Und wieder waren es die Killerspiele...

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KhrisMUC
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Re: Und wieder waren es die Killerspiele...

Beitrag von KhrisMUC »

realchris hat geschrieben:Du verifizierst gerade in diesem Absatz, dass Killerspiele dumm und aggressiv machen. Denn 1. liest oder verstehst Du nicht richtig, was ich geschrieben habe, besonders in den differenzierten Bereichen und 2. passt Deine Ausdrucksweise genau ins Bild. Danke.
=D> :roll:
Ich mag Alkohol, bin aber gerne bereit darauf zu verzichten, wenn es Menschen davon abhält gewalttätig zu sein.
Zerteilst Du dein Fleisch nur noch mit dem Löffel, nachdem Du in der Zeitung liest, dass jemand erstochen wurde?

Im Klartext: Ein Messerverbot ist genauso Schwachsinn.
Und ein Schüler, der jahrelang durch Mobbing/Hänselei/fiese Lehrer/Rabeneltern schließlich soweit getrieben wird, dass er in der Schule rumläuft und Mitmenschen tötet, wird das auch ohne eine tägliche Runde Counterstrike tun.
(Kann es nicht vielleicht sogar sein, dass Leute beim Shooter spielen Aggressionen abbauen...?)

Aber nochmal zurück zur Offensichtlichkeit (oder meinem sog. Bauchgefühl): wenn von mindestens 100.000 Jugendlichen, die regelmäßig Shooter zocken, innerhalb von ein paar Jahren ganze drei Amok laufen, dann ist der Auslöser nicht bei den Shootern zu suchen. Dazu brauche ich keine Studien, sondern nur ein halbwegs funktionierendes Gehirn.

Und wenn es ums bloße Verhindern geht, hätte es da nicht gereicht, den Zugang zu Schusswaffen zu unterbinden?

Killerspiele sind schlicht der perfekte Sündenbock. Dass sie die Ursache sind, "liegt nahe", aber nur dann, wenn man sie ausschließlich aus der Berichterstattung in den Medien kennt. Und diese ist halt tatsachenverdrehend und einseitig. Da die Leute von Frontal oder ähnlichen Magazinen wohl eher keine Shooterfans sind, wundert das auch nicht.
Fragt man hingegen einen der hunderttausenden Shooterfans, sieht die Sache ganz anders aus. Die hätten natürlich auch als Einzige einen Nachteil von dem Verbot, würden aber halt auch nicht im Traum dran denken, mehrere Mitmenschen abzuknallen.

Wie schon von anderen gesagt musst Du uns nicht erklären, wie Politik funktioniert. Wir prangern hier ja gerade den momentanen Zustand an. Ein volljähriger Bürger eines Rechtsstaates sollte in jeder Hinsicht frei entscheiden können, was er konsumiert, solange der Konsum nicht unmittelbar Dritten schadet. Ob es nun Drogen jeder Art sind oder eben Shooter.
Zuletzt geändert von KhrisMUC am 25.06.2009, 01:34, insgesamt 1-mal geändert.
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realchris
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Re: Und wieder waren es die Killerspiele...

Beitrag von realchris »

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Zuletzt geändert von realchris am 19.10.2009, 22:42, insgesamt 1-mal geändert.
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KhrisMUC
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Re: Und wieder waren es die Killerspiele...

Beitrag von KhrisMUC »

Du bist doch der Meinung, dass Killerspiele Amokläufe auslösen (edit:) können. Warum sonst würdest Du ein Verbot akzeptieren.
Du sagst auch, dass Alkohol gewalttätiges Verhalten auslösen kann. Auch hier wärst Du mit einem Verbot einverstanden.

