Ist das Adventure immer noch Nische?

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Uncoolman
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Re: Ist das Adventure immer noch Nische?

Beitrag von Uncoolman »

Sternchen hat geschrieben: 03.01.2018, 01:38
Uncoolman hat geschrieben: 03.01.2018, 00:45 Ein richtiges Beratungsgespräch kann es nicht geben, das gibt es auch in Buchhandlungen nicht. Der Händler kann etwas empfehlen (oder weil er Provision kriegt...), weil er es vielleicht selbst gespielt hat, aber das ist dann natürlich seine persönliche Vorliebe. Ich muss immer abwägen, wer mich berät und was er für ein Spieler-Typ ist. Damit habe ich aber immer noch einen Pluspunkt vor der anonymen Beratung im Netz, bei der ich den Typen eben nicht sehen kann.

Doch eine Beratung kanns geben, wenn man sich unsicher ist was für ein Spiel man kaufen will, oder wegen der Preisklasse, genauso gut kann man fragen ob der Verkäufer das Spielt kennt, was dann auch entscheidend sein kann, ob man das Spiel kauft oder nicht.
Das selbe ist es mit Büchern aber nicht ganz, es gibt genug Buchhändler die auf ein Themengebiet spezialisiert sind oder mehrere und da das größte Wissen haben, und das fließt dann auch sicher in Verkaufsgesprächen mit ein.
Kundin: "Haben Sie etwas für den Geburtstag meiner 11-jährigen Nichte? Sie liest immer so Pferdebücher. Vampire mag sie auch, aber nicht so böse. Aber ich will keine Vampire. Naja, und teurer als 20 Euro soll's nicht werden, ich will das Kind ja nicht verwöhnen. Wenn Bilder drin sind, wär's noch besser."
Händlerin: "Was liest sie denn sonst so?"
"Ach, das weiß ich gar nicht. Ich glaube, Pippi Langstrumpf hat sie schon. Ist ja nicht meine Tochter, ich sehe sie ja nicht allzu oft. Aber sie hat einen Goldhamster. Vielleicht was über Goldhamster? Was meine Tochter liest, weiß ich genau."
"Was denn zum Beispiel? Wie alt ist ihre Tochter?"
"Siebzehn. SIe liest hauptsächlich... ja, warten Sie mal..." (Denkt nach).
"Naja, da liest sie natürlich ganz andere Sachen als ihre Nichte. - Wie wärs denn damit (holt ein Buch hervor); Marie fährt zur Oma. Ist für 9-13. Auf dem Weg zur Oma beobachtet sie einen mysteriösen Mann, der was Schweres und Schwarzes ins Wasser wirft und wegrennt. Das Mädchen..."
"Nein, doch sowas nicht!" (Kundin schlägt die Hände zusammen)
"Ist doch aber ganz harmlos, da kann ich Sie beruhigen. Da kommt kein Toter drin vor, aber das soll eben doch spannend sein..."
"Nein, nein, nein. Lieber was mit Goldhamster."
"Na gut. Vielleicht dieses? Sind Tiergeschichten."
(Kundin liest) "Die geheimnisvolle Schildkröte. Ist aber doch kein Goldhamster. Nein. - Haben Sie was mit Pferden?"
"Ja, da gibt es sehr viel (Händlerin legt das Buch zurück und nimmt ein anderes). Gerne gelesen wird Ariel, mein Freund aus Flandern. Handelt vom Waisenkind Luisa, die einen verletzten Hengst vor dem Abdecker rettet, die Wunden pflegt, dann durch halb Belgien flüchtet und mit dem Tier später Rennen gewinnt, um sich Geld fürs Essen zu verdienen. Davon gibt es jede Menge Fortsetzungen. Ist zur Zeit unser meistverkauftes Pferdebuch für Kinder."
"Das ist ja furchtbar! Abdecker! Und dann noch hungrige Waise."
"Na, das Tier wird doch aber gerettet."
"Nein, sowas kann ein zartes Kind doch nicht lesen. Gibt es nicht etwas kindgerechtes?"
(Verkäuferin seufzt und murmelt für sich "Kinder lesen heute noch ganz andere Sachen.") - "Hier habe ich Blubbi macht Urlaub. Aber eigentlich ist das für jüngere Kinder. Es handelt von einem Kaninchen und einem Meerschweinchen."
(Kundin dreht und wendet das Buch) "Die Bilder sind nett und die Blätter sind schön dick. Ist sogar in Schreibschrift."
"Wie gesagt, mit 11 Jahren ist sie wohl schon zu alt dafür... (Händlerin will das Buch zurückstellen)
"Nein, nein. Das ist gut. Das nehme ich. Obwohl kein Goldhamster drin ist."
"Wie Sie meinen (seufzt). Haben Sie sonst noch einen Wunsch?"
"können Sie es mir als Geschenk einpacken...?"
Na klar gibt es Beratung. Ich wollte nur sagen, dass am Ende doch der Kunde entscheidet. Bei Romanen (und Spielen und Filmen) ist das ja immer eine Geschmacksfrage. Bei Sach- und Fachbüchern und spezieller Literatur ist die Beratung in den meisten Fällen sehr gut, weil das Gespräch quasi auf Info-Ebene geführt wird: der Kunde sucht etwas Bestimmtes und man kann es gut einkreisen. Wenn aber 2000 Liebesromanzen oder Krimis dort stehen, kann man eigentlich nur danach gehen, was Mainstream ist, was gute Kritiken bekommen hat, was auf der Bestenliste am meisten gekauft wird. Die persönliche Empfehlung des Händlers mag wichtig sein, aber es ist nun mal seine Meinung.
Im Game-Shop waren die Empfehlungen und Ratschläge meist so, wie ich sie mir auch selbst zusammenreimen könnte: hat man mal ein Daedalic-Spiel gekauft, geht der Verkäufer davon aus, dass ich noch ein zweites spielen würde und schlägt mir eins vor. So ähnlich wie bei den Amazon-Empfehlungen.
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Re: Ist das Adventure immer noch Nische?

