Still Life

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Nomadenseele

Still Life

Beitrag von Nomadenseele »

Test zu Still Life


Die Geschichte spielt auf 2 Zeitebenen: Einmal im Chicago des Jahres 2005 und einmal im Prag des Jahres 1929. Während man in Chicago Victoria McPherson bei der Jagd auf einen Serienmörder assistiert, so ist man in Prag Gustave McPherson, der ebenfalls auf Mörderjagd ist.

Die Rätsel vermitteln den Eindruck, in die Geschichte zu passen und nicht dazu da zu sein, um dem Spieler das Leben schwer zu machen, wobei ein Keksrätsel die unrühmliche Ausnahme darstellt. Auch ist bei einem der schwereren Logikrätsel vorheriges Abspeichern dringend empfohlen, da es dort leider kein Zurück mehr gibt. Insgesamt sind die Rätsel sehr vielseitig, so dass keine Langeweile aufkommen sollte, vom Bildvergleichen, Inventar sammeln, Logikrätseln und Labyrinthen ist alles dabei.

Die Zwischensequenzen sind wie die der Rest der Grafik sehr schön. Die Designer haben einfach an alles gedacht, so zieht Victoria immer wenn sie ins Haus geht, die Schuhe aus. Während die Szenerie in den USA bunt ist (soweit dies für Chicago im Winter möglich ist), so ist die Grafik in Prag gedeckt gehalten und erinnert tatsächlich an alte Fotos. In Spiegeln sieht man Spieglungen, das Einzige, das etwas stört ist das altbekannte Problem, dass Gegenstände eher schweben, als mit einer Hand geführt zu werden.

Die Synchronisation geht, allerdings sperren die Figuren oft so weit den Mund auf, dass eine Anpassung daran in keiner mir bekannten Sprache möglich ist. Das Dialogsystem funktioniert mit linker Maustaste (sachbezogene Themen) bzw. rechter Maustaste (private Gespräche). Hier wäre es wünschenswert gewesen, die Gespräche einfach durchlaufen zu lassen, da man ohnehin keine bestimmte Frage auswählen kann.

Die Steuerung ist sehr einfach. Am Anfang ist die Bedienung des Inventars gewöhnungsbedürftig, dies legt sich aber schnell.

Das Handbuch wurde sehr übersichtlich gestaltet. Allerdings haben sich französische Überschriften eingeschlichen, hier hätte Korrekturlesen gut getan.

Bugs gab es keine.

Die Auflösung des Spiels enttäuscht: Wird der Mörder in Chicago überhaupt nicht enttarnt, so geschieht dies in Prag mit Hilfe einer Zwischensequenz.

Fazit: Still Life hebt sich wohltuend aus dem Einheitsbrei der Adventures heraus. Wer ein spannendes Adventure mit viel Atmosphäre sucht, ist hier richtig. Vielleicht sollte man aber gerade der Atmosphäre wegen bis in den Herbst / Winter warten, wenn das Spiel seine volle Wirkung entfaltet.
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neon
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Beitrag von neon »

Mit großen Erwartungen bin ich an Microid's aktuellen Titel herangegangen. Syberia hatte mit seinen beiden Hälften die Messlatte recht hoch angelegt, und im Großen und Ganzen wurde ich nicht enttäuscht. Mein Review bezieht sich auf die englische Version.

Die Story spielt parallel im Jahre 1929, Spielfigur ist hier Gus McPherson, der als Ermittler den Serienmord von Prostituierten in Prag aufdeckt, während in der heutigen Zeit seine Enkelin Victoria an einem gleich gearteten Fall arbeitet. Die Handlung erscheint durchgehend plausibel, größere Logikfehler sind mir nicht aufgefallen. Der Spielablauf ist sehr linear, das hängt aber auch damit zusammen, daß Informationen aus dem Jahr 1929 Einfluß auf das Spiel in der jetzigen Zeit haben. Es ist wohl gerade bei Kriminaladventures, vor allem bei welchen mit Serienkillern, nicht anders machbar.

