Habe mich bemüht möglichst keine Spoiler einzubauen.
Dark Fall – Lost Souls
Nach The Lost Crown erwartet uns das nächste Horror-Adventure der Ein-Mann-Spieleschmiede Darkling Room . Entwickler Jonathan Boakes ist, wie sicherlich einigen bereits bekannt, ein ausgemachter Fan des Paranormalen und Übersinnlichen. The lost Souls greift dabei auf Örtlichkeiten und Begebenheiten aus dem ersten Teil der Darkfall Triologie, „Das Journal des Geisterjägers“ zurück. Von einer Fortsetzung im eigentlichen Sinne kann man aber dennoch nicht sprechen, wenn gleich auch die Geschichte einiger Persönlichkeiten aus dem ersten Teil weitererzählt wird. So ist die Haupthandlung doch eine völlig neue, in sich geschlossene Geschichte.
Der Hauptprotagonist ist ein vom Dienst suspendierter Polizeiinspektor der vor Jahren bei der Aufklärung des Falles um das Verschwinden der kleinen Amy gescheitert ist. Die örtliche Presse warf ihm Fälschung der Beweismittel vor welche zur Überführung des stadtbekannten Vagabunden „Mr. Bones“ führten. Mit eben diesem Polizeiinspektor, im weiteren Verlauf des Spiels nur noch „Der Inspektor“ genannt, begeben wir uns auf eine paranormale Suche um das Verschwinden der kleinen Amy endgültig aufzuklären.
Rüttel und schüttel mich
Wir steuern den Inspektor wie bereits in den ersten, beiden Teilen in der Ich-Perspektive, wobei Boakes auch hier etwas Finetuning betrieben hat. Die Übergänge wirken weicher als noch bei den Vorgängern und Schwenks erfolgen je nach Situation nicht immer nur in 45 Grad Schritten. Im Spiel sollte man darauf achten den vollen Bewegungsradius auszunutzen um Örtlichkeiten auch mal auf dem Fußboden oder an der Decke nach Hinweisen zu untersuchen.
Neu hinzugekommen ist, dass sich Gegenstände durch das Festhalten mit dem Mauszeiger, in Form einer Hand, durch z.Bsp. Rütteln manipulieren lassen. Diese Funktion erscheint aber etwas harkelig und erfordert oft mehrere Versuche um zum gewünschten Erfolg zu gelangen. Eröffnet aber zum Teil auch andere Möglichkeiten versteckte Orte zu finden und Rätsel zu lösen.
Darf es noch etwas heruntergekommener sein
Auch bei der Grafik hat The Lost Souls im Vergleich zu den Vorgängern zugelegt, so wirken die ohnehin schon sehr liebevoll umgestalteten Zimmer im Hotel noch detailreicher und farbenprächtiger. Die Räumlichkeiten haben zwar noch Widererkennungswert wirken aber heruntergekommener und zum Teil sogar surrealistisch. Auch kommen wieder Lichteffekte, Nebel und sogar Staub der z.Bsp. von einer Zimmerdecke rieselt zum Einsatz. Ein Wermutstropfen ist aber auch hier die fehlende Unterstützung von Breitbildmonitoren, auf meinem 23 Zoll, Full HD Monitor, war nur ein Spielen im Fenstermodus möglich, manuelle Einstellungsmöglichkeiten der Auflösung im Optionsmenü sucht man vergeblich.
Zurück in die Vergangenheit
Zeitsprünge sind ne tolle Sache, auch hier wird auf bewährte Kost gesetzt. Nach dem Motto was interessiert mich mein Gerede von Gestern lässt Boakes uns zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her pendeln. Natürlich mit dem Sinn und Zweck Dinge zu erfahren und Gegenstände zu verändern. Hier sieht man dann auch einige Zimmer des Hotels wieder in ihrem ursprünglichen Zustand.
Nach Rauch auch Schall
Eine der großen Stärken von Jonathan Boakes eine möglichst dichte Atmosphäre in einem Spiel zu schaffen, ist sicherlich die Sounduntermalung. Dies ist ihm bei The Lost Soul erwartungsgemäß wieder sehr gut gelungen. Alleine die Sounduntermalung sorgt mal wieder für so manchen Gänsehauteffekt. Gepaart mit den passenden grafischen Effekten wird man mehr als einmal vom Bildschirm zurückschrecken. Abgehärteten Naturen sie ein Spielen bei gedämpftem Licht und halbaufgedrehten Lautsprechern zu empfehlen.
