„Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?

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Bratwurstschnecke
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?

Beitrag von Bratwurstschnecke »

Beowulf hat geschrieben: Deine Beschreibung ist etwas zu pathetisch für meinen Geschmack. Die Frau sollte dem Täter eine runterhauen und sich lautstark bemerkbar machen.
Diesen alternativen Handlungsstrang beschrieb ich in Absatz 4.
Beowulf hat geschrieben: Dann hat der Täter auch kein Problem damit, den Widerwillen des Opfers wahrzunehmen.
Und ihn dennoch zu ignorieren und sich darüber hinwegzusetzen. Machtausübung bedeutet eben gerade per Definitionem, sich mit Anwendung diverser Machtmittel über den Willen eines anderen hinwegzusetzen.
Beowulf hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass viele Täter derart planen.
Eine der ersten Studien dazu wurde Anfang der 70er Jahre veröffentlicht. Ein israelischer Soziologe kam zu dem Ergebnis, dass 71% der Abläufe der untersuchten Vergewaltigungen strategisch geplant waren, wenn auch die Opferwahl z.T. zufällig war. Aktuelle Statistiken schwanken zwischen etwa 3/4 und 2/3 Anteil geplanter Taten.
Beowulf hat geschrieben:Kurzum: Die Frauen die da mitspielen sind dumm.
-ohne Worte-
Beowulf hat geschrieben:Du hast einen ganzen Absatz einer Subkultur gewidmet, verdrehe jetzt bitte nicht die Tatsachen.
Weil das Thema „Incel & Konsorten“ aus genannten Gründen ja auch von Relevanz ist. Zudem ist eine Subkultur ein für die Wissenschaft und Gesellschaft relevanter Mikrokosmos zum Ablesen möglicher Trends und Potentiale zu devianten Einstellungen und letztlich deviantem Verhalten. Ich sprach nicht von einer weltweiten antifeministischen Verschwörung, nicht von einem weltweit bestehenden Frauenhass sondern von einem vorhandenen Potential. Und dass von diesen Gruppierungen ein Potential zu Frauenhass, Frauenverachtung oder wie man es auch immer nennen mag, ausgeht, sowie ein nicht zu unterschätzendes gesellschaftliches Gefährdungspotential, darüber sind sich die Wissenschaftler beteiligter Disziplinen wie der Soziologie, Ethologie und Psychologie nun mal eben einig.
Du hast dich an der Verwendung der ohnehin schon von mir relativierenden Begrifflichkeit „subkultureller Tendenzen“ als solche geklammert und deren inhaltliche Aussage fehlinterpretiert , da du offenbar die Bedeutung nicht kanntest.
Beowulf hat geschrieben:Das ist wohl das, was jede Feministin denkt.
Dann habe ich dich entweder völlig falsch verstanden oder du widersprichst damit deiner eigenen aufgestellten These aus dem post davor und machst selbige jetzt Uncoolman mit aller Vehemenz zum Vorwurf.
Beowulf hat geschrieben:Wie schaffen es denn dann die Millionen anderer Männer, dieses Monstrum im Griff zu behalten?
Warum schaffen es viele Menschen nicht zu morden, obwohl sie derartige Gedanken hegen. Sind das etwa alles Feiglinge? Nein, sie wissen dass es falsch wäre... oder sie fürchten die strafrechtlichen Konsequenzen. Und mal abgesehen davon gibt es sicherlich sehr, sehr viele Männer, die eine Vergewaltigung nicht als guten Sex empfinden würden. Sie empfinden derartiges als abstoßend.
Treffliche Interpretation meines gesamten Absatzes, aus dem du die von mir gestellte Frage zitiert hast, mit dem Zusatz des strafrechtlichen Aspekts. Da scheinen wir uns ausnahmsweise einig.
Beowulf hat geschrieben:Aber in der Diskussion hier wurden sie, soweit ich weiß, nicht eingebracht. [...] Derartige Beispiele sind einfach nicht nützlich.
Auch ich habe diese Spiele nicht als Argument oder mahnendes Beispiel gebracht sondern dir eine Information über deren Existenz gegeben, eine Information, die dir offenbar gefehlt hat.
Beowulf hat geschrieben:Dumme kleine Kindsköpfe lieben es, andere zu provozieren.
Vorausgesetzt, es handelt sich hier um Kinder mag das irgendwie als „Entschuldigung“ durchgehen. Ansonsten würde ein unangemessenes Verhalten verniedlicht. Im Übrigen würden dann erwachsene Männer als unmündig erklärt, nur eben diesmal zu Verteidigungszwecken.
Beowulf hat geschrieben:Schafe. sind. keine. Menschen.
Habe.ich.das.irgendwo.geschrieben.oder.nach.Zensur.geschrien?.?.?