Ich hingegen habe mich in meinem Leben einmal geprügelt, Jahre vor meinem ersten Suff. Und da prügelnde Alkis nur einen geringen Teil der Gesamtzahl der Konsumenten ausmachen, bin ich logischerweise strikt gegen ein generelles Alkoholverbot.
Gleiches gilt für Killerspiele. Selbst wenn sie Auslöser für gewalttätiges Verhalten sein könnten, träfe ein generelles Verbot zum allergrößten Teil völlig Unschuldige.
Allgemein gesagt ist es idiotisch, Sache A zu verbieten, nur weil Sache A das geringe Potential hat, eventuell zu einer Gewalttat beizutragen.
Deswegen auch mein Extremvergleich mit einem Messer. In einem konkreten Einzelfall (jemand wird abgestochen und stirbt) hätte ein Verbot einen Nutzen gehabt, in zig anderen Fällen wäre es jedoch völlig sinnlos und übertrieben.

Der einzig sinnvolle Weg ist die Ursachenbekämpfung. Und die Ursachen für Gewalt sind nun mal fast immer sozialer Natur.

Wenn ein Maulwurf meinen Rasen kaputtmacht, kann ich natürlich einfach landesweit alle Rasenflächen abfackeln (Killerspielverbot) oder einfach allen deutschen Maulwürfen die Klauen abschneiden (Waffenverbot). Ich kann mir aber auch den einen Maulwurf schnappen und in den Wald zurückbringen.
Zuletzt geändert von KhrisMUC am 25.06.2009, 10:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Floyd
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Re: Und wieder waren es die Killerspiele...

Beitrag von Floyd »

realchris hat geschrieben:Lies nochmal das fettgedruckte. :-)
Ich hatte schon verstanden, dass das eine bedingte Aussage sein sollte, keine Sorge. Mir ging es darum, zu verdeutlichen, dass sowohl die Quantität als auch die Qualität der Schädigung betrachtet werden müssen und der hieraus ermittelte zu erwartende Schaden im vorliegenden Fall noch nicht unbedingt als signifikant angesehen werden muss - das hängt wie gesagt davon ab, wo man die Grenze zieht, bis zu der ein Produkt noch legal sein sollte.
Deine Aufzählung der möglichen Schäden ist zwar durchaus korrekt, allerdings erläuterst du an keiner Stelle, wo eben jene Grenze liegt. Genau diese Unterscheidung ist jedoch essentiell, und solange du hier nicht schlüssig darlegen kannst, warum Autos (oder das von KhrisMUC genannte Messer) legal sein sollten und "Killerspiele" nicht, hast du einfach keine Basis. Eine Ausrede der Form "das entscheiden die Politiker" ist ungenügend.
realchris hat geschrieben:Raucherlungen bei Menschen, die als Bedienung Jahrelang passivgeraucht haben. Ich bekomme z.B. entzündete Augen in verrauchter Luft. Die Rauchsucht betrifft also nicht nur den Raucher, sondern auch die Gesellschaft.
Das sollte jedes Restaurant und jeder Club individuell regeln können. Wenn du dich dann in Clubs begibst, in denen das Rauchen erlaubt ist, ist das dein Problem. Und wenn auf lange Sicht dann die Gäste aufgrund des Rauches fortbleiben, ist das das Problem des Clubs.
realchris hat geschrieben:Staaten sind künstliche Konstrukte und das Recht ebenso. Also ist der Satz mit naturgegeben überflüssig.
Damit ist der Satz zunächst einmal logisch, nicht überflüssig.

