„Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net
Und wir sind ja gar nicht alle dafür sowas zu bringen. Also ich nicht.
Generell bin ich dagegen, dass der AT zu politischen Themen Stellung bezieht.
Dafür sind wir alle einfach viel zu heterogen.
Generell bin ich dagegen, dass der AT zu politischen Themen Stellung bezieht.
Dafür sind wir alle einfach viel zu heterogen.
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Ray (Resonance) hat geschrieben: I try to avoid nurses of the non-"naughty" variety.
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net
Alleine die Guybrushzitate sind schon tendenziös. Du gibst nicht nur den Kontext, Du baust auch eine feministische Färbung ein. Das ist keine neutrale Positionierung.
Der Mindestkontext ist schon gegeben, wenn Du schreibst. "Support für Anita Sarkeesian
Offener Brief für eine vielfältige, offene und respektvolle Diskussionskultur und gegen Hass, Hetze und Gewalt
Frauen wird es nicht gerade leicht gemacht, sich im Netz ohne Angst zu bewegen und ihre Meinung offen zu artikulieren."
Mehr musst Du nicht schreiben.
Mit allem, was Du danach schreibst, gibst Du eine feministisch gefärbte Position wieder und beziehst somit tendenziös inhaltlich Partei. Auch Männerdomäne (Was einfach nicht mehr so stimmt. Meine Freundinnen spielen mehr Computerspiele als meine Kumpels. Nur dann eben sowas wie Sims oder Farmville, aber auch Shooter).Das sind alles schon inhaltlich tendenziöse Aussagen.
Der Mindestkontext ist schon gegeben, wenn Du schreibst. "Support für Anita Sarkeesian
Offener Brief für eine vielfältige, offene und respektvolle Diskussionskultur und gegen Hass, Hetze und Gewalt
Frauen wird es nicht gerade leicht gemacht, sich im Netz ohne Angst zu bewegen und ihre Meinung offen zu artikulieren."
Mehr musst Du nicht schreiben.
Mit allem, was Du danach schreibst, gibst Du eine feministisch gefärbte Position wieder und beziehst somit tendenziös inhaltlich Partei. Auch Männerdomäne (Was einfach nicht mehr so stimmt. Meine Freundinnen spielen mehr Computerspiele als meine Kumpels. Nur dann eben sowas wie Sims oder Farmville, aber auch Shooter).Das sind alles schon inhaltlich tendenziöse Aussagen.
Meine Top 5 von Spielen, Stand für August 2018: 1.) DOTT 2 Fangame • 2.) Thimbleweed Park • 3.) The Last Of Us • 4.) Resident Evil 7 • 5.) Little Nightmares
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net
Ich formuliere das mal als Fragen.
Warum möchtest Du denn gerne anstatt oder zusätzlich zu einer Liste von Namen die Adventure-Treff Community erwähnen?
Die Antwort kann doch eigentlich nur lauten, dass Du Deiner Stellungnahme so mehr Gewicht verleihen möchtest, weil ein Anteil einer Community hinter Dir steht (unabhängig davon, dass Du Dich ihr zugehörig fühlst). Damit rückst Du nach außen hin aber die gesamte Community in Richtung dieser Stellungnahme. Denn aus dem "Einige aus der Adventure-Treff Community" wird mit zwei Tagen Abstand im Gedächtnis der Leser "Die Adventure-Treff Community". U.a. aus diesem Grund würde sich auch keine Firma eine vergleichbare Stellungnahme, wie realchris sie beschreibt, einiger ihrer Mitarbeiter gefallen lassen.
Warum möchtest Du gerne Inhalte der Debatte mit in die Stellungnahme mit aufnehmen?
Ich sehe da nur den Grund, dass Du eben nicht nur aussagen möchtest, dass die Unterzeichnenden generell gegen Gewalt, Dohungen und Mobbing und für freie Meinungsäußerung sind und dies aus aktuellem Anlass bezogen auf die Vorfälle rund um die derzeitige Sexismus Debatte kund tun möchten. Sondern man deutlich machen möchte, dass es bei den aufgeführten Inhalten besonders wichtig ist. Das wiederum legt nahe, dass die Unterzeichnenden diese Inhalte unterstützen. Und das wäre für mich ein Grund diese Stellungnahme nicht zu unterschreiben. Denn so sehr ich gegen Gewalt, Dohungen und Mobbing und für freie Meinungsäußerung bin, ich teile die Meinung von Anita Sarkeesian nur in gewissen Teilen.
Warum möchtest Du denn gerne anstatt oder zusätzlich zu einer Liste von Namen die Adventure-Treff Community erwähnen?
Die Antwort kann doch eigentlich nur lauten, dass Du Deiner Stellungnahme so mehr Gewicht verleihen möchtest, weil ein Anteil einer Community hinter Dir steht (unabhängig davon, dass Du Dich ihr zugehörig fühlst). Damit rückst Du nach außen hin aber die gesamte Community in Richtung dieser Stellungnahme. Denn aus dem "Einige aus der Adventure-Treff Community" wird mit zwei Tagen Abstand im Gedächtnis der Leser "Die Adventure-Treff Community". U.a. aus diesem Grund würde sich auch keine Firma eine vergleichbare Stellungnahme, wie realchris sie beschreibt, einiger ihrer Mitarbeiter gefallen lassen.
Warum möchtest Du gerne Inhalte der Debatte mit in die Stellungnahme mit aufnehmen?
Ich sehe da nur den Grund, dass Du eben nicht nur aussagen möchtest, dass die Unterzeichnenden generell gegen Gewalt, Dohungen und Mobbing und für freie Meinungsäußerung sind und dies aus aktuellem Anlass bezogen auf die Vorfälle rund um die derzeitige Sexismus Debatte kund tun möchten. Sondern man deutlich machen möchte, dass es bei den aufgeführten Inhalten besonders wichtig ist. Das wiederum legt nahe, dass die Unterzeichnenden diese Inhalte unterstützen. Und das wäre für mich ein Grund diese Stellungnahme nicht zu unterschreiben. Denn so sehr ich gegen Gewalt, Dohungen und Mobbing und für freie Meinungsäußerung bin, ich teile die Meinung von Anita Sarkeesian nur in gewissen Teilen.
Zuletzt geändert von Bakhtosh am 25.09.2014, 15:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net
Danke Bakhtosh, genau das ist der Punkt!
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- Ninas Ex
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net
Simon:
Das Wo und Wie ist eine wirklich gute und knifflige Frage! Ich weiss nicht, ob der Brief auf die Titelseite passt. Mir kommt vor, die ist im Großen und Ganzen für Spielemeldungen reserviert. Ich kann mich nicht erinnern, dass schon mal auf der Titelseite etwas Vergleichbares wie dieser Brief, also mit gesellschaftspolitischem Kontext, veröffentlicht wurde. Wo ich mir auch unsicher bin: eine Presseaussendung vom Treff oder irgendein anderer Kanal von euch, damit potentiell interessierte Gamer-Medien etwas davon mitbekommen. Aber da befürchte ich halt wieder, dass sich dann Leute zu sehr vereinnahmt fühlen. Man könnte es auch anderen Gamer-Medien anbieten bzw. in deren Foren posten, wobei ich da keinen Überblick habe, bei welchen anderen Medien das sinnvoll erscheint. Ich kenne nur eine Handvoll Adventure-Seiten. Und was mir eigentlich schon ein Anliegen ist: eine ins Englische übersetzte Version des Briefes an Anita Sarkeesian zur Kenntnisnahme, dass es diese Unterstützung für sie gibt.
Und in welcher Weise meinst du, dass es auf den Treff zurückfällt? Weil: Schaden will ich keinen anrichten damit!
Und hast du eine Idee, wie man den Satz, der dich stört, entschärfen könnte? Wie wäre es mit:
„Frauen wird es im Netz *nicht immer* leicht gemacht…“
Bendet:
Ich finde leider, dass das den Diskussionsstand ein wenig zurückwirft.
