Beowulf hat geschrieben:
Das musst du genauer ausführen. Du spielst hier mit begründeten und unbegründeten Ängsten und setzt sie je nach Situation synonym ein.
Vielleicht war das Beispiel tatsächlich nicht optimal, da es sich in gewisser Hinsicht um 2 verschiedene Typen Angst handelt. Zum einen eine bereits zeitlich überdauernde und manifestierte Angst, zum anderen von einer , plötzlich aufkommenden, einer akuten aber bis dahin eher diffusen Angst, vor der Gefahr, eine Verletzung physischer und psychischer Integrität zu erleiden. Plötzlich hereinbrechende Situationen bergen in sich schon einen Moment der Orientierungslosigkeit, umso mehr, wenn sie subjektiv empfundene Gefahrensituationen enthalten. So kommt es dann, begünstigt durch die Kürze der Zeit oftmals zu nicht rationalem Verhalten, das sich verselbstständigen und steigern kann. Ich glaube, das nennt man Panik.
Jetzt bleiben wir mal bei der Situation, in der eine Schauspielerin von einem „schmierigen Hollywoodproduzenten“ in irgendeine dunkle Ecke gedrängt und begrabscht wird. Das birgt schon mal einen ersten Moment der Überraschung, denn gemessen an normalem Paarungsverhalten fehlen davor ein, zwei wichtige Schritte. Klar ist damit, dass einer hier offenbar nicht vorhat „nach den Regeln zu spielen“. In den meisten Fällen wird passieren, dass die Frau einen ersten Versuch unternimmt, der Situation zu entrinnen, einige sind jedoch an der Stelle bereits handlungsunfähig; vielleicht weil sie ähnliche, schlimmere Situationen schon erlebt haben und bereits traumatisiert sind. Warum auch immer, sie steht da, erstarrt, mit weit aufgerissenen Augen, vielleicht wimmernd… und der Täter macht „sein Ding“.
Hätte ihm auffallen müssen, dass es sich nicht um lustvolles Stöhnen sondern um Wimmern und Weinen handelt, dass die Bewegungslosigkeit keine „passive Hingabe“ ist sondern ein vor Angst erstarrter, wehrloser Klumpen? Ja! Und er hat es auch erkannt wenn er nicht gerade unter stark ausgeprägtem Autismus leidet. *
Aber zurück zu der Stelle, an der, wie ich annehme, die meisten Frauen noch denk- und handlungsfähig sind und durch erste Abwehrhandlungen signalisieren, dass sie durchaus keinerlei Interesse an sexuellem Kontakt haben. An der Stelle greift dann leider das bereits bestehende Machtgefälle zwischen Chef und „Untergebener“. Anstatt direkt mal kräftig zuzuschlagen und die Beine in die Hand zu nehmen wird „nur“ die Hand weggeschlagen oder „nur“ Nein gesagt. Man will ja nicht hysterisch sein und „überreagieren“ und hofft, die Situation irgendwie ohne Eskalation in den Griff zu kriegen. Spätestens hier wird jedem halbwegs normalen Mann klar, dass die Frau nicht auf Überraschungssex steht. Wie geht es weiter?
Der Regisseur/Produzent wiederum hat den Vorteil, dass er bereits die Zeit hatte, diverse mögliche Handlungsverläufe gedanklich durchzuspielen und sich entsprechende Strategien zu überlegen, vorbereitet zu sein. Er spielt so ziemlich alle Trümpfe seiner Macht aus bzw. die, von denen er glaubt eine möglichst hohe einschüchternde Wirkung zu erzielen. Das geht dann von körperlicher Gewalt über Drohungen in Richtung sozialer Existenzvernichtung. An der Stelle wird auch den meisten, ich sage mal „weniger sensiblen“ Frauen spätestens klar, dass es sich hier nicht um einen völlig fehlgeschlagenen Versuch zum Überraschungssex handelt sondern, dass sie sich in einer Gefahrensituation befindet und sie reagieren mit Angst. Rationale Überlegungen, wie etwa die Tatsache, dass der Regisseur vielleicht körperlich nicht der Allerkräftigste ist oder, dass auch Hollywoodproduzenten nicht so ohne weiteres ganze soziale Existenzen vernichten können, finden neben dem Gefühl totaler Ohnmacht und Angst keinen Raum… (s.*)… Der Täter macht „sein Ding“.