Und damit bin auch ich aus dem Versuch einer direkten Diskussion mit dir raus und folge realchris Rat. Dumm war wohl ich, da ich so naiv und anmaßend war zu glauben, einen auch nur minimalen Effekt an einer Stelle erzielen zu können, wo andere es seit bereits längerem Zeitraum erfolglos versucht haben. Dass du die Opfer sexueller Übergriffe als dumm ansiehst und Täterverhalten teilweise bagatellisierst, zeigt mir spätestens, dass unsere Meinungen meilenweit auseinanderdriften. Denn selbst wenn Dummheit der Grund zur Opferwerdung wäre, blieben die einzigen Schuldigen immer noch die Täter, nicht die Opfer.
Deine Meinung ist fix und unabänderlich. Das akzeptiere ich und lasse sie dir eben. Da muss ich meine und auch deine Zeit nicht weiter vergeuden. Alle anderen, bisher an der Debatte beteiligten muss ich, ob eines gemeinsamen Grundkonsens, von nichts überzeugen.

Manchmal ist es zwar gut gegen den, von dir gerne zitierten „Mainstream“ zu schwimmen aber wenn einem auf einer öffentlich gebauten Autobahn viele Autos entgegenkommen, ist man eben ziemlich sicher selbst der Geisterfahrer.
Zuletzt geändert von Bratwurstschnecke am 14.06.2018, 16:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Uncoolman
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?

Beitrag von Uncoolman »

Beowulf hat geschrieben:
Wie schaffen es denn dann die Millionen anderer Männer, dieses Monstrum im Griff zu behalten?
Warum schaffen es viele Menschen nicht zu morden, obwohl sie derartige Gedanken hegen. Sind das etwa alles Feiglinge? Nein, sie wissen dass es falsch wäre... oder sie fürchten die strafrechtlichen Konsequenzen. Und mal abgesehen davon gibt es sicherlich sehr, sehr viele Männer, die eine Vergewaltigung nicht als guten Sex empfinden würden. Sie empfinden derartiges als abstoßend.
Zwischen den Zeilen gibtst du mir also Recht: die Zivilisation, unsere Vernunft hindert uns daran, Triebe auszuleben. Wenn es nämlich "nur" die strafrechtlichen Konsequenzen sind, dann bricht sich das Monstrum Bahn, sobald es nicht mehr gefesselt ist. Z. B. im Kriegsrausch. Man kann jede biedere Hausfrau, jeden rechtschaffenden Mann zum "Totalen Krieg" überreden, wenn man die Mechanismen kennt. Das wird auch heute weltweit angewendet, wie unser Friedensnobelpreisträger in spe beweist. Die Schutzschicht ist verdammt dünn, und Hasstiraden im augenscheinlich anomymen Internet zeigen die Dünnhäutigkeit mehr als deutlich. Um zu verstehen, wie Agitatoren funktionieren, muss man diese, allzu menschlichen Mechanismen kennen. Gamergate ist ein Phänomen, das viel tiefer seine Wurzeln hat als uns lieb ist. Da liegt noch eine Menge Arbeit vor uns! Ich befürchte allerdings, dass die Menschheit eher ausgestorben als frei sein wird ...
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?