1. „Nicht alle, du nicht“ - daher steht im Brief ja auch „Einige vom Treff“
2. „Generell keine politischen Themen“ es nimmt eben nicht „der Treff“ Stellung, sondern nur „Einige“ und vorausgesetzt es finden sich Menschen, die das Anliegen des Briefes wichtig finden – willst du diesen Leuten dann wirklich verbieten, dass sie sich politisch äußern dürfen?
3. „Zu heterogen“ ja, „wir alle“ sind heterogen, das stimmt, aber vorausgesetzt es finden sich Menschen, die den Brief unterstützen wollen, dann bilden diejenigen konkreten Personen eine bestimmte Gruppe – und diese Gruppe vertritt dann diese Meinung und die sind genauso ein Teil von „allen“ wie du und ich. Meinst du nicht, dass die spezielle Meinung, die von diesen Menschen vertreten wird, als solche auch respektiert werden sollte?
realchris:
Ja natürlich sind die Monkey Island-Zitate „tendenziös“, aber ich finde sie dennoch sehr spaßig und für das Thema geeignet. Ein wenig Humor darf man wohl auch hineinpfeffern oder? Aber wenn das das einzige ist, was dich stört, dann finde ich das eh erstaunlich
Die „tendenziöse inhaltliche Parteiergreifung“ ergibt sich möglicherweise daraus, dass ich mit dem Feminismus sympathisiere. Ich habe mich ja vom Beginn der Debatte an geoutet. Trotzdem macht es einen Unterschied, ob man eine feministische Einstellung hat, die sich – nona – auf deine Wortmeldungen auswirkt („Objektivität“ gibt es meiner Meinung ja nicht, wie ich schon argumentiert habe, sondern Standpunkte sind immer subjektiv gefärbt), ODER ob man zb eine feministische Brandrede hält und für die darin vertretenen Positionen Unterstützung fordert. Ich finde eben nicht, dass in dem Brief feministische Positionen artikuliert werden, aber – und das leugne ich wie gesagt nicht – der Brief ist sicherlich von meiner feministischen Grundeinstellung beeinflusst. Die Frage ist halt: Stimmst du dem Inhalt des Briefes zu (also das, was wirklich konkret drinnen steht) oder stimmst du der Einstellung des Briefschreibers zu (die sich ohne Zweifel auf den Inhalt auch auswirkt, aber ihn nicht bestimmt)?
Zur Männerdomäne: Mein Wissensstand ist, dass Computerspiele im allgemeinen tatsächlich wie du sagst inzwischen auch viele Frauen ansprechen. Aber jene Spiele, die in der „Gamer“-Szene im engeren Sinne relevant sind, also Spiele, für die regelmäßig Geld ausgegeben wird und die „klassisch“ funktionieren (Shooter, Rennspiele etc.), scheinen doch noch immer eine Domäne von Männern zu sein. Ich muss aber einschränken, dass ich diese Info aus Zeitungen habe, ich kenne also keine spezielle Studie oder Statistik dazu.
Bakhtosh:
Zu Frage 1: Wie ich schon sagte, ich finde, die Nennung des Adventure-Treffs hat deshalb seine Berechtigung, weil die entsprechende Debatte eben hier stattfindet und weil ich meine, dass der Brief ein Ausdruck dieser Diskussion ist. Und sicher würde ich mich freuen, wenn sich Leute dazu entscheiden, den Brief als „Einige aus der Community“ zu unterstützen, denn dann muss ich mich nicht alleine hinstellen und den Brief vorlesen
Aber das ist eben überhaupt noch nicht ausgemacht, ich weiss ja noch nicht einmal, ob und wenn ja, wie viele Leute den Brief unterstützen. Daher finde ich es abwegig, hier den Versuch einer „Machtdemonstration“ zu vermuten.
Und wenn es so sein sollte, dass im Bewusstsein (aller? mancher? vieler? welcher?) Leute der Eindruck zurückbleibt, dass aus „Einigen“ aus der Community plötzlich „Alle“ werden, dann muss man eben Aufklärungsarbeit leisten, indem man darauf hinweist: Liebe Leute, das habt ihr falsch verstanden, lest bitte den Brief genau, dort steht doch eindeutig „Einige“ und nicht „Alle“!
Übrigens hinkt dein Vergleich doch sehr: Der Treff ist nämlich keine hierarchische Firma, wo der Chef einfach mal so ein paar Leute rausschmeisst, wenn es ihm passt, sondern der Treff ist zum Glück ein partizipatives Forum, an dem sich die Community gleichberechtigt beteiligen kann.
Zu Frage 2: Nein, die aufgeführten Inhalte sind nicht „besonders wichtig“, in dem Sinne, dass andere Inhalte weniger wichtig wären. Aber es geht in dem Brief schon darum aufzuzeigen, dass sich die Gewalt eben ganz speziell gegen Frauen und Männer richtet, die ihre – hier: feministische - Meinung vertreten. Diese Menschen geraten nicht „einfach so“ aus Willkür und Beliebigkeit ins Visier der Mobber und Stalker, sondern ganz speziell deshalb, weil sie feministische Ansichten vertreten. Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass es nicht auch Betroffene von Belästigung und Gewalt im Web gibt, die keine Feminist/innen sind. Klar trifft es auch andere und aus anderen Gründen. Aber hier in diesem Fall handelt es sich um eine gezielte Vorgehensweise gegen Anita Sarkeesian und andere Feminist/innen. Daher ist die Unterstützung von feministischen Ideen optional, du kannst, aber du musst sie nicht unterstützen – es ist jedenfalls keine Voraussetzung, um den Brief zu unterschreiben.
Denn: Man sieht ja auch an den Forderungen im Brief, dass das Ziel verfolgt wird, eine respektvolle Diskussionskultur zu fördern. Wenn wir dort endlich hinkommen, dann können wir auch über die Thesen von Anita Sarkeesian kontrovers, sachlich und inhaltlich diskutieren – das heisst, niemand verlangt von dir, dass du ihren Thesen in allen Punkten zustimmen musst, du kannst ihr ja auch mit Argumenten widersprechen, aber bitte bitte ohne sie anzufeinden, zu beschimpfen, Lügen über sie zu verbreiten, ihre Privatsphäre zu mißachten oder ihr mit Mord und Vergewaltigung zu drohen. Ist doch eigentlich gar nicht so schwer, oder?
Das Wo und Wie ist eine wirklich gute und knifflige Frage! Ich weiss nicht, ob der Brief auf die Titelseite passt. Mir kommt vor, die ist im Großen und Ganzen für Spielemeldungen reserviert. Ich kann mich nicht erinnern, dass schon mal auf der Titelseite etwas Vergleichbares wie dieser Brief, also mit gesellschaftspolitischem Kontext, veröffentlicht wurde. Wo ich mir auch unsicher bin: eine Presseaussendung vom Treff oder irgendein anderer Kanal von euch, damit potentiell interessierte Gamer-Medien etwas davon mitbekommen. Aber da befürchte ich halt wieder, dass sich dann Leute zu sehr vereinnahmt fühlen. Man könnte es auch anderen Gamer-Medien anbieten bzw. in deren Foren posten, wobei ich da keinen Überblick habe, bei welchen anderen Medien das sinnvoll erscheint. Ich kenne nur eine Handvoll Adventure-Seiten. Und was mir eigentlich schon ein Anliegen ist: eine ins Englische übersetzte Version des Briefes an Anita Sarkeesian zur Kenntnisnahme, dass es diese Unterstützung für sie gibt.
Und in welcher Weise meinst du, dass es auf den Treff zurückfällt? Weil: Schaden will ich keinen anrichten damit!
Und hast du eine Idee, wie man den Satz, der dich stört, entschärfen könnte? Wie wäre es mit:
„Frauen wird es im Netz *nicht immer* leicht gemacht…“
Bendet:
Ich finde leider, dass das den Diskussionsstand ein wenig zurückwirft.
1. „Nicht alle, du nicht“ - daher steht im Brief ja auch „Einige vom Treff“
2. „Generell keine politischen Themen“ es nimmt eben nicht „der Treff“ Stellung, sondern nur „Einige“ und vorausgesetzt es finden sich Menschen, die das Anliegen des Briefes wichtig finden – willst du diesen Leuten dann wirklich verbieten, dass sie sich politisch äußern dürfen?
