Stuttgart 21

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Simon
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Stuttgart 21

Beitrag von Simon »

Vermutlich bin ich nicht der einzige, der dieses Thema in den Medien mitverfolgt. Mich interessiert eure Meinung dazu.

Ich selbst habe keine fundierte Ansicht dazu, ob der Umbau sinnvoll ist oder nicht, aber nachdem, was ich so gelesen habe, macht der Umbau des Bahnhofs verkehrstechnisch keinen Sinn, der Knackpunkt scheint zu sein, dass durch die Verlegung des Schienennetzes unter die Erde wertvolles Baugebiet im Stadtkern frei wird und daran erhebliche finanzielle Interessen geknüpft sind.

Was mich jedoch stört, ist die Vorgehensweise. Schenkt man (zweifellos harten Gegnern des Konzeptes S 21) glauben, so sind viele Teilmaßnahmen des Bahnhofumbaus noch nicht durchgeplant oder sicherheitstechnisch anerkannt. Die Tunnelröhren sollen mit zu geringem Durchmesser geplant sein, so dass eventuelle Rettungsmaßnahmen kaum durchführbar sein werden und technische Neuentwicklungen für die Stromabnahme gebraucht werden. Außerdem scheint nicht geklärt zu sein, ob der Tunnelbau geologisch wie geplant möglich ist. Die Verkleinerung und Verringerung der Bahnsteige soll aus Sicht der Sicherheit ebenfalls problematisch sein.

Nun gut, hakt man dieses als Propaganda ab und lässt die Kosten links liegen; was bleibt, sind die Fakten, die geschaffen wurden.

Bereits vor dem Abriss hat sich ein starker Protest gegen S 21 formiert. Ein wichtiges Anliegen war die Befragung der Bürger. Die Politik hat meines Erachtens nach immer wieder zwei Argumente vorgebracht: (1) sei die Mehrheit eh für den neuen Bahnhof, (2) eine Bürgerbefragung sei rechtlich nicht möglich.

Meiner Meinung nach wäre es nun sinnvoll gewesen, zu überprüfen, ob eine Volksbefragung wirklich unmöglich gewesen wäre, BEVOR man anfängt, den alten Bahnhof abzubrechen. Wenn sich die Politiker der Unterstützung so sicher sind, warum sich das dann nicht bestätigen lassen? Das hätte sicher einen großen Teil der Projektgegner überzeugt. Der Bau lag komplett im Zeitplan und der Abriss hätte erst im nächsten Jahr wirklich durchgeführt werden müssen, um den Zeitplan einzuhalten. Es wäre also genügend Zeit gewesen. Anstatt sich aber Sicherheit zu verschaffen, hat man die Gegner bewusst provoziert. Wie viel Schuld hierbei die Politik trägt und wie viel die Bahn, kann ich nicht sagen.

Nach dem Abriss kam es dann zum Eklat: Um ein Uhr nachts(!) wurde damit begonnen, die ersten Bäume im Schlossgarten zu fällen. Ebenfalls komplett ohne Zeitnot. Begleitet wurde das ganze vom vermutlich größten und härtesten Polizeieinsatz, den die Stadt Stuttgart seit Jahrzehnten gesehen hat. Sicherlich waren die Demonstranten alles andere als unschuldig an der Eskalation, dennoch glaube ich, dass es gereicht hätte, einzelne Schüler in Gewahrsam zu nehmen und für ein paar Stunden in einen Wagen zu sperren, um sich Respekt zu verschaffen. Das Vorgehen mit Wasserwerfern war absolut fehl am Platze, es hat sich ja schließlich nicht um einen vermummten, schwarzen Block gehandelt, sondern um Schulkinder, die das ganze als Spiel gesehen haben und dabei über die Stränge geschlagen haben.

Als ob das Ganze nicht schon genug wäre, stellt sich jetzt auch noch heraus, dass diese Baumfällarbeiten nicht rechtens erfolgt sind: http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1 ... index.html

Man (in diesem Fall vermutlich die Bahn) hat die Polizei also bewusst dafür eingesetzt, etwas auf extrem harte Weise durchzusetzen, was weder zeitlich notwendig noch rechtlich auf festen Füßen stand.