Beitrag von Beowulf »

Du setzt voraus, dass Verbrechen toleriert werden. Das werden sie aber nicht, denn sie werden nicht umsonst Verbrechen genannt. Du setzt voraus dass jeder Mann pervers ist. Das ist aber auch nicht der Fall, denn nicht umsonst werden bestimmte Verhaltensmuster als pervers bezeichnet. Du musst bitte derartige grundsätzlichen Begrifflichkeiten klären, bevor wir weiter diskutieren können.

Ich und alle Männer die ich persönlich kenne haben nicht den Drang Frauen zu vergewaltigen, wir finden das sogar abstoßend und tolerieren ein derartiges Verhalten in keiner Weise. Das bitte mal akzeptieren und etwas sacken lassen, bevor weiter irgend welche Vorurteile vorgeworfen werden. ;)
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?

Beitrag von Uncoolman »

Was als Verbrechen gilt, wird von der jeweiligen Gesellschaft festgelegt. Es gibt universale Verbote - wie z.B. Inzucht oder Kannibalismus - die in fast allen Kulturen verboten sind, nichtsdestotrotz gibt und gab es Gemeinschaften, bei denen das nicht so gehandhabt wurde. Diese Regeln ergeben sich zumeist aus vernünftigen Gründen, die uns das Zusammenleben erst ermöglichen.

Dennoch gibt es kein Verbrechen à priori. Die zehn Gebote sind sinnvoll und durchdacht, aber sie haben ihre Berechtigung immer nur im Kontext. Weil die meisten Kulturen sich auf ähnliche Zusammenlebensregeln geeinigt haben, sind die Gebote sehr universell, aber nicht zwingend. Was zum Beispiel bestimmte Tätergruppen auszeichnet, ist, dass sie eigene Gesetze aufstellen, die nur für sie gelten und mit den vorherrschenden oft nicht konform laufen. Das würdigt die Gesellschaft natürlich als Verbrechen, objektiv betrachtet ist es nur ein anderer Regelsatz. Deshalb ist der Begriff "pervers" nur im Zusammenhang mit der gültigen Gesellschaftsform zulässig. Auch Homosexualität wird vielerorts noch als "pervers" gewertet.

Unser christliches Weltbild, das wir heute akzeptieren, schreibt uns gewisse Regeln vor. Aber Juden zu vergasen oder kranke Kinder zu töten war in einer anderen Gesellschaftsordnung zugelassen. Deshalb ist es auch so schwer, in den Tätern ein Schuldbewusstsein zu erkennen, weil sie eigentlich keins haben (Hannah Ahrendt!). Wir können nur aus den Fehlern lernen und uns auf den kleinsten gemeinsamen Konsens des Zusammenlebens einigen.

Edit: kam gerade in den Nachrichten. Ein vermeintlicher Pädophiler wurde von einem Selbstjustiz-Mob zusammengeschlagen, obwohl er unschuldig und es eine Verwechslung war. Das war ein versuchtes Tötungsdelikt und ein Verbrechen, ohne Zweifel.
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?

Beitrag von Beowulf »

@Bratwurstschnecke:
Dass du die Opfer sexueller Übergriffe als dumm ansiehst und Täterverhalten teilweise bagatellisierst, zeigt mir spätestens, dass unsere Meinungen meilenweit auseinanderdriften. Denn selbst wenn Dummheit der Grund zur Opferwerdung wäre, blieben die einzigen Schuldigen immer noch die Täter, nicht die Opfer.
Da ist sie wieder, deine absolut billige Polemik. Jetzt bagatellisiere ich auf einmal das Täterverhalten. Und du wirst nicht müde, dich für dumme Menschen einsetzen zu wollen. Aber was solls, das ist ganz allein dein Problem.