Und da sind wir dann wieder bei einer Gemeinsamkeit zu den Spinnenphobikern, deren Angst du und ich wahrscheinlich als irrational empfinden und dem, was ich mit diesem Vergleich sagen will. Dass das subjektive Erleben von Bedrohung/Angst nicht unbedingt dem der tatsächlich objektiv bestehenden Bedrohung entspricht.
Ist ein „Griff zwischen die Beine“ o.ä. jetzt objektiv auf eine Stufe zu stellen mit einer, unter Anwendung körperlicher Gewalt und Schmerzzufügung begangenen Vergewaltigung ? Nein. Entsprechend geringer fällt die Bestrafung aus, so es denn überhaupt dazu kommt.
Ist es deswegen eine Lappalie über die man locker hinwegsehen kann? Nein.
Ist es weniger eine Vergewaltigung, wenn es einem Täter gelingt, sie durchzuführen ohne dabei andere physische Körperregionen als die vaginale/anale zu verletzen? Auch nein.
Ich schreibe das übrigens nicht weil ich denke, dass du das im Wesentlichen anders siehst sondern weil es mir wichtig ist, diese Aspekte zu betonen.
Beowulf hat geschrieben:Wir reden in diesem Fall von Kindern, von minderjährigen Schützlingen. Dass diese oft erst später den Missbrauch öffentlich ansprechen, nämlich dann wenn sie erwachsen sind, ist nichts ungewöhnliches.[...] Aber sind wir wirklich schon so weit, dass wir Frauen auf die gleiche Stufe der Unmündigkeit wie Kinder stellen wollen?
Nein, und es ist durchaus berechtigt, dass Kinder unter besonderem Schutz stehen und in den meisten Ländern deswegen auch eine höhere Verjährungsfrist für sexuellen Kindesmissbrauch gilt. Erklären will ich damit vor allem das jahrelange Schweigen darüber, nicht das Erdulden. Die Mechanismen habe ich oben erklärt.
Aber auch hier wurde den Männern vorgeworfen, dass sie ja bereits jahrelang erwachsene Männer sind und die Geschichte schon längst zur Anzeige hätten bringen können. Auch hier gab es Männer, die das Erlebte jahrelang verdrängt hatten, als Schutzmechanismus, um sich überhaupt irgendwie als Mann fühlen zu können und ein halbwegs normales Männerleben führen zu können. Ebenso gab es hier Männer, die einigermaßen glimpflich davon gekommen sind und die Missbrauchsversuche im Keim ersticken konnten. Auch die haben sich erst gemeldet und die Vorfälle zur Anzeige gebracht, als der Skandal öffentlich wurde. und beide Opfergruppen mussten sich den Vorwurf der Trittbrettfahrerschaft anhören.
Beowulf hat geschrieben:Dann spielen Subkulturen aber bei unserer Diskussion generell keine Rolle. Wenn sie nur ein tausendstel Prozent ausmachen, kann man sich auch gleich über allerlei andere Gruppen hermachen.
Subkulturen spielen dann eine Rolle, wenn sie, wie in der Definition geschrieben, in „konfliktträchtigerweise“ von der vorherrschenden Kultur abweichen, auch wenn die statistische Größe nicht relevant ist. Der Grund hierfür liegt darin, dass sich innerhalb dieser, abweichendes Verhalten herausbildet und verstärkt und dass sie als Sammelbecken dienen, für Individuen, mit ohnehin schon vorhandenem Hang zu Delinquenz. Da reicht schon eine Einzelperson aus um immensen Schaden anzurichten. Das haben wir oft genug erleben müssen.
Davon mal abgesehen war nicht ich es, der sich an diesem Begriff festgebissen hat um den Aluhutspruch anzubringen. Ich habe ihn in einem Nebensatz erwähnt und zudem noch in Klammern gestellt.
Beowulf hat geschrieben:Jetzt musst du mir also erst mal sagen, wie derartige Drohungen schon im Ansatz erstickt werden sollen, bevor sich eine ach so empfindliche Frau bedroht fühlen kann, ohne z.B. im Internet die ganz große Zensurkeule zu schwingen.
Hätte ich die Lösung parat wäre ich wohl eine gemachte Frau. Dass es irgendwann dazu kommen wird, dass sich junge Menschen aufgrund ständigem Internetmobbings umbringen, hätte vor einigen Jahren wohl kaum jemand gedacht. Öffentlichkeitsarbeit, Aufklärung über die Folgen und Präventionsarbeit sind aber bestimmt ein guter Anfang. Aber diejenigen, die das in einem ungeschützten virtuellen Raum tun, werden häufig genug eben genau zum Zielobjekt dieser Angriffe. Deshalb machen es vielleicht so wenige und auch zu wenige.
