Meine Oma
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Meine Oma
Nun, wahrscheinlich sollte ich mit irgendjemand anderem über dieses Thema sprechen, aber ich weiß leider niemanden. Meiner Oma geht es seit ihrem Schlaganfall vor einiger Zeit stets schlechter und sie hat allem Anschein nach jeglichen Lebenswillen verloren. Seit einer Weile scheint sie auch hin und wieder geistig verwirrt.
Meine Mutter teilte mir eben am Telefon mit, dass meine Oma nach einer kurzen Zeit zu Hause nun wieder im Krankenhaus läge und es ihr so schlecht ginge, dass man ihr Morphium geben müsse.
Das klingt alles so traurig, aber eigentlich ist es sogar eine Entlastung - zumindest für meinen Opa, der sie partout selbst versorgen und nicht in ein Pflegeheim geben, weil er nicht allein wohnen wollte. Und das, obwohl zwischen den Beiden wahrscheinlich nie so etwas wie wirkliche Liebe existiert hat. Eher eine liebevolle Aneinander-Gewöhnung, gegenseitiges Verletzen und ungeklärte Konflikte dabei nicht ausgeschlossen.
Die selbstaufgehalste Pflege überforderte meinen Opa allerdings total, er, der noch nie vorher jemanden gepflegt hatte, musste plötzlich so viel auf einmal lernen und machte seine Sache eher schlecht als Recht. Meine Oma hingegen hatte keine Lust, ihrerseits etwas für ihre Genesung zu tun und in meinen Augen ist das eine ziemliche Gemeinheit meinem Opa gegenüber, der sich solche Mühe gab und doch nur Undank und böse Worte von meiner Oma erntete.
Nun ist sie aber trotz allem seine Frau, meine Oma und meiner Mutter Mutter. Und sie jetzt langsam dem Ende entgegen gehen zu sehen macht mich fertig.
Dass jeder mal sterben muss ist mir klar (und ich weiß auch, dass sie sich selbst so weit gebracht hat, durch ihre Unlust, sich aufzuraffen), doch ich weiß einfach nicht, wie ich mich verhalten soll. Ihr gegenüber und vor allem meiner Mutter gegenüber, die natürlich sehr traurig ist, wie man sich sicher vorstellen kann. Meine Mutter ist sehr gläubig, aber ihr mit Gottes Himmelreich Trost spenden zu wollen, wäre geheuchelt, da ich nicht mehr in einem christlichen Sinne an Gott glaube (wobei ich eigentlich gar nichts glaube, ich bin eher auf der Suche, aber das tut hier nichts zur Sache...).
Ich weiß einfach nicht, was ich morgen tun soll, wenn wir alle gemeinsam ins Krankenhaus gehen. Bisher habe ich keinen einzigen Todesfall in meinem Verwandten- und Freundeskreis zu beklagen.
Die einzigen Beerdigungen auf denen ich war, waren die von diversen Meerschweinchen und Katzen.
Ich weiß einfach nicht, wie ich damit umgehen soll, zumal wir Enkel nie eine besondere Beziehung zu meiner Oma hatten. Selten waren wir bei ihr außerhalb der Geburtstagsfeierlichkeiten zu Besuch.
Meine Mutter teilte mir eben am Telefon mit, dass meine Oma nach einer kurzen Zeit zu Hause nun wieder im Krankenhaus läge und es ihr so schlecht ginge, dass man ihr Morphium geben müsse.
Das klingt alles so traurig, aber eigentlich ist es sogar eine Entlastung - zumindest für meinen Opa, der sie partout selbst versorgen und nicht in ein Pflegeheim geben, weil er nicht allein wohnen wollte. Und das, obwohl zwischen den Beiden wahrscheinlich nie so etwas wie wirkliche Liebe existiert hat. Eher eine liebevolle Aneinander-Gewöhnung, gegenseitiges Verletzen und ungeklärte Konflikte dabei nicht ausgeschlossen.
