Der Herr der Ringe: Gollum - Neues Spiel von Daedalic

[unwichtig]

ist halt schwer zu glauben, dass vieles davon nicht schon spätestens beim beta-testing aufgefallen wäre...

[Paragon]

Mir tut das schon ein bisschen im Herzen weh - gerade Daedalic hätte ich noch einmal einen Erfolg gegönnt... Aber das Spiel scheint auch technisch noch eine ganze Menge Probleme zu haben...

PC Games hat da aktuell einen sehr guten Blick auf die Geschichte und den aktuellen Status des Studios gemacht

https://www.youtube.com/watch?v=aohJ0hjryeY

[DavidMcNamara]

Sehr gut gemachtes Video, vielen Dank, Paragon! Ich hätte auch bevorzugt, wenn sie nicht gleicht mit wehenden Fahnen ins Action-Adventure Genre eingestiegen wären. Da liegt die Latte in vielfacher Hinsicht doch etwas hoch...

[Kikimora]

ist halt schwer zu glauben, dass vieles davon nicht schon spätestens beim beta-testing aufgefallen wäre...

Selbstverständlich wird es den Beteiligten schon lange bewusst gewesen sein. Aber wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, ist es dann aus finanziellen Gründen oft nicht mehr möglich, noch irgendwas zu richten und zu retten, indem weitere Monate in die Entwicklung gepumpt werden. Es mag Firmen geben, die sich das finanziell leisten können. Bei deutschen Firmen seh ich das eher nicht.

Stattdessen gibts dann eben einen Not-Release, weil der Druck von außen kommt und den Entwicklern, die die eigentliche Arbeit machen, die Hände gebunden sind. Selbst wenn sie es mit Sicherheit gern noch repariert hätten.

[Kikimora]

Dass anscheinend die ganzen alten bekannten Köpfe, die maßgeblich als Autoren oder Creative Directors an den Adventures beteiligt waren, die Firma schon längst verlassen haben, sagt auch einiges.

Damit ist Daedalic für mich eigentlich nur noch ein nichtssagendes Label. Ich bezweifle, dass von denen noch was Relevantes kommen wird.

[z10]

Klingt für mich nach zu spätem und zu wenigem Playtesting. Es stimmt, dass es irgendwann einen Zeitpunkt ohne Wiederkehr gibt, wenn man an ein Budget gebunden ist - umso wichtiger ist es schon zeitig Feedback mit Prototypen zu sammeln, wo es noch vertretbar ist große Korrekturen zu machen. Es kann auch sein, dass die Beteiligten nicht so richtig im Genre drin steckten und ihnen die Anforderungen heutiger Spieler nicht präsent waren.

[SpionAtom]

Das alles mag zutreffend sein. Das Kind wird wohl zu dem Zeitpunkt in den Brunnen gefallen sein, als der Auftrag an Land gezogen war. Niemand wollte sich vermutlich eingestehen, dass die Talente fehlen ein solches Spiel auf die Beine zu stellen. - Ein typisches Ego-Problem.

Ähnliches sah ich bei Pyranha Bytes mit Elex 2 zuletzt. Niemand dort kann sich eingestehen, dass ihr Spiel in allen belangen altbacken ist. (Als Fanboy hab ich es dann natürlich trotzdem gespielt, dort gab es auch nicht so krasse technische Probleme.)

Ich hoffe, dass Innovation und Qualität wieder Einzug erhalten im AA oder AAA Segment der deutschen Spielelandschaft. Wobei gibts ja auch... Mimimi hat mit Desperados 3 einen würdigen Nachfolger gezaubert, der technisch und spielerisch auf der Höhe der Zeit war, und auch den neuen Titel erwarte ich mit großer Vorfreude.

Und die Indy-Sparte versorgt uns auch hierzulande immer noch mit pfiffigen Adventures und frischen Ideen und tollen Umsetzungen. Und denen gibt man dann gerne sein Geld.

[Sven]

Es gibt so viele Indies also es wird uns nicht an guten Adventures mangeln. Ist halt dennoch schade für Daedalic aber so ist das leider nun mal...

[Vainamoinen]

Problematisch ist alleine schon, dass Andy Serkis den Charakter Gollum unwahrscheinlich geprägt hat. Ich kann mir das Buch nicht mehr durchlesen ohne die filmische Gollum-Version vor mir zu sehen. Wenn ich jetzt die Neuinterpretation basierend auf der Buchvorlage sehe, dann wirkt Gollum im Spiel einfach nur vollkommen falsch designt.