Grafisch präsentiert sich das Spiel anspruchsvoll. Die Hintergründe sind detalliert und liebevoll gestaltet, die Charaktere bewegen sich flüssig und passen sich gut in die Hintergründe ein. Ich hatte während des ganzen Spiels nie das Gefühl, daß die Figuren 'aufgesetzt' wirken.

Die Musik hat mir auch recht gut gefallen. Nichts außergewöhnliches, aber, was für ein Adventure viel wichtiger ist, auch nicht aufdringlich oder gar nervig. So soll es sein und man hat hier genau den richtigen Ton getroffen. Stellenweise trägt die Musik sogar schön dazu bei, die Spannung zu erhöhen. Gleiches gilt für die Soundeffekte.

Gegenüber der Demo ist zu bemerken, daß die akribische Kleinarbeit der Spurensicherung glücklicherweise nicht das Spiel beherrscht. Im Gegenteil, nach dem Verlassen des ersten Tatortes hat man mit den typischen Utensilien eines Tatortermittlers nicht mehr besonders viel zu tun, es wird mehr auf das Vorantreiben der Story Wert gelegt, welche im Übrigen sehr gut durchdacht und gelungen ist.

Dazu tragen auch die wirklich gut in Szene gesetzten Zwischensequenzen bei, welche nicht nur spannend sind und viele Informationen liefern, sondern auch genau an den richtigen Stellen kommen.

Die Steuerung ist, wie schon bei Syberia, nahezu perfekt. Mit einem enfachen Klick auf die Hotspots der Ausgänge bewegt man sich ins nächste Bild, mit Doppelklick kann man die Spielfiguren beschleunigen. Das ist besonders praktisch, wenn man Szenen schon gesehen hat und nur von A nach B kommen will. Insgesamt sind die Laufwege aber erträglich. Sinnloses Hin- und Hergerenne gab es nicht.

Die Stimmen der englischen Sprecher sind sehr gut gewählt. Sie sind auch für 'Ausländer' mit halbwegs guten Englischkenntnissen gut verständlich und passen wunderbar zu den Charakteren.

Negativ ist mir eigentlich nur aufgefallen, daß einige Hotspots recht groß sind, aber nur eine einzige Antwort beim Anklicken drauf haben. Das ist recht nervig, besonders wenn man auf der Suche nach kleinen Objekten ist. Man bekommt dann doch mehrmals die selbe lapidare Antwort, und das auch noch mit Sprachausgabe. Hier hätte ein bißchen mehr Vielfalt bei den Bemerkungen gut getan. Glücklicherweise kann ich mich nur an 2 oder 3 Situtationen erinnern, bei denen mir das aufgefallen ist.

Kommen wir zu den Rätseln. Das wohl fast schon legendär-schlechte Keksrätsel möchte ich nicht weiter kommentieren. Die restlichen Rätsel sind solide Kost, es ist für jeden etwas dabei. Sie sind gut im Spiel verteilt und auch nicht zu schwer. Lediglich das letzte, auch auf richtiges Timing ausgelegte Roboterding machte mich fast wahnsinnig. Lag aber auch an mir, ich bin bei solchen Geschichten vielleicht etwas grobmotorisch.

Still Life ist eine Empfehlung wert. Wer Spiele im Stil von Syberia mag oder auf Krimiadventures steht, kann ruhigen Gewissens zugreifen. Aber auch für jeden anderen ist es durchaus eine lohnende Investition.

+ Schöne Grafik, Animationen und Filmsequenzen
+ Spielzeit angenehm, nicht zu kurz, aber auch nicht übermässig in die Länge gezogen
+ Sprachausgabe passt sehr gut
+ Rätsel für geübte Spieler angenehm knackig

- Hotspots könnten liebevoller kommentiert sein
- Blödes Keksrätsel


Mein Wertung: 9 von 10
"Ich habe mich so gefühlt, wie Sie sich fühlen würden, wenn sie auf einer Rakete sitzen, die aus zwei Millionen Einzelteilen besteht - die alle von Firmen stammen, die bei der Regierungsausschreibung das niedrigste Angebot abgegeben haben"

- John Glenn nach der ersten Erdumrundung 1962
jojoxyz
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Beitrag von jojoxyz »

Eines der besten Adventure, die ich in letzter Zeit gespielt habe. Story fand ich saumäßig gut, endlich mal nen gutes Ende, wenn auch der Endfilm etwas kurz ausgefallen ist.