Die selbstaufgehalste Pflege überforderte meinen Opa allerdings total, er, der noch nie vorher jemanden gepflegt hatte, musste plötzlich so viel auf einmal lernen und machte seine Sache eher schlecht als Recht. Meine Oma hingegen hatte keine Lust, ihrerseits etwas für ihre Genesung zu tun und in meinen Augen ist das eine ziemliche Gemeinheit meinem Opa gegenüber, der sich solche Mühe gab und doch nur Undank und böse Worte von meiner Oma erntete.
Nun ist sie aber trotz allem seine Frau, meine Oma und meiner Mutter Mutter. Und sie jetzt langsam dem Ende entgegen gehen zu sehen macht mich fertig.
Dass jeder mal sterben muss ist mir klar (und ich weiß auch, dass sie sich selbst so weit gebracht hat, durch ihre Unlust, sich aufzuraffen), doch ich weiß einfach nicht, wie ich mich verhalten soll. Ihr gegenüber und vor allem meiner Mutter gegenüber, die natürlich sehr traurig ist, wie man sich sicher vorstellen kann. Meine Mutter ist sehr gläubig, aber ihr mit Gottes Himmelreich Trost spenden zu wollen, wäre geheuchelt, da ich nicht mehr in einem christlichen Sinne an Gott glaube (wobei ich eigentlich gar nichts glaube, ich bin eher auf der Suche, aber das tut hier nichts zur Sache...).
Ich weiß einfach nicht, was ich morgen tun soll, wenn wir alle gemeinsam ins Krankenhaus gehen. Bisher habe ich keinen einzigen Todesfall in meinem Verwandten- und Freundeskreis zu beklagen.
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Re: Meine Oma
Ich bin gerade in einer ähnlichen Situation. Mein Opa hat hat einen Leberschaden und durch die Gifte die dadurch in den Körper gepumpt werden, wird sein Hirn immer weiter geschädigt. Die Ärzte können nicht genau sagen, wie lange er noch zu leben hat, aber wahrscheinlich nur noch ein paar Monate. Nachdem er mehrmals im Krankenhaus war und feststand, dass man ihm nicht mehr helfen kann, ist er jetzt wieder zu hause. Mein Tante ist jetzt dort mit eingezogen, mein Vater und seine anderen beiden Geschwister unterstützen sie bei der Pflege weil meine Oma das allein auch nicht kann. Die Situation zwischen meinen Großeltern und mein Verhältnis zu meinem Opa sind ähnlich wie bei Dir, das Ganze läuft jetzt etwa schon seit November so.
Am Anfang war das für alle recht schwer, inzwischen haben wir uns alle damit abgefunden, dass es irgendwann in den nächsten Monaten zuende gehen wird. Vielleicht habe ich Dir gegenüber den Vorteil, dass ich das schon mit meinen anderen Großeltern und Urgroßeltern erlebt habe, kann aber voll und ganz verstehen wie Du Dich fühlst. Am Anfang bin ich auch nur sehr ungern dort gewesen, inzwischen schaue ich öfter mal vorbei. Denn wenn ein Mensch, den man schon sein Leben lang kennt, plötzlich nicht mehr da ist, macht man sich Vorwürfe, dass man vielleicht verpasst hat von ihm Abschied zu nehmen. Und das kann man nicht mehr nachholen.
Am Anfang war das für alle recht schwer, inzwischen haben wir uns alle damit abgefunden, dass es irgendwann in den nächsten Monaten zuende gehen wird. Vielleicht habe ich Dir gegenüber den Vorteil, dass ich das schon mit meinen anderen Großeltern und Urgroßeltern erlebt habe, kann aber voll und ganz verstehen wie Du Dich fühlst. Am Anfang bin ich auch nur sehr ungern dort gewesen, inzwischen schaue ich öfter mal vorbei. Denn wenn ein Mensch, den man schon sein Leben lang kennt, plötzlich nicht mehr da ist, macht man sich Vorwürfe, dass man vielleicht verpasst hat von ihm Abschied zu nehmen. Und das kann man nicht mehr nachholen.
