Er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse gehauen!
- Nikioko
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Er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse gehauen!
Die letztliche Diskussion im ESC-Thread hat in mir den Gedanken an einen Klassiker wieder zurückgerufen: Klaus Kinskis legendärer Auftritt in der Deutschlandhalle, wo er seinen "Jesus Christus Erlöser" vor einem renitenten Publikum vorträgt und dabei immer wieder ausrasten. Wer kennt diesen Auftritt, und was sagt Ihr heute, fast 40 Jahre danach dazu?
Meine Meinung: Kinskis Kritik an unserer bigotten pseudochristlichen Gesellschaft trifft mehr denn je zu.
Wer das Material nicht kennt, kann es sich hier mal ansehen:
http://www.youtube.com/watch?v=y7TYQWLLgko
Meine Meinung: Kinskis Kritik an unserer bigotten pseudochristlichen Gesellschaft trifft mehr denn je zu.
Wer das Material nicht kennt, kann es sich hier mal ansehen:
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Re: Er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse geha
Den hab ich hier glaube ich schon gefühlte 4500 Mal gepostet.
Habe das ungeschnittene Hörspiel des Abends und die DVD.
Ich würde auch manchmal gerne eine Peitsche nehmen und den Leuten auf der Straße in die Fresse hauen.
Habe das ungeschnittene Hörspiel des Abends und die DVD.
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- Floyd
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Re: Er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse geha
Ob die Kritik "mehr denn je" zutrifft, weiß ich nicht. Historisch gesehen ist die heutige Gesellschaft (wenn wir mal nur Deutschland betrachten)
meiner Meinung nach toleranter und offener als früher. Dass sie gleichzeitig von dem Ideal, welches Kinski hier zeichnet, meilenweit entfernt ist, steht aber natürlich außer Frage.
Gibt es eigentlich heutzutage noch solche Reaktionen auf Aufführungen? Für mich wirkt dieses - wie du sagst - renitente Verhalten des Publikums wie aus einer völlig anderen Zeit. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass sowas heute (hier) noch möglich sein soll, aber bestimmt werde ich gleich eines besseren belehrt
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meiner Meinung nach toleranter und offener als früher. Dass sie gleichzeitig von dem Ideal, welches Kinski hier zeichnet, meilenweit entfernt ist, steht aber natürlich außer Frage.
Gibt es eigentlich heutzutage noch solche Reaktionen auf Aufführungen? Für mich wirkt dieses - wie du sagst - renitente Verhalten des Publikums wie aus einer völlig anderen Zeit. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass sowas heute (hier) noch möglich sein soll, aber bestimmt werde ich gleich eines besseren belehrt

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Re: Er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse geha
Pro Guttenberg Demo!
war so ein Beispiel. So konservative heuchelnde bekloppte gibt es auch heute noch. Kinski spricht ja hier und überhaupt immer nicht für Toleranz, sondern gegen Heuchler. Er wettert gegen Heuchler, wie er immer gegen Heuchler gewettert hat. Er war ein Heuchlerhasser und war total intolerant gegen Heuchelei. Wenn sein Interviewpartner sich eingeschleimt hat und er merkte, dass ist alles nur Show, hat er er es einfach sabotiert und ins Absurde gezogen.
war so ein Beispiel. So konservative heuchelnde bekloppte gibt es auch heute noch. Kinski spricht ja hier und überhaupt immer nicht für Toleranz, sondern gegen Heuchler. Er wettert gegen Heuchler, wie er immer gegen Heuchler gewettert hat. Er war ein Heuchlerhasser und war total intolerant gegen Heuchelei. Wenn sein Interviewpartner sich eingeschleimt hat und er merkte, dass ist alles nur Show, hat er er es einfach sabotiert und ins Absurde gezogen.
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Re: Er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse geha
Ja, die DVD ist ja leider geschnitten... Man kann von Kinski und seinen cholerischen Anfällen halten, was man will, aber in diesem Moment hat er genau das gesagt, was gesagt gehört und die meisten aus Höflichkeit verschweigen.realchris hat geschrieben:Habe das ungeschnittene Hörspiel des Abends und die DVD.