realchris hat geschrieben:Die Politiker ist eine Pauschalaussage, die Du nicht belegen kannst. Ich habe oben schon mehrmals die Definition von Politikern abgegeben. Der Politiker soll im Sinne der Polis handeln.
Gut, da habe ich dein ebenso pauschalisierendes "die Politik" schlicht übernommen, weil es praktisch war.
Ein Politiker ist per Definition jemand, der z.B. ein politisches Amt innehält, hier also die Abgeordneten im Bundestag, Landtag etc. Deine idealistischen Definitionen von vor x Seiten helfen hier also überhaupt nicht weiter, da sie völlig praxisfern sind und für die hier geführte Diskussion somit erst einmal irrelevant.
Wenn man deine Beschreibung des Politikers liest, klingt das so, als handle es sich größtenteils um besonders intelligente und rationale Menschen. Diese Meinung teile ich erst einmal nicht.
realchris hat geschrieben:Die Politiker die Du beschreibst, was nicht auf alle zutrifft, werden ihrem Namen nicht gerecht. Sie haben 1. nicht den Verstand von ihren Meinungen zu abstrahieren und diese zu überprüfen, ob sie auch wirklich so zutreffen. Wer sich also punktuell Studien raussucht, nur um seine Meinung zu bestätigen, ist nicht für die Politik geeignet. Man muss immer das beste für den Staat und damit seine Bürger anstreben.
Darum geht es doch unter anderem. Dein Idealbild des Politikers hat mit der Realität wenig gemein.
realchris hat geschrieben:Nein. Du musst oder solltest mit dem geltenden Recht leben, brauchst Dich aber deswegen nicht damit abfinden. Das sind zwei verschiedene Sachen.
Das ist ein gutes Beispiel für einen überflüssigen Satz. Exakt das war meine Aussage. Falls du es nicht weißt, "!=" bedeutet "ist nicht gleich".
realchris hat geschrieben:Nö, weil das Messer keine Auswirkungen auf mein Gehirn hat, Killerspiele aber schon. Schlechtes Beispiel.
Dass die Wirkung dieser beiden "Gefahrenquellen" nicht exakt die gleiche ist, macht das Beispiel nicht gleich schlecht. Vielleicht solltest du doch ein paar Sätze mehr schreiben, hier fehlt jedenfalls der Beweis deiner Behauptung.
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sinus
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Re: Und wieder waren es die Killerspiele...

Beitrag von sinus »

Mich beschleicht langsam das düstere Gefühl, dass realchris nie eine der großen Dystopien las.

Ich stimme Floyd in allen Punkten zu. Die Diskussion hier wird allerdings langsam müßig. Die Fronten weichen nicht auf.
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neon
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Re: Und wieder waren es die Killerspiele...

Beitrag von neon »

realchris hat geschrieben:
Das tragische daran ist, dass Du darauf zu vertrauen scheinst. Anders kann ich mir nicht erklären, wie Du zu Deiner Meinung gekommen bist.
Das hat doch garnicht damit zu tun, ob ich darauf blind vertraue. Ich bin auch wach und schaue mir an, was die da oben machen. Beim Bildungsstreik habe ich mich für Bildung eingebracht, in der Hoffnung, dass die Menschen es registrieren und dadurch möglicherweise eine relevante Zahl von Gleichgesinnten entsteht. Auch eine Möglichkeit, die Du nutzen kannst. Ein Streik für Killerspiele.
Warum bin ich da nicht eher drauf gekommen? Ich bastele mir ein Schild, stelle mich vor den Bundestag und streike gegen das Verbot von Killerspielen. Das Leben kann so einfach sein, wenn man auf Dich hört.
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wetterwachs
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Re: Und wieder waren es die Killerspiele...

Beitrag von wetterwachs »

neon hat geschrieben:Ich bastele mir ein Schild, stelle mich vor den Bundestag und streike gegen das Verbot von Killerspielen.
Die Idee ist toll! Ich mach mit!!!


Mein Freund studiert gerade für den gehobenen Dienst bei der Polizei und in jedem Fach werden sie gerade zum Thema Amok geschult. In Kriminologie haben sie gestern das Thema Computerspielen als Gewaltauslöser behandelt. Grundlage für den Unterricht waren mehrere Studien von Polizeipsychologen.
Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass die Spiele in den Studien schlechter abschneiden:
Shooter wurden zwar für die Senkung der Hemmschwelle bei Gewalt verantwortlich gemacht, aber jede der Studien hat widerlegt, dass sie Auslöser für Gewalttaten sind.
Außerdem habe ich erfahren, dass der Anteil der Adventurespiel auf dem Markt bei 7% liegt und der Anteil an männlichen und weiblichen Spieler ist in etwa gleich. :D
Heute schon geloomt?
realchris
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Re: Und wieder waren es die Killerspiele...

Beitrag von realchris »

Foren fressen wertvolle Lebenszeit. :-)
Zuletzt geändert von realchris am 19.10.2009, 22:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Floyd
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Re: Und wieder waren es die Killerspiele...

