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Beitrag von td »

Dreh es um: ,,Sollte sich jemand aufregen, dann eher die Briten.''
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DasJan
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Beitrag von DasJan »

Lebostein hat geschrieben:Wäre die Festplatte heute erfunden worden, würden wir Deutschen mit Sicherheit "hard disc" dazu sagen, weil sich niemand mehr die Mühe macht, englische Wörter vernünftig einzudeutschen.
Das glaube ich nicht. Es war doch eher umgedreht: früher war im Computer alles englisch, weil der Markt noch so klein war, dass sich Übersetzungen nicht gelohnt haben. Verzeichnisse hießen Directories, Spiele gab es nur in Englisch und manchmal habe ich meinen Rechner rebooten müsssen. Heute gibt es Ordner, Neustart und Drahtlosnetzwerkinstallationsassistenten und Software in deutsch. Das hat aber nichts mit einem veränderten Umgang mit Sprache zu tun, sondern damit, dass der Markt viel größer ist. Mutti soll schließlich auch ihren PC bedienen können.

Allgemein stimmt es natürlich: während zu Omas Zeiten eher französische Wörter aufgenommen wurden, sind es jetzt eher englische. Das liegt vermutlich daran, dass englisch inzwischen die Weltsprache (zumindest in der westlichen Welt) ist. Wir lernen alle englisch in der Schule und ein großer Teil des Internet ist englisch.
Lebostein hat geschrieben:In Schweden heißt die Homepage 'Startsida', Online-Shopping 'Näthandel'."
Du kannst ja gerne von Heimseite und Weltnetzhandel sprechen. Dann beschwer dich aber nicht, wenn du komisch angeguckt wirst.

Das Jan
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Beitrag von Simon the Sorcerer »

Oder ins politsich rechte Eck gesetllt zu werden...die deutschen nämlich teilweise auch alles ein, und das ist dann großteils nur mehr peinlich.
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Lebostein
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Beitrag von Lebostein »

Simon the Sorcerer hat geschrieben:Oder ins politsich rechte Eck gesetllt zu werden...die deutschen nämlich teilweise auch alles ein, und das ist dann großteils nur mehr peinlich.
Das musste ja irgendwann kommen... kein Wunder dass die Deutschen eine gewisse Scheu haben, sich mit ihrer eigenen Sprache zu beschäftigen und diese zu fördern, wenn man gleich mit solchen Absichten in die rechte Ecke geschoben wird (nichts gegen dich Simon, ich meine es ehrer allgemein. Solche Kommentare hört man öfters). Aber das ist auch wiedermal typisch deutsch...
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Beitrag von Simon the Sorcerer »

Da stimm ich dir vollkommen zu, ich halte auch nichts davon die gesamte gschichte Mittel Europas nur auf diese 12 Jahre zu reduzieren bzw. alles immer zu beleuchten ob es auch nur darauf hindeuten könnte "national " zu sein.

Ich wollte nur auf die Gefahr aufmerksam machen bzw. auch sagend as die deutschen begriffe teilweise nicht asugereift sind...
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Wintermute
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Beitrag von Wintermute »

Wie ich sehe, ist die Diskussion auch in meiner Abwesenheit munter weitergegangen. :)
DasJan hat geschrieben:Bitte? Nur weil der Herr Grass in seine Texte eine tiefere literarische Qualität bringt als ich in meine Spieletests darf der mit seiner Minderheit bestimmen, wie sich die Sprache entwickelt.
Interessant, daß du das schreibst, denn so etwas Ähnliches habe ich vor Jahren auch gedacht, als eine kleine Handvoll Leute diese Un-Reform herbeigeführt hat - nur mit dem entscheidenen Unterschied, daß es sich damals wirklich um eine unbekannte Minderheit gehandelt hat, die Anderen eine (meiner Meinung nach) unsinnige Schreibweise aufzwingen wollte!