"Ich habe mich so gefühlt, wie Sie sich fühlen würden, wenn sie auf einer Rakete sitzen, die aus zwei Millionen Einzelteilen besteht - die alle von Firmen stammen, die bei der Regierungsausschreibung das niedrigste Angebot abgegeben haben"
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Re: Meine Oma
Hm, ich kann das am ehesten mit meiner letzten Oma vergleichen, die gestorben ist. Sie hatte Krebs und in ihrem letzten Jahr total stark abgebaut. Meine Mutter und meine Tante haben sich die ganze Zeit um sie gekümmert, einmal war ich während der Zeit auch etwas länger zu Besuch, aber ich muss sagen: Es war einfach nicht mehr meine Oma. Als ich da war, war sie so bösartig. Meinte in einer unglaublich bösartigen Art Dinge wie: Sie könne ja das Haus anzünden, Feuer würde mir ja so gefallen (was auch überhaupt nicht stimmt). Früher hatte ich oft mit ihr zu tun, habe sie oft in den Ferien besucht, da war sie ganz anders. So habe ich dann mit der Sache abgeschlossen, sie war einfach nicht mehr die Oma, die ich geliebt habe. Als sie dann ein halbes Jahr später gestorben ist, war es eher eine Erleichterung, denn meine Mutter hat auch ganz schön unter der Sache gelitten. Anders als ich konnte sie sich ja nicht aus der Verantwortung ziehen. Ich habe mich auf der Beerdigung dann eher melancholisch an die schöne Zeit erinnert, die ich mit ihr hatte. Es war okay.
Hm, wie könntest du damit umgehen? Im Prinzip ist es ja wohl so, dass du keine besondere Beziehung zu ihr hast, also musst du auch nichts vorheucheln, sondern kannst eher passiv dabei stehen. Wie du deine Mutter unterstützen kannst... Hm, ich denke viel mehr als sie bei anderen Dingen zu unterstützen und mit gutem Willen an die Sache zu gehen bleibt dir nicht übrig.
So, das war meine unqualifizierte Einschätzung aus der Ferne. Kopf hoch, da musst du durch, aber es geht auch vorbei.
Hm, wie könntest du damit umgehen? Im Prinzip ist es ja wohl so, dass du keine besondere Beziehung zu ihr hast, also musst du auch nichts vorheucheln, sondern kannst eher passiv dabei stehen. Wie du deine Mutter unterstützen kannst... Hm, ich denke viel mehr als sie bei anderen Dingen zu unterstützen und mit gutem Willen an die Sache zu gehen bleibt dir nicht übrig.
So, das war meine unqualifizierte Einschätzung aus der Ferne. Kopf hoch, da musst du durch, aber es geht auch vorbei.
„Es müsste immer Musik da sein, bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo's am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“ (Floyd, Absolute Giganten)
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Re: Meine Oma
Danke, max und neon.
Nachdem ich das alles niedergeschrieben hatte, gings mir schon etwas besser und mir kam auch eine Idee für morgen.
Ich mag irische Segenswünsche und so habe ich für meine Mutter und meinen Opa eine Karte zusammengestellt:
![Bild](http://img390.imageshack.us/img390/1775/segenswunschhl9.th.jpg)
Ich finde den Spruch sehr gut, da er nicht in erster Linie ein Segenswunsch im kirchlichen Sinne ist und den Frieden der Natur, welcher ich mich sehr verbunden fühle, ausdrückt.
Nachdem ich das alles niedergeschrieben hatte, gings mir schon etwas besser und mir kam auch eine Idee für morgen.
Ich mag irische Segenswünsche und so habe ich für meine Mutter und meinen Opa eine Karte zusammengestellt:
![Bild](http://img390.imageshack.us/img390/1775/segenswunschhl9.th.jpg)
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Re: Meine Oma
Hört sich wirklich so an, als ob deine Oma keine Lust mehr hätte, weil es ihr immer schlechter ging.
