Davon abgesehen wäre ein Abbruch der Baumaßnahmen zu diesem Zeitpunkt ohnehin reichlich fragwürdig, aber das ist natürlich nur meine Meinung.
Generell noch dazu: Das Thema, das mit Stuttgart 21, den jüngsten Castor-Transporten aber auch dem Rauchverbot in Bayern, immer stärker in den Vordergrund tritt, ist ja die direkte Demokratie, also Volksentscheide/Volksbegehren. Erneut angefacht, wirklich neu ist sie ja nicht, wurde diese Diskussion aber eigentlich schon ein bisschen früher - und zwar mit der Volksabstimmung in der Schweiz (Minarett-Verbot).
Sowohl das Minarett-Verbot in der Schweiz als auch das generelle Rauchverbot in der bayerischen Gastronomie zeigen jedenfalls zwei Dinge äußerst deutlich: 1. Demokratie lebt davon, dass die Leute zur Wahlurne gehen und ihre Stimme abgeben, da bei einer Abstimmung ansonsten ohnehin nur Mist herauskommen kann. 2. So sehr man unsere Politiker auch verteufeln mag, die setzen sich mit den Themen, die in ihr Ressort fallen, meist höchst intensiv auseinander und können wenigstens ein Mindestmaß an Kompetenz vorweisen. Außerdem stehen zahlreiche Berater und Fachleute im Hintergrund zur Verfügung, das ist selbst auf städtischer Ebene so. Das gilt für die breite Bevölkerung aber nunmal nicht.
Die richtige Konsequenz aus Punkt 1 und allgemein sinkender Wahlbeteiligungen ist für mich ganz klar eine Wahlpflicht. Wer sich seiner Stimme enthalten will, der kann das dann ja immer noch tun. Solche Entscheidungen, wie die oben genannte in Bayern oder auch das Minarett-Verbot in der Schweiz, dürfen meines Erachtens einfach nicht direkt entschieden werden. Der einfach Bürger wägt in der Regel nicht ab, sondern entscheidet aus dem Bauch heraus - zudem darf, wie bereits gesagt (abhängig davon, um was es geht), die Kompetenz "des Bürgers" in Fachfragen viel eher angezweifelt werden. Vor allem bekommen aber die Medien hier einen noch viel größeren Einfluss, was ich nicht richtig finde. Denn z.B. mit Aussagen von Demonstranten bei Stuttgart 21 zu arbeiten, die nicht so leicht ein Blatt vor den Mund nehmen (obwohl sie es besser manchmal täten), da kann man noch manipulativer berichten, als die Medien das ohnehin bereits tun.
Dazu nur ein Beispiel aus den Simpsons, weil's so schön passt: Homer wird zu unrecht vorgeworfen, dass er einer Studentin an den Hintern gebrabscht hätte. Eine reißerische TV-Show forciert das Bild von Homer als Missetäter. Kent Brockman berichtet in den Nachrichten, dass 98% (oder so
![Wink ;)](/phpbb/images/smilies/icon_wink.gif)
) der Zuschauer Homer für schuldig halten. Dieses Ergebnis sei nicht rechtsverbindlich, solange nicht der Verfassungzusatz X beschlossen würde, was sehr bedauerlich sei...
Und Punkt 2 spricht dafür, dass wir am Modell mit gewählten Volksvertretern nicht groß schrauben sollten. Natürlich hat eine Demokratie immer auch Nachteile, aber dieses System hat sich nunmal über viele Jahrzehnte hinweg bewährt und ist eben nicht veraltet - was man z.B. vom (Wahl-)System in den USA nicht gerade sagen kann. Was richtig sein könnte, wäre die Verkleinerung des Bundestages (und der Landtage) und stattdessen die Bezüge für bestimmte Minister/Senatoren zu erhöhen, damit man hier zukünftig häufiger von vornherein fähigere Leute aus der Wirtschaft (nicht aus der Kneipe
![Mr. Green :mrgreen:](/phpbb/images/smilies/icon_mrgreen.gif)
) bekommt, die den Job machen. Denn dass ein Mehr an Kompetenz was bringt und es in manchen Fällen Zweifel gibt, ob genügend Kompetenz vorhanden ist, steht ja außer Frage. Aber hier eben nochmal der Hinweis darauf, dass die Mehrheit der Bevölkerung 100%ig nicht kompetenter ist als bspw. der zuständige Minister, als die Fachkräfte in den Ministerien und ganz sicher auch nicht als die Vertreter in den Gremien, die letztlich entscheiden.