3. „Zu heterogen“ ja, „wir alle“ sind heterogen, das stimmt, aber vorausgesetzt es finden sich Menschen, die den Brief unterstützen wollen, dann bilden diejenigen konkreten Personen eine bestimmte Gruppe – und diese Gruppe vertritt dann diese Meinung und die sind genauso ein Teil von „allen“ wie du und ich. Meinst du nicht, dass die spezielle Meinung, die von diesen Menschen vertreten wird, als solche auch respektiert werden sollte?
realchris:
Ja natürlich sind die Monkey Island-Zitate „tendenziös“, aber ich finde sie dennoch sehr spaßig und für das Thema geeignet. Ein wenig Humor darf man wohl auch hineinpfeffern oder? Aber wenn das das einzige ist, was dich stört, dann finde ich das eh erstaunlich
Die „tendenziöse inhaltliche Parteiergreifung“ ergibt sich möglicherweise daraus, dass ich mit dem Feminismus sympathisiere. Ich habe mich ja vom Beginn der Debatte an geoutet. Trotzdem macht es einen Unterschied, ob man eine feministische Einstellung hat, die sich – nona – auf deine Wortmeldungen auswirkt („Objektivität“ gibt es meiner Meinung ja nicht, wie ich schon argumentiert habe, sondern Standpunkte sind immer subjektiv gefärbt), ODER ob man zb eine feministische Brandrede hält und für die darin vertretenen Positionen Unterstützung fordert. Ich finde eben nicht, dass in dem Brief feministische Positionen artikuliert werden, aber – und das leugne ich wie gesagt nicht – der Brief ist sicherlich von meiner feministischen Grundeinstellung beeinflusst. Die Frage ist halt: Stimmst du dem Inhalt des Briefes zu (also das, was wirklich konkret drinnen steht) oder stimmst du der Einstellung des Briefschreibers zu (die sich ohne Zweifel auf den Inhalt auch auswirkt, aber ihn nicht bestimmt)?
Zur Männerdomäne: Mein Wissensstand ist, dass Computerspiele im allgemeinen tatsächlich wie du sagst inzwischen auch viele Frauen ansprechen. Aber jene Spiele, die in der „Gamer“-Szene im engeren Sinne relevant sind, also Spiele, für die regelmäßig Geld ausgegeben wird und die „klassisch“ funktionieren (Shooter, Rennspiele etc.), scheinen doch noch immer eine Domäne von Männern zu sein. Ich muss aber einschränken, dass ich diese Info aus Zeitungen habe, ich kenne also keine spezielle Studie oder Statistik dazu.
Bakhtosh:
Zu Frage 1: Wie ich schon sagte, ich finde, die Nennung des Adventure-Treffs hat deshalb seine Berechtigung, weil die entsprechende Debatte eben hier stattfindet und weil ich meine, dass der Brief ein Ausdruck dieser Diskussion ist. Und sicher würde ich mich freuen, wenn sich Leute dazu entscheiden, den Brief als „Einige aus der Community“ zu unterstützen, denn dann muss ich mich nicht alleine hinstellen und den Brief vorlesen
Aber das ist eben überhaupt noch nicht ausgemacht, ich weiss ja noch nicht einmal, ob und wenn ja, wie viele Leute den Brief unterstützen. Daher finde ich es abwegig, hier den Versuch einer „Machtdemonstration“ zu vermuten.
Und wenn es so sein sollte, dass im Bewusstsein (aller? mancher? vieler? welcher?) Leute der Eindruck zurückbleibt, dass aus „Einigen“ aus der Community plötzlich „Alle“ werden, dann muss man eben Aufklärungsarbeit leisten, indem man darauf hinweist: Liebe Leute, das habt ihr falsch verstanden, lest bitte den Brief genau, dort steht doch eindeutig „Einige“ und nicht „Alle“!
Übrigens hinkt dein Vergleich doch sehr: Der Treff ist nämlich keine hierarchische Firma, wo der Chef einfach mal so ein paar Leute rausschmeisst, wenn es ihm passt, sondern der Treff ist zum Glück ein partizipatives Forum, an dem sich die Community gleichberechtigt beteiligen kann.
Zu Frage 2: Nein, die aufgeführten Inhalte sind nicht „besonders wichtig“, in dem Sinne, dass andere Inhalte weniger wichtig wären. Aber es geht in dem Brief schon darum aufzuzeigen, dass sich die Gewalt eben ganz speziell gegen Frauen und Männer richtet, die ihre – hier: feministische - Meinung vertreten. Diese Menschen geraten nicht „einfach so“ aus Willkür und Beliebigkeit ins Visier der Mobber und Stalker, sondern ganz speziell deshalb, weil sie feministische Ansichten vertreten. Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass es nicht auch Betroffene von Belästigung und Gewalt im Web gibt, die keine Feminist/innen sind. Klar trifft es auch andere und aus anderen Gründen. Aber hier in diesem Fall handelt es sich um eine gezielte Vorgehensweise gegen Anita Sarkeesian und andere Feminist/innen. Daher ist die Unterstützung von feministischen Ideen optional, du kannst, aber du musst sie nicht unterstützen – es ist jedenfalls keine Voraussetzung, um den Brief zu unterschreiben.
Denn: Man sieht ja auch an den Forderungen im Brief, dass das Ziel verfolgt wird, eine respektvolle Diskussionskultur zu fördern. Wenn wir dort endlich hinkommen, dann können wir auch über die Thesen von Anita Sarkeesian kontrovers, sachlich und inhaltlich diskutieren – das heisst, niemand verlangt von dir, dass du ihren Thesen in allen Punkten zustimmen musst, du kannst ihr ja auch mit Argumenten widersprechen, aber bitte bitte ohne sie anzufeinden, zu beschimpfen, Lügen über sie zu verbreiten, ihre Privatsphäre zu mißachten oder ihr mit Mord und Vergewaltigung zu drohen. Ist doch eigentlich gar nicht so schwer, oder?
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net
Du hast die Fragen nicht wirklich beantwortet.
Hier einmal aus vorherigen Beiträgen zusammengestückelt, etwas, was in die Richtung geht, was ich unterschreiben könnte:
Und warum ist es Dir wichtig, dass der Ort der Diskussion angegeben wird? Hätte sich diese Diskussion in der U-Bahn oder dem Stadtpark ereignet, würdest Du dann "Einige U-Bahn Fahrer" oder "Einige Stadtparkbesucher" schreiben? Wohl kaum. Also möchtest Du mit der Nennung "Einige aus der Adventure-Treff Community" mehr als nur den Ort angeben. Du möchtest damit etwas erreichen. Und für mich ist da einfach das plausibel, was ich in meinem vorherigen Beitrag schrieb.Ninas Ex hat geschrieben:ich finde, die Nennung des Adventure-Treffs hat deshalb seine Berechtigung, weil die entsprechende Debatte eben hier stattfindet und weil ich meine, dass der Brief ein Ausdruck dieser Diskussion ist.
Die Erfahrung, dass sich in der Erinnerung Details verflüchtigen und nur zentrale Begriffe/Zusammenhänge im Gedächtnis bleiben, hat glaube ich jeder schon gemacht. Und Aufklärungsarbeit kann man nur bei Leuten leisten, die sich melden. Die Leute, denen es falsch im Gedächtnis bleibt, die sich aber nicht zu Wort melden, kann man nicht aufklären. Diese Art der Information wird auch in der Werbung oft angewendet. Da wird oft mit Prozentzahlen etwas belegt. Die Prozentzahl kann doch nachher keiner mehr benennen. Aber das, was sie belegen sollten, bleibt im Gedächntnis. So ist es auch mit "Einige".Ninas Ex hat geschrieben:Und wenn es so sein sollte, dass im Bewusstsein (aller? mancher? vieler? welcher?) Leute der Eindruck zurückbleibt, dass aus „Einigen“ aus der Community plötzlich „Alle“ werden, dann muss man eben Aufklärungsarbeit leisten, indem man darauf hinweist: Liebe Leute, das habt ihr falsch verstanden, lest bitte den Brief genau, dort steht doch eindeutig „Einige“ und nicht „Alle“!
