Diese neumodischen Bezeichnungen für Generationen sagen mir auch nichts. Keine Ahnung, ob ich Generation x oder y bin oder zu 42 gehöre. Aber der Erfahrungsraum spielt eine Rolle, nicht das Alter direkt. So haben natürlich Leute aus Turkmenistan andere Erfahrungen, obwohl sie so alt wie ich sind. Normalerweise haben deshalb gleichaltrige Leute aus demselben Umfeld ähnliche Vorstellungswelten, was auch sinnvoll ist, weil man sonst nicht zusammenleben könnte.
Das analoge Leben, das Nitrosamin beschreibt, war auch meine Kindheit. Ich habe also erst vor wenigen Jahren überhaupt die Notwendigkeit gesehen, DSL zu buchen - vorher war ich mit Prepaid-Modem unterwegs und habe nichts vermisst. Internet war sozusagen ein Sonntagsessen, das man nicht jeden Tag hatte. Insofern unterscheidet sich meine Prioritätenliste deutlich von Teenagern, die eine Wählscheibe oder zweifarbiges Schreibmaschinenfarbband nicht kennen, dafür aber auf 93 Digitalplattformen zu Hause sind, und das 10 Stunden täglich. Für mich ist ein Forum wie dieses hier schon „modern“ und ausreichend genug, während es für meine Enkel altmodisches Opa-Gedöns wäre.
Am ehesten fällt das auf, wenn man die Idole und Vorbilder, sowie die Dinge des täglichen Lebens von jungen und alten vergleicht. Meine Musikwelt hört eigentlich nach Michael Jackson auf, der war schon modern genug und ist seinerseits nun bereits auf dem Weg des Vergessens. Von den aktuellen Bands und Richtungen habe ich keinen Schimmer, weil ich die „nicht mag“ oder: Ich finde keinen Zugang dazu und sie geben mir nichts. Ich habe „Effi Briest“, „Die Räuber“ und „Das Tagebuch der Anne Frank“ in der Schule gelesen und das prägte meine Meinung von Hochliteratur. „Der Fänger im Roggen“ war NACH meiner Zeit - und der ist inzwischen schon fast Geschichte. Deswegen habe ich keinen „Harry-Potter-Hintergrund“, was augenscheinlich alle Kinder nach mir irgendwann gelesen haben (ich nicht), was natürlich die Kommunikationsbasis erschwert.
PS Sicher eigne ich mir auch modernes Zeug ab und zu an. Der Zugang ist aber ein anderer, als wenn ich es im Teenager-Alter getan hätte. Ich habe in „Harry Potter“ reingeschnuppert, aber es ist ein Buch für Jugendliche. Ich fand es langweilig und flach. Es kann nur wirken, wenn man es in dem Alter aufsaugt, für das es geschrieben wurde. Ich muss mir ja heute auch nicht „Raupe Nimmersatt“ reinziehen, nur weil ich mit sechs verpasst hatte, es zu lesen...
PPS Ich habe neulich gelesen, dass viele Jugendliche nicht wissen, wie man einen Dosenöffner (ja, richtig, den mit Handarbeit) benutzt...