@Uncoolman:
Deshalb ist der Begriff "pervers" nur im Zusammenhang mit der gültigen Gesellschaftsform zulässig. Auch Homosexualität wird vielerorts noch als "pervers" gewertet.
Der zweite Satz mag ja richtig sein, der erste ist jedoch ein Trugschluss. Es werden in manchen Gesellschaften Dinge zu Unrecht als pervers erachtet.
Ein vermeintlicher Pädophiler wurde von einem Selbstjustiz-Mob zusammengeschlagen, obwohl er unschuldig und es eine Verwechslung war. Das war ein versuchtes Tötungsdelikt und ein Verbrechen, ohne Zweifel.
Diese Art der Überreaktion ist aber bezeichnend. Auch verurteilten Pädophilen, die nach der Haft wieder frei kommen, wird von "besorgten Bürgern" nachgestellt. Gutmenschen wie Til Schweiger tun sich ja diesbezüglich auch sehr hervor. Aber so ist es eben in unserem Rechtsstaat: Manche Menschen bekommen noch eine zweite Chance. Auch wenn dies vielen nicht zu gefallen scheint.
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?

Beitrag von Uncoolman »

Beowulf hat geschrieben: 14.06.2018, 20:23 @Uncoolman:
Deshalb ist der Begriff "pervers" nur im Zusammenhang mit der gültigen Gesellschaftsform zulässig. Auch Homosexualität wird vielerorts noch als "pervers" gewertet.
Der zweite Satz mag ja richtig sein, der erste ist jedoch ein Trugschluss. Es werden in manchen Gesellschaften Dinge zu Unrecht als pervers erachtet.
Das ist ein Denkfehler. Du betrachtest eine Gesellschaft von deinem (erhöhten moralischen) Standpunkt aus und legst dabei fest, was Recht und Unrecht ist. Dabei unterstellst du dieser Gesellschaft, dass sie "etwas zu Unrecht" tut, also dass sie falsch handelt oder falsche Urteile fällt. Innerhalb dieser Gesellschaft ist jedoch das, was geschieht, nach ihren Maßstäben Recht oder Unrecht. Du schwingst dich zu einem Missionar auf, der als einziger weiß, was Gut und Böse zu sein hat. Ich stimme nicht mit Kant überein, dass es einen Kategorischen Imperativ gibt. Es hat sich nur herausgestellt, dass bestimmte Gebote sinnvoll und unerlässlich für das Zusammenleben sind. Dabei sind sie weder moralisch noch zwingend, sondern zweckmäßig und beliebig.

Wenn es in einer Kultur üblich ist, Mädchen zu töten, weil sie weniger wert sind, so ist das in den Augen dieser Gesellschaftsform richtig so. Als Christ mag einem das barbarisch und falsch vorkommen, aber das ist die Bewertung des Christen, nicht die der betroffenen Gesellschaft. Es gibt kein göttliches, allgemein universelles Gesetz, das einem verbietet, Mädchen zu töten. Dieses Gesetz haben wir in unserer Kultur etabliert, deshalb richten wir uns danach und das ist auch gut so. Trotzdem verurteile ich niemanden, der es als richtig gelernt hat, anders zu handeln. Indem ich ihn bekehre, kann ich ihn in meinem Sinne davon abbringen, aber das sagt nichts über die moralische Integrität aus.

Wenn wir etwas als pervers betrachten, muss dies in anderen Gesellschaftsformen ganz und gar nicht so sein. Es gibt zwar, wie schon erwähnt, universelle Richtlinien, die meistens in allen Völkern übereinstimmen und auch befolgt werden. Inzuchtsverbot ergab sich aus der Feststellung, dass die Nachkommen genetisch schwächeln. Es war demnach nicht gut, Inzucht zu betreiben, also entstand ein Verbot. Dennoch spricht rein objektiv nichts dagegen. Es gibt kein ursprüngliches moralisches Verbot, sondern das Verbot entstand erst aus der Erfahrung, dass Inzucht der Gemeinschaft schadet. Das hat unter anderem etwas mit dem "egoistischen Gen" zu tun. Wie man aus Ägypten weiß, stand dort das Pharao-Erbfolgerecht über diesem Tabu - und es war dort völlig in Ordnung so. Das klassische Ägypten handelte nach seinen Prämissen richtig, und wir können uns kein Urteil anmaßen.