Es kann aber auch sein, dass beim Schlag ihr Hirn so verletzt wurde, dass die Motivation und die Fähigkeit sich aufzuraffen, nicht mehr vorhanden sind.
Es gibt einige krankhafte Abbauprozesse, die im Alter auftreten können (aber nicht müssen). Max_Ps Oma könnte sowas auch gehabt haben. Ich habe 1 1/2 Jahre in einem Altersheim gearbeitet und da gab es einige Senioren, von denen mir die Verwandten erzählt haben,Teile oder ihre ganze Persönlichkeit hätte sich geändert. - Was für die Verwandten meist ziemlich schrecklich war, für die Betroffenen anscheinend weniger.
Deine Oma kann jetzt also völlig anders sein als vorher. Ich würde ihr also nicht die "Schuld" für ihren jetzigen Zustand geben. Es ist in dieser Situation auch egal, ob du sie gut oder nicht gut gekannt hast. Du kannst einfach versuchen, die Person, die sie jetzt ist, kennen zu lernen. Rede also nicht zuviel, um die Stille oder das Unangenehme der Situation zu überbrücken. Sondern versuch einfach zu vergessen, was du über Tod und Sterben und sonstwas weisst oder denkst und gehe auf sie ein oder stelle dir vor, dass es jetzt sie letzte Chance ist sie kennen zu lernen.
Das ist dann ungefähr die Situation, in der sich die Pfleger im Altenheim befinden. Und die können mit der Sitation meisten sehr viel besser umgehen, als die Verwandten, weil sie keine Rattenschwanz an Gedankengängen hinter sich herziehen.
Deine Mutter braucht jetzt am ehesten tatkräftige Unterstützung, falls es darauf ankommt, dinge zu erledigen oder einfach nur das Gefühl, verstanden zu werden.
Sich mit Sterben und Tod auseinader zu setzen ist immer grausam - und am besten ist es, wenn man weiß, man ist nicht allein. Also lieber einmal mehr knuddeln als einmal zu wenig!
*doppelknuddel*
Es kann aber auch sein, dass beim Schlag ihr Hirn so verletzt wurde, dass die Motivation und die Fähigkeit sich aufzuraffen, nicht mehr vorhanden sind.
Es gibt einige krankhafte Abbauprozesse, die im Alter auftreten können (aber nicht müssen). Max_Ps Oma könnte sowas auch gehabt haben. Ich habe 1 1/2 Jahre in einem Altersheim gearbeitet und da gab es einige Senioren, von denen mir die Verwandten erzählt haben,Teile oder ihre ganze Persönlichkeit hätte sich geändert. - Was für die Verwandten meist ziemlich schrecklich war, für die Betroffenen anscheinend weniger.
Deine Oma kann jetzt also völlig anders sein als vorher. Ich würde ihr also nicht die "Schuld" für ihren jetzigen Zustand geben. Es ist in dieser Situation auch egal, ob du sie gut oder nicht gut gekannt hast. Du kannst einfach versuchen, die Person, die sie jetzt ist, kennen zu lernen. Rede also nicht zuviel, um die Stille oder das Unangenehme der Situation zu überbrücken. Sondern versuch einfach zu vergessen, was du über Tod und Sterben und sonstwas weisst oder denkst und gehe auf sie ein oder stelle dir vor, dass es jetzt sie letzte Chance ist sie kennen zu lernen.
Das ist dann ungefähr die Situation, in der sich die Pfleger im Altenheim befinden. Und die können mit der Sitation meisten sehr viel besser umgehen, als die Verwandten, weil sie keine Rattenschwanz an Gedankengängen hinter sich herziehen.
Deine Mutter braucht jetzt am ehesten tatkräftige Unterstützung, falls es darauf ankommt, dinge zu erledigen oder einfach nur das Gefühl, verstanden zu werden.
Sich mit Sterben und Tod auseinader zu setzen ist immer grausam - und am besten ist es, wenn man weiß, man ist nicht allein. Also lieber einmal mehr knuddeln als einmal zu wenig!