Heutzutage sieht das aber etwas anders aus: Denn entgegen deiner Darstellung steht der gute Herr Grass ja nicht alleine da. Eine große Anzahl an anderen Schriftstellern, Professoren und Wissenschaftlern setzt sich auch für die Sache ein.
Zudem stellen alle diese Leute prakisch das Sprachrohr der Gesellschaft da; denn auch wenn du es nicht wahrhaben möchtest: Der weitaus größte Teil der deutschen Bevölkerung benutzt immer noch die normale alte Rechtschreibung!

Eigentlich sieht es sogar so aus, daß sich eher die Verwender der neueren Schreibweise in der Minderheit befinden und fast die Einzigen, die sich heute noch stark für die Reform einsetzen, diejenigen sind, die in der Schule zwangsweise die neue Rechtschreibung benutzen mußten und natürlich dementsprechend in ihrer Meinung geprägt und festgefahren sind.
Du wirst wohl auch in der Oberstufe diese Schreibweise benutzt haben, also hast du damit eine gute Ladung von dem "Stoff" abbekommen. :D ;-)
.
Die überwiegende Zahl aller Publikationen schreibt inzwischen nach den neuen Regeln.
Nun, das heißt nicht viel. In Deutschland richten sich viele Institutionen und Personen immer automatisch ohne über Sinn und Unsinn nachzudenken nach den Richtlinien (egal worum es sich handelt).
Zudem sind sämtliche staatlichen Stellen, Universitäten, Schulen, Forschungsanstalten etc. gesetzlich dazu verpflichtet, bei offziellen Publikationen die neue Rechtschreibung zu benutzen. Ich habe einige Freunde, auf die das zutrifft und die sich - zurecht - darüber aufregen. Privat benutzen sie natürlich die alte Rechtschreibung weiter (im Büro macht's halt Word).

Im Gegensatz dazu ist es erstaunlich, daß selbst in einem so gesetzes- und regeltreuem Land wie Deutschland sehr viele Zeitschriften und Zeitungen (u.a. die renommierte Frankfurter Allgeimeine) selbst 10 Jahre nach der offiziellen Einführung dieser "Reform" immer noch die alte Rechtschreibung benutzen. Dies und die Tatsache, daß viele Bereiche dieser "Reform" wieder rückgängig gemacht wurden, sprechen Bände!
DasJan hat geschrieben:
Lebostein hat geschrieben:Wäre die Festplatte heute erfunden worden, würden wir Deutschen mit Sicherheit "hard disc" dazu sagen, weil sich niemand mehr die Mühe macht, englische Wörter vernünftig einzudeutschen.
Das glaube ich nicht.
Trotzdem hat Lebostein recht. Die Flut der Anglizismen im Computerbereich ist erst in der letzten Generation aufgetreten. Zwar waren damals die meisten Anwenderprogramme wirklich auf Englisch, aber deren Benutzer waren meistens noch intelligent genug, beide Sprachen zu trennen. Die Begriffe "Ordner", "Dateien" etc., die du erwähnst, stammen aus der damaligen Zeit und nicht der heutigen.
Spontan fällt mir an "alten" Computer-Anglizismen eigentlich nur Computer, Software, Hardware und Joystick ein. Heute kann man froh sein, wenn überhaupt noch ein deutscher Begriff bei neuen Produkten vorhanden ist.
DasJan hat geschrieben:Allgemein stimmt es natürlich: während zu Omas Zeiten eher französische Wörter aufgenommen wurden, sind es jetzt eher englische.
Das wird deine Oma auch nicht mehr miterlebt haben, da sich dies schon im vorletzten Jahrhundert abgespielt hat. Und hier wurde schon wiederholt darauf hingewiesen, daß nicht das Übernehmen an sich das Problem ist, sondern die Quantität, die damals mit dem Französischen auch nicht so extrem gewesen ist wie der englische Einfluß heute.
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DasJan
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Beitrag von DasJan »