Zettelwirtschaft
Die Rätsel bestehen aus einer Mischung von Kombinations-, Puzzel-, Dialog- und einigen Soundrätseln. Pflicht hierbei wieder der obligatorische Notizblock neben der Tastatur. Hier kommen schnell mal zwei,drei A 4 Seiten an Notizen zusammen. Und natürlich muss man auch hier wieder den ein oder anderen Zeitungsartikel, bzw. die ein oder andere Buchseite lesen um Hinweise zu den Rätseln zu erhalten. Dies hält sich aber in einem Rahmen der nicht negativ auffällt. Schön auch das man so gleich zu Anfang den ein oder anderen Hinweis erhält der erst im Laufe des Spiels einen Sinn ergibt. Auch hier gilt wieder Stelle merken oder Notizen machen. Zum Teil muss man etwas längere Laufwege in Kauf nehmen, was aber immer im Rahmen des Erträglichen bleibt, da man doch recht zügig von Ort zu Ort wechseln kann. Alles im allem halten sich die Rätsel im mittleren Schwierigkeitsgrad auf, wobei man an der ein oder anderen Stelle auch gerne mal etwas intensiver nachdenken darf.
Wenn du denkst es geht nicht mehr kommt von irgendwo ein Echo her
Eine weitere Neuerung von The Lost Souls stellt sicherlich das „Echo“ da. Es kommuniziert mit dem Inspektor mit Hilfe von SMS, die es an dessen Mobiltelefon sendet. Es nimmt unseren Hauptdarsteller quasi an die Hand um an gewissen Stellen des Spiels nötige Hinweise zu Geben und die Story nicht in einer Sackgasse enden zu lassen. Eine eingehende SMS wird durch das typische Geräusch angekündigt welches man hört wenn man sein Mobiltelefon zu nahe an den Lautsprecherboxen liegen hat. Was mich im Verlauf des Spiels auch mehrmals dazu veranlasst hat ungläubig auf mein eigenes Mobilfunkgerät zu schauen.
Zu erwähnen Sei hier auch noch das, dass Spiel über zwei Schwierigkeitsgrade verfügt, Easy und Hard, wobei ich mich über die Unterschiede der beiden Modi nicht äußern kann, da ich das Spiel nur im schweren Modus gespielt habe. Eventuell erhält man im „Easy-Modus“ mehr Hinweise vom „Echo“.
Lebst du noch - oder stirbst du schon
Die Geschichte erscheint zu Anfang etwas verworren, man weis nicht in welcher Welt sich unser Inspektor bewegt, man fühlt sich in einer Art Dimension zwischen Leben und Tod gefangen, aber keine Angst es klärt sich alles auf. Jonathan Boakes schafft es auch hier wieder eine fantastische Geschichte zu erzählen ohne dabei dem Kitsch zu verfallen. Der Spannungsbogen wächst kontinuirlich an und die Handlung bleibt dabei logisch wenn auch paranormal. Sehr gut haben mir dabei auch die kleinen Geschichten gefallen welche über das Schicksal einiger Personen aus dem ersten Teil erzählen und sehr schön in die Haupthandlung eingewoben sind. Letztendlich kann man der Story des Autors sogar etwas sozialkritisches abgewinnen.
Das Ende bzw. die Enden lassen zwar einige Frage offen, wobei man sich nicht sicher sein kann ob dies nicht durchaus auch vom Autor so gewollt, und die Fantasy des Spielers anregen soll. Stoff für interssante Diskussion bieten sie allemal.
Edit: Die Spielzeit wollte ich noch ergänzen. Ich habe im schweren Modus ca. 20 Stunden benötigt.So ich denke mal das genügt jetzt um einen kleinen Eindruck von dem Neulingswerk aus dem Hause Darkling Room zu erhalten. Für mich das beste Adventure von Jonathan Boakes bisher. Alles etwas runder als bei den beiden Vorgängern und sogar einen Ticken besser als The lost Crown. Vorausgesetzt man kann sich mit First-Person-Adventures anfreunden. Erstaunlich welche kreative Energie der Mann an den Tag legt um in immer kürzeren Zeitabständen Adventure zu entwickeln und dabei die Qulität seiner Produkte sogar noch steigern kann.