Mein Fazit: Entweder übersehe ich einen entscheidenden Punkt, oder die Verantwortlichen müssen in dieser Angelegenheit, freundlich gesagt, Riesenesel sein. Der Missbrauch der Polizeigewalt erzeugt für mich dabei einen extrem bitteren Beigeschmack...
Nomadenseele

Re: Stuttgart 21

Beitrag von Nomadenseele »

Ich kann folgenden Artikel empfehlen: http://www.spiegelfechter.com/wordpress ... nd-braucht
realchris
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Re: Stuttgart 21

Beitrag von realchris »

Das Problem, was ich dabei sehe ist.

Ich würde gerne in Stichpunkten die wirklichen Gründe der Gegner und Befürworter aufgelistet bekommen. Ich meine jetzt nicht diese Baumfällargumente oder die wirtschaftlichkeit. Beide Seiten haben da gleichwertige Studien, die in Propagandaform vorgetragen werden.

Ich möchte einfach verstehen, was der Hauptgrund für die Gegner ist. Wegen 10 Bäumen wird da wohl niemand auf die Straße gehen.
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ark4869
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Re: Stuttgart 21

Beitrag von ark4869 »

Ich bin bei dem Thema ganz vorsichtig, weil sich medial stark eine Meinung herauskristalliesiert, die der Gegner, und deshalb weiß ich nicht, was cih welchem Gesprächspartner in dieser Sache trauen kann. An sich bin ich ja ohnehin für mehr direkte Demokratie in Deutschland, aber hier ist jetzt der Punkt wo ich nicht mehr weiß was stimmt und was nicht:
Fakt ist, als S21 angefangen wurde zu planen, soll eine Bürgerbefragung stattgefunden haben, die für den Bahnhof waren. Dadurch erfolgte Arbeit und Verträge, die, bei einem Abbruch nun, verschwendetes Geld gewesen wären, und man muss Demokratie schon soweit respektieren, dass man sagt, wenn die damals dafür waren, dann war das demokratisch, punkt aus.
ALLERDINGS wird nun von den Gegnern gesagt, dass die Politiker und Planer damals mit falschen/keinen Zahlen um sich geworfen haben, sodass das Projekt NICHT mehr legitimiert ist. Ich persönlich glaube zwar den Gegnern eindeutig mehr, nachdem die Befürworter wenig glaubwürdig scheinen, aber ich weiß nunmal nicht ob es wirklich so ist, deswegen hab ich zwar ne Meinung, aber ich finde es schwer darüber zu diskutieren. Und in den Talkshows im öffentlich rechtlihcen sieht man auch immer wieder nur die selben Gesichter, die Künast oder die Roth, die sonst nichts zu tun haben(und ich bin Grünenwähler, das war also nicht beleidigend gemeint), irgendeinen von der FDP, gern auch der Guido oder der andere Schwule da(wieder, keine Beleidigung, mir fällt nur der Name grade nicht ein), die dann, wie die kleinen Kinder, den Grünendamen (oder -herren) immer ins Wort fallen sodass keine vernünftige Diskussion zustande kommt. Aber das is ja bei jedem Thema so, wo CDU oder FDP Politiker in solchen Shows sind und dann dabei, die ja nunmal momentan immer die Buhmänner sind.
Und während wohl in diesem Post meine politische Meinung klar wurd, muss ganz klar gesagt werden, dass über die Jahre mehrere Parteien am Drücker waren in Stuttgart, soweit ich weiß, sodass wirklich JEDE dran schuld ist, nicht die CDU/FDP- Regierung(?) die aktuell anner Reihe ist. Auch wenn die wikrklich falsch mit dem Thema umgehen.

Wie gesagt: Etwas mehr direkte Demokratie ftw! Vor allem auch auf Länderebene, bzw sogar nur Stadtebene.


ED: realchris: Ich würd ganz klar sagen, dass man ja selbst als ottonormalbürger merkt, wie unsinnig das Projekt ist, und aus den Steuergeldern viel wichtigeres, Bildung etc, geschlagen werden könnte. Je billiger Airlines werden desto weniger brauchen wir doch eigentlich ohnehin diese Langstrecken-Strecken, oder nicht?
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realchris
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Re: Stuttgart 21

Beitrag von realchris »