Wintermute hat geschrieben:Denn entgegen deiner Darstellung steht der gute Herr Grass ja nicht alleine da.
Natürlich nicht, da gibt es auch noch anders. Aber selbst wenn 1000 hochgebildete Menschen wie Herr Grass sich gegen die Reform stemmen: die Millionen, die täglich in Zeitungen die neue Schreibung erfahren oder in Schulen die neue Schreibung lernen sind entweder schon umgestiegen oder werden das nach und nach tun. Sicher schreibt nicht seit 1. August jeder neu, aber die Weichen sind gestellt. Da wirst du dich wohl dran gewöhnen müssen, auch wenn es dir sichtlich schwerfällt.
Wintermute hat geschrieben:Eigentlich sieht es sogar so aus, daß sich eher die Verwender der neueren Schreibweise in der Minderheit befinden und fast die Einzigen
OK, die FAZ schreibt alt. Weiß ich. Wer noch? SZ schreibt neu, Spiegel, Stern und Focus schreiben neu, Welt schreibt neu, n-tv und N24 auch, sogar die mit der "Schlechtschreibreform" sind bei der neuen Schreibung angekommen. Für mich sieht es eher so aus, als sei die FAZ hier der Sonderling.
Wintermute hat geschrieben:Du wirst wohl auch in der Oberstufe diese Schreibweise benutzt haben, also hast du damit eine gute Ladung von dem "Stoff" abbekommen.
Wir haben in der Schule die alte Schreibung gelernt. Ich habe in der Oberstufe die neue benutzt, weil ich es durfte, nicht weil ich es musste.
Wintermute hat geschrieben:In Deutschland richten sich viele Institutionen und Personen immer automatisch ohne über Sinn und Unsinn nachzudenken nach den Richtlinien
Stimmt, das ist natürlich schlimm. :roll:
Wintermute hat geschrieben:Die Begriffe "Ordner", "Dateien" etc., die du erwähnst, stammen aus der damaligen Zeit
Wenn ich mich recht erinnere wurde der "Ordner" mit Windows 95 eingeführt.
Wintermute hat geschrieben:Heute kann man froh sein, wenn überhaupt noch ein deutscher Begriff bei neuen Produkten vorhanden ist.
So wie Drahtlosnetzwerkinstallationsassistent?
Wintermute hat geschrieben:Das wird deine Oma auch nicht mehr miterlebt haben, da sich dies schon im vorletzten Jahrhundert abgespielt hat.
Dinge wie Parapluie oder Trottoir habe ich sonst aber noch niemanden sagen hören. Aber du scheinst meine Oma ja besser zu kennen als ich ;)

Das Jan
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Beitrag von max_power »

Wintermute hat geschrieben:auch wenn du es nicht wahrhaben möchtest: Der weitaus größte Teil der deutschen Bevölkerung benutzt immer noch die normale alte Rechtschreibung!
Mir liegt das „Killerargument“ auf der Zunge, aber ich behalte es lieber mal für mich. ;)
DasJan hat geschrieben:
Wintermute hat geschrieben:Heute kann man froh sein, wenn überhaupt noch ein deutscher Begriff bei neuen Produkten vorhanden ist.
So wie Drahtlosnetzwerkinstallationsassistent?
Wenn das Ding im Englischen „Wireless network installation assistant“ heißt, bin ich froh, dass es die Übersetzung gibt. Was ist denn z.B. an den Begriffen Drahtlosnetzwerk oder Funbknetzwerk im Vergleich zu wireless network oder wireless LAN so schlimm? Oder TFT-Flachildschirm im Vergleich zu TFT Flat Panel?
Gibt natürlich gute und schlechte Beispiele, aber dadurch, dass man nur ein schlechtes Beispiel gibt, ist die Sache insgesamt noch nicht schlecht.