Ich würde auch manchmal gerne eine Peitsche nehmen und den Leuten auf der Straße in die Fresse hauen.
Floyd hat geschrieben:Ob die Kritik "mehr denn je" zutrifft, weiß ich nicht. Historisch gesehen ist die heutige Gesellschaft (wenn wir mal nur Deutschland betrachten)
meiner Meinung nach toleranter und offener als früher.
So schaut es aus. Es geht nicht um Toleranz. Es geht um Heuchelei und Bigotterie. Und die CDU ist heute bigotter als sie es jeweils war, heute, wo sich unser Hosenanzug überall einschleimt. Und auch die ganze Diplomatie mit dem Händeküssen und Kinderschütteln ist ekelhaft. Wie es tatsächlich aussieht, hat ja Wikileaks gezeigt. Kinski hätte nie ein Problem damit gehabt, diese Worte auch so auszusprechen; er war bei allen seinen Anwandlungen ein grundehrlicher Mensch.realchris hat geschrieben:Pro Guttenberg Demo!
war so ein Beispiel. So konservative heuchelnde bekloppte gibt es auch heute noch. Kinski spricht ja hier und überhaupt immer nicht für Toleranz, sondern gegen Heuchler. Er wettert gegen Heuchler, wie er immer gegen Heuchler gewettert hat. Er war ein Heuchlerhasser und war total intolerant gegen Heuchelei. Wenn sein Interviewpartner sich eingeschleimt hat und er merkte, dass ist alles nur Show, hat er er es einfach sabotiert und ins Absurde gezogen.
Ehrlichkeit - das ist das Thema. Unsere ach so tolle pseudochristliche abendländische Gesellschaft würde Jesus heute genauso ans Kreuz nageln wie die Pharisäer vor 2000 Jahren. Siehe Bespiel Assange: bei dem versuchen die USA trotz mangelnder Beweise eine Anklage wegen Hochverrats zu stricken. Mangelnde Beweise... klingt erschreckend nach dem Vortrag Kinskis.
Heuchelei - bei jedem Amoklauf wird versprochen, etwas zu machen, nämlich Paintball und andere "Killerspiele" zu verbieten. Dass diese gar nicht ursächlich für das Problem sind, sondern dass es einfacher ist, ein paar Spinnern ihr harmloses Hobby zu verbieten, als gegen die mächtige Lobby der Waffenhersteller und Schützenvereine vorzugehen, nur um den Anschein zu erwecken, man hätte was getan, wird dabei natürlich verschwiegen.
"Eure Rituale widern mich an. Und euer Weihrauch stinkt nach verbranntem Menschenfleisch." Soviel zu der Selbstbeweihräucherung in der Politik. Die CSU stellt sich ja jetzt wieder als die große Atomausstiegspartei dar.
Aber Kinskis Botschaft ist an den bornierten Idioten damals vorbei gegangen. Die hatten auch gar nicht vor, seinen Worten zu lauschen, sondern sind mit dem Vorsatz hingegangen, die Veranstaltung zu sabotieren. "Die Pharisäer haben Jesus wenigstens reden lassen", schreibt Kinski in seiner Biographie.
Und noch mal zu Guttenberg: Der Mann ist nachweislich ein Betrüger. Wie ein großer Teil der Bevölkerung das als Kavaliersdelikt abtun und ihm weiterhin die Stange halten kann, ist mir unbegreiflich. Der Mann hatte nicht einmal den Anstand, gleich die richtigen Konsequenzen zu ziehen und mit Anstand abzugehen. Das Geständnis wurde nur nach der Salamitaktik abgeliefert und das zugegeben, was ohnehin schon zweifelsfrei feststand. Eine korrekte Antwort wäre gewesen: "Ich habe meinen Doktorvater und meine Universität belogen und schäme mich dafür. Ich trage die persönliche Verantwortung für mein Verhalten und lege deswegen meine politischen Ämter nieder. Gleichzeitig finde ich es gut, dass man in Deutschland mit einem derartigen Unrecht nicht durchkommt." Das hätte was von Anstand und Würde gehabt, und nicht dieses Herumgeeiere bis zum Schluss...
