elfant hat geschrieben:Man muß Kunst immer zu ihrer Zeit bewerten und nach ihrem Ziel bewerten und das ist immernoch schlecht ausgedrückt. Wie sollte man sonst auch Filme wie "Metropolis" bewerten?
"Muss" ist immer ein sehr striktes Wort. Man muss es natürlich nicht, aber es kann helfen, Dinge zu verstehen. Vielmehr ist es wohl häufig insbesondere auch nötig, da wir neuronal heutzutage einfach ganz anderes gewohnt sind. Ich kann mich noch ganz gut an meine erste Sichtung von "M" erinnern. Der Film erzeugte eine Spannung, die von den aktiv Schaffenden höchstens ein Fincher oder Nolan erzeugen können. Das Äußere des Films vermag unvermeidlich angestaubt zu wirken, inhaltlich brodelte er, ja er wirkte nahezu modern. Warum tat er das? Weil da ein Meister am Werk war, der sein Fach verstand und mich mit seinen Stilmitteln einfach erwischt hat.
Das tuen wie angedeutet heute auch viele. Nur hat sich das Businnes und insbesondere die Sehgewohnheit der Zuschauer geändert. Den Begriff Kontextualisierung fand ich zwar nicht optimal gewählt von realchris, aber es wurde klar, dass es wichtig ist
wie ich einen Film sehe. Das bedeutet nicht nur, dass ich mich darauf einstelle, veraltete Bilder zu sehen und "billig" aufgenommene Tonspuren zu hören. Es bedeutet eben auch, offen zu sein. Offen für Ungewohntes, offen für Visionäre. Dabei kann ein historischer Bezug helfen. Muss er aber nicht.
"Im Zeichen des Bösen": nie wieder so ein Intro gesehen. Weil ich wusste, was dahinter steckt!
Es ist eben die alte Leier: was erwarte ich von einem Film und was bin ich kognitiv bereit dafür zu tun, um dem gerecht zu werden?
Metropolis ist dabei fast schon ein Beispiel für sich. Wer die "alte" Fassung, die Moroder-Version und die restaurierte Orchester-Fassung gesehen hat, kann das alles vielleicht auch noch viel besser verstehen. Der Inhalt ist immer der Selbe, nur eben der Kontext, die Brille, mit der ich zusehe, ändert sich. Und genau das macht eben Kunst aus. Sie liefert den Inhalt, aber die Brille muss ich immernoch selber aussuchen.
Jetzt bin ich doch von meiner eigentlich geplanten Kernaussage abgekommen, die reiche ich hiermit also noch nach: Kunst kann man nicht bewerten. Das hat noch nie jemand gekonnt. Man kann nur beschreiben, was sie mit einem macht.