Ist aber auch egal, da sich Herr TheJan Tailor in der Frage eh nie überzeugen lassen wird. :)
„Es müsste immer Musik da sein, bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo's am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“ (Floyd, Absolute Giganten)
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Beitrag von Wintermute »

max_power hat geschrieben:
Wintermute hat geschrieben:auch wenn du es nicht wahrhaben möchtest: Der weitaus größte Teil der deutschen Bevölkerung benutzt immer noch die normale alte Rechtschreibung!
Mir liegt das „Killerargument“ auf der Zunge, aber ich behalte es lieber mal für mich. ;)
Ich weiß, was du meinst ;-) , aber meine Argumentation läuft darauf hinaus, daß die alte Rechtschreibung sowohl bei der breiten Bevölkerungsschicht wie auch bei den gebildeten Literaten und Wissenschaftlern vermehrt Anklang findet. Man sollte weder die eine noch die andere Gruppierung dabei ausschließen.
DasJan hat geschrieben:Aber selbst wenn 1000 hochgebildete Menschen wie Herr Grass sich gegen die Reform stemmen: die Millionen, die täglich in Zeitungen die neue Schreibung erfahren oder in Schulen die neue Schreibung lernen sind entweder schon umgestiegen oder werden das nach und nach tun.
Betrachten wir das Ganze jetzt mal neutral: Den meisten Leuten ist die Rechtschreibung sowieso sch..ßegal (Bei einigen ist die Rechtschreibung an sich schon so schlecht, daß man gar nicht mehr erkennen kann, ob sie neue, alte oder überhaupt deutsche Grammatik benutzen. )
Umsteigen wird aufgrund der Blätter auf jeden Fall kaum einer. Es wird schlechtensfalls zu einem wirren Mischmasch in der Schreibweise führen, wo jeder anders schreibt - was ja leider schon passiert

Aber die Aktionen der Gegner haben ja durchaus schon Erfolge gezeigt: viele der unsinnigen Regeln wurden ja inzwischen wieder rückgängig gemacht.
Sicher schreibt nicht seit 1. August jeder neu, aber die Weichen sind gestellt. Da wirst du dich wohl dran gewöhnen müssen, auch wenn es dir sichtlich schwerfällt.
Eben nicht! Vor 10 Jahren haben viele Leute (vor allem einige Politiker) das Gleiche wie du behauptet und trotzdem sind inzwischen sehr viele Regeln wieder auf den alten Stand gebracht worden. Und bei "Es tut mir leid" wird "leid" eben richtig klein geschrieben, auch wenn du dich da schwertust. ;-)
(Übrigens, kleiner Fakt am Rande: Wußtest du, daß der Arbeitskreis für die Reformierung ursprünglich geplant hatte, die Großschreibung (bis auf Eigennamen) komplett abzuschaffen? Tolle Idee, ne? ;-) )

Bestenfalls wird es auf einen Kompromiß hinauslaufen, daß es in Zukunft eine Mischung aus alter und neuer Schreibung geben wird.
Wintermute hat geschrieben:In Deutschland richten sich viele Institutionen und Personen immer automatisch ohne über Sinn und Unsinn nachzudenken nach den Richtlinien
Stimmt, das ist natürlich schlimm. :roll:
Da spricht der Deutsche in dir. ;-)
Betonung war bei meinem Satz übrigens nicht auf Richtlinien, sondern auf Nachdenken, und das fehlt in Deutschland wirklich. (Mit ein Grund, warum totalitäre Systeme hier gut Fuß fassen konnten - Gesetz ist eben Gesetz, egal ob es absoluter Schwachsinn ist oder Köpfe rollen)