Beitrag von burchi »

Die letzten Adventure, die ich mir zugelegt habe, waren "The Dark Path", "Obduction" und "Syberia3". Die ersten beiden Spiele entsprachen genau dem, was für mich gute Adventures ausmachen. (Die "Syberia-Reihe" ist zwar sehr hübsch, stand aber bei mir noch nie an erster Stelle.)

Für mich gibt es pro Jahr höchstens ein Spiel, das ich mir kaufe, da die meisten Spiele meine Vorstellungen von guten Spielen nicht erfüllen. Dann greife ich doch lieber auf meine alten Zork und Myst-Spiele zurück. Oder Shivers, Dark Fall, Black Dahlia, Lighthouse usw.

Solche Spiele gibt es doch heute gar nicht mehr: Mystische Welten ( wie auch die Atlantis-Reihe, Schizm), lange spannende Geschichten (Black Dahlia) und eine tolle Grafik (NICHT im Comic-Stil !) mit geheimen Räumen, die man erkunden bzw. erstmal finden muss, Schreibtischen, die man durchwühlen kann (wenn man sie erstmal geöffnet hat) und dann -für mich persönlich- natürlich in der Ego-Perspektive.

Seinerzeit gab es Loch Ness, Jack, the Ripper oder Spiele, in denen man Ägyptische oder Aztekische Gräber und Pyramiden (Timelapse ) erforschen konnte. Sind die Themen von damals alle abgegrast?

Ich bin regelmäßig auf den Seiten vom Adventure-Treff, aber ich habe schon seit einigen Jahren das Gefühl, dass es hier für mich keine wichtigen Neuigkeiten mehr gibt. Es gibt einfach kaum Spiele mehr, die meinen Vorstellungen entsprechen. Ich warte auf Boaks und Clark ( wenn sie denn endlich mal fertig werden !) und habe "Asylum" vorfinanziert. Aber sonst.....? Sonst bin ich wohl zu alt für die Spiele, die man heute Adventures nennt. ...
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MalBlock
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Re: Ist das Adventure immer noch Nische?