Zieh Dir mal die Parteitagsrede von Joschka Fischer nach der Billigung des Kampfeinsatzes in Jugoslawien rein...Floyd hat geschrieben:Gibt es eigentlich heutzutage noch solche Reaktionen auf Aufführungen? Für mich wirkt dieses - wie du sagst - renitente Verhalten des Publikums wie aus einer völlig anderen Zeit. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass sowas heute (hier) noch möglich sein soll, aber bestimmt werde ich gleich eines besseren belehrt.
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Re: Er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse geha
Oh, 40 Jahre schon vergangen? Kinskis Worte klingen noch immer so zeitnah, als würde er das heute gesagt haben.
Es ist keine Frage; seine Anklage an die Menschheit wird immer zutreffen, nie mehr und nie weniger. Er spricht Verhaltensweisen im Menschen an, die immerwährende Charktereigenschaften sind; da kann auch der Sand der Jahrhunderte nichts darüber kehren.
Je größer die Güterknappheit, desto brutaler wird der Mensch.
Zum Auftritt: Damals schien wohl unter den Studenten derjenige der Angesagteste gewesen zu sein, der am lautesten "Dagegen!" geschrien hat. Auch Andreas Baader hatte das schon erkannt und seine großen Auftritte bei der RAF waren wohl nur zu einem Bruchteil ehrlich politisch denn selbstinszeniererisch gemeint.
Irgendwie finde ich besonders erschreckend, daß Leute, die sich auch noch auf die Fahnen schreiben, aufgeklärte, selbstbestimmte Menschen zu sein, nicht in der Lage sind, einen Künstler auf der Bühne seinen Text aussprechen zu lassen.
Es ist erstaunlich, daß Kinski nicht nach kürzester Zeit den Saal verlassen hat und es spricht für seine Professionalität. (seine unkontrollierte cholerische Verhaltensweise mal außen vor gelassen)
Trotz all dem ganzen Diva-Gehabe und diesen sinnlosen und nervigen Wutausbrüchen hat diese Person irgendwo etwas ganz Reines, Klares und Zerbrechliches an sich.
Kennt ihr das Schmetterlingsvideo von ihm? Ich finde, da kann man diese Seite an ihm ganz gut entdecken:
http://www.youtube.com/watch?v=ZNSfiho54rM
Es ist keine Frage; seine Anklage an die Menschheit wird immer zutreffen, nie mehr und nie weniger. Er spricht Verhaltensweisen im Menschen an, die immerwährende Charktereigenschaften sind; da kann auch der Sand der Jahrhunderte nichts darüber kehren.
Je größer die Güterknappheit, desto brutaler wird der Mensch.
Zum Auftritt: Damals schien wohl unter den Studenten derjenige der Angesagteste gewesen zu sein, der am lautesten "Dagegen!" geschrien hat. Auch Andreas Baader hatte das schon erkannt und seine großen Auftritte bei der RAF waren wohl nur zu einem Bruchteil ehrlich politisch denn selbstinszeniererisch gemeint.
Irgendwie finde ich besonders erschreckend, daß Leute, die sich auch noch auf die Fahnen schreiben, aufgeklärte, selbstbestimmte Menschen zu sein, nicht in der Lage sind, einen Künstler auf der Bühne seinen Text aussprechen zu lassen.
Es ist erstaunlich, daß Kinski nicht nach kürzester Zeit den Saal verlassen hat und es spricht für seine Professionalität. (seine unkontrollierte cholerische Verhaltensweise mal außen vor gelassen)
Trotz all dem ganzen Diva-Gehabe und diesen sinnlosen und nervigen Wutausbrüchen hat diese Person irgendwo etwas ganz Reines, Klares und Zerbrechliches an sich.
Kennt ihr das Schmetterlingsvideo von ihm? Ich finde, da kann man diese Seite an ihm ganz gut entdecken:
http://www.youtube.com/watch?v=ZNSfiho54rM
Zuletzt geändert von cat.greeny am 08.06.2011, 01:36, insgesamt 1-mal geändert.