Das einzige, was mir negativ aufgefallen ist, ist die etwas hakelige Wegfindung. Die Figuren liefen oft erstmal gegen jedes Hindernis, bevor sie ihren weg fanden, was sie aber trotzdem noch selbst geschafft haben, ohne mehrmals zu klicken.

Auch etwas nervig war, man konnte zwar schnell die Hotspots wechseln durch die Landkarten, aber trotzdem mußt man sich jedes Mal wieder die animation anschauen, wie sie ins Haus geht oder den Aufzug hochfährt im Red Latern usw.

Aber trotzdem von der Story, der Athmosphäre, der Spannung usw. für mich das beste seit langem.
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Timo Rogowski
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Mein Kurz-Test zu "Still Life"

Beitrag von Timo Rogowski »

Mein Kurz-Test zu "Still Life" (PC)

Positives:
+ mysteriöse und gruselige Storyline, die jede Sekunde fesselt
+ düstere Atmosphäre
+ passende Musikstücke
+ perfekte Soundkulisse
+ Videos in ihrem eigenen Stil
+ relativ gute Steuerung
+ tolle Hintergrundgrafiken
+ viele, abwechslungsreiche Schauplätze
+ gut getroffende Persöhnlichkeiten
+ zwei Spielcharaktere
+ logische Rätsel

Negatives:
- gewöhnungsbedürftiges Inventar
- Synchro zeigt Schwächen
- einige Frustmomente
- grafisch schwächelnde Charaktermodelle
- teils hackelige Animationen
- offenes Ende

Spielspaß: 83 %

FAZIT:
"Still Life" hat viel Potenzial! Die Geschichte weiß zu fesseln, die Atmosphäre kommt dank der düsteren Musikuntermalung und stimmungsvoller Grafik wunderbar daher, in Sachen Handhabung gibt`s bis auf das Inventar kaum was zu meckern und auch die Spieldauer von ca. 15 Stunden ist ordentlich. Dennoch schafft es "Still Life" wegen der Synchronisationsschwächen, der vielen zu schwierigen Rätsel, der schwächelnden Grafik der Charaktermodelle, teils hackeligen Animationen und dem unbefriedigten Ende nicht an ein "Sehr gut", dennoch ein sehr empfehlenswertes Spiel, das besonders in Sachen Story nichts falsch macht.

Gruß
Timo
Zuletzt geändert von Timo Rogowski am 23.02.2008, 23:39, insgesamt 1-mal geändert.
hrast85
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Re: Still Life

Beitrag von hrast85 »

Hinnweis zum Test: Ich spielte nach gut 2 Jahren dieses Spiel erneut durch um eine Review erstellen zu können, daher ist es schwierig, einen Schwierigkeitsgrad zu erstellen, sowie die damit verbundene Spiellänge ermitteln zu können. Aber ich kann bestätigen, dass mir auch nach dem ersten mal Spielen keine unmöglichen Rätsel vor lagen, ledigleich das Kuchenrätsel ist frustirerend.

Still Life ist ein klassisches Adventure, in der die Protagonistin Victoria einen brutalen Serienmord auflösen muss. Je näher die FBI-Agentin dem Täter auf der Spur ist, so mehr muss sie entdecken, dass sie selbst ein wesentlicher Bestandteil dieser Verbrechen scheint. Hinzu kommt die Tatsache, dass ihr Großvater zu seiner Zeit einem ähnlichem Täter auf der Spur war. Ein Nachahmungstäter?