Kannibalismusverbot galt fast immer nur für die eigenen "Menschen", also für den Stamm oder für das Volk, das sich in jedem Kultukreis als die "einzig wahren Menschen" bezeichnet. In fast allen Sprachen der Welt bedeutet das Wort für das eigene Volk "Mensch". Feinde durften gegessen werden, um deren Kraft aufzunehmen. Genauso wie im Zweiten Weltkrieg der "Iwan" ein "Untermensch" war, so galten "Barbaren" als "Nichtgriechen"; der Feind wurde entmenschlicht. Also war es nicht verboten, "Menschen" zu essen, denn es waren keine Menschen.

Wenn wir also beurteilen wollen, was pervers ist und was nicht, so dürfen wir uns nicht von den eigenen Moralvorstellungen verleiten lassen. Die Unzucht mit Tieren z.B., die wir als pervers betrachten, wurde bereits von Moses verdammt. Augenscheinlich war diese Praxis in den umgebenden Ländern gang und gäbe. Ganze Kulturen bauten ihre Mythologie auf dem legalen Verkehr mit Tieren auf. Dass Moses dieses Tun aber verabscheute, lag nicht daran, dass es irgendwie moralisch "schlecht" war, sondern er wollte sein Volk von den Sklavenhalterstaaten distanzieren. Die alten Götzen mussten vertilgt, das Goldene Kalb musste vernichtet werden, deshalb belegte er alte Denkweisen und Strukturen mit einem moralischen Verbot. Er führte einen neuen, einzigen Gott ein, erließ neue Gesetze, und er durfte das Gelobte Land zwar sehen, aber nicht betreten, weil er in den Augen der neuen Religion noch "unrein" war, durchtränkt von den Götzen, nämlich der Perversion der Vergangenheit. Diese Zäsur war menschheitsgeschichtlich erheblich und zeigt Nachwirkungen bis heute. Und es belegt, dass er nur im Kontext seiner Religion richtig handelt (die er sozusagen selbst erschaffen hatte), aber nicht im Kontext der Ägypter oder Babylonier.

Also muss man sich immer die Frage stellen: warum handelt ein Mensch so wie er handelt? Was für Vorstellungen und Werte hat er? Kann man sein Tun überhaupt mit unseren Maßstäben messen und berurteilen?

Ich hatte den Islam als Beispiel angeführt, weil er in unseren Augen falsche, quasi "unmenschliche" Werte vertritt. Wir betrachten ihn von außen und wundern uns darüber, dass Menschen, insbesondere Frauen, das aushalten und freiwillig mitmachen. Unser Urteil stellt uns über den anderen. Dabei stellt sich eher die Frage, ob es nicht triftige Gründe dafür gibt, dass so viele Menschen Moslems sind, also muss es doch für beide Geschlechter gewisse Vorteile haben. Keine Gesellschafts- oder Staatsform kann gänzlich und auf lange Sicht ohne die Einwilligung ihrer Bürger bestehen. Eine Gesellschaftsstruktur, die so auf Erfolgskurs ist, muss dem Großteil der Menschen etwas geben, das sie wollen. Nicht allen, aber eben der Mehrheit. Und deshalb hatte ich innewohnende, menschliche Tendenzen, wie das Zusammenleben zu sein hat, vorausgesetzt, damit die ganze Geschichte überhaupt funktioniert. Bedient man gewisse Bedürfnisse und Sehnsüchte, dann läuft alles wie von selbst.
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Beowulf

Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?