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- cat.greeny
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Re: Er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse geha
Mir auch... ich kann es mir nur so erklären, daß die Leser der Bildzeitung, die ihn danach mehr oder weniger zum Nationalhelden küren wollten, (manche Nichtleser inclusive) überhaupt nicht verfolgen, was mit ihm wirklich los ist, sondern eher wissen, wo er seine Anzüge kauft oder wann seine Frau zum letzten Mal beim Frisör warNikioko hat geschrieben: Und noch mal zu Guttenberg: Der Mann ist nachweislich ein Betrüger. Wie ein großer Teil der Bevölkerung das als Kavaliersdelikt abtun und ihm weiterhin die Stange halten kann, ist mir unbegreiflich.

Zuletzt geändert von cat.greeny am 08.06.2011, 20:55, insgesamt 1-mal geändert.
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- Floyd
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Re: Er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse geha
Naja, ganz zusammenhangslos sind Bigotterie und Intoleranz nicht:
Daher hatte ich die "bigotte Gesellschaft" auch mehr auf Intoleranz als auf Heuchelei bezogen.
.
Entsprechendes gilt für die Reaktionen auf die Fischer-Rede.
Es ging mir wie gesagt speziell um Aufführungen (also Bühnenstücke).
Eine absolute Aussage vergleicht hingegen nur mit einem Idealzustand - hier also mit dem von Kinski skizzierten. Aus dieser Perspektive ist der Zustand der heutigen Gesellschaft natürlich ähnlich katastrophal wie der aller anderen vor ihr.
Mit deinen Ausführungen zu Amokläufen/Killerspielen und Guttenberg gehe ich natürlich konform. Davon, dass es in der Politik Heuchelei gibt, musst du mich nicht überzeugen, das habe ich nicht in Frage gestellt.
Mag auch sein, dass mein Verständnis von "Bigotterie" etwas stark durch das englische "bigot" geprägt ist:http://de.wikipedia.org/wiki/Bigotterie hat geschrieben:Bigotterie (französisch bigoterie) oder Scheinheiligkeit ist die Bezeichnung für ein unreflektiertes, übertrieben frömmelndes, dabei anderen Auffassungen gegenüber intolerantes[1] und scheinbar ganz der Religion oder einer religiösen Autorität (Person oder Instanz) gewidmetes Wesen oder Verhalten.
http://dictionary.reference.com/browse/bigot hat geschrieben:a person who is utterly intolerant of any differing creed, belief, or opinion.
Daher hatte ich die "bigotte Gesellschaft" auch mehr auf Intoleranz als auf Heuchelei bezogen.
(Echte) Pro Guttenberg-Demos sind vielleicht ein gutes Beispiel für Bigotterie, aber keine Reaktion auf eine Aufführungrealchris hat geschrieben:Pro Guttenberg Demo!Floyd hat geschrieben:Gibt es eigentlich heutzutage noch solche Reaktionen auf Aufführungen?
war so ein Beispiel.

Entsprechendes gilt für die Reaktionen auf die Fischer-Rede.
Es ging mir wie gesagt speziell um Aufführungen (also Bühnenstücke).
Wenn man die heutige Gesellschaft positiv bewertet ("ach so toll"), dann kann man das entweder absolut oder relativ meinen. Eine relative Aussage über eine Gesellschaft ist dabei offensichtlich komparativ hinsichtlich paralleler oder vorangegangener Gesellschaften. Und da kann man durchaus den Standpunkt vertreten, dass wir in einer besseren Gesellschaft als die meisten Generationen vor uns leben.Nikioko hat geschrieben:Unsere ach so tolle pseudochristliche abendländische Gesellschaft würde Jesus heute genauso ans Kreuz nageln wie die Pharisäer vor 2000 Jahren.
Eine absolute Aussage vergleicht hingegen nur mit einem Idealzustand - hier also mit dem von Kinski skizzierten. Aus dieser Perspektive ist der Zustand der heutigen Gesellschaft natürlich ähnlich katastrophal wie der aller anderen vor ihr.
Mit deinen Ausführungen zu Amokläufen/Killerspielen und Guttenberg gehe ich natürlich konform. Davon, dass es in der Politik Heuchelei gibt, musst du mich nicht überzeugen, das habe ich nicht in Frage gestellt.
