Ich halte es doch für sehr gewagt hier ein absolutes "nie" zu verwenden.Grappa11 hat geschrieben:Kriege sind nie von Religionen ausgegangen. Menschen haben Kriege angefangen und dabei häufig religiöse Motive vorgeschoben.
Ich denke mit den Religionen und den Kriegen verhält es sich etwa so wie in deinem Beispiel mit dem Rauchen und dem Krebs. Man kann wohl nicht mit Bestimmtheit sagen, dieser oder jener Krieg ist nun eindeutig und ausschließlich von religiösen Gründen ausgegangen. Aber trotzdem war Religion bei vielen Kriegen in der Vergangenheit ein maßgeblicher Faktor und spielt auch heute noch eine nicht unbedeutende Rolle.
Der dreißigjährige Krieg fußte im wesentlichen auf konfessionelle Unterschiede. Sicher wurde das dann auch zugunsten politischen Machtkampfes ausgenutzt, aber ohne Religion hätten sich die Spannungen wohl nur ein paar kleinen Kämpfen entladen und nicht derart verheerende Ausmaße angenommen.
Oder nehmen wir den Nordirlandkonflikt. Hier ging es natürlich primär um territoriale Ansprüche verschiedener gesellschaftlicher Gruppen. Aber die Religion war hier ein bedeutender Faktor, der beide trennte und so effektiv eine Versöhnung verhinderte, sodass der Konflikt über eine lange Zeit weiter schwelte. Ohne die Religion hätte man die Auseinandersetzung vermutlich schon nach ein paar Jahren beigelegt.
Und hast du mal in der Bibel gelesen? Und zwar richtig, und nicht nur die schönen Stellen, die der Pfarrer raussucht? Bei der Masse an Mord und Totschlag wundert es mich ehrlich gesagt, warum nicht mehr Gläubige gewalttätig sind, und warum diese Schrift noch nicht auf dem Index gelandet ist. Wobei ersteres wohl daran liegt, dass nur wenige Gläubige die Bibel überhaupt komplett gelesen haben, oder aber das gelesene (zum Glück) nicht allzu ernst nehmen.
Die Frage ist: Was genau verstehst du hier unter Wertegrundlage? Welche Werte meinst du konkret?Grappa11 hat geschrieben:Ohne die Kirche bestünde die Wertegrundlage unserer Gesellschaft nicht.
Ich denke nämlich der größte Teil unserer modernen Werte hätte sich auch prima ohne Religion entwickelt - vermutlich sogar noch besser. Nur weil die Kirchen versucht haben sich auf die Werte ein Monopol zu erstreiten, bedeutet das nicht, dass es ohne sie keine gäbe. Ohne Microsoft gäbe es schließlich auch Betriebssysteme.
Einige wesentliche Werte, wie nicht zu morden, Nächstenliebe, Toleranz, sind bereits in unserem genetischen Programm angelegt und älter als die Menschheit selbst.
Andere wichtige Werte, vor allem politischer Art, wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit wurde bereits in der Antike entwickelt, und verschwanden wieder unter dem Einfluss der Kirche, und wurden erst wiederbelebt als die Macht der Kirche schwand.
Andere Werte wie wesentliche Freiheiten, Gleichheit, Menschen- und Bürgerrechte wurden größtenteils durch Aufklärer entwickelt und mussten erst mühsam gegen den Widerstand der Kirchen erstritten werden. (Wusstest du z.B. das der Vatikan bis heute der einzige europäische Staat ist, der die Menschenrechtscharta nicht ratifiziert hat?) Schließlich schmälerten diese Werte die Machtposition der Kirche. Erst als die Werte in der breiten Öffentlichkeit anerkannt waren, wurden sie von der Kirche akzeptiert.
"Was an der Haltung beider Kirchen auffällt, ist ihre heraushängende Zunge. Atemlos jappend laufen sie hinter der Zeit her, auf daß ihnen ja niemand entwische. Wir auch, wir auch! Nicht mehr wie vor Jahrhunderten: Wir! - Sozialismus? Wir auch. Jugendbewegung? Wir auch. Sport? Wir auch. Diese Kirchen schaffen nichts, sie wandeln das von anderen Geschaffene, das bei anderen Entwickelte in Elemente um, die ihnen nützlich sein können. Was die Kirche nicht verhindern kann, das segnet sie." - Kurt Tucholsky
In 50 Jahren wird die Kirche dann auch behaupten, sie hätte sich für die Rechte der Frauen auf Abtreibung eingesetzt.
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Welche Werte kommen denn originär von der Kirche?
Warum sollte man Glaube? Die Welt funktioniert auch wunderbar ohne.Mr.Käse hat geschrieben:wichtig ist in meinen augen, dass die menschen glauben sollen! Eine welt ohne glaue würde wohl nicht funktionieren.. noch wichtiger ist es, den glauben anderer menschen zu akzeptieren..
Und Akzeptanz halte ich für zuviel verlangt. Auch wenn ich Glaube verabscheue kann ich ihn tolerieren, sofern er privat bleibt und nicht politisch wird. Aber keiner kann mich zwingen ihn zu mögen.