Die Story selbst ist tiefgründig und wird gut ausgeschmückt. Neben Victoria steuert man auch den Großvater und so kommt man in beiden Fällen parallel immer weiter. Darüber hinaus wird auch ausgiebig ein Blick auf das Privatleben der Protagonisten und ihrer Mitmenschen geworfen, welches der Atmosphäre des Spiels zu gute kommt und somit eine gute Nähe zwischen Spieler und Spielwelt erzeugt.

Die sehr stark inszenierten Zwischensequenzen mit ihren vielen Schnitten, sowie Effekten aus the Ring, oder manch anderem Horror-Streifen stellen die Dramatik der Morde und der Geschehnisse ergreifend dar. Die brutale Gewalt wird extrem ausgearbeitet,.. sind hollywoodreif. Da es viele von diesen Cutscenes gibt, die die Geschichte vorantreiben, lebt das Spiel von denen. Aber auch die spielbaren Schauplätze selbst sind sehr gut gerendert und erzeugen eine angepasste Atmosphäre. Während Chicago, düster aber modern wirkt, scheint Prag um 1930 kalt, blass, wie ein guter Horrorstreifen aufgezogen. Die gute Musik baut Spannung dort auf wo sie angebracht ist und lässt die Gefahr erahnen, die heran naht.

Was bei der Musik noch auf höhstem Niveau geboten wird, ist bei den Soundeffekten noch gut, bei den Dialogen aber nur noch mäßig. Gerade zu Beginn fallen viele Sprecher mit falscher Betonung auf. Lediglich die Protagonisten selbst gehört zum etwas besseren Mittelfeld. Gerade aber die FBI-Agentin Clairice ist katastrophal synchronisiert, als wenn ein Sprachcomputer eingesetzt wurde. In Prag steigt das Niveau ein wenig, evtl gewöhnt man sich auch schnell an das Mittelmaß, da es auch nicht wirklich schlecht ist, nur die immer wieder kehrenden Gespräche mit Clairice drücken das Gewohnte wieder nach unten.

Die Rätsel sind durchgängig machbar. Zunächst stehen typische Aufgaben, wie Indizien sammel, welche das Gameplay einführensollen, an. Generell sind die Kombinationsaufgaben recht einfach zu schaffen, da die Lösung immer nahe des Problems liegt. Erst im späteren Spielverlauf werden die Laufwege ein wenig länger. Weiterhin seien die vielen "Maschinenrätsel" erwähnt. Diese finden recht häufig, wie zB, beim öffnen von Schlössern, in Gang bringen von Mechanismen, ins Spiel. Diese sorgen für Beschäftigung und Motivation, wirken aber teils aufgesetzt. Leider gibt es bei Still Life im 2. Viertel des Spiels dann doch recht langweilige Aufgaben. Das Beschaffen von Kaffee, Orden, findet dann im Backen von Keksen den Tiefpunkt. Nicht, dass eine dieser Sachen wirklich schlecht ist, da diese aber unmittelbar auf ein ander folgen, nerven diese. Gerade das Keksrätsel. Nicht dass es recht schwer ist, nur will dem Spieler nicht in den Kopf, wieso er so einen Brocken für so eine belanglose Aufgabe bewältigen muss. Nach einer kurzen Schwäche steigt das Niveau der Rätsel aber wieder. Weiterhin gibt es ein Inventar, welches die Gegenstände in 3D darstellt und man diese somit frei drehen kann. Dies ist innovativ , da dieses Feature in wenigen Fällen auch angewandt werden muss, um zusätzliche Information zu entdecken. Ebenfalls interessant sind die Fotorätsel, in der man ein Bild mit dem tatsächlichen Schauplatz vergleichen muss und so Ungereimtheiten aufdecken darf. Es gibt viele solcher besonderen Aufgaben, die sich aber nicht oft wiederholen und somit motivierend erscheinen, da sie so zu vor noch nicht auftraten. Ein "alles schon mal gesehen" Moment tritt nicht auf. Wünschenswert, wären jedoch weiterhin Alternative Lösungsmöglickeiten, die ich hier gänzlich vermisst habe. Leider hatte man auch keinen Einfluss auf den Verlauf eines Gespräches, nicht einmal Auswahlmöglichekiten gab es. Das schmerzt ein wenig, da gerade in Kriminal-adventures Dialogrätsel einen eigenen Reiz und viel Potenzial hätten.