Beitrag von MalBlock »

Frohes Neues burchi!

Ich kann Dich gut verstehen. Hat sich eine konkrete Richtung und einen gewisser Anspruch an Adventures erst einmal im persönlichen Geschmack manifestiert, wird es schwierig sobald sich die Mode oder die Zielgruppe (Stichwort Mainstream usw.) ändert. Das bedeutet aber noch lange nicht das Du zu alt bist, das ist wirklich Unsinn. :D

Mir fehlen Adventures wie z.B. Indy 4 Fate of Atlantis, Monkey Island 1+2, Space Quest 5, ... das Übliche halt. Aber ich habe festgestellt, das da auch eine gehörige Portion "good old times" Einfluss darauf hat. Vermutlich wird kein Adventure dieses Gefühl wiederbeleben können und auch das 10. Durchspielen von den Lieblingsadventures wird diese Hochstimmung nicht vollends wieder zurück bringen können.

Hast Du denn schon alle alten Klassiker durch? Vielleicht findest Du ja noch ein paar Klassiker aus der Ära die Du noch nicht kennst.
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Uncoolman
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Re: Ist das Adventure immer noch Nische?

Beitrag von Uncoolman »

Die Tatsache, dass man ein Spiel zu einer frühen Zeit mit einer positiven Emotion verbindet, führt auch dazu, dass dieses "erste Mal" eben nicht wiederholt werden kann. Jede Wiederholung kann die Wirkung abschwächen, ja, sogar abwürgen, weil die Erinnerung kräftiger ist als die Realität. Außerdem schlagen Spiele in einen psychischen Entwicklungszustand ein, den man ebenfalls nicht 1:1 wiederholen kann, denn man reift ja schließlich mit der Zeit (hoffentlich). Alte Spiele zu spielen ist dann eher so wie alte Kinderfotos anschauen, aber natürlich nicht mehr so, als sei man tatsächlich Kind und mittendrin. Es gibt eine nostalgische Distanz, was eine andere Qualität des Erlebens hervorruft. Muss nicht zwingend schlechter sein, aber es ist anders. In den meisten Fällen nicht so intensiv, genau wie der erste Bungee-Sprung wohl immer der intensivste bleiben wird.
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Werner1612
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Re: Ist das Adventure immer noch Nische?

Beitrag von Werner1612 »

Uncoolman hat geschrieben: 03.01.2018, 14:52 Die Tatsache, dass man ein Spiel zu einer frühen Zeit mit einer positiven Emotion verbindet, führt auch dazu, dass dieses "erste Mal" eben nicht wiederholt werden kann. Jede Wiederholung kann die Wirkung abschwächen, ja, sogar abwürgen, weil die Erinnerung kräftiger ist als die Realität. Außerdem schlagen Spiele in einen psychischen Entwicklungszustand ein, den man ebenfalls nicht 1:1 wiederholen kann, denn man reift ja schließlich mit der Zeit (hoffentlich). Alte Spiele zu spielen ist dann eher so wie alte Kinderfotos anschauen, aber natürlich nicht mehr so, als sei man tatsächlich Kind und mittendrin. Es gibt eine nostalgische Distanz, was eine andere Qualität des Erlebens hervorruft. Muss nicht zwingend schlechter sein, aber es ist anders. In den meisten Fällen nicht so intensiv, genau wie der erste Bungee-Sprung wohl immer der intensivste bleiben wird.
Gut erkannt, und sicher auch richtig. Aber dennoch gibt es ein paar alte Games, die ich gerne mal wieder hervor hole. Natürlich ist das mit dem Wissen der heutigen Möglichkeiten der Darstellung nicht mehr so "aufregend" wie zu seiner Zeit damals. Denn da stellten sie so ziemlich das Maximum dar. Man war oft ja schon froh etwas zu sehen und interagieren zu können. :wink: Mein erstes Videogame war "Pong", das Tennisgame für den TV mit dem Quadrat als Ball und den zwei Balken als Schläger. Da war ein " Zelda" auf dem NES oder ein "MI 1 und 2" auf dem PC damit verglichen schon aus der Zukunft. MI, DoTT und Indy4 sehen - heute betrachtet -nicht mehr gefühlt so gut aus, haben aber Charme, gute Story, gute Texte usw. Daher auch aus der Ferne gesehen wiederspielbar. Natürlich - und da gebe ich Dir Recht - nicht mehr mit dem "Wow-Efeckt". Sehr viel Freude zum Thema " zweites oder drittes mal", habe ich mit "Toonstruck". Das Teil ist nur genial, und sowas von schräg. Ich weiß nicht, ob es aus heutigen Produktionen etwas Vergleichbares gibt. Auch "DoTT", einfach genial, sogar für mich heute noch. Daher hoffe ich immer noch zu beiden Games auf eine Fortsetzung. LG Werner1612
Zuletzt geändert von Werner1612 am 07.01.2018, 17:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist das Adventure immer noch Nische?