Jetzt fangen die auch schon in Wuppertal an gegen S21 zu demonstrieren. Bei uns soll ja auch ein riesiges Projekt umgesetzt werden, was den Hauptbahnhof Wuppertal zu einem futuristischen moderen Ort machen und meines Erachtens der Stadt gut tun wird. Unsere Stadt ist so häßlich und hier leben so viele Assis, dass hier alles den Bach runter geht. Wenn die Stadt nicht was für ihr optisches Erscheinungsbild macht, nur damit ein paar Junkies sich schön vorm Tunnel treffen können, wird hier bald kein junger Mensch mehr leben wollen. Ich werde bei jeder Umfrage dafür sein.

http://vv.wuppertal.de/rathaus-buergers ... 0000187234

http://www.bus-wuppertal.de/info.html

Und wer mag, kann sie die momentane Katastrophe auf Googlemaps anschauen.
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Simon
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Re: Stuttgart 21

Beitrag von Simon »

realchris hat geschrieben:Ich möchte einfach verstehen, was der Hauptgrund für die Gegner ist. Wegen 10 Bäumen wird da wohl niemand auf die Straße gehen.
Ich sschätze, dass wissen sie selbst nicht so genau. Es ist einfach eine große Gruppe und jeder hat seine eigenen Gründe. Manche wollen vielleicht den denkmalgeschützten Bahnhof erhalten, manche die uralten Bäume im Schlosspark. Manche sehen vielleicht grobe Fehler in den Planungen, befürchten eine Verschlechterung des Verkehrs oder zweifeln generell an der Sinnhaftigkeit. Manche wollen vielleicht nicht, dass die Innenstadt zugebaut wird(?). Aber was ich herausgehört habe, ist eines der Hauptargumente, dass dieser Umbau Milliarden kostet und die bisherige Kalkulation noch um einiges übertroffen wird.

Ob und was noch dahinter steht, würde mich aber auch interessieren.

@ark: Da fällt mir noch ein interessanter Aspekt ein: Die Parteien (vor allem CDU und Grüne) versuchen sich hierbei auch wieder fein gegenseitig auszuspielen. Die Grünen haben ja schon gesagt, dass jetzt alles gestoppt werden muss, damit sie nach der Wahl dann auch noch die Möglichkeit haben, den Bahnhofsbau zu stoppen. Bald ist vermutlich auch der Point-of-no-Return erreicht. Den abgerissenen Bahnhofsteil kann man sicherlich nicht mehr wiederaufbauen und würde noch mehr abgerissen, würde der alte Bahnhof vermutlich vom Nutzen her nur noch ein Witz sein(?). Die Lücken der gefällten Bäume werden auch ein paar hundert Jahre brauchen, bis sie gleichwertig geschlossen sein werden. Vor allem aber gibt es eine Menge Verträge, die geschlossen wurden und die sich dann sicherlich in Millionen oder gar Milliarden Strafen bemerkbar machen werden, die dann vermutlich nicht mit den geplanten Fördergeldern beglichen werden können, sondern von Stadt und Bahn aus anderen Töpfen getilgt werden müssen. (Vermutlich ist das der Grund, warum von den Gegnern ein Vergabestopp gefordert wird). Die Grünen können also wunderbar die Entrüstungswelle nutzen, um Höchstwerte in der Sonntagsfrage zu erreichen, haben im Nachhinein aber einen schönen Scherbenhaufen, der ihnen einiges an Kopfzerbrechen bereiten würde...

@Nomadenseele: Den Beitrag habe ich sogar schon gelesen. Ich würde ihn erstmal auch unter Propaganda einordnen, eben weil es schwierig ist, in diesem Thema "die Wahrheit" zu finden. Interessant ist der Beitrag aber allemal.
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sinus
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Re: Stuttgart 21

Beitrag von sinus »

ark4869 hat geschrieben:Je billiger Airlines werden desto weniger brauchen wir doch eigentlich ohnehin diese Langstrecken-Strecken, oder nicht?
Schlechtes Argument. Nur weil etwas extrem billig ist, heißt es nicht, dass es gut für uns ist. Sollte mittlerweile jedem klar sein. Massenflugverkehr ist mit Sicherheit nicht die Lösung. Tatsächlich hätte man mit mit dem Geld viel vernünftigere Projekte umsetzen könne, aber nein: es müssen ja immer hochschicke Vorzeigeprojekte sein. In unser Wegwerfgesellschaft ist Sanierung wohl mittlerweile Tabu.
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elevar
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Re: Stuttgart 21

Beitrag von elevar »