Ein paar kurze Zeilen zur Technik. Die Hintergründe sind sehr schön und liebevoll ausgearbeitet und man versteht es, die Atmosphäre so gut auszu arbeiten. Die Charaktermodelle verblassen dagegen, sind aber noch annehmbar. Auch Animationen sind nur mittelmaß. Hier zeigt die Konkurenz deutlich, wie es besser geht. Die Steuerung geht gut von der Hand. Per Doppelklick wird gerannt, ein rechter Mausklick ruft das Inventar auf, welches ein wenig an vergessen Dos-Grafiken erinnert. Ebenfalls schön ist das Springen per Karte, welche nach und nach mit immer mehr Schauplätzen gefüllt wird. Hin und wieder kommt es aber auch vor, dass unser Held auch einfach mal hängen bleibt, ein paar erneute Klicks manövrieren ihn dann aber doch sicher ans Ziel.


Hin und wieder beeinträchtigen aber Logikfehler den Verlauf. SpoilerWieso mir ein Mann, denn ich gerade erst kennen gelernt habe, einfach so ein Dietrich gibt, erschließt sich mir genau so wenig, weshalb die Protagonisten, sich dazu hinreißen lässt, ihr FBI-Quartier zu sabortieren.

Die größte Stärke in Still Life ist die Atmosphäre. Es macht einfach Spaß dem Serienmörder auf die Spur zu kommen, den Fall zu untersuchen, da es sehr unterhaltend dargestellt ist. Noch nie habe ich solche intensieven Zwischenfrequenzen gesehen die mich schaudern lassen, gerade die Endszene in Prag erschüttert. Das sehr gute Rätseldesign kann hier gut mit halten und überrascht mit ständig neuen Ideen, wird aber auch durch weniger guter Vertreter geschmälert.

Stärken:
  • Story und Atmosphäre
  • gut herausgearbeitete Charaktere
  • spannend inszenierte Handlung (dramatische Zwischensequenzen; starke Musikuntermalung)
  • abwechlungs- und einfallsreiche Rätsel...
Schwächen
  • ...die hin und wieder aufgesetzt wirken
  • seltene schwer nach zu voll ziehende Handlungsweisen
  • nur mittelprächtige Synchronisation mit der Katastrophe Clairice
  • keine Dialogrätsel oder Möglichkeit der Einflussnahme auf Gespräche
Wertung 85%

Zum Ende noch ein paar Tips.

Ihr solltet ein gutes Soundsystem besitzen, damit die sehr intensive Musik, den ganzen Raum füllen kann. Euer Monitor sollte gut interpolieren können, da die Auflösung von 800x600 sich nicht verändern lässt.

Das Spiel gibts es bereits ab 15€ zb bei Amazon
Danke an neon, der mich auf dieses Angebot aufmerksam gemacht hat.
Zuletzt geändert von hrast85 am 26.02.2008, 22:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Sternchen
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Re: Still Life

Beitrag von Sternchen »

So will mal auch meinen Senf dazu abgeben.

Story:
Spannend, mysteriös, fesselnd sehr geniale Rätsel Still Life ist bis in kleineste Detail klasse gemacht und lässt den Spieler nicht mehr los, man fängt an und möchte immer mehr an Verbrechen aufdecken.

Rätsel fand ich persönlich nicht schwer, sind spannend und für jeden schaffbar.
Denke der Frustfaktor sollte da relativ niedrig sein.


Grafik Nett und Schön zum ansehen, passt gut zu der gruseligen Stimmung des Adventures.



Das einzige was es zu bemängeln gab wurde aber schon genannt war die Synchro.
Ansonsten ist Still Life allerdings ein einmaliges Spiel und sehr schade das vermutlich keine Fortsetzung geben wird.
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten.