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„Was auch immer geschieht: Nie dürft ihr so tief sinken,
von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.“
Erich Kästner
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- DieFüchsin
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Re: Meine Oma
Danke auch dir, Möwe.
Meine Oma war eigentlich schon immer total antriebslos, um nicht zu sagen, faul.
Ihr Haushalt ist sehr chaotisch und bisweilen unhygienisch und das schon seit ich mich erinnern kann.
Auch hatte sie nie "Zeit" für körperliche Bewegung, was dazu führte, dass sie sehr dick war (nach dem Schlaganfall hat sie sehr an Körpermasse verloren).
Vielleicht hat sie wirklich einfach keine Lust mehr, zu leben, aber ich denke nicht, dass es eine Art "Lebensmüdigkeit" ist, etwa wie man sich das nach einem langen, erfüllten Leben vorstellt, sondern einfach diese Lustlosigkeit, die sie schon immer daran hinderte, aus eigenem Antrieb was zu verändern.
Vielleicht interpretiere ich auch zu viel hinein.
Etwas zu tun war mir schon immer der liebste Weg, mit traurigen und schmerzlichen Situationen klarzukommen, darum war die Idee, die Karte zu machen schonmal sehr gut. Jetzt schaue ich, was ich als nächstes tun kann, um meine Mutter zu entlasten und zu trösten.
Meine Oma war eigentlich schon immer total antriebslos, um nicht zu sagen, faul.
Ihr Haushalt ist sehr chaotisch und bisweilen unhygienisch und das schon seit ich mich erinnern kann.
Auch hatte sie nie "Zeit" für körperliche Bewegung, was dazu führte, dass sie sehr dick war (nach dem Schlaganfall hat sie sehr an Körpermasse verloren).
Vielleicht hat sie wirklich einfach keine Lust mehr, zu leben, aber ich denke nicht, dass es eine Art "Lebensmüdigkeit" ist, etwa wie man sich das nach einem langen, erfüllten Leben vorstellt, sondern einfach diese Lustlosigkeit, die sie schon immer daran hinderte, aus eigenem Antrieb was zu verändern.
Vielleicht interpretiere ich auch zu viel hinein.
Etwas zu tun war mir schon immer der liebste Weg, mit traurigen und schmerzlichen Situationen klarzukommen, darum war die Idee, die Karte zu machen schonmal sehr gut. Jetzt schaue ich, was ich als nächstes tun kann, um meine Mutter zu entlasten und zu trösten.
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Re: Meine Oma
Die Karte finde ich sehr schön, da werden sich Deine Mutter und Dein Opa sicher freuen.
Tatsächlich denke ich, dass Du es richtig angehst und am ehesten den beiden helfen kannst und weniger Deiner Oma. Ich weiss nicht, ob Du Deinen Opa trösten kannst, aber Deine Mutter kann das ganz bestimmt. Und Du kannst ganz bestimmt Deine Mutter trösten und das schöne ist: Dafür musst Du einfach nur dasein.
Lass Dich von morgen einfach überraschen, im Guten wie im Schlechten. Das liegt nicht in Deiner Hand. Du bist Da, und darauf kommt es an.
Wenn kranke und sterbende Menschen gemein zu Dir sind, vielleicht sogar Genugtuung dabei empfinden, dann mach Dir klar, dass sie nicht Dich meinen, sondern über ihre Situation verzweifelt sind. Trotzdem muss man Ihnen nicht alles durchgehen lassen und kann nicht alles überspielen. Ausser bei den Fällen die Möwe geschildert hat, da braucht man einfach eine verdammt dicke Haut. (Habe Zivi als Alten- und Krankenpfleger in der häuslichen Pflege gemacht. ) Für die Angehörigen ist das natürlich erst recht bitter. Die sind aber auch nicht alle Engel.
Wenn man in einem so engen Abhängigkeitsverhältnis lebt, manchmal ohne jede Möglichkeit zum Rückzug oder Privatsphäre, dann sind Reibereien aber einfach auch menschlich.