Geschrieben hatte ich das aber nur, um zu zeigen, daß die Tatsache, daß einige Zeitungen die neue Rechtschreibung benutzen, wirklich nichts zu bedeuten hat, vor allem nicht, daß diese auch sinnvoll oder allgemein akzeptiert wäre.
Die Behauptung, daß die meisten dieser Zeitungen/Zeitschriften die neue Schreibweise benutzen, stimmt übrigens so auch nicht, meistens ist es eine "gemischte" Form aus alter und neuer Regelung.
Wintermute hat geschrieben:Eigentlich sieht es sogar so aus, daß sich eher die Verwender der neueren Schreibweise in der Minderheit befinden und fast die Einzigen
OK, die FAZ schreibt alt. Weiß ich. Wer noch? SZ schreibt neu, Spiegel, Stern und Focus schreiben neu, Welt schreibt neu, n-tv und N24 auch, sogar die mit der "Schlechtschreibreform" sind bei der neuen Schreibung angekommen. Für mich sieht es eher so aus, als sei die FAZ hier der Sonderling.
Falsche Stelle zitiert, oder? ;-)
Da gibt es aber genug Gegenbeispiele, wie z.B. die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Welt am Sonntag, Forschung & Lehre, Eulenspiegel, Titanic usw. - ja sogar der Vatikan (entgegen der vorherigen Aussage)

Übrigens war die Bild meiner Meinung nach ein eher schlechtes Beispiel von dir. Bei diesem populistischem Blatt hätte es mich sogar gewundert, wenn sie nicht sofort umgeschwenk wären. Desweiteren hätte diese "Zeitung", da sie eigentlich nur aus Riesentiteln mit Großbuchstaben besteht, sowieso, ein Problem, ein "ß" unterzubringen. :D

Fazit: Wir werden wohl auf keinen Konsens kommen. Jeder von uns ist der Meinung, daß "seine" Rechtschreibung die bessere odere schönere ist.
Tatsache ist, daß diese Reform falsch eingeführt wurde. Der breiten Öffentlichkeit wurden die Fakten und Regelungen erst dann wirklich bekannt gemacht, als sie praktisch schon eingeführt wurde - nach dem Motto "Wenn es offiziell ist, kann keiner mehr meckern." Dies war eine meiner Meinung nach eine ziemlich linke Tour. Dementsprechend hat die FAZ auch bei ihrer Rückkehr zu alten Rechtschreibung getitelt:

Code: Alles auswählen

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung kehrt zur alten Rechtschreibung zurück. Ein für die Schriftsprachentwicklung in Deutschland wichtiger symbolischer Akt der Aufkündigung unangemessener Loyalität gegenüber illegitimer Sprachpolitik.
Hier der Artikel:
http://www.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Cricet ... Z_7_00.htm

Wenn ich mich recht erinnere wurde der "Ordner" mit Windows 95 eingeführt.
Nein, gab es schon vorher. Auch in MS-Dos oder anderen Rechnern (z.B. Atari ST) hieß das schon Ordner.
Wintermute hat geschrieben:Heute kann man froh sein, wenn überhaupt noch ein deutscher Begriff bei neuen Produkten vorhanden ist.
So wie Drahtlosnetzwerkinstallationsassistent?
Super! Ein deutsches Wort gegen 20 englische. Toller Vergleich! :roll:

Nur als Beispiele: Bluetooth, USB-Stick, Browser, Internet, LAN, Memory-Karte, Web-Seite, Homepage, E-Mail, Firewire, Client, Thread, Post, Link, Patch, Crack, Cache, updaten, down- & uploaden (mit den "schönen" Varianten "geupdatet", downgeloadet" brrr) etc. etc.
Wintermute hat geschrieben:Das wird deine Oma auch nicht mehr miterlebt haben, da sich dies schon im vorletzten Jahrhundert abgespielt hat.
Dinge wie Parapluie oder Trottoir habe ich sonst aber noch niemanden sagen hören. Aber du scheinst meine Oma ja besser zu kennen als ich ;)
Du hast nicht komplett zitiert. Ich habe mich auf diesen Satz von dir bezogen:
DasJan hat geschrieben:Allgemein stimmt es natürlich: während zu Omas Zeiten eher französische Wörter aufgenommen wurden, sind es jetzt eher englische.
Deine Oma mag diese Worte zwar noch benutzt haben, die Aufnahme davon war aber vor ihrer Zeit.