Beitrag von Uncoolman »

Einige Filme sehe ich auch immer wieder. Bei guten Spielen wird das genauso sein. Und Asterix-Comics gehören bestimmt zu dieser Kategorie. Die Wiederholung muss ja nicht "schlechter" sein, aber die Betrachtungsweise hat sich bloß geändert.

Die Frage, was "gut" ist, lässt sich genausowenig abschließend beantworten, wie die Frage, was ein Romanbestseller oder ein Musikhit wird. Meist prägen die eigenen Erinnerungen die eigene Vorstellung von "gut", was es schwer vergleichbar macht. Es gibt Grundregeln dafür, z.B. eine mitreißende Story und gutes Handwerk, aber warum das Eine einschlägt und das Andere nicht, ist Glaskugellesen ...
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Werner1612
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Re: Ist das Adventure immer noch Nische?

Beitrag von Werner1612 »

Uncoolman hat geschrieben: 07.01.2018, 17:33 Einige Filme sehe ich auch immer wieder. Bei guten Spielen wird das genauso sein. Und Asterix-Comics gehören bestimmt zu dieser Kategorie. Die Wiederholung muss ja nicht "schlechter" sein, aber die Betrachtungsweise hat sich bloß geändert.

Die Frage, was "gut" ist, lässt sich genausowenig abschließend beantworten, wie die Frage, was ein Romanbestseller oder ein Musikhit wird. Meist prägen die eigenen Erinnerungen die eigene Vorstellung von "gut", was es schwer vergleichbar macht. Es gibt Grundregeln dafür, z.B. eine mitreißende Story und gutes Handwerk, aber warum das Eine einschlägt und das Andere nicht, ist Glaskugellesen ...
Zum Thema " Roman" sehe ich auch einen gewissen Zeigeist. Gehen wir von Klassiken mal weg. Das sehe ich bei Musik oder Games ähnlich. Ein gewisser Zeitgeist bestimmt in fast allen Dingen, was trendig oder modern ist. Aber halt immer nur innerhalb dieser Periode, da der Zeitgeist sich weiterentwickelt. Man kann daran festhalten, ist damit aber nicht mehr zeitgemäß. Aber ist das Zeitgemäße immer besser? :wink: Ein Patentrezept zu Musik und Games und Bücher habe ich natürlich auch nicht. Sonst bräuchte ich nicht jeden Tag zur Arbeit. :D Aber manchmal denke ich, wenigstens auf unser Genre bezogen, warum niemand mal genauer nachhakt, was die Leute gerne hätten. Ich persönlich mag Syberia 1 und 2. Teil drei werde ich mir nicht kaufen, alleine der Steuerung wegen. GAT1, BouT1&2 und andere Games haben es doch vorgemacht, wie eine gute und einfache Steuerung ausehen kann. Ich würde gerne mal wissen, was die "Gemeinde" für Vorstellungen zu einer zukünftigen gelungenen Umsetzung hat. Meine momentan ganze Hoffnung liegt auf "Trüberbrook", dauert aber natürlich noch ne Weile. Ich wünsche den Machern aber viel Gelingen. LG Werner1612
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Re: Ist das Adventure immer noch Nische?

