unterwelt. SATAN!!! SATAN!!! Wir habe es geschafft. Nimm Kontakt auf mit diesem Kind. Pflanze ihm deinen Keim ein. Sorge dafür, dass es seinen Weg auf die Dunkle Seite findet. Denn das Gute darf nie das Böse besiegen. Wir müssen eine Ausgleich schaffen.“
Mary wurde schwarz vor Augen. Das letzte was sie sah, war eine hässliche gelbe Fratze, die in ihrem Bauch aufleuchtete und sie anstarrte, dann verlor sie das Bewusstsein.
„Mary! Mary! Oh Gott! Mary, so wach doch auf. Bitte! Bitte!“, Horacio war nach Hause gekommen und hatte seine Frau bewusstlos auf dem Boden vorgefunden. Mary gab ein leises Stöhnen von sich. Horacio war erleichtert, seine Frau lebte noch.
„Was ist hier passiert, Mary!“
„Ich…ich…hatte Besuch.“
„Von wem, Mary? Von wem?“
„Vom Teufel!“
Horacio konnte nicht glauben, was seine Frau grade gesagt hatte. In den nächsten Minuten hörte er von ihr eine unglaubliche Geschichte. Er schaute auf ihren Bauch. Alles schien noch normal zu sein, bis auf das zerrissene Kleid. Er glaubte seiner Frau. Auch ihm war klar, dass es mehr zwischen Himmel und Hölle gab. Es galt nun eine Entscheidung zu treffen.
„Mary! Du musst jetzt ganz stark sein. Wir dürfen den Jungen nach der Geburt nicht behalten. Es wäre nicht gut. Er ist nicht mehr unser Kind.“
„NEIN!“, schluchzte Mary. Ihr war klar, dass Horacio Recht hatte. Aber sie wollte sich nicht damit abfinden. „Er ist doch mein Baby!“
„Es muss sein. Es wäre zu gefährlich für uns.“
Mary wollte es nicht begreifen und schrie ihren Mann an.
„Aber er ist doch mein Kind.“
„Ein Kind, in dem der Keim der Hölle eingepflanzt wurde. Wir müssen…“ Horace erschrak für einen Moment vor seinen Gedanken. Er dachte tatsächlich ans Töten, das konnte er aber seiner Frau nicht antun. Sie würde daran zerbrechen.
„Lass es uns wenigstens zur Adoption frei geben, dass es eine Chance auf Leben hat, falls es doch nicht alles zutrifft.“
„Ich fühle mich zwar nicht wohl bei dem Gedanken. Aber du hast Recht. Wir können das Kind ja nicht einfach töten. Ich und du wir würden das nie fertig bringen.“
„Also Adoption.“
Mary und Horacio umarmten sich. Beiden kamen die Tränen. Wussten sie doch, dass sie an diesem Abend, ihren noch nicht geborenen Sohn für immer verloren hatten. Wie mochte die Zukunft der Welt wohl aussehen? Hoffentlich taten sie das richtige.
Noch am selben Abend musste Mary ins Krankenhaus gebracht werden und gebar einen gesunden Sohn. Sie selbst überlebte die Geburt nicht. Die Ärzte konnten sich nicht erklären, was schief gegangen war. Horacio gab das Kind zur Adoption frei, er wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Eine Woche später fand man ihn tot in seinem Büro vor. Er hatte sich eine Kugel in den Kopf geschossen.
Ende?
Eine Abstimmung spar ich mir diemal.
John Sinclairs Kurzgeschichten 7
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Die Grundidee dieser Geschichte finde ich eigentlich gut, auch wenn sie sehr denen verschiedener bekannter anderer Geschichten und Filmen ähnelt. Ich finde allerdings, dass der spannende Teil der Geschichte zu hastig und ungenau beschrieben wird, hätte sich die Spannung noch langsamer aufgebaut, wärs besser gewesen. Auch das Ende wird, denke ich, ein wenig zu schnell beschrieben. Allerdings ist dieses offene Ende auch sehr gut, ich hoffe mal dass hier noch fortgesetzt wird.
Du solltest jetzt meine Kritik nicht zu negativ aufnehmen, ich fand auch diese Geschichte insgesamt doch auch sehr gelungen, auch wenn ich das, was ich bisher gelesen habe, besser fand.
Du solltest jetzt meine Kritik nicht zu negativ aufnehmen, ich fand auch diese Geschichte insgesamt doch auch sehr gelungen, auch wenn ich das, was ich bisher gelesen habe, besser fand.
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Die Geschichte war zwar zuerst sehr spannend, aber eigentlich auch nicht, weil man wusste, was kommt. Ich finde, dass deine Geschichten zu sehr in die eine Richtung gehen. Nun, vielleicht ist das gar nicht schlecht und es fehlt mir hier nur das Gleichgewicht, weil nur einer da ist, der ständig irgendwelche Geschichten über das Böse schreibt. Immerhin kamst du diesmal ohne Blut aus, daher ein Plus. Leider aber trotzdem ein Daumen nach unten, da das Ende wirklich viel zu schnell kommt und der Abschluss total unglaubwürdig ist und alles, was du aufbaust ziemlich schnell umwirft. Der Vater weiß sofort, was Sache ist, das passt einfach nicht!
„Es müsste immer Musik da sein, bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo's am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“ (Floyd, Absolute Giganten)