Bestes Anti-Beispiel für neuere Anglizismen im Allgemeinen ist das schöne neudeutsche Wort "Handy". Wenn ein deutscher Entwickler sich schon ein "Trendy"-Wort in einer "coolen" Sprache aussuchen muß, hätte er wenigstens eines wählen können, daß irgendeinen direkt erfaßbaren Sinn in dieser "coolen" Sprache ergibt.
Die meisten Deutschen glauben tatsächlich, daß es sich bei "Handy" um ein englisches Wort handeln würde, tatsächlich dürfte im englischssprachigen Ausland kein Mensch verstehen, was man damit meint.
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Beitrag von DasJan »

max_power hat geschrieben:Wenn das Ding im Englischen „Wireless network installation assistant“ heißt, bin ich froh, dass es die Übersetzung gibt. Was ist denn z.B. an den Begriffen Drahtlosnetzwerk oder Funbknetzwerk im Vergleich zu wireless network oder wireless LAN so schlimm?
Ich habe nichts gegen "drahtloses Netzwerk", "Funknetzwerk" und ich haette auch nichts gegen "Installationsassistent fuer Funknetzwerke", mit Umlaut natuerlich. Aber das genannte Wortungetuem meint es dann mit der Wortkopplung doch etwas zu gut fuer meine Augen. Und "Drahtlosnetzwerk" widerspricht der Art, wie Worte sonst im deutschen gekoppelt werden. Eine kabellose Maus ist auch keine Kabellosmaus und eine schoene Frau ist keine Schoenfrau.
Wintermute hat geschrieben:Betrachten wir das Ganze jetzt mal neutral: Den meisten Leuten ist die Rechtschreibung sowieso sch..ßegal
OK, darauf koennen wir uns einigen. Diese Gruppe ist vermutlich groesser als deine und meine zusammen. Auf das fette Eszett koennen wir uns uebrigens auch einigen :)
Wintermute hat geschrieben:Aber die Aktionen der Gegner haben ja durchaus schon Erfolge gezeigt: viele der unsinnigen Regeln wurden ja inzwischen wieder rückgängig gemacht.
Das hoert sich so an, als waeren sie gerade dabei, nach und nach alles wieder rueckgaengig zu machen. Aber der Kompromiss zwischen alter und neuer Schreibung, der seit 1.8. gilt, steht ja jetzt erst mal. Bis zur naechsten Reform wird es sicher wieder ein paar Jahre dauern. Wenn es so weit ist, wird aber sicher nicht zur alten Schreibung zurueckgekehrt, das war ja 1901 auch nicht so.
Wintermute hat geschrieben: trotzdem sind inzwischen sehr viele Regeln wieder auf den alten Stand gebracht worden.
So gravierend weicht der Kompromiss nun auch nicht von der neuen Schreibung ab.
Wintermute hat geschrieben:Und bei "Es tut mir leid" wird "leid" eben richtig klein geschrieben, auch wenn du dich da schwertust.
Ich weiss, deswegen schreibe ich es auch wieder klein. Ein paar Jahre durfte ich es aber gross schreiben, was ich deutlich sinnvoller fand.
Wintermute hat geschrieben:(Übrigens, kleiner Fakt am Rande: Wußtest du, daß der Arbeitskreis für die Reformierung ursprünglich geplant hatte, die Großschreibung (bis auf Eigennamen) komplett abzuschaffen?
Im Laufe der Jahre wurde so vieles von so vielen Leuten angedacht. Aber ueber nicht beruecksichtigte Vorschlaege irgendwelcher Leute muessen wir uns hier wirklich nicht unterhalten. Irgendwer hat sicher auch schon vorgeschlagen, die Eszett-Regelung an die Schweiz anzupassen. Ist aber auch nicht passiert.
Wintermute hat geschrieben:(Mit ein Grund, warum totalitäre Systeme hier gut Fuß fassen konnten - Gesetz ist eben Gesetz, egal ob es absoluter Schwachsinn ist oder Köpfe rollen)
Hossa, mit der Nazi-Keule habe ich gar nicht mehr gerechnet. Ging doch eben noch um Rechtschreibung :)
Wintermute hat geschrieben:ja sogar der Vatikan (entgegen der vorherigen Aussage)
http://www.n-tv.de/707989.html
Wintermute hat geschrieben:Bei diesem populistischem Blatt hätte es mich sogar gewundert, wenn sie nicht sofort umgeschwenk wären.
Die haben immerhin ganz schoen lange gegen die Reform Stimmung gemacht und auch lange alt geschrieben. Ich hatte sie aber mehr wegen der Auflage drin, nicht wegen ihrer gebildeten Leser ;)
Wintermute hat geschrieben:Tatsache ist, daß diese Reform falsch eingeführt wurde.
Tatsache ist ein starkes Wort. Deiner Meinung nach wurde die Reform vielleicht falsch eingefuehrt, meiner Meinung nach nicht.
Wintermute hat geschrieben:Dementsprechend hat die FAZ auch bei ihrer Rückkehr zu alten Rechtschreibung getitelt:
Ja ja, wir haben ja schon geklaert, dass die FAZ auf der Seite ist. ;)
Habe jetzt keine Lust, SZ-Titel rauszusuchen.
Wintermute hat geschrieben:Bestes Anti-Beispiel für neuere Anglizismen im Allgemeinen ist das schöne neudeutsche Wort "Handy"
Ich habe nie verstanden, was Anglizismenhasser immer am "Handy" auszusetzen haben. Das ist ein deutsches Wort, es besteht nicht die Notwendigkeit, dass Briten es verstehen.