Simon hat geschrieben:Ich selbst habe keine fundierte Ansicht dazu, ob der Umbau sinnvoll ist oder nicht
Diese Einleitung gefällt mir. Tatsächlich misstraue ich eigentlich fast allen Informationen zu Sinn und Unsinn des Projekts, da jeder Akteur eben einfach die Studien in Auftrag gibt oder zitiert, die ihm gerade in die ohnehin schon feststehende Meinung untermauern. Für den Außenstehenden ist es in einer so ideologisierten Auseinandersetzung schwierig, einen sachlichen Standpunkt zu finden.
Simon hat geschrieben:der Knackpunkt scheint zu sein, dass durch die Verlegung des Schienennetzes unter die Erde wertvolles Baugebiet im Stadtkern frei wird und daran erhebliche finanzielle Interessen geknüpft sind.
Nun, das ist ja kein Argument für oder gegen irgendwas, es sei denn, man hält finanzielle Interessen für etwas per se Schlechtes.
Simon hat geschrieben:Die Politik hat meines Erachtens nach immer wieder zwei Argumente vorgebracht: (1) sei die Mehrheit eh für den neuen Bahnhof, (2) eine Bürgerbefragung sei rechtlich nicht möglich.
Das wichtigste Argument der Befürworter scheint mir, dass das Projekt bereits demokratisch legitimiert ist. Eine Volksbefragung sei somit nicht mehr notwendig.

Dieses Argument wiegt in der Tat schwer. Während das Projekt transparent legitimiert wurde, sind die Protestaktionen - Sitzblockaden im Schlosspark, also Widerstand gegen die Staatsgewalt - illegal. Ich halte es für notwendig, den Projektgegnern zum Wohle des gesellschaftlichen Zusammenhalts in einer gewissen Weise Entgegenkommen zu signalisieren. Etwa indem für künftige Projekte die Form der Teilhabe für den Bürger vereinfacht wird. Allerdings hielte ich es für problematisch, lautstark artikulierte Forderungen der Zivilgesellschaft über getroffene Entscheidungen der etablierten Gewalten zu stellen. Eine Abkehr vom Projekt wird man daher wahrscheinlich nur über den Weg der Judikative erstreiten können.
Simon hat geschrieben:Man (in diesem Fall vermutlich die Bahn) hat die Polizei also bewusst dafür eingesetzt, etwas auf extrem harte Weise durchzusetzen, was weder zeitlich notwendig noch rechtlich auf festen Füßen stand. [...] Der Missbrauch der Polizeigewalt erzeugt für mich dabei einen extrem bitteren Beigeschmack...
Hier sprichst du den wohl bedenklichsten Punkt der Eskalation der Auseinandersetzung an. Letztlich kann man nur mutmaßen, der angesprochene Beigeschmack allerdings bleibt, und sollte von Seiten der Regierenden offensiv bekämpft werden.

Genau zu diesem Aspekt habe ich meine Gedanken in meinem Blog zusammengetragen.

Allerdings ist es schwierig, bei der Debatte die klare Linie zu finden. Der Polizeieinsatz, der viele - unter anderem mich selbst - zutiefst empört hat, ist von der Frage nach der Legitimität des Projekts zu trennen. Ökologische Einwände sind erst einmal legitim, sollten aber nicht von einer fundamentalistischen Opposition ("Parkschützer") missbraucht werden.

Die Rolle der Parteien, insbesondere der Opposition, ist in diesem Kontext auch interessant. Während das Projekt von der SPD mit beschlossen wurde, fordern diese - wenn auch für Gabriels Verhältnisse auffallend leise - eine Volksbefragung. Als größte Oppositionspartei lassen sie sich aber in ihrer Relevanz von den Grünen überrollen.

Diese haben eine in meinen Augen völlig diffuse Position gegenüber S21 eingenommen, was aber sicher auch beabsichtigt ist. So machen sie sich die Rhetorik der Projektgegner zu eigen, ohne dabei eine klare politische Perspektive aufzuzeigen. Dass die Krise in Stuttgart auch eine gefährliche Krise der Parteiendemokratie ist, wird schlicht abgetan. In meinen Augen ist das unverantwortlich.
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ark4869
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Re: Stuttgart 21