Menschen und Dinge verlangen verschiedene Perspektiven. Es gibt manche, die man aus der Nähe sehen muß, um sie richtig zu beurteilen, und andere, die man nie richtiger beurteilt, als wenn man sie aus der Ferne sieht.

Zitat von François VI. Herzog de La Rochefoucauld
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Cohen
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Re: Still Life

Beitrag von Cohen »

In der Rolle der jungen aber toughen FBI-Profilerin Victoria McPherson ist man im modernen Chicago einem Serienkiller auf der Spur. Dieser Fall weist seltsame Parallelen zu einer 75 Jahre alten Mordserie in Prag auf, bei der Vics Opa Gustav McPherson (bekannt aus dem Vorgänger "Post Mortem") als Privatdetektiv involviert war. Die beiden Handlungsstränge sind geschickt verknüpft; jedes Kapitel wechselt man zwischen Vic und Gus und jagt somit beide Mörder. Diese sind ihren Verfolgern immer einen Schritt voraus und scheinen den jeweiligen McPherson genau zu kennen und mit ihm oder ihr zu spielen.

Die Charaktere verhalten sich sehr glaubhaft und die Atmosphäre ist (bei englischer Sprachausgabe) gelungen... bei der "Special Edition" hat man die Wahl zwischen deutsch und englisch. Von der Grafik und Bedienung gefällt mir "Still Life" deutlich besser als "Post Mortem": statt schrittweise durch Pseudo-3D-Räume zu stolpern, besann man sich auf eine klassische Point&Click-Steuerung mit detaillierten 2D-Hintergründen; die Anwendung von Inventargegenständen ist jedoch recht umständlich.

Der Rätselanspruch ist wieder recht unausgewogen, nach leichter Rätselkost kommt plötzlich ein Hammer wie das Türschloss des Ateliers... wer das ohne Lösung schafft, hat meine Bewunderung. Die Handlung von "Still Life" ist leider sehr linear, und Gespräche werden ohne Wahlmöglichkeit abgespult... das hat "Post Mortem" besser gemacht. Ich hoffe stark, dass "Still Life 2" die Tugenden beider Vorgänger verbindet.
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DrBres
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Re: Still Life

Beitrag von DrBres »

Zwei Mordserien, eine im Chicago der Moderne, die andere im Prag 1929. Die Gräueltaten weisen erschreckende Parallelen auf. Die FBI-Agentin Vicky McPherson muss während ihrer Ermittlungen feststellen, dass sie einen Fall aufrollt, den ihr Großvater Gus McPherson vor gut 75 Jahren schon ein Mal bearbeitet hat. Ist das das Werk eines Nachahmungstäters, der Vicky mit einer alten Familiengeschichte in den Wahnsinn treiben will? Oder hat sie es gar mit einem übernatürlichen Gegenspieler zu tun?

Die Ausgangslage, die sich in den ersten zwei Kapiteln von "Still Life" eröffnet, macht Lust auf mehr. Trotz kleinerer Macken. Denn die Handhabung des Inventars ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig. Gegenstände können nicht sofort an Ort und Stelle eingesetzt werden, sondern müssen erst mit einem Rechtsklick aktiviert werden. Doch mit zunehmender Spieldauer liegt der Vorteil dieses Systems auf der Hand. Ein Handsymbol in der linken oberen Bildschirmecke zeigt an, dass hier ein Mitbringsel aus dem Inventar zum Einsatz kommen muss, was im Endeffekt elende Pixelsuchen erspart. Schwerwiegender ist die deutsche Lokalisierung. Die Dialoge transportieren die geballte Banalität, die Synchronsprecher sind allerhöchstens als semi-professionell zu bereschreiben. Der Atmosphäre ist damit wenig geholfen. Zumal das Dialogsystem kaum Freiheiten offenbart: Die Macher haben auf ein klassisches Frage- und Antwortspiel verzichtet, der Spieler hat lediglich die Wahl zwischen sachdienlichen Hinweisen zum Fall (Linksklick) oder privaten Scharmützeln (Rechtsklick), muss aber letztendlch doch beides über sich ergehen lassen. Linearer geht's kaum noch.