Beowulf hat geschrieben:Sexuelle Gewalt ist deshalb häufiger, weil sexuelle Bedürfnisse häufiger auftreten als der Drang, jemanden zu ermorden.
Wenn ich diese These richtig verstehe und weiterdenke, würde das bedeuten, dass alle Männer ein quasi nicht oder kaum kontrollierbares Monstrum in sich tragen, das, wenn es nicht regelmäßig „gefüttert“ wird, irgendwann hervorbricht und seinen Tribut in Form von erzwungenem Sex fordert. Wie schaffen es denn dann die Millionen anderer Männer, dieses Monstrum im Griff zu behalten? Haben die einfach einen geringeren Geschlechtstrieb oder eine kleinere Potenz? Das anzunehmen wäre eventuell sexistisch den Männern gegenüber.
Warum vergewaltigen dann, auch außerhalb von Gefängnissituationen eigentlich heterosexuelle Männer andere Männer, wo sie bei ihren eigentlichen Lustobjekten, nämlich Frauen doch viel leichteres Spiel hätten? Warum kommt es zu Fällen, in denen z.B. durch Androcur „chemisch kastrierte“, freigelassene Sexualstraftäter, losgehen und andere Menschen dann eben mit Gegenständen vergewaltigen? Warum haben manche Vergewaltiger innerhalb ihrer Partnerschaft regelmäßigen Sex?
Es hat wohl vielmehr mit Wut, Hass und dem von mir bereits überstrapazierten Machtbedürfnis zu tun. In dem Moment der Tötung eines Menschen endet die Macht über diesen jedoch naturgegebenerweise schlagartig. Nicht so bei Vergewaltigung und/oder Folter.
Beowulf hat geschrieben:Seltsam, dass bisher kein Feminist diese beiden Spiele genannt hat.
Nun, soweit man Wikipedia glauben darf wurden beide Spiele auch von Frauenrechtsorganisationen scharf kritisiert und nicht zuletzt auf deren Betreiben hin eingestellt.
Beowulf hat geschrieben:Und von Hackern geschaffene Mods zählen nicht.
Für mich schon weil ich mir, ob mangelnder Kenntnisse über das Spiel und die Spielerszene folgende Fragen stelle:
Erstens, ob es sich hier bloß um einen einzigen Kranken handelt oder ob sich diese Modifikation verbreitet hat und von mehreren Personen genutzt wird und wie hoch die eventuelle Nachfrage zu bewerten ist/war. Wenn ich das hier richtig verstehe, ist es bereits zu einer virtuellen Massenvergewaltigung durch mehrere virtuelle Täter gekommen:
https://www.maennersache.de/gta-5-onlin ... -2606.html
Zweitens geht es in GTA5 ohnehin nicht gerade zimperlich zu, was Gewalt und Mord angeht, wenn ich das richtig verstehe. Eigentlich ist die Tötung eines Menschen ja das Ultimum, was man ihm an Gewalt zufügen kann. Warum besteht offenbar ein zusätzlicher Bedarf daran, die Avatare seiner Gegenspieler, ob Mann oder Frau zu vergewaltigen? Eine Erklärung, die ich derzeit sehe, ist wieder die mit dem Hass, der Wut und der anhaltenden Macht.
@ Uncoolman
Es ist bei dem Spiel ja so, dass die Schafe während des Aktes Herzchen in die Augen bekommen und schließlich vor lauter Glück platzen. Dafür muss Sven die unwilligen Schafe einfach nur mal kurz anpfeifen oder „kurz anpieken“ und schon sind sie besser gelaunt und willens. Im schlimmsten Fall kassiert Sven eine Ohrfeige und verliert 15 Sekunden oder trifft auf „Frigida“. Die muss er auch nur mal richtig lange rannehmen und schon ist alles pribo.
Ich rege mich nicht über das Spiel auf und habe auch keinen feministischen Aufschrei darüber mitbekommen, habe es sogar selber gespielt aber ein bisschen komisch ist es aus der Perspektive schon. Jedenfalls würde ich diese message nicht gerade meinem Sohn vermitteln wollen.
"Irre explodieren nicht, wenn das Sonnenlicht sie trifft. Ganz egal, wie irre sie sind!"