Aber warum musst Du dazu auf die Inhalte eingehen? Warum reicht es nicht wie realchris bereits schrieb, dass sie Anfeindungen ausgesetzt wurden, weil sie sich zum Thema Sexismus in Spielen äußerten? Einen plausiblen Grund, warum Du die Inhalte vielleicht angeben möchtest, habe ich in meinem letzten Beitrag genannt.Ninas Ex hat geschrieben:Nein, die aufgeführten Inhalte sind nicht „besonders wichtig“, in dem Sinne, dass andere Inhalte weniger wichtig wären. Aber es geht in dem Brief schon darum aufzuzeigen, dass sich die Gewalt eben ganz speziell gegen Frauen und Männer richtet, die ihre – hier: feministische - Meinung vertreten.
Wenn der Brief diese Inhalte aber in den Bezug zum Thema Gewalt, Drohungen, Mobbing setzt, wie kann ich dann beim Unterschreiben deutlich machen, dass ich gegen Gewalt, Drohungen, Mobbing sowie für freie Meinungsäußerung bin, aber die genannten Inhalte nur teilweise unterstütze? Die Nennung der Inhalte im selben Atemzug wie die Ablehnung von Gewalt, Drohungen, Mobbing legt nahe, dass ich diese unterstütze. Ich habe nicht die Möglichkeit die Ablehnung von Gewalt, Drohungen, Mobbing zu unterstützen ohne das es den Anschein erweckt, ich würde auch die genannten Inhalte unterstützen.Ninas Ex hat geschrieben:Daher ist die Unterstützung von feministischen Ideen optional, du kannst, aber du musst sie nicht unterstützen – es ist jedenfalls keine Voraussetzung, um den Brief zu unterschreiben.
Hier einmal aus vorherigen Beiträgen zusammengestückelt, etwas, was in die Richtung geht, was ich unterschreiben könnte:
Support für Anita Sarkeesian
Offener Brief für eine vielfältige, offene und respektvolle Diskussionskultur und gegen Hass, Hetze und Gewalt
Wir, das sind langjährige Gamer und Gamerinnen, die leidenschaftlich Adventures spielen, wollen nicht mehr länger schweigen und zuschauen, wie Menschen gemobbt und mit Gewalt bedroht werden, weil sie ihre Meinung äußern.
Mit diesem Brief drücken wir unsere Empörung über die Anfeindungen bis hin zur Androhung von Gewalt aus, denen sich Anita Sarkeesian und andere Personen ausgesetzt sehen, weil sie sich in der Debatte zum Thema Sexismus in Computerspielen geäußert haben. Einschüchterung und Drohungen haben mit Meinungsfreiheit nichts zu tun und sind ganz sicher nicht der richtige Weg, um der Kritik von Anita Sarkeesian und anderen zu begegnen.
Wir rufen dazu auf, die Lügen, Belästigungen und die Gewalt gegen Anita Sarkeesian und alle anderen betroffenen Personen zu stoppen.
Wir wünschen uns eine breite und sachliche Debatte. Die Vielfalt an Meinungen in einer Debatte ist eine Stärke, die bereichernd wirken und dazu beitragen kann, dass wir voneinander lernen.
Max Musterman
Jane Doe
Jan Doe
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- Tastatursteuerer
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net
Ohne den kompletten Thread gelesen zu haben, kann ich zum Thema Gamergate und Feminismus eigentlich nur eins sagen:
Wer scharf darauf ist, Frauen tatsächlich zu diskriminieren, der schließt sich am besten sofort der Feminismus "Bewegung" an.
90% der Feministen sind sowieso Männer und der Rest pendelt irgendwo zwischen "ich krieg nichts auf die Reihe, also ist unsere patriarchale Gesellschaft schuld!" sowie Neid und Missgunst gegenüber dem eigenen Geschlecht (siehe Zoe Quinn's Attacken gegen "The Fine Young Capitalists").
Eine Marissa Mayer ist mindestens 10 Alice Schwarzers und 20 Zoe Quinns wert. Im krassen Gegensatz zu diesen beiden hat sie sich aus eigenen Stücken hochgekämpft und gegen die "Herren der Schöpfung" bewiesen.
Was haben Alice Schwarzer und Zoe Quinn dagegen vorzuweisen? Die eine diskriminiert ihr eigenes Geschlecht (laut ihr sind Frauen ja schwach und unfähig und müssen durch Quoten und Gesetze beschützt werden), die andere schreibt Spiele von fragwürdiger Qualität und pusht diese durch irgendwelche Liaisons und andere "Skandale". Wenn man mal ehrlich ist, wird man einsehen müssen, dass Depression Quest ein ziemlich mieses Spiel ist, welches ohne diese ganz besondere Werbeaktion innerhalb eines Tages gänzlich von der Bildfläche verschwunden wäre.
Wer scharf darauf ist, Frauen tatsächlich zu diskriminieren, der schließt sich am besten sofort der Feminismus "Bewegung" an.
90% der Feministen sind sowieso Männer und der Rest pendelt irgendwo zwischen "ich krieg nichts auf die Reihe, also ist unsere patriarchale Gesellschaft schuld!" sowie Neid und Missgunst gegenüber dem eigenen Geschlecht (siehe Zoe Quinn's Attacken gegen "The Fine Young Capitalists").
Eine Marissa Mayer ist mindestens 10 Alice Schwarzers und 20 Zoe Quinns wert. Im krassen Gegensatz zu diesen beiden hat sie sich aus eigenen Stücken hochgekämpft und gegen die "Herren der Schöpfung" bewiesen.
Was haben Alice Schwarzer und Zoe Quinn dagegen vorzuweisen? Die eine diskriminiert ihr eigenes Geschlecht (laut ihr sind Frauen ja schwach und unfähig und müssen durch Quoten und Gesetze beschützt werden), die andere schreibt Spiele von fragwürdiger Qualität und pusht diese durch irgendwelche Liaisons und andere "Skandale". Wenn man mal ehrlich ist, wird man einsehen müssen, dass Depression Quest ein ziemlich mieses Spiel ist, welches ohne diese ganz besondere Werbeaktion innerhalb eines Tages gänzlich von der Bildfläche verschwunden wäre.
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- Riesiger Roboteraffe
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net
Ich halte mich da jetzt mal raus. Ich denke Du wirst es einfach machen, egal, ob wir da alle zustimmen oder nicht. Finde ich nicht in Ordnung. Ich klinke mich da aus.
Meine Top 5 von Spielen, Stand für August 2018: 1.) DOTT 2 Fangame • 2.) Thimbleweed Park • 3.) The Last Of Us • 4.) Resident Evil 7 • 5.) Little Nightmares
- Joey
- Riesiger Roboteraffe
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net
Warum schreibst du den Brief, wenn der wirklich hier veröffentlicht werden sollte (Ich halte mich da raus. ) nicht ohne Bezug auf das Adventure-Treff und setzt dann ein PS im Sinne von "Vielen Dank an das AT, daß uns hier die Möglichkeit gegeben wurde, unser Anliegen in der Community vorzubringen." oder etwas in der Art darunter? Mit so etwas sollten sich die meisten doch anfreunden können, denke ich?Ninas Ex hat geschrieben: Wie ich schon sagte, ich finde, die Nennung des Adventure-Treffs hat deshalb seine Berechtigung, weil die entsprechende Debatte eben hier stattfindet und weil ich meine, dass der Brief ein Ausdruck dieser Diskussion ist. Und sicher würde ich mich freuen, wenn sich Leute dazu entscheiden, den Brief als „Einige aus der Community“ zu unterstützen, denn dann muss ich mich nicht alleine hinstellen und den Brief vorlesen
Behalte immer mehr Träume in deiner Seele, als die Wirklichkeit zerstören kann. (indianische Weisheit)
Heute schon gewichtelt? Was, noch nicht? Dann aber mal auf!
Heute schon gewichtelt? Was, noch nicht? Dann aber mal auf!