Beitrag von z10 »

burchi hat geschrieben: 03.01.2018, 13:52Ich bin regelmäßig auf den Seiten vom Adventure-Treff, aber ich habe schon seit einigen Jahren das Gefühl, dass es hier für mich keine wichtigen Neuigkeiten mehr gibt. Es gibt einfach kaum Spiele mehr, die meinen Vorstellungen entsprechen.
Das kenne ich bei Spielen, wo es um die eigenen Reaktionsfähigkeiten und Wettbewerb mit anderen geht. Seitdem ich DotA (und später Dota 2) spiele, kann ich mich für keine anderen Multiplayer-Spiele mehr begeistern, weil sie einfach langweilig für mich sind. Da liegt das Problem dann aber eher beim Spieler, als bei den Spielen (es gibt ja durchaus gute neue Spiele), weil man im Kopf so festgefahren ist. Ist ja nicht schlimm, nur muss man sich entweder damit abfinden oder man versucht hin und wieder doch einmal neue Impulse mitzunehmen, indem man die neueren Titel ausprobiert ^^. Wobei es es natürlich einen Unterschied zwischen Adventures und Dota gibt. Ein Adventure hat sich mit einem oder wenigen Spieldurchläufen normalerweise "erledigt", während Dota 2 immer wiederspielbar ist.


@Werner1612
Ich würde gerne mal wissen, was die "Gemeinde" für Vorstellungen zu einer zukünftigen gelungenen Umsetzung hat.
Bei Adventures bei mir hauptsächlich Story und interessante Inszenierung. Rätsel will ich eigentlich gar nicht mehr wirklich, kann man von mir aus weg lassen oder relativ simpel halten. Wenn ich Kopfnüsse will, spiele ich eher Puzzle-Games. Leider fallen nicht viele Adventures in mein aktuelle Schema, hab ich das Gefühl.
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Re: Ist das Adventure immer noch Nische?

Beitrag von Uncoolman »

Werner1612 hat geschrieben: 07.01.2018, 18:04 Zum Thema " Roman" sehe ich auch einen gewissen Zeigeist. Gehen wir von Klassiken mal weg. Das sehe ich bei Musik oder Games ähnlich. Ein gewisser Zeitgeist bestimmt in fast allen Dingen, was trendig oder modern ist. Aber halt immer nur innerhalb dieser Periode, da der Zeitgeist sich weiterentwickelt. Man kann daran festhalten, ist damit aber nicht mehr zeitgemäß. Aber ist das Zeitgemäße immer besser?
Zeitgeist betrifft alles, von Schlaghosen über HiFi-Geräte bis Auto. Also gehören auch Spiele dazu, und da sie Vertreter der Freizeit- und Pop-Kultur sind, umso mehr. Heute wird auf eine - möglichst nichtlineare - Story mehr Wert gelegt als noch vor 10 Jahren. Konsolenspiele liefern inzwischen Avatar-Bastelmöglichkeiten für die Figur meiner Wahl. Totaler Realismus einerseits, aber auch skurrile Grafik-Explosionen sind möglich. Aber durch Sach- und Marktzwänge wird im Mainstream nicht mehr soviel riskiert; das übernehmen jetzt Indie-Spiele - aber die gab es zu den besten AGS- und Textadventure-Zeiten auch schon. Zeitgeist fällt ja nicht aus dem leeren Raum, sondern wird geprägt durch die vorherrschende Denk- und Empfindungsrichtung. Einerseits wird offen provoziert, und andererseits traut man sich kaum, Tabus anzufassen, um "politische Inkorrektheit" zu vermeiden. Aber auch die beste Provokation nutzt sich irgendwann ab, so dass z.B. "Mad" oder "Titanik" ihre Satire anders aufziehen (müssen) als noch vor zig Jahren. Dadurch, dass alles sofort und billig verfügbar sein soll, ist jede grassierende Provokationswelle irgendwann nur ein leiser Lufthauch. Ideen müssen am Fließband rausgequetscht wwrden, weil die Leute einfach weniger bescheiden und ungeduldiger geworden sind. Ein Spiel, das drei Jahre Entwicklungszeit braucht, ist genau genommen bei Fertigstellung schon veraltet, das gilt fast noch mehr für Filme. Deshalb ist es immer sicherer, auf soliden Füßen stehen zu bleiben und Spiele zu produzieren, die in drei Jahren noch verkauft werden. Bei "Säulen der Erde" scheint sich jemand gedacht zu haben: Bestseller, gut verkauft, wird immer viel gelesen, ich mach ein Spiel draus, weniger Risiko, kann ja nicht schiefgehen. Kann es aber.