Beitrag von Floyd »

realchris hat geschrieben:Messer haben keinen Einfluss auf unser Gehirn. Mit einem Messer verändern sich nicht Deine Gehirnströme und sie prägen auch nicht Deinen Geist. Messer machen auch nicht aggressiv.
Insofern ein schlechtes Beispiel.
Das ist als Begründung immer noch unzureichend. Der bloße Einfluss von Computerspielen auf die Psyche (= mentale Schädigung) war auch nicht der Schaden, den du in den Mittelpunkt gestellt hattest, sondern die Gewalttaten, die unter anderem auf die durch den Konsum von "Killerspielen" erhöhte Gewaltbereitschaft und Aggressivität zurückzuführen sein sollten (umstrittener Punkt).
"Es interessiert nur, ob es für die Polis insgesamt gut ist", war deine Aussage. In diesem Zusammenhang ist es unerheblich, ob die Spiele zunächst die Psyche verändern und hieraus Gewalttaten resultieren (was gleichbedeutend mit einer Schädigung der Polis ist), oder ob Menschen in Autounfällen sterben (auch hier findet eine Schädigung der Polis statt, die es ohne Autos nicht gäbe). Auch gegen Messer, Schusswaffen usw. kann man dann ähnlich argumentieren.
realchris hat geschrieben:Man könnte ja nun das Autofahren verbieten, wenn man das Beispiel mit Killerspielen gleichsetzen könnte. Es gibt aber einen Unterschied. Das Killerspielverbot ist kein Schaden für den Staat. Die Wirtschaft wird dadurch nur geringfügig geschädigt und die gesellschaftlich notwendigen Operationen sind nicht gestört. Wenn Du aber das Auto verbietest, bricht die Infrastruktur und die Mobilität zusammen. Wir sind trotz Bahnverkehr noch von dem Auto abhängig. Unsere Wirtschaft ist ohne nicht denkbar.
Auf das Auto können wir weniger leicht verzichten als auf Ego-Shooter, ja.
Dem steht allerdings eine im Vergleich zu den Opferzahlen von Amokläufen ungleich größere Zahl von Unfallopfern gegenüber. Und während es den Autounfall ohne Auto nicht gäbe, kann der gleiche Kausalzusammenhang zwischen Shooter und Amoklauf meines Erachtens (und ich denke, hier wirst du mir zustimmen müssen) klar verneint werden. Mit einem Verbot des Autos würde man hier also direkt die Schadensquelle bekämpfen, mit dem Verbot von "Killerspielen" hingegen nicht.
Die Wirtschaft steht auch nicht im Mittelpunkt der Polis, sondern die Bevölkerung, diese zu schützen, müsste konsequenterweise das Primärziel sein.
Ein Killerspielverbot kann zudem insofern schädlich für die Gesellschaft sein, als es einen weiteren Schritt in Richtung Freiheitsbeschränkung darstellt und dies, sollte dieser Weg so weiterbeschritten wären, negative Auswirkungen auf die Zukunft des Landes haben könnte.
realchris hat geschrieben:Jede Kunst will in ihrem Bereich das beste abliefern. Also sollte der Politiker auch immer das beste abliefern, was er nach bestem Wissen abliefern kann. Der Bäcker ist auch jemand, der backt. Wenn er ein guter Bäcker sein will, sollte er alle sein Potential in seine Erzeugnisse legen, damit z.B. die für ihn bestmöglichen Brötchen dabei rauskommen.
Der gewöhnliche Bäcker wird eher darauf aus sein, den Gewinn zu maximieren, als besonders hervorragende Brötchen herzustellen. Dazu ist natürlich meist eine gewisse Qualität der Brötchen nötig.
Du redest wieder vom Soll-Zustand, es geht hier allerdings um den Ist-Zustand.
realchris hat geschrieben:Ich kenn das nur mit durchgestrichenem Gleich. Dann war dieser Punkt ein Missverständis und wir sind da auf einem Nenner.
"!=" ist ein logischer Befehl in einigen bekannteren Programmiersprachen (z.B. Java). Naja, beim nächsten Mal schreibe ich den Satz besser wieder aus ;).
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Re: Und wieder waren es die Killerspiele...

