Nikopol

[Adven]

(Kann gerne zu den Community Tests.)


In Nikopol geht es um gleichnamigen Herrn, wohnhaft im Paris der Zukunft und Ziel ist mehr oder weniger das Finden und Retten seines Vaters. Paris unterliegt einer totalitären, religiösen Regierung, über der Stadt schwebt eine riesige Pyramide und die nächsten Wahlen stehen an. Mehr sei nicht verraten, aber, soviel vorne weg, die Story ist eh irgendwie Nebensache.

Zunächst das wirklich positive, nämlich der technische Aspekt. Ihr spielt in der Ichansicht mit den üblichen Rundumrenderbildern und die sind sehr gelungen. Ehrlich, die schönste Grafik seit langem und auch die Charaktere (und sonstige Kreaturen) sehen furchtbar gut aus. Noch dazu lief das Spiel bei mir absolut flüssig, was ich von manchen grafisch weniger überzeugenden Adventures nicht behaupten kann. Auch über den Klang kann man sich nicht beschweren, Musik und Hintergrundgeräusche sind sehr gut, genau wie die (dt.) Sprachausgabe. Lediglich die Stimmen der Untertitel gebenden Unsterblichen empfand ich persönlich als etwas gekünstelt, aber schlecht sind auch die bei Weitem nicht.

Zur Präsentation gehört natürlcih nicht nur die technische Seite, also wie es dargestellt wird, sondern auch der Stil, also was dargestellt wird. Angeblich orientiert sich das Spiel da stark an dem Comic, was ich nicht beurteilen kann, aber es sieht alles sehr stimmig und schön aus, genau wie die comicstripartigen Zwischensequenzen, die nicht einfach nur ein paar Bilder zeigen, sondern durch Bewegung und Bild-im-Bild recht dynamisch rüberkommen.

Wesentlich wichtiger sind aber trotzdem die Rätsel. Hier wird nichts übermäßig ungewöhnliches geboten, verrückte Zweckentfremdungen und Inventarkombinationsknobeleien braucht Ihr demnach nicht zu befürchten. Trotzdem ist es nicht immer ganz so einfach, da einige Hotspots recht klein geraten sind, aber ansonsten dürfte man mit etwas Nachdenken und Herumprobieren schon ganz gut durchkommen. Also ich fand die "bodenständigen" Rätsel gut, wer von einem Adventure aber "Benutze Gummihuhn mit Fahrkartenautomat" erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Dazu gibt es noch zwei Variationen von Puzzle Rätseln, die mir gefallen haben, aber die, wie die meisten ihrer Art, doch recht künstlich in den Spielablauf eingefügt sind.

Heutzutage ungewöhnlich sind die verhältnismäßig häufigen Situationen, in denen man sich beeilen muss oder sonstwie scheitern ( =sterben) kann. Aber keine Angst, diese Szenen nerven nicht und mit einem einzigen Mausklick seid Ihr wieder direkt vor dem fatalen Fehltritt, so dass es auch nicht viel schlimmer als ein einfacher "so nicht" Kommentar ist.

Doch jetzt kommen wir leider zu den weniger erfreulichen Dingen. Da wäre zunächstmal die Handlung, die an sich bestimmt sehr interessant ist, aber nur sehr stiefmütterlich behandelt wird. Man kann schon einigermaßen folgen, aber es ergibt sich irgendwie kein richtiges Gesamtbild. Aus Unkenntnis desselbigen kann ich natürlich nicht beurteilen, ob und inwiefern das bei dem als Vorlage dienenden Comic ähnlich ist, aber man wird das Gefühl nicht los, dass man eher eine grobe Inhaltsangabe spielt als die eigentliche Story.

Der zweite Kritikpunkt betrifft den Umfang, denn Nikopol ist sehr kurz. Im Prinzip gibt es nur vier Hauptörtlichkeiten, die man nacheinander besucht, und diese Abschnitte sind auch nicht sonderlich lang. Der erste davon ist z.B. bereits die Demo.

Und das finde ich doch sehr, sehr schade, denn das, was Nikopol macht, macht es richtig gut, aber davon einfach viel zu wenig. Man hätte dem Spiel mehr Inhalt spendieren müssen, mehr Orte, ausführlichere Handlung, Beschäftigung mit dem Setting und den Charakteren usw., dann wäre es ein richtiger Knüller geworden. So bleibt trotz der an sich hohen Qualität ein schaler Beigeschmack, nur mit dem nötigsten abgespeist worden zu sein.

Eine faire Endwertung zu vergeben, fällt mir daher ziemlich schwer, wenn ich den geringen Umfang außer Acht lasse, gebe ich dem Spiel 95 %, aber im Gesamtbild dann doch nur 65%. Wem die Dauer egal ist und die Demo schon gefiel, kann zuschlagen, der Rest sollte Nikopol jedoch lieber zu einem geringeren Preis spielen.