Wer Wissenschaft als Suche nach der Wahrheit begreift, hat nicht verstanden, dass die Komplexität des Lebens und alles, was damit zusammenhängt, niemals in Gänze erfasst werden kann. Was im übrigen kein Argument gegen Forschung ist - im Gegenteil.
Wissenschaft kann deshalb gar nicht die Suche nach der Wahrheit sein. Wissenschaft ist der Versuch, durch Forschung, die Umwelt besser verstehen und/oder besser nutzen zu können. Ein wissenschaftlicher Beweis ist im Übrigen nie ein Beweis im eigentlichen Sinne gewesen. Ein wissenschaftlicher Beweis bedeutet nichts anderes, als dass man es, nach allem was man
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zu wissen, jedem denkfähigen Menschen nachvollziehbar erklären kann und bestimmte Beobachtungen oder ähnliches unter gleichen Bedingungen häufig, meist, fast immer oder immer vorzufinden sind. Einfacher: Logische Erkenntnisse auf Basis der Forschung.
Deckt in der Formulierung nicht alles ab, aber das ufert hier sonst aus.
Ein Beispiel: Rauchen verursacht Krebs. Schon rein wissenschaftlich eine falsche Aussage. Richtig wäre: Rauchen kann Krebs verursachen. Aber auch diese Aussage ist nicht wahr im Sinne eines Beweises. Damit ist die Aussage natürlich nicht falsch, aber der Wahrheit entspricht sie gewiss nicht, da niemand jemals wissen wird, weshalb es genau zu Lungenkrebs und ähnlichen Erkrankungen kommt, welche individuellen Begleitfaktoren, etwa auch im Bereich der Gene dabei eine Rolle spielen usw. Keine Studie oder individuelle Untersuchung wird solche Zusammenhänge jemals komplett erfassen können. Näherungen, ja, auf deren Basis man (im wissenschaftlichen Sinne) wirksame Therapiemöglichkeiten entwickeln kann, die also in soundsoviel Prozent der Fälle helfen können usw. Stimmte das nicht, hätten wir längst ein Allheilmittel gegen alles, das jedem hilft und das uns alle ewig leben ließe.
Aber nochmal: Keine Studie oder wissenschaftliche Erkenntnis (die beiden Wörter gehören hier wieder fest zusammen
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) wird je irgendetwas (abschließend) beweisen können, zumal es im Leben eben letztlich um Individuen geht und nicht um den, auf welcher Grundlage auch immer erstellen "Durchschnittsmenschen".
Zum Thema Religion: Ich bin kein gläubiger Mensch, aber wer Zuflucht oder was auch immer im Glauben sucht und
für sich findet, soll es tun. Was spricht dagegen, wenn jemand lieber bedingungslos an etwas glauben will, das selbstverständlich auch eine Erklärung für vieles geben kann. Nicht jedem, aber allen, die das für sich zulassen (möchten und können). Ich sehe keinen Grund dazu, einem Menschen das zu nehmen, bloß weil
ich damit wenig bis gar nichts anfangen kann.
Im Übrigen sollte man bei der Gelegenheit zwei Dinge nicht vergessen. Erstens: Kriege sind nie von Religionen ausgegangen. Menschen haben Kriege angefangen und dabei häufig religiöse Motive vorgeschoben. Wenn man die Kirche bzw. Religionen aufgrund einzelner Fanatiker verteufeln darf, dann doch auch die Wissenschaft, wo ebenso Einzelne zur Entwicklung von Waffen und ähnlichem beigetragen haben, die zur Auslöschung unzähliger Menschenleben genutzt wurden.
Genauso kann man sagen: Wenn die Wissenschaft insgesamt Vorteile bringt, man Schattenseiten aber nicht verhindern kann, dann muss man das auch der Kirche bzw. dem Glauben zugestehen.
Außerdem: Ich sehe es absolut genauso, dass die Wissenschaft, gerade im medizinischen Bereich, einen großen Beitrag zur allgemein gestiegenen Lebenserwartung geleistet hat, um diesen Punkt aufzugreifen. Das ist zum Beispiel ein Argument, weshalb man Wissenschaft imho keinesfalls generell verurteilen sollte, selbst wenn man eigentlich dazu geneigt ist.
Das kann man auch auf die Religion anwenden. Ohne die Kirche bestünde die Wertegrundlage unserer Gesellschaft nicht. Wer weiß, wie das (Zusammen-)Leben heute aussähe, hätte es nie die Kirche gegeben...