Sam & Max Hit the Road

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Cohen
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Sam & Max Hit the Road

Beitrag von Cohen »

Nach dem genialen "Day of the Tentacle" stand die Firma LucasArts vor dem nahezu unlösbaren Problem, ein neues Adventure zu programmieren, das an den letzten Erfolg anknüpft. Mit "Sam & Max Hit the Road" wurde dieses Ziel fast erreicht, denn es ist "tierisch" abgedreht und witzig.

Mit der Maus steuert man den Hund Sam; hierbei handelt es sich allerdings nicht um einen gewöhnlichen Hund, sondern er läuft auf zwei Beinen, trägt einen Trenchcoat und kann wie die meisten Tiere in diesem Spiel sprechen. An seiner Seite findet man seinen Partner Max; ein niedlicher, knuffeligen (und äußerst brutaler) Hase, der nie um einen zynischen oder beleidigenden Spruch verlegen ist. Dieses Duo Infernale stellt die "Freelance Police" dar; eine Spezialeinheit der Polizei, die bundesweit agiert und die seltsamsten Fälle auflöst.

Diesmal bekommen Sam & Max den Auftrag, einen Bigfoot zu fangen, der aus einem Zirkus geflohen ist. Ein Bigfoot ist die nordamerikanische Version des tibetanischen Yetis oder des Schweizer Ötzis. Auf der Suche heizen Hund und Hase mit ihrem Cabrio-Streifenwagen kreuz und quer durch die USA und kommen dabei zu einer Unzahl amerikanischer "Sehenswürdigkeiten" (z.B. das größte Wollknäuel der Welt oder eine Farm, auf der Gemüse in Form von Prominenten wächst). Kenner des Filmes "Die schrillen Vier auf Achse" wissen, daß diese lächerlichen Schauplätze nicht alle ausgedacht sind, sondern dass in Amerika solche peinliche "Sehenswürdigkeiten" recht beliebt sind. Nach und nach stellt sich heraus, daß auch andere Bigfoots verschwunden sind und dass ein zwielichtiger Country-Sänger ebenfalls hinter diesen zotteligen, großfüßigen Wesen her ist.

Wenn man "Sam & Max" zum erstenmal startet, wird man sich zunächst wundern, wo die Befehlsleiste und das Inventar geblieben sind, die in den bisherigen LucasArts-Adventures immer das untere Viertel des Bildschirms einnahmen. Da LucasArts für die eigentliche Spielgrafik den gesamten Bildschirm ausnutzen wollte und ihnen kein besseres System einfiel, wurde einfach das Interface des größten Adventure-Konkurrenten "Sierra" schamlos kopiert: per Rechtsklick wird durch die einzelnen Aktionsmöglichkeiten (Gehen, Ansehen, Nehmen, Reden und Benutzen) durchgeschaltet, und per Linksklick wird diese Aktion auf den entsprechenden Gegenstand oder Gesprächspartner angewendet. Nachdem "Monkey Island 2" das erste LucasArts-Adventure war, welches die Gegenstände im Inventar nicht mehr als Textbeschreibung sondern als kleines Bild darstellte, so wurde diese Änderung mit "Sam & Max" erstmals auch für die Befehle und für die Multiple-Choice-Gespräche übernommen.

Das Inventar wird als Pappkarton dargestellt, der fast den ganzen Bildschirm füllt und in dem neben den Icons für die Gegenstände auch die Aktionsmöglichkeiten nochmals aufgeführt sind. Im Inventar kann man die Gegenstände anordnen, wie man möchte, um die Übersichtlichkeit zu bewahren. Ein Gegenstand im Inventar verdient eine besondere Erwähnung: da man Max nicht direkt steuern kann, findet man im Inventar ein Icon für den Hasen, um ihn mit Objekten und Personen zu "benutzen". Wenn man das gerade ausgewählte Maussymbol über eine Stelle in der Spielgrafik zieht, bei der die Aktion sinnvoll eingesetzt werden kann, verändert sich das Symbol, um dem Spieler viel Klick-Arbeit zu ersparen: Kann man ein Objekt nur anschauen aber nicht nehmen, verändert sich das Symbol nur, wenn man mit dem Auge-Icon über diese Stelle zieht und nicht bei dem Hand-Symbol.

Der Trend der LucasArts-Adventures vom Realismus zur Cartoon-Grafik setzt sich weiter fort. War man bei "Indy 4" noch darauf bedacht, daß die Schauplätze möglichst glaubhaft aussehen, so wirkt bei "Sam & Max" alle Räume krumm und schief. Das Konzept geht auf, da sich pixelarme VGA-Screens bedeutend besser für witzige Comic-Grafik als für realistische Grafik eignet. Die Animationen der Figuren sind erste Sahne und Max macht bei allen Gelegenheiten irgendwelche Faxen. Der Sound ist wie bei LucasArts-Adventures schon gewohnt wieder erstklassig, besonders die Sprachausgabe der deutschen CD-ROM-Version ist gelungen. Allerdings gehen durch die Übersetzung einige Wortspiele unter... Sam & Max sollte man sowohl mal auf englisch als auch auf deutsch gespielt haben.

Die im Spiel eingebauten Mini-Spiele (Malen-nach-Zahlen, eine Sam&Max-Anziehpuppe, Schiffe-versenken) muss man nicht spielen, sondern nur zum Zeitvertreib sind. Die einzige Action-Sequenz, die für die Lösung des Adventures wichtig ist, konnte mich auch sogleich begeistern: Bei Wag-a-Rat muß man mit einem Holzhammer auf niedliche Ratten kloppen! Alles in allem ist "Sam & Max" ein hundsgemein komisches Adventure für Einsteiger. Übrigens gibt es kaum ein Adventure von LucasArts, in dem Sam oder Max nicht irgendwo versteckt sind, ob als Totempfahl in Indiana Jones' Büro (Indy 3) oder als Gemälde in einem Hotel (Day of the Tentacle).
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