- Shard of Truth
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net
Da sieht du wieder, warum GamerGate nötig ist. Wenn sich die Videospiel-Journalisten führender US-Websites absprechen, wie und wann sie welche Themen ansprechen und was unter den Tisch fällt, wenn in verschiedenen Communities zahllose Thread kommentarlos gelöscht werden und mittelweile sogar von Backup-Seiten wie achieve.org entfernt werden und wenn 4chan mal wieder herhalten muss, wenn die virale Marketinggruppe Rantic für angebliche Nacktbilder sorgt, dann sollte man nicht gleich sofort losbrüllen, sondern erst einmal die Fakten sichten und die sind und bleiben dürftig.Ninas Ex hat geschrieben: Soweit die gute Nachricht, die schlechte Nachricht folgt sofort…
Nun was glaubt ihr - was war die Reaktion zb bei 4chan, jener Community, die sich schon in der Bekämpfung von Anita Sarkeesian als besonders hasserfüllt und gewalttätig hervorgetan hat? Emma Watson wird als Reaktion auf ihre Rede nun damit bedroht, dass man in ihre Privatsphäre eindringen und Fotos veröffentlichen will, die niemanden etwas angehen (siehe zum Vergleich auch der Terror gegen Zoe Quinn)…
http://www.washingtonpost.com/news/morn ... ist-speech
Nun ja, jeder so wie er oder sie kann… zum Abschluss noch einmal Emma Watson: „Wenn du an Gleichheit glaubst, dann könntest du eine/r dieser Feminist/innen sein, von denen ich vorher gesprochen habe. Und dafür bekommst du von mir Beifall. Wir kämpfen um ein gemeinsames Wort, doch die gute Nachricht ist, dass wir eine gemeinsame Bewegung haben. Sie heisst HeForShe. Ich lade dich ein, nach vorne zu kommen, um beim Sprechen gesehen zu werden, um der Er für Sie zu sein. Und dich selbst zu fragen, wer wenn nicht ich, wann wenn nicht jetzt. Danke.“
- Kikimora
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net
Also ich fand Depression Quest als Interactive Novel gar nicht so schlecht, auch wenn es nicht an The Day the Laughter Stopped (Achtung Trigger!) heran reicht.
Unterschreiben würde ich das hier:
Ich finde es gut, dass das Thema hier zur Sprache gebracht und diskutiert wird. Allerdings bin ich der Ansicht, dass die Diskussion an dieser Stelle deutlich wertvoller ist als ein krampfhaft zusammengekürzter offener Brief, den niemand so recht unterschreiben mag, weil er im Treff irgendwie deplatziert wirkt.
Unterschreiben würde ich das hier:
Meinungsvielfalt ist eine Stärke. Sie trägt dazu bei, dass wir voneinander lernen. Einschüchterung und Drohungen haben mit Meinungsfreiheit nichts zu tun.
Ich finde es gut, dass das Thema hier zur Sprache gebracht und diskutiert wird. Allerdings bin ich der Ansicht, dass die Diskussion an dieser Stelle deutlich wertvoller ist als ein krampfhaft zusammengekürzter offener Brief, den niemand so recht unterschreiben mag, weil er im Treff irgendwie deplatziert wirkt.
Kostenlose Game Jam-Adventures von The Argonauts (AT-Mitglieder) und weitere von mir: Hexenwerk
- Ninas Ex
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net
Habe ich kein Problem mit dieser Variante, Joey. Danke für diesen Input! Wenn das auf breite Akzeptanz stoßen sollte und die Redaktion tatsächlich bereit zur Veröffentlichung ist, super! Aber ist das auch wirklich so, dass sich die meisten mit Joeys Vorschlag anfreunden können?Warum schreibst du den Brief, wenn der wirklich hier veröffentlicht werden sollte (Ich halte mich da raus. ) nicht ohne Bezug auf das Adventure-Treff und setzt dann ein PS im Sinne von "Vielen Dank an das AT, daß uns hier die Möglichkeit gegeben wurde, unser Anliegen in der Community vorzubringen." oder etwas in der Art darunter? Mit so etwas sollten sich die meisten doch anfreunden können, denke ich?
Und realchris: Ich denke nicht, du kannst mir vorwerfen, dass ich nicht versuche, mit anderen auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen oder überhaupt erst mal abzutasten, ob dieser gemeinsame Nenner denn möglich ist. Wenn du glaubst, ich würde hier irgendetwas gegen den Willen der anderen durchsetzen, dann irrst du dich, weder will ich das noch kann ich das. Wenn der Brief vor allem Abwehrreaktionen hervorruft, dann nehme ich das zur Kenntnis. Dann ist diese Initiative leider in die Hose gegangen.
- Hans
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net
Meine Meinung (ich spreche also nicht für die AT-Redaktion), ich habe mir allerdings nicht alles durchgelesen.
Der AT als Institution sorgt eigentlich seit seinem Bestehen dafür, dass Diskriminierung (und auch Dinge wie Beleidigungen, Hetze, etc.) in seinem Dunstkreis keinen Nährboden findet. Ich sehe das als seinen Beitrag auch zum Thema Gleichberechtigung. Ich sehe keinen Grund, warum sich der AT aktiv in diese Diskussion einschalten sollte, in dem er Stellungnahmen in seinem Namen veröffentlicht.
Lose Anmerkungen:
- Wieso muss sich die "Aktion" denn gleich im ersten Satz auf "Anita Sarkeesian" beziehen, die ja alles andere als unumstritten ist und deren Nennung alleine schon wieder die Gemüter einiger erhitzen dürfte. Nicht falsch verstehen, ich kritisiere sie nicht, weil ich viel zu schlecht darüber informiert bin, was nun stimmt und was nicht. Ich verstehe nur nicht, warum man das an einzelnen Namen festmachen muss.
- Wieso wird eigentlich der (in meinen Augen) negativ belastete Begriff "Feminismus" so stark geprägt? Auch wenn man eigentlich Gleichberechtigung und die Bekämpfung von Sexismus damit meint, impliziert der Begriff eben einen stärkeren oder alleinigen Bezug auf Frauen. Warum verwendet man nicht einfach sowas wie "Gleichberechtigung"?
- Ich habe mal versucht mich in die Aufschrei-Debatte im vergangenen Jahr einzuschalten (zum Thema Männer in Kindertagesstätten und wie sie von vielen Müttern behandelt werden) und das war in keiner Weise sachlich möglich, so ein Thema hatte da gar keinen Platz.
- Ich finde, in der Sexismus-Debatte sollte mal klarer zwischen Sexismus und schlechtem Benehmen unterschieden werden.
- Persönlich Erfahrung: Ich bin selbst seit Jahren in der "Technikbranche / IT" beruflich tätig und habe nie eine berufliche Diskriminierung von Frauen erlebt. Das ist in den anonymen Tiefen des Internets natürlich was anderes, aber das werde ich als Mann auch ab und an beschimpft und mit dem Tode bedroht, wenn ich meine Meinung äußere. Das Problem ist also nicht auf Frauen begrenzt.
Der AT als Institution sorgt eigentlich seit seinem Bestehen dafür, dass Diskriminierung (und auch Dinge wie Beleidigungen, Hetze, etc.) in seinem Dunstkreis keinen Nährboden findet. Ich sehe das als seinen Beitrag auch zum Thema Gleichberechtigung. Ich sehe keinen Grund, warum sich der AT aktiv in diese Diskussion einschalten sollte, in dem er Stellungnahmen in seinem Namen veröffentlicht.
Lose Anmerkungen:
- Wieso muss sich die "Aktion" denn gleich im ersten Satz auf "Anita Sarkeesian" beziehen, die ja alles andere als unumstritten ist und deren Nennung alleine schon wieder die Gemüter einiger erhitzen dürfte. Nicht falsch verstehen, ich kritisiere sie nicht, weil ich viel zu schlecht darüber informiert bin, was nun stimmt und was nicht. Ich verstehe nur nicht, warum man das an einzelnen Namen festmachen muss.
- Wieso wird eigentlich der (in meinen Augen) negativ belastete Begriff "Feminismus" so stark geprägt? Auch wenn man eigentlich Gleichberechtigung und die Bekämpfung von Sexismus damit meint, impliziert der Begriff eben einen stärkeren oder alleinigen Bezug auf Frauen. Warum verwendet man nicht einfach sowas wie "Gleichberechtigung"?