Beitrag von Fightmeyer »

Floyd hat geschrieben: Der gewöhnliche Bäcker wird eher darauf aus sein, den Gewinn zu maximieren...
Der gewöhnlich Politiker übrigens auch. Nicht ohne Grund werden während der Amtszeit die Weichen für einen späteren Aufischtsratposten gestellt... :mrgreen:
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neon
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Re: Und wieder waren es die Killerspiele...

Beitrag von neon »

In der Wiesbadener Innenstadt gab es vor 2 Jahren einen Unfall mit 3 Toten, weil sich zwei Jungs auf dem Stadtring ein Rennen mit einem 500er Mercedes und einem Porsche geliefert haben.

Was sollte man verbieten, die Rennspiele oder die Autos? Oder sollte man den Führerschein erst ab 21 rausgeben? Oder eine psychologische Untersuchung als Voraussetzung für den Erwerb des Führerscheins einführen?
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Beowulf

Re: Und wieder waren es die Killerspiele...

Beitrag von Beowulf »

@realchris:
Wenn mir aber eine Mehrheit von Studien sagt, dass Killerspiele ein Auslöser von Gewalt sind, dann habe ich nichts dagegen, wenn sie verboten werden sollen.
Das ist der springende Punkt. Wie hier alle immer wieder gebetsmühlenartig wiederholen, kann alles mögliche die Ursache von Gewalt sein. Auch gibt es meines Wissens nach keine Studie, die Computerspiele und Gewalt in Zusammenhang bringt, eher eine kurzfristige Erhöhung des Adrinalinspiegels.

Du tust ja immer ach so wissenschaftlich: Wenn du dir die Fälle der amoklaufenden Kinder wirklich mal anschauen würdest, dann würdest auch du zu der Erkenntnis kommen, dass viele andere Ursachen in Frage kommen, die viel wahrscheinlicher sind als die Killerspiele, wie z.B. Misserfolge und soziale Kälte. Und es wäre viel wissenschaftlicher, diese Dinge zu bekämpfen, anstatt Killerspiele zu verbieten... aber eben auch viel teurer. Man müsste da kreativ werden - etwas, was manche Politiker wohl verabscheuen. Computerspiele werden von den Jugendlichen derart häufig und mit einer Selbstverständlichkeit konsumiert (die manchem senilen CDU-Wähler wohl unheimlich vorkommt :P), dass es zwangsläufig ist, dass die Amokläufer sie auch auf ihrem Rechner haben, u.a. da sie auch eine Gelegenheit bieten, dem verhassten Alltag zu entfliehen. Wer aber aus dem Computerspielkonsum die Gewaltbereitschaft ableitet, verwechselt Ursache und Wirkung.
Alkohol ist DER Katalysator für Gewalt.
Richtig. Aber er ist NICHT die Ursache.
Fakten sind z.B. wissenschaftliche Studien und Aussagen von Sachverständigen.