Beitrag von ark4869 »

realchris hat geschrieben:Jetzt fangen die auch schon in Wuppertal an gegen S21 zu demonstrieren. Bei uns soll ja auch ein riesiges Projekt umgesetzt werden, was den Hauptbahnhof Wuppertal zu einem futuristischen moderen Ort machen und meines Erachtens der Stadt gut tun wird. Unsere Stadt ist so häßlich und hier leben so viele Assis, dass hier alles den Bach runter geht. Wenn die Stadt nicht was für ihr optisches Erscheinungsbild macht, nur damit ein paar Junkies sich schön vorm Tunnel treffen können, wird hier bald kein junger Mensch mehr leben wollen. Ich werde bei jeder Umfrage dafür sein.

http://vv.wuppertal.de/rathaus-buergers ... 0000187234

http://www.bus-wuppertal.de/info.html

Und wer mag, kann sie die momentane Katastrophe auf Googlemaps anschauen.
Hehe...obwohl der Bahnhof nicht schön ist, muss ich sagen dass ich, als ich letztes WE das erste Mal in Wuppertal zwecks Umsteigen war und kurz den BH verlassen habe, eher positiv überrascht von der Innenstadt war und die meine Überlegung, nach Wuppertal zu ziehen sogar noch verstärkt hat :D Auch wenn direkt am Anfang klar Obdachlose und so waren, gefiel es mir einfach klar zu sehen, man is sofort inner Innenstadt. Köln und vor allem Düsseldorf gefallen mir in diesem Punkt weit weniger, man muss erst mal ein gutes Stück laufen um zum Konsumrelevanten Punkt zu kommen, in Wuppertal ist man direkt da. Deswegen mocht ich auch Bonn so gerne.
sinus hat geschrieben:
ark4869 hat geschrieben:Je billiger Airlines werden desto weniger brauchen wir doch eigentlich ohnehin diese Langstrecken-Strecken, oder nicht?
Schlechtes Argument. Nur weil etwas extrem billig ist, heißt es nicht, dass es gut für uns ist. Sollte mittlerweile jedem klar sein. Massenflugverkehr ist mit Sicherheit nicht die Lösung. Tatsächlich hätte man mit mit dem Geld viel vernünftigere Projekte umsetzen könne, aber nein: es müssen ja immer hochschicke Vorzeigeprojekte sein. In unser Wegwerfgesellschaft ist Sanierung wohl mittlerweile Tabu.
Hmm klar, dass die billigflieger das Maß aller Dinge sind behaupt ich ebenfalls nicht, aber in diesem Vergleich, steuernhohes Unterfangen was nur wenig bringt, wenn überhaupt, und schon existente gute internationale Reisemöglichkeiten die wohl auch billiger sind als Zugfahren, haben die Airlines nunmal das Näslein vorn, meiner Meinung nach. Deshalb isses ja so doof das alles nur zum Vorzeigen zu machen wie du sagst, wo man viel besseres raus machen kann.
elevar hat geschrieben:[
Simon hat geschrieben:Die Politik hat meines Erachtens nach immer wieder zwei Argumente vorgebracht: (1) sei die Mehrheit eh für den neuen Bahnhof, (2) eine Bürgerbefragung sei rechtlich nicht möglich.
Das wichtigste Argument der Befürworter scheint mir, dass das Projekt bereits demokratisch legitimiert ist. Eine Volksbefragung sei somit nicht mehr notwendig.

Dieses Argument wiegt in der Tat schwer. Während das Projekt transparent legitimiert wurde, sind die Protestaktionen - Sitzblockaden im Schlosspark, also Widerstand gegen die Staatsgewalt - illegal.
Nun, ich hab es ja schon angesprochen, auch in diesem Punkt gibt es Unstimmigkeiten, wo man wieder mal nicht sagen kann, was ist wahr, was Polemik?
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Sepplhose
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Re: Stuttgart 21

Beitrag von Sepplhose »

Ich komm ja nun mal ursprünglich aus der Gegend.

Die Strecke Stuttgart-Ulm über die Schwäbische Alb ist eine Katastrophe und für schnellere Züge absolut ungeeignet. Dies sehen übrigens auch einzelne Gegner von Stuttgart 21 so.
Um diese Strecke aber sinnvoll ausbauen zu können, muss auch in Stuttgart die Strecke vom Bahnhof aus der Stadt raus durch die Stadt geführt werden. Ohne den unterirdischen bahnhof geht dies nur oberirdisch und zwar nur teilweise auf der vorhandenen Strecke. Das will so wirklich keiner.