- Ich habe mal versucht mich in die Aufschrei-Debatte im vergangenen Jahr einzuschalten (zum Thema Männer in Kindertagesstätten und wie sie von vielen Müttern behandelt werden) und das war in keiner Weise sachlich möglich, so ein Thema hatte da gar keinen Platz.
- Ich finde, in der Sexismus-Debatte sollte mal klarer zwischen Sexismus und schlechtem Benehmen unterschieden werden.
- Persönlich Erfahrung: Ich bin selbst seit Jahren in der "Technikbranche / IT" beruflich tätig und habe nie eine berufliche Diskriminierung von Frauen erlebt. Das ist in den anonymen Tiefen des Internets natürlich was anderes, aber das werde ich als Mann auch ab und an beschimpft und mit dem Tode bedroht, wenn ich meine Meinung äußere. Das Problem ist also nicht auf Frauen begrenzt.
- Ninas Ex
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net
Hans:
Der Fall von Anita Sarkeesian bzw. der Umgang im Netz mit ihrer Kritik war für mich ein Anlass, warum ich mich ein wenig in dieses Thema vertieft habe. Mich kotzt es einfach an, wie mit Menschen wie Anita Sarkeesian umgegangen wird, der ganze Hass und Terror. Ich habe außerdem den Eindruck, dass ihr Fall symptomatisch ist, denn man hört und liest ja immer wieder von ähnlichen Vorfällen, aktuell: Emma Watson. Und ich glaube, das ist auch nur die Spitze des Eisberges, weil es sich bei Anita Sarkeesian und Emma Watson um mehr oder weniger Prominente handelt, also kann man seine Schlüsse daraus ziehen, wie im Netz mit Menschen umgegangen wird, die weniger prominent sind. Wobei ich muss gleich wieder einschränken: „im Netz“ ist sicher eine Pauschalisierung. Es geht ja meiner Meinung eher um eine bestimmte Verhaltensweise von einem Teil der Netz-Benutzer/innen, vielleicht kann man auch sagen: eine bestimmte „Szene“ oder eine bestimmte „Kultur“ im Netz. Wer das ist, weiss ich nicht und ich kenne auch keine Studien dazu, das ist auch schwierig herauszufinden (Anonymität im Netz) – aber man kann beobachten, dass diese „Szene“ immer wieder an verschiedenen Stellen im Netz auftaucht und dann loslegt mit dem Schimpfen und Drohen usw. Um auf deine Frage zurückzukommen: Anita Sarkeesian ist eine Betroffene von diesem Hass und sie gibt der Problematik ein konkretes Gesicht, sie macht leidvolle Erfahrungen durch. Man kann an ihrem Fall sehen, was passiert, wenn die ganzen Hater jemanden ausgemacht haben, der oder die nicht in ihr Weltbild passt und auf den sie sich dann stürzen. Es geht in dem Brief zum einen darum, dass Anita Sarkeesian als Person gegen diese Welle des Hasses verteidigt werden soll. Zum anderen geht es auch darum, dass ihr Fall ein Fall von vielen ist - viele andere machen ähnliche leidvolle Erfahrungen im Netz. Und wenn man nun dieser Tendenz kritisch gegenüber steht und den ganzen Hass im Netz ablehnt, dann bietet sich Anita Sarkeesian quasi an, unterstützt zu werden, finde ich. Und was nun an den Vorwürfen „stimmt“ und was „nicht stimmt“ ist angesichts der vielen Verschwörungstheorien und Gerüchten im Netz ohnehin nur sehr schwer zu überprüfen. Ich halte mich da an das, was sie selber sagt: „Das radikalste, was du tun kannst, ist einer Frau tatsächlich zu glauben, wenn sie über ihre Erfahrungen spricht“. Sie wird für das angegriffen, was sie inhaltlich denkt und sagt. Mit sehr brutalen Methoden. Dabei wird auch ihre persönliche Integrität massiv in Frage gestellt, mit den berüchtigten Vorwürfen (sie sei nur auf Geld aus, sie lüge alle an,…). Das, was sie wirklich sagt, ihre inhaltliche Kritik am Sexismus in Medien, geht dabei total unter. Genau das ist aber meiner Meinung der Punkt: Was die ganzen Hater wirklich bekämpfen, ist nicht ein angebliches Fehlverhalten von Anita Sarkeesian, sondern ihre kritischen Ansichten. Sie soll zum Schweigen gebracht werden, denn die Hater wollen von ihrer Kritik gar nichts hören, geschweige denn sich damit befassen. Ich finde also, dass es Sinn macht, Anita Sarkeesian in den Mittelpunkt der Argumentation zu stellen.
Zum Feminismus: Einige von den Frauen, die von den Hatern angegriffen werden, verstehen sich ja explizit als Feministinnen. Ich finde, es ist ein Teil des Problems, dass dem Feminismus oft so eine negative Bedeutung zugeschrieben wird. Es reicht schon, wenn sich jemand als feministisch bezeichnet (wie zb Emma Watson) und sofort ist der Shitstorm da. Aber Feminismus ist doch etwas sehr Heterogenes, es gibt dabei viele verschiedene Ansätze und Ideen. „Den“ Feminismus gibt es zwar gar nicht, aber es gibt im Kern doch eine gewisse Übereinstimmung in manchen Fragen. Vielleicht gibt es tatsächlich Feministinnen, die „Männer hassen“. Aber der Punkt ist, in der öffentlichen Wahrnehmung, im Mainstream wird oft so getan als ob „der“ Feminismus nichts anderes sei als „Männerhass“. Und das stimmt ja einfach nicht. Es gibt verschiedene Strömungen, aber „Männerhass“ ist mir eigentlich noch nie untergekommen, weder bei Diskussionen noch in feministischen Texten noch bei den Feministinnen, die ich persönlich kennen gelernt habe. Worauf sich nach meinem Eindruck viele, wahrscheinlich die meisten Feministinnen einigen können, ist genau das: Frauen sollen die gleichen Rechte haben wie Männer, nicht nur auf dem Papier sondern auch in der Praxis (im Alltag, in der Politik, im Beruf usw.). Ein anderer Aspekt, der meiner Meinung auch von sehr vielen Feministinnen geteilt wird, ist die Forderung nach dem Selbstbestimmungsrecht, nach Autonomie. Frauen sollen ihr Leben selbst in die Hand nehmen können und selbst entscheiden, wie sie leben möchten. Ohne männliche Bevormundung, ohne männliche Kontrolle, ohne männliche Normen. Die Hervorhebung von Frauen ist deshalb wichtig, weil Frauen in unserer Gesellschaft eben leider in vielen Bereichen genau das nicht haben: ihnen wird das Selbstbestimmungsrecht verweigert und ihnen werden – in der Praxis, aber in manchen Gesellschaften sogar in der Theorie – nicht die gleichen Rechte zugestanden. Als Beispiel nenne ich nur Stichworte: Abtreibungsgegner, ungleicher Zugang zu politischen Ämtern, Diskriminierung im Berufsleben, sexistische Gewalt. Also nach meiner Definition beinhaltet Feminismus auch den Einsatz für gleiche Rechte, insofern hast du recht: es geht um Gleichberechtigung. Aber eben nicht nur. Es geht auch um Autonomie und Selbstbestimmung über das eigene Leben. Und da gibt es wirklich noch sehr viel zu tun, finde ich.
Zu den Männern in Kindertagesstätten beim Aufschrei: Finde ich nicht gut, dass du mit deinem Thema nicht angekommen bist. Umgekehrt passiert es in Debatten über Sexismus leider oft, dass sich jemand einbringt mit dem Standpunkt (überzeichnet) „Ihr Frauen seid ja eh schon längst völlig gleich berechtigt, heute sind es wir Männer, die in Wirklichkeit unterdrückt werden“. Wobei ich sage damit nicht, dass du diesen Standpunkt teilst, aber er wird sehr oft in Debatten eingebracht. Und das ist ermüdend. Denn das ist dazu gedacht, die Debatte zu stören und vom eigentlichen Thema abzulenken. Vielleicht ist das beim Aufschrei auch so angekommen? Noch mal: ich behaupte nicht, dass du diese Intention hattest (stören und ablenken), aber kann es sein, dass es so interpretiert wurde? Weil ich kenne das bis zum Erbrechen aus diversen Debatten, dass bei einer Diskussion über Sexismus oder Frauenrechte immer wieder gesagt wird, „aber heute sind ja eigentlich die Frauen die Unterdrücker“ (wieder überzeichnet). Und in dem Fall kann ich verstehen, wenn andere Diskussionsteilnehmer/innen davon genug haben und nicht mehr darauf eingehen. Ist natürlich blöd, wenn es dann jemanden wie dich trifft, der keine böswilligen Intentionen damit verfolgt.
