Ich denke es gibt keinen Sport für alle. Wenn man einen gefunden hat, der einem Spaß macht, ist schon viel gewonnen.
Ich habe vor ein paar Jahren angefangen einmal die Woche schwimmen zu gehen. Und kurz darauf auch einmal die Woche ca. 5 km zu laufen. Das habe ich eine ganze Zeit lang gemacht.
Dann wollte ein Freund aufgehört zu rauchen und quasi als Substitut angefangen zu laufen. Und zwar mit steigenden Umfängen. Um ihn dabei zu unterstützen und anzuspornen, habe ich auch angefangen meine Distanzen zu steigern.
Dabei ist eine meine ersten Erfahrungen folgende. Ab einem gewissen Anspruch wird quasi jeder Sport zur Wissenschaft. Auch das Laufen. Wie z10 schon schrieb, läuft man im Enthusiasmus leicht in die Überbelastung rein. Vor allem folgende Faktoren habe ich persönlich unterschätzt: 1. Schuhe, 2. Haltung & 3. summierte Distanzen.
Die Schuhe sollten halt zum Abrollverhalten passen, d.h. falls nötig korrigierend wirken. Ich überproniere z.B. und entsprechend wirkt sich ein Stabilschuh (im Vergleich zum Neutralschuh) positiv auf die Belastung aus. Herausfinden kann man das in guten Laufschuh-Geschäften über eine Videoanalyse am Laufband (einmal auf Socken/barfuss und dann in verschiedenen Schuhen). Leider sind nicht alle Verkäufer sachkundig. Da gehört auch etwas Glück dazu. Der nächste Punkt ist, dass man Schuhe nicht zu lange tragen sollte. Auch wenn die Sohlen noch gut aussehen, kann die Zwischensohle und damit die Dämpfung schon hinüber sein. Und je nach Schuh und Läufer (Gewicht, Laufstil, gelaufener Untergrund, etc.) kann das zwischen ca. 600 und 2000 km der Fall sein. Meist aber so zwischen 800 und 1200 km. Ich merke die nachlassende Dämpfung z.B. durch langsame einsetzende Schienbeinschmerzen (die können aber auch durch andere Aspekte hervorgerufen oder mit hervorgerufen werden) .
Man sollte beim Laufen natürlich eine gewissen Haltung und Lockerheit bewahren. Je größer die Distanz, desto schwieriger wird das. Möchte man regelmäßig über 10 km sollte man sich Gedanken über Stabilitsationsübungen machen (gibt's extra für Läufer). Das sind im Prinzip Kraftübungen mit Schwerpunkt Rumpfmuskulatur. Das ist das, was mir persönlich am wenigsten Spaß bringt. Aber ich habe schnell bemerkt, wie wichtig das ist.
Was man oft übersieht, ist wie schnell sich Distanzen bei Steigerungen summieren. Da sagt man sich dann so Dinge wie "jeder Lauf 2 km mehr". Und es geht auch so gut. Und plötzlich hat man im Monat 3x soviel km gelaufen wie im Vormonat. So eine Steigerung machen aber Muskeln und Gelenke nicht mit. Und dann kommt es ziemlich plötzlich mit den Schmerzen und einer Pause. Insbesondere dann, wenn auch bzgl. der in den vorherigen Absätzen genannten Aspekte was nicht optimal läuft.
Aber wie schon gesagt. Zu so einer "Wissenschaft" wird das erst ab einem Gewissen Anspruch. Für 3x die Woche 5 km kann man, denke ich, ziemlich locker in seine Laufschuhe schlüpfen und loslaufen, solange man nicht auf Zeitenjagd geht, sondern flockig seine Runde dreht.
Meine Laufentwicklung war bis dato dann diese. Nach der Steigerung hatte ich mir (angeregt übrigens hier durch Fotos von
scree) in den Kopf gesetzt einen Marathon zu laufen. Naheliegenderweise sollte es der Hamburg Marathon sein. Primärziel war ankommen und Sekundärziel war eine Durchschnittspace von unter 6 min/km (was noch auf mittleren Strecken gar kein Problem ist). Zu dem Zeitpunkt war das noch ein knappes Jahr hin. Nach ca 1/3 sollte ein Halbmarathon ein erster Test sein. Ziel da: Unter 2 Std. bleiben. Das hat soweit geklappt. Aber irgendwie hatte mich gewurmt zwar unter 6min/km geblieben zu sein, aber den Marathon über 4 Std. gelaufen zu haben (so eine kleine erste magische Grenze für Hobby-Läufer). Also dieses Jahr das zweite Mal den Hamburg Marathon und dies knapp geschafft. Wenn ich mich nicht gerade auf den Marathon vorbereite (ich weiß nicht, ob ich nochmal einen laufe), sieht mein Wochentraining so aus: 2x10 km & 1x21 km Laufen, 1 Std. Stabilisationsübungen und 1 Std. Schwimmen.
Motivationsprobleme bei ungünstigem Wetter und vor allem im Winter sind definitiv ein Thema. Geholfen hat mir da besagter Freund. Wir sind zwar nie zusammen gelaufen, haben uns aber immer über unsere Läufe etwas herausgefordert. Es gibt für das Smartphone kostenlose Apps (Nike+, Runkeeper, etc.), die die Läufe aufzeichnen (Distanz, Route, Pace) und wo man seine Ergebnisse mit Freunden teilen kann. Da lässt man sich nicht mehr ganz so leicht hängen. Wir haben uns dann auch bei einem virtuellen Rennen um die Welt (earthathonrelay.com) bei einem Team angemeldet. Da zählt dann jeder gelaufender km für das Team und via Twitter wird man dann gelobt. Da möchte man dann das Team auch nicht hängen lassen. Darüber habe ich dann auch weitere "Freunde" für die Smartphone App gefunden. So laufe ich dann auch an heißen Tagen Abends (morgens ist einfach nicht mein Fall) und habe bei Strecken ab 20 km aber immer Trinkflaschen im Laufgurt dabei. Und laufe eben auch bei bis zu leichtem Regen (sobald man erstmal warmgelaufen ist, ist das nur noch halb zu schlimm). Im Winter dann im Licht der Straßenlaternen durch die Straßen. Das macht am wenigsten Spaß.
Am meisten mag ich am Laufen, dass ich dabei den Kopf frei bekomme. Ich schätze aber, dass funktioniert bei jedem Ausdauersport. Bei langen Läufen höre ich oft Hörspiele oder Hörbücher. Zwei Fliegen mit einer Klappe.
Und ich schätze mal, das war viel mehr, als hier irgendwer wissen wollte.
Und es sind auch nur meine persönlichen Erfahrungen.
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