Beitrag von Beowulf »

Das ist ein Denkfehler. Du betrachtest eine Gesellschaft von deinem (erhöhten moralischen) Standpunkt aus und legst dabei fest, was Recht und Unrecht ist.
Das hat nichts mit einem erhöhtem moralischen Standpunkt zu tun. Wenn zwei Menschen sich lieben, und anderen dadurch keinerlei Leid geschieht, was soll daran schlecht sein? Genau, gar nichts. Das hat überhaupt nichts mit irgend welchen Maßstäben zu tun.
Wenn es in einer Kultur üblich ist, Mädchen zu töten, weil sie weniger wert sind, so ist das in den Augen dieser Gesellschaftsform richtig so.
Aber es ist falsch, weil hierbei unschuldige Menschen sterben. Das ist ganz einfach.
Als Christ mag einem das barbarisch und falsch vorkommen, aber das ist die Bewertung des Christen, nicht die der betroffenen Gesellschaft.
Das ist ganz unabhängig davon. Man darf Religion nicht mit Ethik verwechseln.
Trotzdem verurteile ich niemanden, der es als richtig gelernt hat, anders zu handeln.
Also ist es ok, dass die Deutschen Juden vergast haben, weil sie der Gehirnwäsche der Nazis ausgesetzt waren? Du begibst dich da auf gefährliches Territorium.
Es gibt kein ursprüngliches moralisches Verbot, sondern das Verbot entstand erst aus der Erfahrung, dass Inzucht der Gemeinschaft schadet.
Wir befinden uns im Computerzeitalter. Ein klein wenig Grips darf ich da von meinen Mitmenschen schon erwarten.
Wie man aus Ägypten weiß, stand dort das Pharao-Erbfolgerecht über diesem Tabu - und es war dort völlig in Ordnung so.
Ja ja, und Cheops hat seine Pyramide in 20 Jahren gebaut. Alles total glaubwürdig.
Genauso wie im Zweiten Weltkrieg der "Iwan" ein "Untermensch" war, so galten "Barbaren" als "Nichtgriechen"; der Feind wurde entmenschlicht. Also war es nicht verboten, "Menschen" zu essen, denn es waren keine Menschen.
Ich verstehe das nicht ganz. Wurden also im zweiten Weltkrieg fleißig Menschen gegessen, oder damals von den Griechen? Klingt für mich etwas wirr.
Dabei stellt sich eher die Frage, ob es nicht triftige Gründe dafür gibt, dass so viele Menschen Moslems sind, also muss es doch für beide Geschlechter gewisse Vorteile haben.
Hey, jahrhunderte lange Gehirnwäsche von Geburt an ist da auf einmal ein evolutionstechnischer Vorteil, Gratulation zu dieser gedanklichen Glanzleistung. Ganz großes Kino.
Beowulf

Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?

Beitrag von Beowulf »

Und da ja in letzter Zeit auch das Thema Homosexualität erwähnt wurde, hier mal ein aktuelles Video zu einem schon länger laufenden Gerichtsprozess:
https://www.youtube.com/watch?v=sXHpQQzEcRg
Da hat ein homosexuelle Paar in den USA einen streng gläubigen Christen verklagt, weil er für sie keine Hochzeitstorte machen wollte. Die Erstellerin des Videos geht sehr differenziert auf viele Punkte ein, wirklich sehr sehenswert. :)
Und hier eines über die Doppelmoral was den Umgang mit rassistischen Kommentaren angeht:
https://www.youtube.com/watch?v=W5RgDl5HudE
Wie ich schon sagte, weiße Frauen mit konservativem Weltbild darf man einfach so diffamieren und deren komplette Existenz vernichten. Und der aufgezeigte Zusammenhang zu "Clicks" und "Likes" finde ich auch sehr interessant.
Beowulf

Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?

Beitrag von Beowulf »

Ein Video zu der vor kurzem stattgefundenen, sehr hitzigen Debatte auf dem Linken-Parteitag: https://www.youtube.com/watch?v=MONpMgREt2E
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Vainamoinen
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?

Beitrag von Vainamoinen »

BBC-Reporter Dave Lee zieht ein positives Fazit zur E3 – insbesondere im Kontext der sterbenden Gamergate-Bewegung:
https://www.bbc.com/news/technology-44504344
The treatment of women, within both the industry and the games themselves, was being scrutinised like never before. And, as journalists predicted that “gamers are over”, an angry, and at times vicious, movement emerged: Gamergate.