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Beitrag von max_power »

DasJan hat geschrieben:Ich habe nichts gegen "drahtloses Netzwerk", "Funknetzwerk" und ich haette auch nichts gegen "Installationsassistent fuer Funknetzwerke", mit Umlaut natuerlich. Aber das genannte Wortungetuem meint es dann mit der Wortkopplung doch etwas zu gut fuer meine Augen. Und "Drahtlosnetzwerk" widerspricht der Art, wie Worte sonst im deutschen gekoppelt werden. Eine kabellose Maus ist auch keine Kabellosmaus und eine schoene Frau ist keine Schoenfrau.
Du bist ein kleingeistiger Großkotz. ;)
„Es müsste immer Musik da sein, bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo's am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“ (Floyd, Absolute Giganten)
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Beitrag von td »

Wintermute hat geschrieben:
Wenn ich mich recht erinnere wurde der "Ordner" mit Windows 95 eingeführt.
Nein, gab es schon vorher. Auch in MS-Dos oder anderen Rechnern (z.B. Atari ST) hieß das schon Ordner.
Nein, es hiess Verzeichnis. Das ist nicht nur die korrekte Uebersetzung fuer directory, sondern auch wesentlich zutreffender als Ordner/folder.

Die Uebersetzung von LAN mit Netzwerk ist ebenfalls plusungut, weil ein LAN ein Netzwerksegment ist, in dem alle Komponenten direkt auf Schicht 2 des ISO/OSI-Modells kommunizieren koennen.
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Beitrag von Wintermute »

td hat geschrieben:Nein, es hiess Verzeichnis. Das ist nicht nur die korrekte Uebersetzung fuer directory, sondern auch wesentlich zutreffender als Ordner/folder.
Das kann durchaus sein, aber es ging hier eher darum, aus welcher Sprache der Begriff damals benutzt wurde, ob Ordner/Verzeichnis oder ob folder/directory.

Auf dem Atari ST hieß das ganze aber schon Ordner, da es sich hier wie bei Windows um ein graphisches Betriebssystem (GEM) handelte und man hier die Begriffe des "virtuellen Büros" benutzt hat, worunter sich gewisse Leute eher etwas vorstellen konnten.
Vom technischen Standpunkt her hast du natürlich recht, daß Verzeichnis der bessere Begriff ist.
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