Sexismus und schlechtes Benehmen: Ich finde, Sexismus ist schlechtes Benehmen. Daher verstehe ich nicht, warum man das trennen soll. Oder meinst du damit, dass man unterscheiden soll zwischen schlechtem Stil, vielleicht schlecht gewählten Worten und vielleicht sogar Trollerei – und auf der anderen Seite Sexismus?
Persönliche Erfahrungen: Also ich gestehe ganz ehrlich, ich habe mich als Mann sogar schon selber zumindest diskriminierend gegenüber Frauen, wenn nicht sogar sexistisch, verhalten. Ein Beispiel: Ich habe einmal für eine Recherche ein Interview mit zwei Personen abgehalten – eine Frau und ein Mann. Dabei hatte der Mann ein ziemlich dominantes Redeverhalten. Er hat sich selbst viel Raum genommen und viel Redezeit in Anspruch genommen. Das hatte logischerweise zur Folge, dass die Frau viel weniger zu Wort gekommen ist, obwohl sie ja mindestens genauso viel zu sagen gehabt hätte. Mein Verhalten in dieser Situation als Interviewer war eindeutig diskriminierend, insofern weil ich nicht darauf geachtet habe und nicht eingegriffen habe, damit die Frau mehr zu Wort kommt. Ich habe nicht gesagt „Stopp, ist ja schön und gut, dass du so viel zu sagen hast, aber jetzt möchte ich auch einmal die Meinung deiner Kollegin zum Thema hören!“ Und die Frau hat sich danach tatsächlich auch – völlig zu Recht! – bei mir darüber beschwert, dass ich darauf nicht geachtet habe. Denn das ist Diskriminierung. Und ich denke, das ist nur ein Beispiel wie in unserer Gesellschaft Frauen benachteiligt werden. Und was an meinem Beispiel auch deutlich wird: Es ist einfach nicht genug nur zu sagen „Ich bin für Gleichberechtigung oder sogar für den Feminismus“ – es kommt auch darauf an, diese Einstellung in der Praxis zu leben. Ich habe aus dieser Erfahrung mit dem Interview etwas gelernt. Ich werde mir bei zukünftigen Interviews Strategien überlegen müssen, wie ich verhindere, dass Frauen weniger zu Wort kommen. Und davon abgesehen bedeutet die Tatsache, dass man – wie du - selber keine Diskriminierung von Frauen beobachtet, noch lange nicht, dass es sie nicht trotzdem gibt. Oder es kann auch vorkommen, dass es sie sehr wohl im eigenen Alltag gibt, aber man selber nimmt es nicht wahr und erkennt es nicht als Diskriminierung. Ich finde auch hier passt das Zitat von Anita Sarkeesian von vorhin: Im Zweifelsfall vertraue darauf, dass eine Frau Diskriminierung auch wirklich erlebt, wenn sie sagt, dass sie diskriminiert wird.
Der Fall von Anita Sarkeesian bzw. der Umgang im Netz mit ihrer Kritik war für mich ein Anlass, warum ich mich ein wenig in dieses Thema vertieft habe. Mich kotzt es einfach an, wie mit Menschen wie Anita Sarkeesian umgegangen wird, der ganze Hass und Terror. Ich habe außerdem den Eindruck, dass ihr Fall symptomatisch ist, denn man hört und liest ja immer wieder von ähnlichen Vorfällen, aktuell: Emma Watson. Und ich glaube, das ist auch nur die Spitze des Eisberges, weil es sich bei Anita Sarkeesian und Emma Watson um mehr oder weniger Prominente handelt, also kann man seine Schlüsse daraus ziehen, wie im Netz mit Menschen umgegangen wird, die weniger prominent sind. Wobei ich muss gleich wieder einschränken: „im Netz“ ist sicher eine Pauschalisierung. Es geht ja meiner Meinung eher um eine bestimmte Verhaltensweise von einem Teil der Netz-Benutzer/innen, vielleicht kann man auch sagen: eine bestimmte „Szene“ oder eine bestimmte „Kultur“ im Netz. Wer das ist, weiss ich nicht und ich kenne auch keine Studien dazu, das ist auch schwierig herauszufinden (Anonymität im Netz) – aber man kann beobachten, dass diese „Szene“ immer wieder an verschiedenen Stellen im Netz auftaucht und dann loslegt mit dem Schimpfen und Drohen usw. Um auf deine Frage zurückzukommen: Anita Sarkeesian ist eine Betroffene von diesem Hass und sie gibt der Problematik ein konkretes Gesicht, sie macht leidvolle Erfahrungen durch. Man kann an ihrem Fall sehen, was passiert, wenn die ganzen Hater jemanden ausgemacht haben, der oder die nicht in ihr Weltbild passt und auf den sie sich dann stürzen. Es geht in dem Brief zum einen darum, dass Anita Sarkeesian als Person gegen diese Welle des Hasses verteidigt werden soll. Zum anderen geht es auch darum, dass ihr Fall ein Fall von vielen ist - viele andere machen ähnliche leidvolle Erfahrungen im Netz. Und wenn man nun dieser Tendenz kritisch gegenüber steht und den ganzen Hass im Netz ablehnt, dann bietet sich Anita Sarkeesian quasi an, unterstützt zu werden, finde ich. Und was nun an den Vorwürfen „stimmt“ und was „nicht stimmt“ ist angesichts der vielen Verschwörungstheorien und Gerüchten im Netz ohnehin nur sehr schwer zu überprüfen. Ich halte mich da an das, was sie selber sagt: „Das radikalste, was du tun kannst, ist einer Frau tatsächlich zu glauben, wenn sie über ihre Erfahrungen spricht“. Sie wird für das angegriffen, was sie inhaltlich denkt und sagt. Mit sehr brutalen Methoden. Dabei wird auch ihre persönliche Integrität massiv in Frage gestellt, mit den berüchtigten Vorwürfen (sie sei nur auf Geld aus, sie lüge alle an,…). Das, was sie wirklich sagt, ihre inhaltliche Kritik am Sexismus in Medien, geht dabei total unter. Genau das ist aber meiner Meinung der Punkt: Was die ganzen Hater wirklich bekämpfen, ist nicht ein angebliches Fehlverhalten von Anita Sarkeesian, sondern ihre kritischen Ansichten. Sie soll zum Schweigen gebracht werden, denn die Hater wollen von ihrer Kritik gar nichts hören, geschweige denn sich damit befassen. Ich finde also, dass es Sinn macht, Anita Sarkeesian in den Mittelpunkt der Argumentation zu stellen.