Supporters of Gamergate would say it was about “ethics in games journalism”. But it was quite openly more often than not about something else: women, minorities and hatred of so-called “social justice warriors” - the “SJWs” - as if social justice was something to be avoided.

It was a row that would go on to consume lives and careers, creating celebrities of likes of Milo Yiannopoulos as it went. In many respects, Gamergate was a dress rehearsal for what we refer to today as the alt-right.
Im Bezug auf die unverholen infantilen Versuche Einzelner, diesen Thread zu einem Abwasserkanal für stereotypes AfD-Gebrabbel umzufunktionieren, kann man auch in diesem Zusammenhang nur sagen: gamergate hat radikalrechte Berühmtheiten aus der Taufe gehoben, nicht jedoch linke. Rechte Hassprediger haben ihre Karriere über gamergate gestartet. Rechte Youtube-Kanäle schossen aus dem Boden, die teils über Patreon noch immer viele tausend Dollar im Monat abgreifen. Ihnen gemein ist die unverminderte Hetze, denn nur das bringt ihnen auch Knete ein. Und nur im Zusammenhang mit dem Aufschwung der radikalen Rechten/ Donald Trumps, nur im Zusammenhang mit der neuen gesellschaftlichen Akzeptanz gegenüber rassistischem Hass und propagandistischen Verschwörungstheorien ist der erwähnten Roseanne Barr, die seit Jahrzehnten aufgrund ihrer eigenen entsprechenden Verfehlungen völlig zurecht auf dem medialen Abstellgleis steht, überhaupt nochmal eine Chance auf ein Comeback gegeben worden.

Und wen man "einfach so vernichten darf", war und ist natürlich vollkommen klar. Gestern Indie-Entwicklerinnen, heute Star-Wars-Schauspielerinnen. Und man darf sich offenbar sogar stolz zum terroristischen Social-Media-Feldzug bekennen.

Wenn hasserfüllte, zutiefst verschwörungsgläubige Frauen ihre rechte Ideologie in ihrer eigenen Serie zelebrieren, nicht überraschend geistesgestörte rassistische Tweets absetzen und das ganze dann auf die Nebenwirkungen von Schlaftabletten schieben wollen, hält die US-Rechte schön die Fresse, wenn sie nicht gerade versucht, per Fox-News-Propaganda eine wirre Verteidigung zu versuchen. Wenn sich der ausstrahlende Sender dann schweren Herzens dazu durchringt, die (erfolgreiche) Serie vor den letzten Folgen abzusetzen, weil die Frau schlicht untragbar geworden ist, HUCH, dann wacht die US-Rechte auf, schreit Zensur und ereifert sich über den Niedergang der Medienlandschaft.

Die können sich mal ins Knie ficken. :idea:

Werden buchstäbliche Vernichtungsfeldzüge gegen weibliche Spieleentwickler oder Schauspielerinnen geführt, heißt's bei Beowulf "soll sich nicht so anstellen". Kann man Trump im Detail faschistische Machtergreifungsstrategien nachweisen, heißt es lapidar "Feministen machen das genauso" (ernsthaft?!?!?). Aber wehe, wehe, rechte Galionsfiguren mit 80 Millionen Dollar Privatvermögen bekommen die Serie abgesetzt, die sie nicht mal selbst finanzieren mussten! Da versteht er keinen Spaß. Diiiie sind "vernichtet", Alter, was für ein Skandaaaal. :roll:

Es lohnt sich im Bezug auf politische Schleichwerbung in Serien natürlich auch der Blick in den inländischen politischen Abfalleimer. Natürlich kommt auch da der schamlose Müll mit dicker Kelle von rechts... im Freistaat Bayern.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/m ... 90149.html
Zuletzt geändert von Vainamoinen am 17.06.2018, 20:36, insgesamt 6-mal geändert.
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?