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Re: Er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse geha
Es ging im aber um Heuchler und Heuchelei! Heuchler, so wie Hannah Arendt sie beschreibt oder wie sie im Sozialismus verstanden worden sind. Das hat herzlich wenig mit Toleranz zu tun.
Toleranz ist für Kinski wohl eher eine Form von Heuchelei! Er war sogar sehr intolerant, wenn man sich den ein oder anderen Auftritt anschaut. Die französischen Fernsehauftritte sind sogar noch besser als die in der Heimat. Dort war er ja auch ein Star. Da hat er die Presse als Mongoloide, Cretins und Idioten beschimpft.
Toleranz ist für Kinski wohl eher eine Form von Heuchelei! Er war sogar sehr intolerant, wenn man sich den ein oder anderen Auftritt anschaut. Die französischen Fernsehauftritte sind sogar noch besser als die in der Heimat. Dort war er ja auch ein Star. Da hat er die Presse als Mongoloide, Cretins und Idioten beschimpft.

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Re: Er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse geha
Damit hast du schon recht.realchris hat geschrieben:Es ging im aber um Heuchler und Heuchelei! Heuchler, so wie Hannah Arendt sie beschreibt oder wie sie im Sozialismus verstanden worden sind. Das hat herzlich wenig mit Toleranz zu tun.
Ich habe mich zu sehr auf mein Verständnis von "bigott" bezogen und zu wenig auf den Vorwurf der Heuchelei.
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- Nikioko
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Re: Er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse geha
Jopp. Und Kinski selbst ist schon 20 Jahre tot. Die Zeit vergeht eben.cat.greeny hat geschrieben:Oh, 40 Jahre schon vergangen?
Homo hominem lupus. Die Ironie schöpft Kinski ja gerade daraus, dass er sein Evangelium in die heutige Zeit versetzt, und dass dem heutigen Jesus in der "christlichen" Gesellschaft genau dasselbe passiert. Und das war lange vor den modernen Shakespeare-Adaptionen.Kinskis Worte klingen noch immer so zeitnah, als würde er das heute gesagt haben.
Es ist keine Frage; seine Anklage an die Menschheit wird immer zutreffen, nie mehr und nie weniger. Er spricht Verhaltensweisen im Menschen an, die immerwährende Charktereigenschaften sind; da kann auch der Sand der Jahrhunderte nichts darüber kehren.
Je größer die Güterknappheit, desto brutaler wird der Mensch.
Diese Schwachmaten haben den Auftritt gestört, aber Kinski hat es zumeist geschafft, beim Kontern in seiner Rolle zu bleiben und sich damit tatsächlich in eine Art Jesus-Figur reingesteigert, die sich verbal gegen ihre Kritiker zur Wehr setzt. Wobei er dabei - natürlich - nicht das bekannte Jesusbild (die "Hure") darstellt, sondern seine wesentlich aggressivere Variante.Zum Auftritt: Damals schien wohl unter den Studenten derjenige der Angesagteste gewesen zu sein, der am lautesten "Dagegen!" geschrien hat. Auch Andreas Baader hatte das schon erkannt und seine großen Auftritte bei der RAF waren wohl nur zu einem Bruchteil ehrlich politisch denn selbstinszeniererisch gemeint.
Irgendwie finde ich besonders erschreckend, daß Leute, die sich auch noch auf die Fahnen schreiben, aufgeklärte, selbstbestimmte Menschen zu sein, nicht in der Lage sind, einen Künstler auf der Bühne seinen Text aussprechen zu lassen.
Es ist erstaunlich, daß Kinski nicht nach kürzester Zeit den Saal verlassen hat und es spricht für seine Professionalität. (seine unkontrollierte cholerische Verhaltensweise mal außen vor gelassen)
Interessant ist vor allem das Ende, wo er im kleinen Kreis seiner "Jünger" (er nennt es Woodstock) noch einmal den gesamten Monolog ungestört aufführen kann.