Tatsächlich denke ich, dass Du es richtig angehst und am ehesten den beiden helfen kannst und weniger Deiner Oma. Ich weiss nicht, ob Du Deinen Opa trösten kannst, aber Deine Mutter kann das ganz bestimmt. Und Du kannst ganz bestimmt Deine Mutter trösten und das schöne ist: Dafür musst Du einfach nur dasein.
Lass Dich von morgen einfach überraschen, im Guten wie im Schlechten. Das liegt nicht in Deiner Hand. Du bist Da, und darauf kommt es an.
Wenn kranke und sterbende Menschen gemein zu Dir sind, vielleicht sogar Genugtuung dabei empfinden, dann mach Dir klar, dass sie nicht Dich meinen, sondern über ihre Situation verzweifelt sind. Trotzdem muss man Ihnen nicht alles durchgehen lassen und kann nicht alles überspielen. Ausser bei den Fällen die Möwe geschildert hat, da braucht man einfach eine verdammt dicke Haut. (Habe Zivi als Alten- und Krankenpfleger in der häuslichen Pflege gemacht. ) Für die Angehörigen ist das natürlich erst recht bitter. Die sind aber auch nicht alle Engel.
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- Mic
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Re: Meine Oma
Du wirst deine persönliche Art finden, wie du mit der Trauer, dem Schmerz und vielleicht sogar der Wut umgehen kannst. Versuche nicht, Erwartungen gerecht zu werden, von denen du meinst, dass sie an dich gestellt werden. Trauer hat keine Qualität, die man vergleichen kann. Jeder empfindet sie anders. Jeder verarbeitet sie anders.
Der letzte Todesfall in meiner Familie liegt schon lange zurück. Ich war 10 Jahre alt, als mein Opa starb. Aber ich weiß noch, dass meine Mutter meiner Oma viel geholfen hat, was die alltäglichen Dinge anging. Soweit sich meine Oma auch helfen hat lassen, denn Alltägliches vermag es, abzulenken. Ich selber war einfach nur still und habe versucht, nicht im Wege zu stehen. Heute würde ich anders reagieren, aber wie, dass weiß ich auch nicht. Ich würde helfen, soweit ich es kann. Würde zeigen, dass ich da bin. Zumindest stelle ich mir das so vor, aber vielleicht würde ich mich auch einigeln. Sowas ist eben nicht zu planen.
Wie Möwe dir schon geraten hat: Versuche deiner Familie - soweit du es kannst und in der Lage bist - zu helfen. Ansonsten höre auf dich selbst.
Der letzte Todesfall in meiner Familie liegt schon lange zurück. Ich war 10 Jahre alt, als mein Opa starb. Aber ich weiß noch, dass meine Mutter meiner Oma viel geholfen hat, was die alltäglichen Dinge anging. Soweit sich meine Oma auch helfen hat lassen, denn Alltägliches vermag es, abzulenken. Ich selber war einfach nur still und habe versucht, nicht im Wege zu stehen. Heute würde ich anders reagieren, aber wie, dass weiß ich auch nicht. Ich würde helfen, soweit ich es kann. Würde zeigen, dass ich da bin. Zumindest stelle ich mir das so vor, aber vielleicht würde ich mich auch einigeln. Sowas ist eben nicht zu planen.
Wie Möwe dir schon geraten hat: Versuche deiner Familie - soweit du es kannst und in der Lage bist - zu helfen. Ansonsten höre auf dich selbst.
Wenn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nichts weiter sind als verlorene Ideen aus einer anderen Ära,
etwa wie Boote auf einem ausgetrockneten See, dann ist die Beendigung eines Prozesses nie zu definieren.
etwa wie Boote auf einem ausgetrockneten See, dann ist die Beendigung eines Prozesses nie zu definieren.
- DieFüchsin
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Re: Meine Oma
Bastlwastl hat geschrieben:und das schöne ist: Dafür musst Du einfach nur dasein.