Beitrag von Uncoolman »

@The last of us 2: Eigentlich finde ich es erstaunlich, dass die Gleichberechtigung über die gleichgeschlechtliche Beziehung kommen muss, während die klassische emanzipierte Mann-Frau-Beziehung in Spielen immer noch kränkelt. Aber wir sind auf dem Weg!
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?

Beitrag von Vainamoinen »

Uncoolman hat geschrieben: 17.06.2018, 20:07 @The last of us 2: Eigentlich finde ich es erstaunlich, dass die Gleichberechtigung über die gleichgeschlechtliche Beziehung kommen muss, während die klassische emanzipierte Mann-Frau-Beziehung in Spielen immer noch kränkelt. Aber wir sind auf dem Weg!
Ich bin über einen Discord-Kanal mit einer bisexuellen Spielerin im Kontakt, und... naja, ihre Kritik angesichts der ersten Gameplayminuten stimmt mit meiner überein. Lesbische Beziehung ja aber gerne doch, aber meine Fresse, ist das Spiel hemmungslos brutal. Ich werd's mir nicht geben. :wink:
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?

Beitrag von Uncoolman »

Dass Ellie lesbisch ist, war aber auch schon im ersten Teil klar ... Ich hab nur den Trailer zu TLOU 2 gesehen, und fand ihn auch dort brutaler als Teil 1. Obwohl der ja auch nicht ohne war.
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?

Beitrag von Beowulf »

Und nur im Zusammenhang mit dem Aufschwung der radikalen Rechten/ Donald Trumps, nur im Zusammenhang mit der neuen gesellschaftlichen Akzeptanz gegenüber rassistischem Hass und propagandistischen Verschwörungstheorien ist der erwähnten Roseanne Barr, die seit Jahrzehnten aufgrund ihrer eigenen entsprechenden Verfehlungen völlig zurecht auf dem medialen Abstellgleis steht, überhaupt nochmal eine Chance auf ein Comeback gegeben worden.
Ach Vainamoinen, das sind doch Kinkerlitzchen. Wie sagte Böhmermann, dein neuer Held, so nett über Erdogan: "Am liebsten mag er Ziegen ficken" oder "Ja, Erdogan ist voll und ganz, ein Präsident mit kleinem Schwanz."
Da weiß man ganz klar, woher all die Liebe kommt, nicht wahr? :roll:
Die können sich mal ins Knie ficken.
Wie ich schon sagte, da weiß man woher all die Liebe kommt.
Kann man Trump im Detail faschistische Machtergreifungsstrategien nachweisen, heißt es lapidar "Feministen machen das genauso" (ernsthaft?!?!?).
Lapidar? Du hast die vorherigen Seiten wohl alle vergessen.
Es lohnt sich im Bezug auf politische Schleichwerbung in Serien natürlich auch der Blick in den inländischen politischen Abfalleimer. Natürlich kommt auch da der schamlose Müll mit dicker Kelle von rechts... im Freistaat Bayern.
Ein weiterer Beweis neben dem Neo-Magazin Royale und Funk für das absolut politisch neutrale und qualitativ hochwertige Angebot der Öffentlich Rechtlichen.
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Re: „Gamergate“ oder: was machen gegen den Frauenhass im Netz?

Beitrag von Ninas Ex »

Und neben dem Mobben von Star Wars-Schauspielerinnen kennen diese Creeps offensichtlich auch keine Skrupel, 14-jährige Teenager aus dem Netz zu verjagen, weil sie sich gegen Mobbing und für LGBTIQ-Rechte einsetzen. So ist es Millie Bobby Brown, Schauspielerin bei Stranger Things, ergangen, die nun ihren Twitter-Kanal aufgrund von Troll-Terror gelöscht hat.

Immerhin hat die Late Show ein passendes Video als Antwort zusammengestellt:

A ‘Stars Wars’ Trailer To Piss Off Hateful Fanboys
https://vimeo.com/274312856
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