Zum Feminismus: Einige von den Frauen, die von den Hatern angegriffen werden, verstehen sich ja explizit als Feministinnen. Ich finde, es ist ein Teil des Problems, dass dem Feminismus oft so eine negative Bedeutung zugeschrieben wird. Es reicht schon, wenn sich jemand als feministisch bezeichnet (wie zb Emma Watson) und sofort ist der Shitstorm da. Aber Feminismus ist doch etwas sehr Heterogenes, es gibt dabei viele verschiedene Ansätze und Ideen. „Den“ Feminismus gibt es zwar gar nicht, aber es gibt im Kern doch eine gewisse Übereinstimmung in manchen Fragen. Vielleicht gibt es tatsächlich Feministinnen, die „Männer hassen“. Aber der Punkt ist, in der öffentlichen Wahrnehmung, im Mainstream wird oft so getan als ob „der“ Feminismus nichts anderes sei als „Männerhass“. Und das stimmt ja einfach nicht. Es gibt verschiedene Strömungen, aber „Männerhass“ ist mir eigentlich noch nie untergekommen, weder bei Diskussionen noch in feministischen Texten noch bei den Feministinnen, die ich persönlich kennen gelernt habe. Worauf sich nach meinem Eindruck viele, wahrscheinlich die meisten Feministinnen einigen können, ist genau das: Frauen sollen die gleichen Rechte haben wie Männer, nicht nur auf dem Papier sondern auch in der Praxis (im Alltag, in der Politik, im Beruf usw.). Ein anderer Aspekt, der meiner Meinung auch von sehr vielen Feministinnen geteilt wird, ist die Forderung nach dem Selbstbestimmungsrecht, nach Autonomie. Frauen sollen ihr Leben selbst in die Hand nehmen können und selbst entscheiden, wie sie leben möchten. Ohne männliche Bevormundung, ohne männliche Kontrolle, ohne männliche Normen. Die Hervorhebung von Frauen ist deshalb wichtig, weil Frauen in unserer Gesellschaft eben leider in vielen Bereichen genau das nicht haben: ihnen wird das Selbstbestimmungsrecht verweigert und ihnen werden – in der Praxis, aber in manchen Gesellschaften sogar in der Theorie – nicht die gleichen Rechte zugestanden. Als Beispiel nenne ich nur Stichworte: Abtreibungsgegner, ungleicher Zugang zu politischen Ämtern, Diskriminierung im Berufsleben, sexistische Gewalt. Also nach meiner Definition beinhaltet Feminismus auch den Einsatz für gleiche Rechte, insofern hast du recht: es geht um Gleichberechtigung. Aber eben nicht nur. Es geht auch um Autonomie und Selbstbestimmung über das eigene Leben. Und da gibt es wirklich noch sehr viel zu tun, finde ich.
Zu den Männern in Kindertagesstätten beim Aufschrei: Finde ich nicht gut, dass du mit deinem Thema nicht angekommen bist. Umgekehrt passiert es in Debatten über Sexismus leider oft, dass sich jemand einbringt mit dem Standpunkt (überzeichnet) „Ihr Frauen seid ja eh schon längst völlig gleich berechtigt, heute sind es wir Männer, die in Wirklichkeit unterdrückt werden“. Wobei ich sage damit nicht, dass du diesen Standpunkt teilst, aber er wird sehr oft in Debatten eingebracht. Und das ist ermüdend. Denn das ist dazu gedacht, die Debatte zu stören und vom eigentlichen Thema abzulenken. Vielleicht ist das beim Aufschrei auch so angekommen? Noch mal: ich behaupte nicht, dass du diese Intention hattest (stören und ablenken), aber kann es sein, dass es so interpretiert wurde? Weil ich kenne das bis zum Erbrechen aus diversen Debatten, dass bei einer Diskussion über Sexismus oder Frauenrechte immer wieder gesagt wird, „aber heute sind ja eigentlich die Frauen die Unterdrücker“ (wieder überzeichnet). Und in dem Fall kann ich verstehen, wenn andere Diskussionsteilnehmer/innen davon genug haben und nicht mehr darauf eingehen. Ist natürlich blöd, wenn es dann jemanden wie dich trifft, der keine böswilligen Intentionen damit verfolgt.
Sexismus und schlechtes Benehmen: Ich finde, Sexismus ist schlechtes Benehmen. Daher verstehe ich nicht, warum man das trennen soll. Oder meinst du damit, dass man unterscheiden soll zwischen schlechtem Stil, vielleicht schlecht gewählten Worten und vielleicht sogar Trollerei – und auf der anderen Seite Sexismus?
Persönliche Erfahrungen: Also ich gestehe ganz ehrlich, ich habe mich als Mann sogar schon selber zumindest diskriminierend gegenüber Frauen, wenn nicht sogar sexistisch, verhalten. Ein Beispiel: Ich habe einmal für eine Recherche ein Interview mit zwei Personen abgehalten – eine Frau und ein Mann. Dabei hatte der Mann ein ziemlich dominantes Redeverhalten. Er hat sich selbst viel Raum genommen und viel Redezeit in Anspruch genommen. Das hatte logischerweise zur Folge, dass die Frau viel weniger zu Wort gekommen ist, obwohl sie ja mindestens genauso viel zu sagen gehabt hätte. Mein Verhalten in dieser Situation als Interviewer war eindeutig diskriminierend, insofern weil ich nicht darauf geachtet habe und nicht eingegriffen habe, damit die Frau mehr zu Wort kommt. Ich habe nicht gesagt „Stopp, ist ja schön und gut, dass du so viel zu sagen hast, aber jetzt möchte ich auch einmal die Meinung deiner Kollegin zum Thema hören!“ Und die Frau hat sich danach tatsächlich auch – völlig zu Recht! – bei mir darüber beschwert, dass ich darauf nicht geachtet habe. Denn das ist Diskriminierung. Und ich denke, das ist nur ein Beispiel wie in unserer Gesellschaft Frauen benachteiligt werden. Und was an meinem Beispiel auch deutlich wird: Es ist einfach nicht genug nur zu sagen „Ich bin für Gleichberechtigung oder sogar für den Feminismus“ – es kommt auch darauf an, diese Einstellung in der Praxis zu leben. Ich habe aus dieser Erfahrung mit dem Interview etwas gelernt. Ich werde mir bei zukünftigen Interviews Strategien überlegen müssen, wie ich verhindere, dass Frauen weniger zu Wort kommen. Und davon abgesehen bedeutet die Tatsache, dass man – wie du - selber keine Diskriminierung von Frauen beobachtet, noch lange nicht, dass es sie nicht trotzdem gibt. Oder es kann auch vorkommen, dass es sie sehr wohl im eigenen Alltag gibt, aber man selber nimmt es nicht wahr und erkennt es nicht als Diskriminierung. Ich finde auch hier passt das Zitat von Anita Sarkeesian von vorhin: Im Zweifelsfall vertraue darauf, dass eine Frau Diskriminierung auch wirklich erlebt, wenn sie sagt, dass sie diskriminiert wird.
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Net
Arschlöcher gibt es überall, dafür braucht es keine spezielle "Szene".
Du hast Recht, was die "Ablenkung" betrifft. Es ist nicht hilfreich, in einer Diskussion, in der es um einen konkreten Fall/um ein konkretes Problem geht, wie beispielsweise der Anlass "Sexismus in Computerspielen", auf das Thema "Sexismus im Kindergarten", IS oder Ebola auszuweichen. Das sind einfach andere, dadurch aber nicht unwichtigere Themen, die einen eigenen Raum brauchen.
Es ist auch nicht immer sinnvoll, zu allgemein zu adressieren. Also Beispiel Sexismus vs Gleichberechtigung. Es gibt hier nunmal aktuelle bekannte Problemfälle, und die betreffen Frauen und nicht Männer. Wenn in einer U-Bahn ein Mensch attackiert wird, hilft es auch nichts, die Leute dazu allgemein aufzurufen, nicht stillschweigend zuzusehen wenn sie irgendwelche Gewalt beobachten, sondern sie sollen diesem konkreten Menschen jetzt und hier beistehen.
Du hast Recht, was die "Ablenkung" betrifft. Es ist nicht hilfreich, in einer Diskussion, in der es um einen konkreten Fall/um ein konkretes Problem geht, wie beispielsweise der Anlass "Sexismus in Computerspielen", auf das Thema "Sexismus im Kindergarten", IS oder Ebola auszuweichen. Das sind einfach andere, dadurch aber nicht unwichtigere Themen, die einen eigenen Raum brauchen.
Es ist auch nicht immer sinnvoll, zu allgemein zu adressieren. Also Beispiel Sexismus vs Gleichberechtigung. Es gibt hier nunmal aktuelle bekannte Problemfälle, und die betreffen Frauen und nicht Männer. Wenn in einer U-Bahn ein Mensch attackiert wird, hilft es auch nichts, die Leute dazu allgemein aufzurufen, nicht stillschweigend zuzusehen wenn sie irgendwelche Gewalt beobachten, sondern sie sollen diesem konkreten Menschen jetzt und hier beistehen.
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