Drei oder vier Rätsel in Amerzone - The Explorer's Legacy (1999) zu schwierig

[Cyrus_Paice]

Bin ich der Einzige, der ein paar der Rätsel in Amerzone zu schwierig findet?

den Metallstab in die Fahrstuhlwand stecken, die Koordination 145° erraten, den winzigen Stock beim Bienenstock finden und nach dem Füttern der Frau auf die Schlange klicken
- Wie soll man eine untere Kante einer ganz normalen Fahrstuhlwand wichtig finden?
- Wie soll man in irgendeinem Notizbuch 1 oder 2 "+5°" mit einer dreistelligen Zahl verbinden?
- Wie soll man darauf kommen, dass ein kleines Stück Holz in einem Wald wichtig ist?
- Wie soll man erraten, dass eine Frau, die ihr Zelt verlassen hat, dich plötzlich zur Schlange zurückbringen will?
Das einzige, was ich erraten habe, war das mit der Schlange, als ich nur zum Spaß auf sie geklickt habe

[JohnLemon]

Dir die Denke eines Adventurespielers anzutragen, ist gar nicht so einfach, weil sie so ähnlich erworben wird, wie Sprachlernen funktioniert: von einzelnen Inseln der erfassten Bedeutung und deren Kontext mit einem Meer von weißem Rauschen dazwischen (zu deutsch: "Hä? Watndat?" oder "Wiesu tu sie su?") bis hin zu einigermaßen verlässlichem Verstehen oder sogar Antizipieren von spielerisch- assoziativen Denkweisen ist es ein längerer Weg - übrigens kein steiniger, sondern ein lustvolles Wechselbad von Haareraufen und wilder Freude, dem Rätseldesigner doch endlich auf die Schliche gekommen zu sein.
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Zu deinen Fragen:
- Im Tagebuch stehen 140° notiert als Beobachtung durch ein Teleskop. Ein Eichstrich (=5°) daneben sind die Gänse, also...?
- Du hast das Problem, dass der Aufzug 'haltlos' immer bis unten fährt - und du bist Besitzer einer Stange (kein Nagel!)... und niemand da zum Totschlagen, weil falsches Genre. Tja, was tun?
- Zum Holz am Strand, um ein Feuer zu entfachen: wäre es dir lieber gewesen, ein Einwegfeuerzeug zu finden oder eine noch brennende Fackel aus einem anderen Spiel?

Man erkennt glaube ich unschwer das Harte, aber eben auch Reizvolle an diesen Beispielen: es hilft dir sehr weiter und wird dich spielerisch nachhaltig befriedigen, wenn dir Adventurelogik(en) vertrauter werden.

Viel Vergnügen und willkommen im Club, Cyrus!

[Cyrus_Paice]

freut mich dieses forum kennen zu lernen!

- Im Tagebuch stehen 140° notiert als Beobachtung durch ein Teleskop. Ein Eichstrich (=5°) daneben sind die Gänse, also...?

wo siehst du da ein teleskop oder 140°? und woher wusste der mann im jahr 1932, dass gänse 1998 genau in dem moment vorbei fliegen?

[Möwe]

Hier kommt man auf die 140:

Zugegeben, nicht ganz leicht.

hier 140.png

[Cyrus_Paice]

Hier kommt man auf die 140:

Zugegeben, nicht ganz leicht.
hier 140.png

die 140° zu finden fand ich leicht, aber im tagebuch sind nur wirre kreise, und die gänse finde ich überhaupt nicht hilfreich, eher, dass sie auf die natur statt einen turm hinweisen

[Uncoolman]

Nebenbei: mein Amerzone auf drei CDs war so verbuggt und mit so vielen Grafikfehlern behaftet, dass einige Sachen prinzipiell nicht lösbar waren. Ich kann mich erinnern, dass zwei Vorkommnisse im Wald nur durch irrwitziges, blindes Geklicke irgendwie geklappt haben. Aber wie Mr. Zitrone in seiner typischen weitschweifigen Art versucht hat, zu erzählen: Adventurespieler sind eine besondere Spezies mit besonderen, geheimgehaltenen Lösungs-Riten...

