Cloud Atlas
Ich hab die Romanvorlage nicht gelesen, kann also nicht sagen, wie nah umgesetzt wurde und kann nur vom Film ausgehen.
Ich leite das ganze mal mit einem kleinen Negativpunkt ein: die Erzählweise, mit den übergangslosen Sprüngen, fand ich verdammt komplex und stellenweise sehr kompliziert. Ich hatte oft das Gefühl, einfach nicht mitzukommen - was aber wahrscheinlich auch so beabsichtigt wurde. Nach dem Film habe ich mir aufgedröselte Inhaltsangaben zu den einzelnen roten Fäden durchgelesen, weil ich Schwierigkeiten hatten, das Puzzle zusammenzufügen.
Ich muss jedoch ganz ehrlich sagen: ich fand das aber jetzt nicht schlimmer, als es vielleicht klingen mag. Das hat mir dann einen besseren Zugang zum Film ermöglicht. So nach dem Motto: So wie ich das jetzt hier lese... wenn man jetzt mal so genau dadrüber nachdenkt, klingt alles sehr plausibel und perfekt durchdacht.
Aber DAS ist ein Aspekt... da kann ich nachvollziehen und verstehen, wieso manche Leute den einfach nicht gut finden (deswegen die Bezeichnung als Negativpunkt).
Über die Auseinandersetzung mit den Themen, die dort behandelt wurden, möchte ich nicht großartig diskutieren. Dafür kenne ich ja das Buch auch nicht. Generell fand ich, dass es ein ziemlich schwieriges Thema ist, an das sie sich getraut haben - und die Umsetzung hätte auch meilenweit in die Hose gehen können. Aber das wurde hier gut gelöst.
Die einzelnen Geschichten, die erzählt wurden, empfand ich als äußerst durchdacht und kreativ, auch wenn einige Motive doch leicht wiederzuerkennen waren (außer die Geschichte des Verlegers Cavendish: die war meiner Meinung nach einfach nur dazu da, um durch Slapstick ein bisschen Humor in dieses ernste Thema zu bringen und das empfand ich persönlich als ziemlich fehl am Platz... aber auch hier wieder: keine Ahnung, wie es im Buch ist).
Man sollte sich den Film angucken, um sich mit der Story und den Ideen und Gedanken dahinter auseinandersetzen zu können (oder halt das Buch lesen
). Da bringt es meines Erachtens nicht viel, dass ich darüber jetzt großartig was zu schreibe. Das ist etwas, was man emotional für selbst bewerten muss...
Visuell war der Film überwiegend sehr schön anzusehen: Settings und Kostüme haben immer gepasst. Einzig die SFX schwächelten stellenweise, auch wenn man merkte, dass die Verantwortlichen sich viel Mühe gegeben und sich Gedanken gemacht haben, alles so authentisch UND ästhetisch aussehen zu lassen wie möglich (z.B. Neo-Seoul war trotz der "Verdorbenheit durch die technische Modernisierung" noch irgendwo "schön" - keine Ahnung, ob das nachvollziehbar ist, was ich meine
)
Ganz besonders toll, war die Maske. Jeder der Hauptcharaktere wurde so vielseitig visuell bearbeitet, dass es wirklich bis zum Ende hin schwer war, alle auch immer dort zu erkennen. Als im Abspann dann "aufgelöst" wurde, wer wen gemimt hat, gab es dann doch die ein oder andere Überraschung
Da haben sie sich wirklich Mühe mit gegeben. Fand ich wirklich sehr schön (allein auch mal Hugh Grant in KEINER britischen Schnulzfilm-Liebeskomödie-Machorolle zu sehen, war doch erfrischend
).
Die Charaktere waren allesamt doch sympathisch
und auch die Besetzung konnte mich sehr überzeugen (allen voran wirklich Doona Bae, die eine 1A-Leistung gebracht und ihre Rolle in meinen Augen wirklich perfekt gespielt hat... und diese beruhigende Sprechweise ♥)
Die Musik fand ich sehr passend zum Gefühl des Filmes und hat erfolgreich Emotionen tragen können - und das fand ich hier besonders wichtig (allein aufgrund der Tatsache, was es mit dem namengebenden "Wolkenatlas" auf sich hat).
Kamera und Schnitt wurden auch hier sehr gut eingesetzt - wurde alles sehr schön und erzählerisch gefilmt.
Fazit: Trotz der Komplexität des Themas und der komplizierten Erzählweise war es für mich eine sehr schöne Filmerfahrung. Auch wenn der Film fast 3 Stunden geht, habe ich mich nicht einmal gelangweilt oder hatte ein Gefühl von Kaugummi (anders als mein Freund, der sich zu Tode gelangweilt hat
). Für mich war eher überraschend, dass ich ihn wirklich besser finde, als erwartet.