Der Bahnhof unter der Erde hat den Nachteil, dass er eigentlich viel zu wenig Gleise haben wird (6), was die Vorteile gegenüber dem alten Kopfbahnhof wieder zunichte macht. Wirkliche Vorteile bringt das ganze nur den Investoren die oberhalb, auf dem alten Bahnhofsgelände Geld verpulvern dürfen wie in Hamburg bei der Elbphilharmonie...

Also ich persönliche wäre für einen Ausbau der Strecke Stuttgart-Ulm, außerhalb von Stuttgart. Innerhalb von Stuttgart den alten Bahnho (sehr schön) behalten und auf der alten Strecke bis zur Ausbaustrecke zuckeln. Das spart immer noch Zeit und jede Menge Geld.

Das ganze ist aber im Prinzip schon ewig bekannt, keine Ahnung warum die erst jetzt protestieren....
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Simon
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Re: Stuttgart 21

Beitrag von Simon »

elevar hat geschrieben:Nun, das ist ja kein Argument für oder gegen irgendwas, es sei denn, man hält finanzielle Interessen für etwas per se Schlechtes.
...oder etwas per se Gutes.
elevar hat geschrieben:Das wichtigste Argument der Befürworter scheint mir, dass das Projekt bereits demokratisch legitimiert ist. Eine Volksbefragung sei somit nicht mehr notwendig.
Stimmt, das Argument ist hier ja auch gefallen und ich kann mich erinnern, dass es auch nebenläufig in den Medien aufgetaucht ist - vermutlich zu nebenläufig. Entkräftet wurde das Argument hier allerdings auch schon wieder teilweise, denn scheinbar waren (vor allem die finanziellen) Vorzeichen damals deutlich andere.

Daher ist mein Hauptgedanke auch folgender:
Warum hat die Politik nicht rechtzeitig den Dialog mit dem wieder erstarkenden "Mob" gesucht? Man ist schließlich Vertreter des Volkes und das Ergebnis war vorhersehbar. Eine neue Umfrage hätte Klarheit gegeben. Entweder ist die Mehrheit noch immer für das Projekt, dann haben es die Projektgegner zu akzeptieren, oder die Mehrheit ist gegen das Projekt, dann muss die Politik entsprechend reagieren, indem sie das Projekt entweder weiter untersucht und Bedenken klärt und Werbung betreibt oder es eben abbricht, bevor weiterer Schaden entsteht. Diese Chance wurde jedoch nicht ergriffen und das werfe ich der Politik vor.
elevar hat geschrieben:Dass die Krise in Stuttgart auch eine gefährliche Krise der Parteiendemokratie ist, wird schlicht abgetan. In meinen Augen ist das unverantwortlich.
Ein interessanter Aspekt!
Sepplhose hat geschrieben:Also ich persönliche wäre für einen Ausbau der Strecke Stuttgart-Ulm, außerhalb von Stuttgart. Innerhalb von Stuttgart den alten Bahnho (sehr schön) behalten und auf der alten Strecke bis zur Ausbaustrecke zuckeln. Das spart immer noch Zeit und jede Menge Geld.
Hier wäre es auch interessant, sich das Alternativkonzept der Gegner "K 21" anzuschauen, leider habe ich darüber noch nichts gelesen.
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Re: Stuttgart 21

Beitrag von ark4869 »

Das wundert mich allerdings auch. Die erste Befragung war doch in den 80ern oder?
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Re: Stuttgart 21

Beitrag von realchris »

Auch wenn direkt am Anfang klar Obdachlose und so waren, gefiel es mir einfach klar zu sehen, man is sofort inner Innenstadt. Köln und vor allem Düsseldorf gefallen mir in diesem Punkt weit weniger, man muss erst mal ein gutes Stück laufen um zum Konsumrelevanten Punkt zu kommen,
Daran, was Du so toll an der Stadt findest, ändert sich mit dem neuen Bahnhof nichts. Der Tunnel fällt weg und Du bist sofort am Busbahnhof oder den relevanten Einkaufszentren. Es sieht einfach nur schöner aus und es wird noch mehr an Einkaufsmöglichkeiten geben. Ich geh aber mal davon aus, dass Du dir nur die City Arcaden und den Nahbereich angeschaut hast. Die Stadt ist nämlich sonst eine Art Bitterfeld des Westens. Ich glaube hier bekommt jeder dritte Hartz 4 und alles ist dreckig.
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Re: Stuttgart 21