Das hat Daedalic sicher ein Bein gestellt. Es ist unglaublich schwierig, ein Design für ein Herr-der-Ringe-Spiel vorzulegen, das die aktuellen Fans zufriedenstellt, aber nicht so nah an den Jackson-Filmen ist, dass es Urheberrechtsklagen hagelt. Aber die Fans der Filme, mich selbst eingeschlossen, müssen sich wirklich auch fragen lassen, ob sie sich die Chance auf ein gutes Mittelerde-Spiel von einer blosen Einzelvision verhageln lassen wollen.

Ich bin da in einer bequemen Position, ich hatte die Bücher mehrfach gelesen und acht Jahre lang meine eigene Vorstellung entwickelt, bevor überhaupt Die Gefährten im Kino gelandet sind. Ich hatte natürlich damals auch erst die Visionen anderer im Kopf, vorrangig die 1984er-Darstellung der Gefährten auf meinem MERS-Rollenspielcover von Angus McBride. Und wenn ich an die damaligen Diskussionen im (englischsprachigen) Internet zurückdenke, wurde gerade Gollums Design in den Filmen als absurd verzerrter Ballonkopf abgelehnt. Wenn ich mir Kritiken des Spiel-Gollums heute durchlese und gerade der übergroße Kopf Gollums gerügt wird, muss ich ein bisschen lächeln.

Die Zeit hat die damaligen Kritikpunkte alle überbügelt und die Filme stehen jetzt, 20 Jahre später (und sicher nicht ganz unverdient!) als das Nonplusultra der Herr-der-Ringe-Vision da. Vergessen die Aufregung über Gandalfs viel zu kurzen Bart, die gegenüber der Vorlage leblos dargestellten Vulkanierelben mit ihren langen Haaren und nirgendwo belegten spitzen Ohren, über den tausendundersten Zwergenwitz, der nervigen Darstellung von Legolas als außerirdischen Superhelden, dem als Geisterarmee ausgegebenen grünen Wackelpudding, dem jähzornig-rassistischen "kind as summer" Agent Elrond, dem per Drehbuch dauergemobbten Dummbatz-Pippin, dem Dutzend fake deaths, alle zwei Minuten fällt Frodo irgendwo hin, etcera etcetera etcetera etcetera.

Daedalic musste hier mit einer sehr schwierigen Lizenzsituation zurechtkommen, das zeigt sich bereits dadurch, dass der Name "Gandalf" nirgendwo im Spiel genannt wird, nicht mal in der Untertitelung, obwohl die Figur mit Sprechrolle im Spiel vorkommt. Gemessen daran haben sie einen wirklich guten Job im Design abgeliefert. Als Mittelerdespiel versagt Herr der Ringe: Gollum an seinen ständigen tiefdunklen, unterirdischen Gegenden. Sogar die Elben leben offenbar in einem dunklen Loch. Also, wenn ich eine Lizenz für ein Mittelerdespiel bekomme, dann zeige ich doch Kontraste. Nicht nur klaustrophobische dunkle Türme und Vulkane und Gefängnisse, sondern auch und gerade das weite Land, mächtige Gebirgsketten, riesige Wälder, sonnendurchflutete Täler, die Schönheit der Natur. Und das nicht nur aus Gründen der Ästhetik, sondern weil es gerade Tolkien wichtig war zu zeigen, dass diese Dinge für die Protagonisten auf dem Spiel stehen.

Sie mussten es wohl rausbringen egal ob fertig oder nicht und das Geld ging aus. Ein einzigen positiven Review von einem Stream auf einem Discord Server gelesen.

Ich nehme an, dass es so war. Wenn man sich die Rolling Credits durchliest, sieht man viel schwarzen Raum an einem vorüberziehen, und ewig dieselben Mitarbeiter in unterschiedlichen Rollen. Daedalic wollte AAA machen, ohne eine AAA-Investition zu tätigen. Und dann kam mit Nacon ein neues Management, die haben einen fixen Termin für den Release gesetzt, damit sie nicht noch mehr Geld in das Spiel ballern, als unbedingt nötig. Und jetzt haben wir den Salat.