Nein. Da wird bei der Wahl der Studien sicher ordentlich augesiebt und Lobbyarbeit betrieben. Wie immer werden nur die Statistiken berücksichtigt, die der eigenen Meinung entgegenkommen. Eine wissenschaftliche Basis finden zu wollen ist löblich, aber meiner Meinung nach sind Psychologen auf diesem Bereich besser als Statistiker, da sich soziale Verwahrlosung nur schwer in Zahlen ausdrücken lässt. Und wie gesagt, Spielsucht ist nicht nur bei Jugendlichen, die vom Computern sitzen, anzutreffen.
Nur ist Deine private Meinung für das Gemeinwohl nicht relevant bzw. wird sie das nur, wenn Du als Wähler, Volksabstimmer oder Kläger beim Verfassungsgericht auftauchst.
Derartige Kommentare sollte man in die Rubrik "Geistiger Dünnpfiff" packen. Wie ich dir schon oft versucht habe zu erklären, gibt es nicht "das" Gemeinwohl, sondern nur sehr viele, unterschiedliche Interessen. Und was dem angeblichen Gemeinwohl entgegenkommt, kannst du sicher nicht besser beurteilen als irgend jemand anderes hier.
Ich könnte Dir jede Meinung mit einer entsprechend schlüssigen Gegenposition zerreden.
Was ist so toll daran, eine Gegenposition, die schlüssig ist, darzulegen? Nur von Schlüssigkeit kann bei deinen Argumenten nicht die Rede sein.
Jede Kunst will in ihrem Bereich das beste abliefern. Also sollte der Politiker auch immer das beste abliefern, was er nach bestem Wissen abliefern kann. Der Bäcker ist auch jemand, der backt. Wenn er ein guter Bäcker sein will, sollte er alle sein Potential in seine Erzeugnisse legen, damit z.B. die für ihn bestmöglichen Brötchen dabei rauskommen.
Jetzt fange bitte nicht mit Kunst an. Es gibt wohl kaum einen Begriff, der noch schwammiger ist. Und überhaupt: Manche mögen große Brötchen, ander wiederum mögens lieber aromatisch. Da Brötchen jedoch mit zunehmendem Volumen an Geschmack verlieren (es sei denn man erhöht die Teigeinlage, was wirtschaftlich gesehen jedoch nicht tragbar wäre), gibt es das "perfekte" Brötchen nicht. Man kann es nie allen recht machen.
Die Wirtschaft wird dadurch nur geringfügig geschädigt und die gesellschaftlich notwendigen Operationen sind nicht gestört.
Die Aufgabe der Politik (bzw. des "idealen Politikers", den du ja so oft beschwörst) ist aber eben auch, die Rechte von Minderheiten zu schützen. Dass jemand mehr Geld hat und dadurch auch mehr Rechte, ist ein sehr, sehr schlechtes Argument.
Deswegen nehmen wir einige Atomkraftwerke, Autos und andere gesundheitsschädlichen Dinge hin.
Nein, deswegen arbeiten manche Leute daran, Atomkraftwerke abzuschaffen und Autos mit erneuerbaren Energien zu betreiben. Der Kreativität gehört die Zukunft, nicht dem Verbieten und der Stagnation.
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Re: Und wieder waren es die Killerspiele...

