Der Begriff 'Klassisches Adventure' ist sowieso quatsch.
Dazu müsste es Epochen geben, auf die sich das damit betitelte Adventure bezieht und eine wirkliche Epocheneinteilung des Adventures gibt es noch nicht bzw. hat die noch keiner geleistet. Die kann man auch nicht einfach künstlich ziehen. Es müssten sich da signifikante Unterschiede zeigen. Ein Adventure ist ein Adventure und DF hat formal ein Adventure abgeliefert, anders als Gilbert mit The Cave.
Fragen wir, ist es ein Adventure? Antwort: Ganz klar: "Ja".
Man kann sich aber darüber streiten, ob es ein gutes Adventure ist.
Was die Epocheneinteilung angeht, kannste die z.B. über den Zeitraum, in dem das Spiel entstanden ist entwickeln. Oder Du schaust, ob thematisch in diesem Zeitraum besondere schwerpunkte lagen. Oder du schaust welche Erzählstruktur da gerade genutzt wurde. etc. Oder Du gehst über technische Erweiterungen wie z.B. Sprachausgabe. Dann kannst Du noch für jeden Hersteller Epochen machen.
z.B. bei LA kann man das sehr schön sehen. Das heutige moderne Adventure ist maßgeblich von Titeln wie Dott, Sam und Max, Monkey Island 3, Full Throttle, Monkey Island 4 und Grim Fandango beeinflusst. So wie die Adventures der frühen späten 80er und beginnenden 90er Jahre von den zeitgenössischen Sierra und LA-Adventures beeinflusst waren.
Wenn LA mal eine klassische Zeit für seine Produkte hatte, dann war das die Zeit zwischen Maniac Mansion und Day of the Tentacle. Wobei Day of the Tentacle quasi die Moderne des Adventures eingeleutet haben. Das Adventure hat sich dramaturgisch seither kaum verändert, bekam, besonders durch Monkey 3 stilistisch seinen Meister. Wenn man von den naturalistischer gestalteten ernsten Adventures, die von Spielen wie Blade Runner, LJ oder Syberia beinflusst wurden. Sicher hat auch GK nicht unwesentlich zu einer romanartigeren Erzählweise in naturalistischen Adventures beigetragen.
Wenn man sich das genauer betrachtetm könnte man sicher in einigen Wochen eine Epocheneinteilung finden. Das ändert aber nichts daran, dass all diese Spiele manche mehr manche ganz die formalen Kriterien eines Adventures erfüllen. Die Frage ist also, ob sie das gut machen.
Für mich persönlich ist 'gut' eine Symbiose aus Spiel, gelungener Dramaturgie und ansprechender Präsentation.
Ich muss zugeben, BA hat eine tolle Präsentation, die in sich stimmig ist, jedoch voll an meinem persönlichen Geschmack vorbei geht. Dennoch würdige ich den Stil, der vorhanden ist und anderen gefallen wird.
Bei der Dramaturgie bin ich bisher fast vollkommen enttäuscht. Während wir auf ihrer Seite wirklich eine Geschichte erzählt bekommen, ist sein Strang nur Aneinanderreihung und Beihilfe zu ihrem Erzählstrang. Nebenbei ist das ganze sehr uninspiriert und vorhersehbar erzählt. Da vergebe ich Abzüge.
Spielerisch passt das Spiel, um aus einer alten Review zu 'Loom' zu zitieren, "in einen Fingerhut."
Für mich bekäme das Spiel eine Schulnote 3 oder wahlweise 78 %, was für mich immer so die 3 ausdrückt, da das Prozentsystem dazu tendiert im oberen Bereich zu werten und nur ganz krasse Ausnahmen auf der Skala nochmal abzustrafen.
Und würde ich jetzt das riesige Kickstarter Budget mit in die Wertung einbeziehen, gäbe ich dem Spiel eine 5 (als Schulnote nicht Amazon-Sterne
).