Ja, da habt ihr wohl recht. Ich glaube, ich habe immerzu das Bedürfnis, irgendetwas besonderes tun zu müssen. Aber das muss ich wohl gar nicht.Mic hat geschrieben:Versuche nicht, Erwartungen gerecht zu werden, von denen du meinst, dass sie an dich gestellt werden. Trauer hat keine Qualität, die man vergleichen kann. Jeder empfindet sie anders. Jeder verarbeitet sie anders.
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Re: Meine Oma
Hm, mir gehts da ganz anders. Ich habe schon etwa mit 12 Jahren meine Schwester verloren.DieFüchsin hat geschrieben:Bisher habe ich keinen einzigen Todesfall in meinem Verwandten- und Freundeskreis zu beklagen.
Und das Thema ist mir nicht gerade unbekannt: Erst in diesem Jahr vor einigen Monaten ist meine Oma (mein letzter Großelternteil) gestorben, etwa eine Woche nach einem lähmenden Schlaganfall. Der Tod war in dem Fall das Beste, was ihr passieren konnte, denn in dem Zustand, in dem sie sich befand, wünscht sich wohl keiner zu sein. Es kam für mich jetzt nicht unerwartet. Meine Oma war seit Jahren ein Pflegefall und gerade in den letzten Jahren hab ich nie gewusst, wie ich mit ihr umgehen, bzw. mit ihr reden soll. Dadurch hat sich natürlich ehrlich gesagt auch mein Verhältnis zu meiner Oma irgendwie viel mehr verfremdet. Mag sein, dass das jetzt blöd klingt, aber es ist so. Meine Mutter und meine Schwester hat diese Situation sicher mehr mitgenommen.
Ansonsten weiß ich jetzt auch net recht, was ich dir hierzu sagen soll. Aber ich drücke dir auf jeden Fall mein herzliches Beileid aus.
Mein Fortsetzungsroman: Topsys Mondjahr.
Clara im Labyrinth des Grauens und weitere Twine-Stories sowie Mini-Adventures: fireorange bei itch.io!
Bäckerin von: Beyond the Edge of Owlsgard, A Twisted Tale, Beyond Shadowgate, Twilight Oracle, Cronela's Mansion.
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- DieFüchsin
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Re: Meine Oma
Ich denke auch, dass es besser ist, wenn sie nicht lange leiden muss. Das sehen auch meine anderen Familienmitglieder so, aber natürlich sind ihre Kinder und ihr Mann sehr traurig. Uns anderen geht das Ganze auch nicht so dermaßen nah und eigentlich ist es das, was mich am meisten traurig macht.
Jedenfalls konnte ich meiner Mutter und meinem Opa mit der Karte eine Freude machen.
Meiner Oma habe ich zum Abschied "Schlaf gut und träum was schönes" gesagt (sie war während unseres Besuchs immermal wieder weggeschlummert). Sollten das meine letzten Worte an sie gewesen sein, bin ich damit zufrieden.
Ich hoffe wirklich, dass es nicht mehr lang dauert, ihr und auch ihren Kindern und meinem Opa zuliebe, die sonst ebenfalls nur lang mit ihr leiden.
Jedenfalls konnte ich meiner Mutter und meinem Opa mit der Karte eine Freude machen.
Meiner Oma habe ich zum Abschied "Schlaf gut und träum was schönes" gesagt (sie war während unseres Besuchs immermal wieder weggeschlummert). Sollten das meine letzten Worte an sie gewesen sein, bin ich damit zufrieden.
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Re: Meine Oma
Das klingt so, als hättest du Schuldgefühle, weil du nicht so traurig bist, wie du meinst, dass es angebracht wäre.DieFüchsin hat geschrieben:Ich denke auch, dass es besser ist, wenn sie nicht lange leiden muss. Das sehen auch meine anderen Familienmitglieder so, aber natürlich sind ihre Kinder und ihr Mann sehr traurig. Uns anderen geht das Ganze auch nicht so dermaßen nah und eigentlich ist es das, was mich am meisten traurig macht.