Kinski war vor allem eins: ein Profi. Ein Perfektionist. Am Set hat er viele Leute beschimpft, die seiner Meinung nach Idioten waren: vom Regisseur bis zum Wasserträger. Das ist natürlich seiner divenhaften Egomanie geschuldet, aber auch echter Verärgerung über Stümperhaftigkeit. Ich kenne das. Ich rege mich auch immer darüber auf, wenn Leute Bockmist machen. Kinski aber konnte sich darüber richtig in Rage reden. Und er war zweifelsfrei einer der besten Schauspieler, die Deutschland je hervor gebracht hat - wahrscheinlich gerade weil er so gestört war.Trotz all dem ganzen Diva-Gehabe und diesen sinnlosen und nervigen Wutausbrüchen hat diese Person irgendwo etwas ganz Reines, Klares und Zerbrechliches an sich.
Kennt ihr das Schmetterlingsvideo von ihm? Ich finde, da kann man diese Seite an ihm ganz gut entdecken:
http://www.youtube.com/watch?v=ZNSfiho54rM
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- JackVanian
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Re: Er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse geha
Jetzt mal ganz unabhängig vom Inhalt. Ich liebe diese Ausraster einfach und sehe sie mir immer wieder gerne an. Wer die Doku von Herzog über Kinski nicht kennt, sollte sie sich unbedingt anschauen. Sehr, sehr interessant.
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- Riesiger Roboteraffe
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Re: Er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse geha
In einigen Wallace Filmen hat er ja auch richtige Weicheier gespielt. Um das zu spielen brauch man zumindest auch eine Weichei (sanfte) Fassette in den Eigenschaften. Übrigens war Kinski ein pathologischer Narzisst, was man aber als richtiger Schauspieler meines Erachtens auch sein muss. Schaust Du in Fachbüchern unter Narzisstische Persönlichkeitsstörung, wird gerne das Beispiel Kinski und Hitler genannt. Ich würde Kinski auch als eine Mensch gewordene Naturgewalt bezeichnen.
Er hatte zumindest eine Aura, obwohl wir uns im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit befinden.
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- Bratwurstschnecke
- Riesiger Roboteraffe
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Re: Er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse geha
Das erste was mir beim Schauen der Aufführung durch den Kopf schoss war "Mensch - endlich weiß, ich woher Olaf Schubert sein Outfit hat". Die ersten 10-20 Minuten waren abstoßend und faszinierend zugleich. Der Intensität Kinskis und seiner Kernaussage, gepaart mit der Verwendung vieler, vieler Kraftausdrücke (Fresse, Dirnen, Krüppel, verfaultes Fleisch etc.) habe ich mich nicht entziehen können. Doch ähnlich wie beim Lesen von "Feuchtgebieten" stellte sich bei mir dann schnell eine Art Abstumpfung und gefühlter Ödnis ein. Ich hatte schnell den Eindruck, dass Gesagte bereits gehört zu haben. Am Ende (was eine gefühlte Ewigkeit gedauert hat) habe ich mich zunächst gefragt, warum er sich das Ganze überhaupt komplett gegeben hat. Die Aussage war zwar in der Art ihrer Formulierung über Jesus radikal aber in sich nicht wirklich neu. Dann dachte ich, dass die Veranstaltung genau so ablief, wie Kinski es gewollt und auch gelenkt hat. Er hatte etwas märtyrerhaftes an sich, vom Mob verkannt. War diese Selbstinszenierung das eigentliche Ziel der ganzen Veranstaltung? Manipulativität passt, wie auch mangelnde Impulskontrolle und emotionale Instabilität zum Bild seiner (wahrscheinlichen) Borderlineerkrankung.Nikioko hat geschrieben: Wer kennt diesen Auftritt, und was sagt Ihr heute, fast 40 Jahre danach dazu?
"Irre explodieren nicht, wenn das Sonnenlicht sie trifft. Ganz egal, wie irre sie sind!"
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- Riesiger Roboteraffe
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Re: Er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse geha
Borderline wird anfangs oft mit Narzissmus verwechselt, kann auch gemeinsam auftreten. Doch in diesem Fall wird eigentlich immer von Narzissmus gesprochen. Gebe mal Narzissmus und Kinski bei Google ein.