[SmallSoldier]

Was lernen wir nun daraus? Wir sollten uns weiterhin für hochwertige und gut durchdachte Abenteuerspiele einsetzen und die kleinen Studios ermutigen, ihr Bestes zu geben. Indie-Entwickler sind oft mit Leidenschaft und Hingabe bei der Sache und haben häufig großartige Ideen, um das Adventure-Genre mit frischem Wind zu beleben. Sie verfügen zwar nicht immer über die Ressourcen großer Studios, aber ihre Kreativität und Innovation können einzigartige Spielerlebnisse schaffen.

Bedauerlicherweise hat Daedalic das Vertrauen der Spieler verloren und müsste, falls sie sich dazu entschließen, einen kompletten Neustart wagen. Der Weg wird dennoch schwer für Daedalic, weil ab jetzt die Spieler/Kunden skeptischer werden.

[Möwe]

Inzwischen weiß ich schon gar nicht mehr, wer sich hinter Daedalic verbirgt.
Wo sind die ganzen kreativen Köpfe hin? Welche sind noch da? Was machen die abgewanderten?

[Kikimora]

Der The Whispered World- Lead Designer Marco Hüllen ist zu stillAlive Studios gewechselt. Edna- und Deponia-Poki (und Gründer von Daedalic) macht jetzt lieber Musik …

[unwichtig]

Was lernen wir nun daraus? Wir sollten uns weiterhin für hochwertige und gut durchdachte Abenteuerspiele einsetzen und die kleinen Studios ermutigen, ihr Bestes zu geben. Indie-Entwickler sind oft mit Leidenschaft und Hingabe bei der Sache und haben häufig großartige Ideen, um das Adventure-Genre mit frischem Wind zu beleben. Sie verfügen zwar nicht immer über die Ressourcen großer Studios, aber ihre Kreativität und Innovation können einzigartige Spielerlebnisse schaffen.

Bedauerlicherweise hat Daedalic das Vertrauen der Spieler verloren und müsste, falls sie sich dazu entschließen, einen kompletten Neustart wagen. Der Weg wird dennoch schwer für Daedalic, weil ab jetzt die Spieler/Kunden skeptischer werden.

yup. gerade in dieser permanenten expansions-manie seh ich ein großes problem, war auch der untergang von daedalic. ein langsameres/"organischeres" wachstum und bei seiner kernkompetenz bleiben, ohne komplett in der entwicklung stehen zu bleiben, könnte langfristig deutlich gesünder sein - siehe wadjet eye.

[agentbauer]

Daedalic musste hier mit einer sehr schwierigen Lizenzsituation zurechtkommen, das zeigt sich bereits dadurch, dass der Name "Gandalf" nirgendwo im Spiel genannt wird, nicht mal in der Untertitelung.....

Das stimmt so nicht, lieber Vainamoinen, er wird zwar Zauberer in den Untertiteln genannt, wird er aber von z.B.den Elben angesprochen, sagen sie sehrwohl Gandalf. Direkt im Intro kommt dies das erste Mal vor, als Gandalf zu Gollum in die Zelle geht und mit ihm spricht. Warum er dann aber weiterhin als Zauberer in den Untertiteln benannt wird, kann ich auch nicht sagen. Der Name Gandalf taucht jedenfalls auf. Ich bin aber auch erst im dritten Kapitel.

Im Übrigen finde ich das Spiel weißgott keine Offenbarung, aber es wird mir ein bisschen zu sehr zerrissen. So rund um die 60 würde ich dem Spiel bislang schon geben, es ist technisch eben, wie viele neuen Veröffentlichungen, absolut nicht poliert und wurde voreilig veröffentlich. Wie schon einige Vorredner geschrieben haben, es basiert eben auf den Büchern, nicht auf den Filmen. Und dafür ist der Job von Daedalic einigermaßen Ok.

[Vainamoinen]

Das stimmt so nicht, lieber Vainamoinen, er wird zwar Zauberer in den Untertiteln genannt, wird er aber von z.B.den Elben angesprochen, sagen sie sehrwohl Gandalf.

Verdammt, danke für die Korrektur. Ich habe mir einige Szenen über youtube angesehen und mir war die Sache mit den Untertiteln aufgefallen. Die Schlussfolgerung war offenbar nicht lupenrein.