Ob zeitgemäß "besser" oder "schlechter" ist, steht nicht auf der Tagesordnung. Besser ist vielleicht etwas, das mit denselben Maßstäben verglichen werden kann und dabei mehr Punkte erzielt. Aber wenigstens was Technik betrifft, lässt sich das nicht bewerkstelligen; da sind die Fortschritte einfach zu dominant. Handwerk kann man immerhin vergleichen, also z.B. brauchbare Spielführung. Aber schon beim Begriff "gute Story" hapert es, denn auch gute Storys sind zeitabhängig. Eine heutige Story baut auf den Erfahrungen der letzten Jahrhunderte auf und hat deshalb andere Schwerpunkte und Themen als vor 100 Jahren. Nicht, weil es bestimmte Dinge noch nicht gab, sondern weil die Menschen andere Dinge beschäftigten als heute. Ein "Monkey Island" ist also ein geniales Kind seiner Zeit und nicht reproduzierbar. Deshalb lutschen sich Themen zwangsläufig ab, so dass Alien VIII oder Syberia 4 einfach groteske Fehlentscheidungen wären. Statt dessen sollte man versuchen, den Zeitgeist adäquat umzusetzen - interessante Spiele und gute Geschichten gibt es immer, nur eben anders gelagerte. Vielleicht tun die Adventure-Entwickler das ja just bei "Gehsimulatoren" und wir merken es bloß nicht, weil wir Dinosaurier sind. :roll:

z10 schreibt:
Bei Adventures bei mir hauptsächlich Story und interessante Inszenierung. Rätsel will ich eigentlich gar nicht mehr wirklich, kann man von mir aus weg lassen oder relativ simpel halten. Wenn ich Kopfnüsse will, spiele ich eher Puzzle-Games. Leider fallen nicht viele Adventures in mein aktuelle Schema, hab ich das Gefühl.
Bei der vielgescholtenen Zunahme von "interaktiven Filmen" müssten doch gerade viel davon da sein, oder?
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Re: Ist das Adventure immer noch Nische?

Beitrag von Werner1612 »

Ich würde zum durchbrechen der starren Wände ja immer noch einen gut gemachten Mix der verschiedenen Genres vorschlagen. Wenn es Sinn ergibt, dann habe ich gegen Verquickungen gar nichts. Vielleicht könnte es ja sogar fürs Adventure bereichernd sein. Ich könnte mir ein Weltraumspiel mit Action, Erkundung auf fremden Planeten plus einer Hauptstory, starken Adventure-Elementen, RGP-Einflüssen und einer Art Aufbaustrategie vorstellen. Die Sache sollte in der Umsetzung natürlich homogen sein. Ich frage mich, warum noch niemand die Bereiche in einen Kessel zu hauen versucht hat, dann zu rühren, und dann zu versuchen, etwas Neugebackenes daraus zu machen. LG Werner1612
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Re: Ist das Adventure immer noch Nische?