Beitrag von elevar »

ark4869 hat geschrieben:
elevar hat geschrieben:Dieses Argument wiegt in der Tat schwer. Während das Projekt transparent legitimiert wurde, sind die Protestaktionen - Sitzblockaden im Schlosspark, also Widerstand gegen die Staatsgewalt - illegal.
Nun, ich hab es ja schon angesprochen, auch in diesem Punkt gibt es Unstimmigkeiten, wo man wieder mal nicht sagen kann, was ist wahr, was Polemik?
Was ich hier geschrieben habe wird doch von keiner Seite angezweifelt, oder? Ich möchte auch nicht behauptet haben, die Demonstranten seien alle Gesetzesbrecher und damit habe es sich. Ziviler Ungehorsam ist in der Tat nichts, was kategorisch abzulehnen ist.
Simon hat geschrieben:Entweder ist die Mehrheit noch immer für das Projekt, dann haben es die Projektgegner zu akzeptieren, oder die Mehrheit ist gegen das Projekt, dann muss die Politik entsprechend reagieren, indem sie das Projekt entweder weiter untersucht und Bedenken klärt und Werbung betreibt oder es eben abbricht, bevor weiterer Schaden entsteht. Diese Chance wurde jedoch nicht ergriffen und das werfe ich der Politik vor.
Ich denke, diese, nennen wir es mal etwas pathetisch Arroganz der Macht ist das, was Viele auf die Straßen treibt. Ich bin mir aber nicht sicher, wer hier welche Frage hätte formulieren dürfen, die dann zur Abstimmung hätte gestellt werden können. Um solch Komplexe Entscheidungen zu organisieren, gibt es in Deutschland eben keine direkte, sondern eine repräsentative Demokratie. Etwas gesellschaftlichen Kleber zu vergießen wäre sicher hilfreich gewesen - ob in Form einer offensiveren Kommunikation oder größerer Transparenz. Wie öffentliche Kontrolle in solchen Fragen, bei denen es um sehr viel Geld geht, effektiv umgesetzt werden kann ist wohl die Frage, die im Anschluss an die große Aufregung um diesen Bahnhof am dringlichsten zu klären ist.
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Re: Stuttgart 21

Beitrag von ark4869 »

realchris hat geschrieben:
Auch wenn direkt am Anfang klar Obdachlose und so waren, gefiel es mir einfach klar zu sehen, man is sofort inner Innenstadt. Köln und vor allem Düsseldorf gefallen mir in diesem Punkt weit weniger, man muss erst mal ein gutes Stück laufen um zum Konsumrelevanten Punkt zu kommen,
Daran, was Du so toll an der Stadt findest, ändert sich mit dem neuen Bahnhof nichts. Der Tunnel fällt weg und Du bist sofort am Busbahnhof oder den relevanten Einkaufszentren. Es sieht einfach nur schöner aus und es wird noch mehr an Einkaufsmöglichkeiten geben. Ich geh aber mal davon aus, dass Du dir nur die City Arcaden und den Nahbereich angeschaut hast. Die Stadt ist nämlich sonst eine Art Bitterfeld des Westens. Ich glaube hier bekommt jeder dritte Hartz 4 und alles ist dreckig.
Ja genau, war nur ein paar hundert Meter inner Stadt drin, in den Arkaden oder so war ich aber garnicht, soviel Zeit hat ich nicht.
elevar hat geschrieben:
ark4869 hat geschrieben:
elevar hat geschrieben:Dieses Argument wiegt in der Tat schwer. Während das Projekt transparent legitimiert wurde, sind die Protestaktionen - Sitzblockaden im Schlosspark, also Widerstand gegen die Staatsgewalt - illegal.
Nun, ich hab es ja schon angesprochen, auch in diesem Punkt gibt es Unstimmigkeiten, wo man wieder mal nicht sagen kann, was ist wahr, was Polemik?
Was ich hier geschrieben habe wird doch von keiner Seite angezweifelt, oder? Ich möchte auch nicht behauptet haben, die Demonstranten seien alle Gesetzesbrecher und damit habe es sich. Ziviler Ungehorsam ist in der Tat nichts, was kategorisch abzulehnen ist.
Ich glaub ich hatte zuviel zitiert :mrgreen:
Ich meinte mit den Unstimmigkeiten nur die damalige demokratische Legitimation, das danach meint ich garnich, sorry ;)
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