Aber wie gesagt, "Still Life" kann den Spieler voerst bei Laune halten. Die detaillierten 2D-Umgebungen sind schön schaurig, die Charakteranimationen ordentlich und der Wechsel zwischen düsterer Gegenwart und trostloser Vergangenheit übt einen gewissen Reiz aus. Wenn sich das Spiel nicht selbst in seiner Spannung ausbremsen würde. Schon früh wird die Lösung der Prag-Episode vorweg genommen, gleichzeitig kommen augenscheinliche Indizien, die Vicky in den Aufzeichnungen ihres Großvaters entdeckt, erst im Schlussakt zum Tragen. Dass ein Name sowohl in der alten als auch in der aktuellen Mordserie eine Rolle spielt, erfährt der Spieler bereits im ersten Drittel. Aber anstatt dieser Spur zu folgen, muss Vicky Kaffee holen und Lebkuchenmänner backen.

Vor allem in den ersten drei Kapitel spielen beide Protagonisten, sowohl Vicky als auch Gus, den Boten vom Dienst. Wirkliche Rätsel sucht der Spieler vergebens. Gus hetzt von Location zu Location, von denen jede kaum mehr als zwei Hotspots beherbergt. "Einsteigerfreundlich" nennt man dieses Rätseldesign wohl, "Zeitschinden" trifft aber den Nagel eher auf den Kopf. In diese Kategorie fallen wohl auch das vielzitierten Backrätsel, das Labyrinth in der Kanalsiation, das unverhältnismäßig schwere Schlossrätsel und die - zugegeben - gelungene, aber nicht minder frickelige Minirobotereinlage. Erfreulicherweise geht's aber auch anders: "Still Life" kann mit durchweg logischen Kombinationsrätseln, morbiden Tatortbegehungen, mysteriösen Versen oder origenellen Schiebe-und Mechanikrätseln punkten. Nichtsdestotrotz bleibt der Eindruck einer unausgegorenen Spielbalance.

Der Spannungsbogen hat dementsprechend seine liebe Mühe auf konstant hohem Niveau zu bleiben. Ohne die wirklich grandiosen Zwischensequenzen wäre "Still Life" sogar ein gänzlich unaufgeregtes Spiel geworden. Erst am Ende, wenn der Spieler glaubt, den Täter fassen zu können, lässt sich über die atmosphärischen Schwächen hinweg sehen. Doch kurz bevor sich sagen lässt, dass "Still Life" ein überdurchschnittliches Spiel sei, folgt der nächste Schlag in die Magengrube. Die Schlusssequenz ist beinahe lächerlich kurz geraten und zu allem Überfluss wird die Identität des Mörders in der Gegenwart nicht endgültig geklärt. Offenes Ende hin oder her: Der Abschluss lässt Spielraum für interessante Diskussionen (die hier im Forum auch schon geführt wurden), aber in einer Kriminalgeschichte, in der es darum geht, einen Mörder zu identifizieren, mutet eine Auflösung, die ein deutig als Cliffhanger zu verstehen ist, wie ein schlechter Scherz an. Sicherlich kann man mit einer vollständigen Auflösung auch ordentlich ins Fettnäpfchen treten, ganz nach dem Motto "Das war aber jetzt selten dämlich". Letztendlich hat Microids jedoch die ganz große Chance auf einen verblüffenden Aha-Moment verschenkt. Wobei, soviel muss ich eingestehen, sämtliche Optionen, die im Netz diskutiert werden, wenig einfallsreich gewesen wären.

Wer etwas für Kriminaladventures übrig hat und "Still Life" nachholen will, kann einen Blick riskieren, da das Spiel durchaus starke Momente hat. Allerdings gilt es auch die eine oder andere spannungsarme Talsohle zu durchqueren. In meinen Augen - vom technischen Standpunkt mal abgesehen - ist "Still Life" nur Durchschnitt. 6/10 Punkte
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