Gyocogg hat geschrieben:Nach mehreren nicht abgeschlossenen Erzählungen, sei es in Buchreihen, Filmen, Serien und gar Computerspielen, bin ich dieses 'Hoffen und Bangen auf einen Abschluss' vollkommen überdrüssig. Nachdem eine mir SEHR geschätzte Buchreihe (bedauerlicherweise durch den Tod des Autors
) und eine mir wirklich SEHR geliebte Fernsehserie ohne Abschluss abgebrochen wurden, habe ich mir geschworen, 'halbgare' Erzählungen zu meiden. Habe nichts gegen offene Enden, die vom Erzähler, Autor oder wem auch immer gewollt sind (da gibt es auf jedem Medium gute Beispiele!), aber wenn man eine Fortsetzung anpeilt und andeutet, sie aber nicht mehr bewerkstelligen kann, dann steht man regelrecht im Regen. Und DAS kann und werde ich mir nicht mehr antun. Da investiere ich mein Geld und meine Zeit in Erzählungen, die einen einigermaßen vernünftigen Abschluss haben oder ein Ende, dass als endgültiges Ende gedacht war.
Ich schließe mich an (...und sprichst du von Feintuch?). Das "offene Ende" halte ich für ein in der Spieleindustrie gründlich missverstandenes narratives Element, das regelmäßig mit der Naivität eines Sextaners angewendet wird ("Wir brauchen unsere Geschichte nicht zu Ende zu erzählen. Ist dann auch viel intellektueller so!"). Ein offenes Ende kann aber genauso konstruiert werden wie ein furioses Finale (siehe hierzu z.B. auch den Thriller "Memento", der nicht anders hätte enden dürfen als mit der Lösung des Rätsels, aber dennoch den Charakterbogen ins Unendliche schlägt).
Aber selbst die Erzähler, denen man ein größeres Können unterstellen mag, lassen sich von der Vorstellung einer "epischen" Geschichte davonreißen und denken noch nicht einmal realistisch über die Möglichkeit nach, ob sie denn jemals zur Fertigstellung der Saga kommen, ob sich ihnen die Möglichkeit bietet, und ob sie die Erzählung in einem sinnvollen Zeitrahmen zu Ende bringen können. Ragnar Tornquist hat inzwischen 12 Jahre für sein Epos verholzt. Für "Dreamfall Chapters" wird er mit seiner Erzählung schon wieder ganz von vorne anfangen müssen, denn für einen sinnvollen Anschluss an "Dreamfall" ist es bereits viel zu spät.
Die Kunst, Geschichten ganz zu erzählen, geht vielleicht sogar industriell bedingt verloren - wegen des vorrangigen Ziels, "langjährige" Marken zu schaffen. Erzähler bauen Rätsel um Rätsel über Jahre hinweg auf, um die Leser bei der Stange zu halten, und liefern dann - wenn überhaupt - eine fürchterliche, an den Haaren herbeigezogene und multipel kontradiktorische Auflösung ab, während die Charaktere sich zur Erhaltung des Wiedererkennungswerts in der ganzen Zeit kaum verändern dürfen. Es sei hierzu auch das Akte X-Desaster erwähnt.