Beitrag von elevar »

neon hat geschrieben:Was sollte man verbieten, die Rennspiele oder die Autos? Oder sollte man den Führerschein erst ab 21 rausgeben? Oder eine psychologische Untersuchung als Voraussetzung für den Erwerb des Führerscheins einführen?
Manchmal muss man eben die Größe aufbringen einzugestehen, dass man keine ultimative Sicherheit bieten kann. Nicht immer wenn ein Tor fällt, hat die Abwehr einen Fehler gemacht.
Well, it all started on Scabb Island. Some of my admiring fans had pressured me into telling my LeChuck evaporating story once again...
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Re: Und wieder waren es die Killerspiele...

Beitrag von TBI »

Ohje - über wie viele Seiten geht der FlameWar jetzt schon?

Ich versuchs deshalb kurz zu machen. Wie realchris schon durchaus richtig angemerkt hat, ist die Aufgabe eines Politikers über die Polis definiert. Allerdings habe ich schon seit Jahren das Gefühl, daß die Politiker in den großen Parteien das nicht unbedingt wissen oder nicht mehr realisieren können. Auf Parteisitzungen wird ein Konsens festgelegt, den dann gefälligst alle Parteimitglieder zu vertreten haben. Durch das Parteienspektrum muß noch einmal ein Konsens der Konsense getroffen werden, oder es wird aktiv Lagerpolitik betrieben, d.h. andere Parteien werden wegen ihrer Einordnung im politischen Spektrum prinzipiell boykottiert, anstatt daß man sich einzeln mit den Inhalten der Vorschläge auseinandersetzt (so konnte z.B. - salopp gesagt - kurz vor der großen Koalition die Regierung keine einzige Entscheidung mehr durchbringen, weil die CDU prinzipiell alles blockiert hat, was an Anträgen kam, egal ob sinnvoll oder nicht, und sie eben stark genug vertreten waren, daß die CDU-Stimmen zum Veto ausreichten). Dazu kommt noch der ganze Wulst aus Machtbesessenheit, freien Mandaten und der doch etwas schwammigen Definition der effektiven Polis. (Theoretisch ists klar, aber praktisch gibt es die Polis in dem Sinne seit dem späten Mittelalter nicht mehr, zumindest in der ursprünglich gedachten Form.) Durch diese ganze Indirektheit und Entscheidungen über so viele Ecken - bleibt da überhaupt noch Platz für die Polis?
Der Volkskörper (Achtung, ab hier ists sehr verallgemeinert und abstrahiert) wehrt sich gegen subjektiv "schlechte" Entscheidungen, indem es nach bestem Wissen neu wählt; das Wissen kommt selten bis nie aus Parteiprogrammen, sondern aus Medien, die allerdings auch wieder subjektiv sind, schlimmer noch, die ich hier mit reinem Gewissen als "inoffizielle Parteizeitungen" bezeichnen könnte. Im Allgemeinen handelt es sich dann dabei auch nur um einen Splitter des Spektrums, der eben schon die eigene Meinung unterstützt (ich hab noch nie 'nen CDU-Wähler mit 'ner taz in der Hand gesehen, genauso wie wahrscheinlich noch kein Fan der Linken je eine BILD gelesen hat).
Effektiv seh ich da nichts mehr von Polis. Effektiv seh ich da einen Teufelskreis aus Meinungsmache und -festigung anstelle von Meinungsbildung im eigentlichen Sinne.

Und genau deshalb glaube ich der Ausgewogenheit der Studien nicht. Man kann mit Studien alles belegen, sogar Fragebögen kann man - übrigens auch unbeabsichtigt - so suggestiv gestalten, daß man auf ein bestimmtes Ergebnis hinarbeitet (und in den meisten Fällen auch bekommt). Genau deshalb kann man, gerade mit Auftragsstudien, alles belegen was man möchte, und wegen der oben erwähnten Punkte ist die Wahrscheinlichkeit, daß gerade in solchen hitzigen Debatten nicht oder nur wenig suggeriert wird, verschwindend gering.
Und da es rein faktisch so aussieht, daß, wenn die Psyche schon so unterentwickelt ist, daß man Ego-Shooter nicht von der Realität unterscheiden kann, auch alles mögliche andere die Hemmschwelle stark genug für eine Eskalation senken kann, ist es auf lange Sicht durchaus effektiver (und wahrscheinlich auch wirtschaftlicher), die Ursachen zu bekämpfen als nach und nach alle Katalysatoren zu verbieten. Ich selber bin ein absoluter Gegner von Ego-Shootern - sowas kommt mir nicht auf den Rechner - aber ein Verbot halte ich für unangebracht.

Argumentierend,
/TBI

P.S.:
Bei Alkohol siehts schon wieder anders aus - evolutionär gesehen steckt Gewalt nunmal in jedem von uns, da kann Alkohol durchaus zu Gewalttaten führen, ohne daß irgendwelche sozialen Phänomene dabei eine Rolle spielen. Und das hat man dann nun mal nicht so stark unter Kontrolle wie den handelsüblichen Ego-Shooter.
A la fin, il y aura seulement de la beauté.
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Leonaru
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Re: Und wieder waren es die Killerspiele...

Beitrag von Leonaru »

elevar hat geschrieben:
neon hat geschrieben:Was sollte man verbieten, die Rennspiele oder die Autos? Oder sollte man den Führerschein erst ab 21 rausgeben? Oder eine psychologische Untersuchung als Voraussetzung für den Erwerb des Führerscheins einführen?
Manchmal muss man eben die Größe aufbringen einzugestehen, dass man keine ultimative Sicherheit bieten kann. Nicht immer wenn ein Tor fällt, hat die Abwehr einen Fehler gemacht.
Freiheit ist ohnehin wichtiger als Sicherheit.
Wie wär's mit etwas Rock 'n' Roll?
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