Aber du hast ja beschrieben, dass dein Verhältnis zu deiner Oma nicht besonders innig war...aber zu einem innigen Verhältnis gehören immer zwei.
Es klingt vielleicht ein bisschen hart...aber ich glaube, wenn man zu jemandem nie ein inniges Verhältnis hatte, ändert sich das auch nicht, nur weil diese Person stirbt. Auch, wenn es ein Familienangehöriger ist.
Ich kann diese Schuldgefühle aber gut verstehen. Ich hatte sie auch, als die Mutter meiner Mutter gestorben ist. Unser Verhältnis war nicht schlecht...aber halt sehr unpersönlich. Als sie dann gestorben ist, war ich ziemlich irritiert, weil ich keine Trauer empfunden hatte. Vielleicht so in der Art gefühlloser Monster-Enkel.
Aber im Nachhinein glaube ich, dass das so ok war. Man kann nicht erwarten, dass irgendwo was wächst, wo nichts gesäät wurde.
Die Frage, die man sich dann stellen kann, ist, ob man nicht auch dafür verantwortlich war, dass nichts gesäät wurde. Und das ist man wohl auch...aber eben nicht allein.
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Re: Meine Oma
Ich rate dir dazu die verbleibende Zeit mit ihr oft und viel zu nützen, sie wird dann ihrgendwann nicht mehr da sein.
Du wirst dir genau das vorwerfen, wenn du nie viel Zeit mit ihr verbrachtest nur weil du keine enge Bindung zu ihr hattest.
Man begreift dann erst immer im Ende wenn jemand tot ist, das er es für immer sein wird, und es bleibt dann keine gemeinsame Zeit mehr.
Das einzige was noch zu sagen ist, wenn es dein erster Todesfall in deiner Familie dann sein wird, klammer dich nicht an die schönen Zeiten und lern los zu lassen, das ist die einzige Methode um über einen Verlust und über den Schmerz hin weg zu kommen.
Ich hoffe das hilft dir ein wenig,und das es deiner Oma bald gesundheitlich besser geht.
Du wirst dir genau das vorwerfen, wenn du nie viel Zeit mit ihr verbrachtest nur weil du keine enge Bindung zu ihr hattest.
Man begreift dann erst immer im Ende wenn jemand tot ist, das er es für immer sein wird, und es bleibt dann keine gemeinsame Zeit mehr.
Das einzige was noch zu sagen ist, wenn es dein erster Todesfall in deiner Familie dann sein wird, klammer dich nicht an die schönen Zeiten und lern los zu lassen, das ist die einzige Methode um über einen Verlust und über den Schmerz hin weg zu kommen.
Ich hoffe das hilft dir ein wenig,und das es deiner Oma bald gesundheitlich besser geht.
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten.
Menschen und Dinge verlangen verschiedene Perspektiven. Es gibt manche, die man aus der Nähe sehen muß, um sie richtig zu beurteilen, und andere, die man nie richtiger beurteilt, als wenn man sie aus der Ferne sieht.
Zitat von François VI. Herzog de La Rochefoucauld
Menschen und Dinge verlangen verschiedene Perspektiven. Es gibt manche, die man aus der Nähe sehen muß, um sie richtig zu beurteilen, und andere, die man nie richtiger beurteilt, als wenn man sie aus der Ferne sieht.
Zitat von François VI. Herzog de La Rochefoucauld
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Re: Meine Oma
das stimmt!Sternchen hat geschrieben:Ich rate dir dazu die verbleibende Zeit mit ihr oft und viel zu nützen, sie wird dann ihrgendwann nicht mehr da sein.
das erinnert mich daran als mein opa gestorben ist, ich bin dann noch mit ihm in den zoo gefahren denn er hat tiere über alles geliebt.
villeicht weisst du ja was deine oma mag zum beispiel blumen, dan könntet ihr ja in einen rosengarten fahren.
Gute besserung an deine Oma!
-K