Beitrag von Uncoolman »

Weil es riskant ist. Schlimmstenfalls vergrault man sich die Fangemeinden aller Komponenten. In Shooter- oder Jump-and-Run-Konsolenspielen finde ich das öfter, wobei der Schwerpunkt natürlich immer auf dem Ballern liegt (oder verallgemeinert auf Kampf). Aber z.B. in "Mass Effekt" gibt es Nebenquests, die man absolvieren kann, wenn einem gerade nicht zum Ballern zumute ist. Dazu gehören typische Adventure-Themen, wie z.B. mit Leuten sprechen, jemandem einen Gegenstand besorgen oder einen Dienst erweisen oder Planeten nach Rohstoffen abgrasen. Ähnlich ist es bei "Lara Croft" oder "Final Fantasy", wobei das hauptsächlich Geschicklichkeitsprüfungen sind. Aber Items zu finden, um irgendwo hinzugelangen, gibt es auch dort - und wenn es auch nur dazu gut ist, sein Kostüm zu wechseln ...

Als ich meine bescheidenen Spiele-Kreationen zum Testen gegeben habe, merkte ich schnell, dass bestimmte Erwartungen vorhanden waren, wie etwas zu spielen sei. Ich habe häufig fehlgelegen, weil die Logik oder die Spielmechanik zu "anders" waren.
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Re: Ist das Adventure immer noch Nische?

Beitrag von z10 »

Uncoolman hat geschrieben: 07.01.2018, 19:55z10 schreibt:
Bei Adventures bei mir hauptsächlich Story und interessante Inszenierung. Rätsel will ich eigentlich gar nicht mehr wirklich, kann man von mir aus weg lassen oder relativ simpel halten. Wenn ich Kopfnüsse will, spiele ich eher Puzzle-Games. Leider fallen nicht viele Adventures in mein aktuelle Schema, hab ich das Gefühl.
Bei der vielgescholtenen Zunahme von "interaktiven Filmen" müssten doch gerade viel davon da sein, oder?
Vorschläge / Beispiele? Gut finde ich z.B. Tales from the Borderlands (witzig, gute Präsentation), The Walking Dead (stellenweise spannend und emotional bewegend), Oxenfree (sehr natürliche Dialoge), The Cat Lady (mal ein reiferes Thema), Primordia (Endzeit).
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Re: Ist das Adventure immer noch Nische?

Beitrag von LittleRose »

Geh auf Steam und suche nach dem Tag Walking Simulator. Eigentlich ein gemeiner Name. Auf Adventure Gamers nennen sie das Solitary Exploration. Passt viel besser. Da hast du Story und Recherche, aber so gut wie gar keine Rätsel.
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Re: Ist das Adventure immer noch Nische?

Beitrag von Cohen »

Werner1612 hat geschrieben: 07.01.2018, 20:34 Ich würde zum durchbrechen der starren Wände ja immer noch einen gut gemachten Mix der verschiedenen Genres vorschlagen. Wenn es Sinn ergibt, dann habe ich gegen Verquickungen gar nichts.
Meiner Meinung nach gibt es diese starren Wände doch gar nicht mehr. Es gibt doch Vermischungen verschiedenster Genres, Adventures eingeschlossen.

Viele Actionspiele und Rollenspiele haben Rätselelemente (z.B. die Detektiv-Sequenzen in den Batman-Arkham-Spielen und Assassin's Creed: Unity , Spezialquests in The Elder Scrolls / Fallout, Rätsel in Uncharted und Tomb Raider), es gibt Vermischungen von strategie und Adventure-Elementen (This is the Police, Beat Cop), story-lastige Actionspiele, rätsel- und actionfreie Explorationsspiele mit offener Welt oder mit Schlauchleveln, Entscheidungsspiele mit Geschicklichkeitssequenzen (Telltale Games, David Cage), und, und, und...
Multi-Gamer: PC + PCVR, PS5 + PSVR2, Xbox Series X, Steam Deck OLED, Switch OLED, iPad Pro M2, WiiU, 3DS, PSVita, ..., N64, PS1, SNES, Amiga, C128, Atari
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Re: Ist das Adventure immer noch Nische?

Beitrag von Lebostein »

Fast alle Spiele abseits der Mainstream-Publisher sind zur Nische geworden, da im Moment so viele Spiele wie noch nie veröffentlicht werden. Ausnahmen gibt es aber, sogar bei Adventures: https://steamspy.com/app/362680
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