[Möwe]

Die Gänse fliegen nach Amerzone, man sollte ihnen also, wenn man dort hin will, nachfliegen.
Das Fluggerät allerdings muss zwischendrin betankt werden, weshalb man den Flug unterbrechen muss. Und da trifft es sich gut, dass man in der Nähe der direkten Flugroute eine kleine Insel hat, die man ansteuern kann.
Und genau das sehe ich hier grafisch dargestellt:

Abweichung.png

[Cyrus_Paice]

Die Gänse fliegen nach Amerzone, man sollte ihnen also, wenn man dort hin will, nachfliegen.
Das Fluggerät allerdings muss zwischendrin betankt werden, weshalb man den Flug unterbrechen muss. Und da trifft es sich gut, dass man in der Nähe der direkten Flugroute eine kleine Insel hat, die man ansteuern kann.
Und genau das sehe ich hier grafisch dargestellt:

Abweichung.png

achso, ich dachte er beschreibt nur irgendwelche exotischen tiere, jetzt habe ich die zweite seite des tagebuchs noch mal angesehen. aber man weiß trotzdem nicht, dass es genau die selbe jahreszeit wie 1932 ist, und es sind im teleskop nur irgendwelche unbedeutenden winzigen vogelgestalten am himmel. und außerdem sieht es nicht wie eine insel aus, sondern wie irgend ein steiniger kreis hoch oben in der luft.

[Cyrus_Paice]

ok, jetzt habe ich auf späteren seiten des tagebuchs gelesen, dass ihnen auf dem weg nach amerzone das benzin ausgegangen ist, aber auf so etwas kann man nicht kommen, dass in einem tagebuch über eine hochtechnologische expedition stehen würde, dass sie nur ein benzinkanister auf einmal verwenden.

[Uncoolman]

Tja, das ist Adventure. Man öffnet eine Tür ja auch nicht mit einem Kuhfuß oder einem Schlüssel (das wäre ja zu einfach), sondern mit Käse, einer Maus, einem Telefonbuch, einem Kaugummi und einem Wollstrumpf. Selbst wenn man ein solches Werkzeug dabei hätte, kann man es nicht mit der Tür verwenden!

[Nitrosamin]

Man muss wie MacGyver denken.

[Cyrus_Paice]

also ich bleibe dabei, dass es unfair ist, dass im tagebuch überhaupt keine "technische" anweisung über die koordinaten ist sondern nur irgendwelche kreise und gänse und einzelne ziffern, und die vögel im jahr 1998 sehen nur wie dekoration aus. wie soll man darauf kommen, dass die hauptfigur im jahr 1998 genau so planlos ohne benzin wie jemand in 1932 losfliegt?

[JohnLemon]

also ich bleibe dabei [...]

[Uncoolman]

Ich sage mal so: ich weiß nicht, wieviel Erfahrung du hast, aber Amerzone als erstes Spiel ist schon schwierig. In dem Spiel gibt es lange Passagen, wo man nichts "machen" kann, und dann plötzlich gibt es wieder reichlich zu klicken. Ich empfand Amerzone als sehr linear, das heißt, dass man kaum Erfolgserlebnisse hat, wenn man ein Rätsel nicht löst. Andere Adventures spalten die Missionen besser auf. Die vorgerenderten Blickwinkel sind auch nicht immer optimal, manchmal fragt man sich, warum man dahin, aber dorthin nicht kann. Amerzone ist auch ein sehr frühes Spiel und trägt deutlich die Handschrift seines Entwicklers, die ein wenig anders ist als US-Produktionen. Jede Nationalität hat schon gewisse eigene Denkmuster. Es ist also nicht "unfair", sondern gerade der Reiz eines solchen Genres. Man muss oft "von hinten durchs Auge" denken, und sich als Anfänger nicht zu stolz sein, Notizen und Karten zu machen. Die reale Welt ist niemals Maßstab, denn dann wären keine phantastischen Abenteuer möglich, da die reale Welt ziemlich langweilig ist...

[Temüjin]

Aber mal abgesehen von der Schwierigkeit ist Amerzone doch ein wunderschönes Spiel, oder nicht, lieber Cyrus_Paice?

Ich hoffe, ich spoilere nicht, wenn ich nochmal die Comicvorlage, auch von Benoît Sokal, zeige: