Der Traurig-Thread

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Emília Fritz
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Re: Der Traurig-Thread

Beitrag von Emília Fritz »

Kikimora hat geschrieben: 23.03.2025, 14:43 Filme auf YouTube und dergleichen sind halt nicht das selbe wie das reale Erlebnis. Umso mehr in einer Zeit wie dieser, wo mittels AI soviel gefaked wird, dass Kinder bald gar nicht mehr wissen, wie ein echtes Schwein überhaupt aussieht.

Also grundsätzlich befürworte ich den visuellen oder sogar haptischen Kontakt zu echten, lebendigen Tieren zu Bildungszwecken. Wenn es auch für die Tiere erträglich ist. Das kann eben auch zu mehr Respekt für Tiere als lebendige empfindsame Wesen führen.
Wie ich schon schrieb, ich halte die Leiterin dort für eine große Ausnahme, die meisten Kinder werden da durchschleift und sammeln sich dann an den Spielplätzen.

Durch das Ponyreiten lernen sie allerhöchstens, dass Tiere ihnen zu dienen haben. Und vom Park, dass es in Ordnung ist, Tiere einzusperren.

Wer geht, wie ich in den Park, und deckt sich anschließend mit Büchern über eine Tierart ein?

Die Fischotter: Die beiden Jungs waren ja putzig, aber wirklich etwas über Fischotter gelernt habe ich nur über Dokus. Außer Verfolgsjagden, Schwimmen und Tauchen war da nichts zu sehen.

Da lernt keiner was. Die Besucher gingen bei den Wildschweinen vorbei, dachten sich „Was für hässliche Viecher!“ und waren wieder weg. Da niemand Grunzisch gelernt, oder dass die dreijährigen Bachen auf die einjährigen Schwestern aufpassen müssen. Was eine harte Lektion in Sachen Demut ist, wo man läuft, steht und liegt, bestimmt die kleine Schwester und die große muss hinterherlaufen.
Da lernt niemand was Rangordnungen.
Als Nadu und Ersatzmama sich von den Besuchern mit Tierparkfutter verwöhnen ließen, hat eine Mutter Nadu zum Keiler gemacht. Obwohl sie zwangsläufig keine Keilermerkmale wie Waffen oder Keilerbuckel hatte. Ersatzmama war grau, Nadu schwarz und das reichte aus, um dem Kind zu erklären, dass sie ein Keiler ist.

Das Luchsgehege: Unbedarfte lernen, dass Luchse Rudeltiere sind, dabei sind sie Einzelgänger.

Außerdem bleibt immer noch das ethische Problem, dass Tiere, die „zu viel sind“ getötet werden müssen.
Kikimora hat geschrieben: 23.03.2025, 14:43

Ich habe selbst als Teenager Wellensittiche gehalten, aber ganz ehrlich: meine Motivation dabei war sicher nicht in erster Linie „sie zu beschützen“. Ich liebe einfach Wellensittiche und wollte die liebenswerten Kerlchen um mich haben.

Kommt für mich heute nicht mehr in Frage. Ich verachte aber Wellensittichhalter nicht, welche bessere Möglichkeiten und mehr Raum für die Vögel haben, als wir damals in den 90ern.
Ja, Tierparks und selbst Haltung von Vögeln in großen Freiflugvolieren ist „besser“, aber nicht so gut als könnte das Tier in Freiheit ganz nach seiner Natur leben. Aber es ist ein Gradient. Die Tiere können in Gefangenschaft Jahrzehnte alt werden, wenn alles dafür getan wird, dass sie gesund sind und sich so wohl wie möglich fühlen. Sie führen dann aber eben ein ganz anderes Leben als es hätte sein kennen, wären sie in Freiheit geschlüpft.
Und irgendwann hast du mal mitbekommen, dass Wellensittiche in Australien aus Schwärmen gefangen, in Käfige gesetzt und in aller Welt verkauft werden. Und dich entschieden, dass Liebe in dem Fall auch Verzicht bedeuten kann. Das nennt man Reife.

Also genau das Gegenteil von Tiere begaffen und Ponyreiten.
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Kikimora
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Re: Der Traurig-Thread

Beitrag von Kikimora »

Diese Ausnahmen sind es aber, die eine Veränderung ausmachen und herbeiführen können.

Ich glaube nicht an dein „keiner“ lernt hier was.
Wir sind zum Beispiel mit der Kunstschule damals in den Zoo gegangen, um die lebendigen Tiere zu zeichnen. Das war mal eine Herausforderung, gerade bei den Affen!

Und auch du selbst bist doch das beste Beispiel dafür, dass so eine „Vorführung“ auch dann einen mächtigen Effekt haben kann, selbst wenn sie nur einen einzigen Menschen erreicht: Du hast gelernt, was für tolle Tiere Wildschweine sind, und wirst zur Multiplikatorin dieses Wissens, indem du hier und vielleicht auch anderswo darüber schreibst, was du persönlich durch deine Besuche da gelernt hast. Vielleicht bist du die einzige Besucherin jenes Geheges, die so denkt und die das dermaßen beeindruckt hat - und trotzdem: Du bist mehr als „niemand“.

Allerdings glaube ich, dass du bei dieser Multiplikation mit dem Teilen deiner Begeisterung mehr erreichst als mit Hassbotschaften über Mord und Todschlag, wie PETA es macht (weshalb die auch bei Tierfreunden tendenziell unbeliebt sind).
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Emília Fritz
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Re: Der Traurig-Thread

Beitrag von Emília Fritz »

Kikimora hat geschrieben: 23.03.2025, 15:08

Und auch du selbst bist doch das beste Beispiel dafür, dass so eine „Vorführung“ auch dann einen mächtigen Effekt haben kann, selbst wenn sie nur einen einzigen Menschen erreicht: Du hast gelernt, was für tolle Tiere Wildschweine sind, und wirst zur Multiplikatorin dieses Wissens, indem du hier und vielleicht auch anderswo darüber schreibst, was du persönlich durch deine Besuche da gelernt hast. Vielleicht bist du die einzige Besucherin jenes Geheges, die so denkt und die das dermaßen beeindruckt hat - und trotzdem: Du bist mehr als „niemand“.


Du hast aber den Teil der Erzählung vergessen, dass ich wochen- und monatelang an den Wildschweinen vorbei gelaufen bin, und immer nur gedacht habe: "Wie kann jemand nur so häßlich sein?" Und die normalen Besucher denken das nur und laufen weiter.

Genau wie sie sich das Rumtollen der Fischotter ansehen und sofort weiterrennen, sobald die Wölfe heulen. Die sind in den Wildpark gefahren, weil kein klassischer Freizeitpark in der Nähe ist.

Klar, gibt es immer den einen, die Leiterin, die schon als Kind ihre Eltern genötigt hat, in die Fasanerie zu fahren, um Wölfe anzusehen und dann später Handaufzuchten hatte.
Oder ich mit meinen Wildschweinen.

Aber wie wenig Promille der Besucher sind das? Und das rechtfertigt nicht das Leiden, dass Mütter erschossen wurden (die ihre Kinder sehr penibel erzogen), und dass die überlebenden Mütter einen großen Teil ihrer Kinder verloren. Das ist barbarisch.
Zuletzt geändert von Emília Fritz am 23.03.2025, 17:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Traurig-Thread

Beitrag von Kikimora »

Nee, nicht vergessen (ebenso wie ich auch alles andere was du schriebst, zur Kenntnis genommen, aber nicht immer im Einzelnen kommentiert habe). Aber wie auch bei mir zum Thema Wellensittiche ist das eben eine Erkenntnis, die erstmal Zeit braucht, eine Entwicklung oder eben ein Reifeprozess. Mag sein, dass es bei wenigen Menschen einmal von heute auf morgen "Klick" macht, um zu einer Erkenntnis oder Entscheidung zu führen - aber bei anderen braucht es eben Zeit, bis sie das wirklich verstehen und sehen.

Aber selbst wenn: Dann gibt es eben Menschen, die sich besonders für diese Tiere interessieren und andere, die sich besonders für jene begeistern (und da auch helfen wollen). Die Vielfalt der Tiere (aber auch Probleme allgemein ... sei es benachteiligte Menschen, oder bestimmte Krankheiten oder was auch immer, wofür oder wogegen man sich einsetzen kann) und auch Möglichkeiten, etwas zu verbessern und zu helfen ist zu groß, als dass eine Person allen helfen und an alle gleichzeitig denken kann. Damit möchte ich keinen Whataboutism anfangen, nur daran erinnern, warum nicht 100% der Besucher das sehen oder empfinden, was du da empfindest. Andererseits kannst du den Leuten auch nicht in die Köpfe schauen. Vielleicht denken sie ja genau wie du, informieren sich dann zuhause ... oder die Kinder stellen hinterher Fragen. Das weißt du ja gar nicht, wie deren Erfahrungslinien im Anschluss verlaufen.
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Re: Der Traurig-Thread

Beitrag von Kikimora »

Ich hatte den Spruch, den du hier zitiert hattest, übrigens vorher noch nie gehört (nur ein Totes ... ist ein gutes). "Wildschwein" habe ich früh immer mit Asterix und Obelix assoziiert, wo die Tiere zwar als Essen dargestellt und verulkt wurden, aber auch irgendwie sympathisch/Mitgefühl erzeugend.

Es ist traurig, dass diese Tiere umgebracht wurden. Aber es hilft weder den (verbleibenden und gestorbenen) Tieren, noch mir selbst, wenn ich mich (passiv, wenn auch wortreich) aufrege. Vielleicht würde es helfen, eine Petition dazu zu starten oder wenigstens zu unterschreiben ... weiß auch nicht. Vielleicht auch ein Brief an lokale lokale Politiker oder Ämter, die zuständig sind, sich mit dem Thema zu befassen.

Ich frage mich eben einfach, was realistische Lösungen oder wenigstens Schritte zu Lösungen wären bei solchen Problemen (denn auch wenn "Tierparks schließen" und "nicht wieder neue Wildschweine darin ansiedeln" theoretisch eine Lösung wäre, wird das kaum passieren).

Im Off-Topic-Bereich eines Forums, in dem es gar nicht um dieses Thema geht, darüber zu meckern, hat jedenfalls tendenziell keinen Effekt - es sei denn, man erreichte da rein zufällig jemanden, der zufällig sich auch für dieses andere Thema interessiert, und Einfluss auf sowas hätte, oder jemanden kennt, der oder die Einfluss hätte. Aber das ist ja doch eher unwahrscheinlich.

So bleibt's halt hier nur beim rein theoretischen Austausch über dein Traurig-Thema, helfen kann hier aber natürlich keiner.
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Re: Der Traurig-Thread

Beitrag von Emília Fritz »

Kikimora hat geschrieben: 23.03.2025, 17:23 Nee, nicht vergessen (ebenso wie ich auch alles andere was du schriebst, zur Kenntnis genommen, aber nicht immer im Einzelnen kommentiert habe). Aber wie auch bei mir zum Thema Wellensittiche ist das eben eine Erkenntnis, die erstmal Zeit braucht, eine Entwicklung oder eben ein Reifeprozess. Mag sein, dass es bei wenigen Menschen einmal von heute auf morgen "Klick" macht, um zu einer Erkenntnis oder Entscheidung zu führen - aber bei anderen braucht es eben Zeit, bis sie das wirklich verstehen und sehen.

Aber selbst wenn: Dann gibt es eben Menschen, die sich besonders für diese Tiere interessieren und andere, die sich besonders für jene begeistern (und da auch helfen wollen). Die Vielfalt der Tiere (aber auch Probleme allgemein ... sei es benachteiligte Menschen, oder bestimmte Krankheiten oder was auch immer, wofür oder wogegen man sich einsetzen kann) und auch Möglichkeiten, etwas zu verbessern und zu helfen ist zu groß, als dass eine Person allen helfen und an alle gleichzeitig denken kann. Damit möchte ich keinen Whataboutism anfangen, nur daran erinnern, warum nicht 100% der Besucher das sehen oder empfinden, was du da empfindest. Andererseits kannst du den Leuten auch nicht in die Köpfe schauen. Vielleicht denken sie ja genau wie du, informieren sich dann zuhause ... oder die Kinder stellen hinterher Fragen. Das weißt du ja gar nicht, wie deren Erfahrungslinien im Anschluss verlaufen.
Grundsätzlich ist eines traurig: Die Gesellschaft hat sich so weiterentwickelt, in Bezug auf LTBG, Frauen, Ausländer und wen ich gerade vergessen habe.

Aber bei Tieren tut sich nichts. Sie bekommen jetzt vielleicht schönere und artgerechtere Gehege, das Frankfurter Affenhaus soll früher wie ein Schwimmbad ausgesehen haben, aber sonst?

Tiere werden immer noch auf unterschiedlichste Weise konsumiert: Als Ausstellungsstücke, zur Bespaßung der Kinder (Ich bin entsetzt, dass es offensichtlich zulässig ist, Ponys 5-6 Stunden Minimum laufen zu lassen und natürlich als Lebensmittel. Im Grunde auch Haustiere, aber die können sich kaum beklagen.

Meine Tante z. B. bezeichnet sich als tierlieb: Allesesserin (Heute habe ein Kilo Miesmuscheln gegessen) und sie rechnet es sich hoch an, ihre Eiernudeln (Wer braucht Eiernudeln?) und ihr Fleisch vom Biobauern zu holen. Und sie geht gerne in Zoos. Katzen kann sie nach Erfahrungen mit der Nachbarskatze nicht leiden, die immer die halbtoten Mäuse reinschleppte. Dann sieht sie jeden Tag die Propaganda - Sendung aus dem Frankfurter Zoo. (Edit: Und Wildschweine im Wald hindern am entspannten Spazierengehen. Die ziehen schließlich mordend, plündernd und brandschatzend durch den Wald.)

Was ist daran tierlieb, ich sehe es nicht? Das einzig wirklich Tierliebe ist, dass sie Hundefan ist.

Uns das ist eine intelligente, gebildete Frau: Universität des 3. Lebensalters, SZ- und Spiegelabo, über jahrzehnte weltweit gereist, davon zwei Weltreisen. Wie ist dann erst Otto-Normal-Verbraucher drauf?
Zuletzt geändert von Emília Fritz am 23.03.2025, 18:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Traurig-Thread

Beitrag von Kikimora »

Vielleicht ist auch das eine Frage selektiver Wahrnehmung:
Ich sehe hinsichtlich Tier-Konsum zumindest deutliche Fortschritte. Es gibt jetzt viel mehr Angebote für Vegetarier und Veganer in ganz normalen Supermärkten, als vor sagen wir 10 Jahren. Allein die Milch - mein Supermarkt hatte damals überhaupt keine Milch-Alternativen im Regal, jetzt sind es mindestens 5 verschiedene Sorten. Dann die diversen Fleischersatzprodukte. Selbst in Burger-Läden bekommst du jetzt vegetarische Burger.

Aber nicht alles funktioniert so wie man es sich gewünscht hätte (siehe Verlagerung der Probleme ins Ausland, wo es um das Verbot des Küken-Tötens geht). Also klar, du kannst immer noch ein beliebiges Thema rausgreifen und sagen "hier hat sich nichts geändert". Aber es gibt auch gute Nachrichten aus dem Bereich Tierschutz. Und selbst wenn Menschen nur ihrer eigenen Gesundheit zuliebe (also aus Egoismus) weniger Fleisch konsumieren, trägt es trotzdem zu einer Verbesserung bei.

Das mit den Ponys ist ärgerlich. Ich hab da auch noch das Eselreiten auf dem Weihnachtsmarkt in Erinnerung ... oder diese Alpaka-Wanderungen, die für Alpakas blöd sind.

Oder jetzt wieder - Nachbarn wollen ein Kätzchen und das einzige wonach sie fragen: "ich suche ein Kätzchen in creme-farbig oder hellgrau". Uff ...
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Re: Der Traurig-Thread

Beitrag von Uncoolman »

Ich empfinde es auch so, dass viele Jugendliche schon auf Fleisch verzichten. Darunter an erster Stelle die Mädchen, die ohnehin nie diesen „Fleisch-Grilljapp“ hatten, das war immer das Männerding. Das Bewusstsein, wo welches Fleisch herkommt, ist allgemein deutlich gestiegen. Man muss nur einschränkend darauf hinweisen, dass es bei denen, die ohnehin vorher schon bewusster lebten, häufiger ist als bei den „Proll-Chaoten“, denen das egal ist und die ohnehin nicht mehr erreicht werden. Erst wenn Fleisch deutlich teurer wird, kommt es in der ganzen Bevölkerung an - aber Umdenken geschieht eigentlich immer erst durch Geld. Übrigens ist Fleisch durchaus nicht so billig, wie es überall angeprangert wird, - also jeden Tag einen Braten kann man sich längst nicht mehr leisten.
Zuletzt geändert von Uncoolman am 23.03.2025, 18:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Emília Fritz
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Re: Der Traurig-Thread

Beitrag von Emília Fritz »

Kikimora hat geschrieben: 23.03.2025, 17:56 Vielleicht ist auch das eine Frage selektiver Wahrnehmung:
Ich sehe hinsichtlich Tier-Konsum zumindest deutliche Fortschritte. Es gibt jetzt viel mehr Angebote für Vegetarier und Veganer in ganz normalen Supermärkten, als vor sagen wir 10 Jahren. Allein die Milch - mein Supermarkt hatte damals überhaupt keine Milch-Alternativen im Regal, jetzt sind es mindestens 5 verschiedene Sorten. Dann die diversen Fleischersatzprodukte. Selbst in Burger-Läden bekommst du jetzt vegetarische Burger.

Wenn ich sehe, wie sich viele über Veganer lustig machen, oder schlimmer, über Bilder aus Schlachthöfen auf Facebook, dann wird mir anders.

Oder wie oft stand ich am Gehege, und die Besucher philosophierten darüber, wie gut Wildschweinfleisch schmeckt. Das steht ein lebendiges Tier vor denen und alles, woran die denken können ist, dass sie die am liebsten aufessen würden. Wie krank ist das?

Am meinem letzten Tag gab es einen Wurf Frischlinge. Die waren ein paar Stunden alt, und so unerfahren, dass sie noch nicht wussten, dass sie nur Mama hinterherlaufen dürfen. Eine Besucherin:"Die mag ich, die geben mal leckere Würstchen ab!"

Zwei Fälle, wo die Leuten selbst angesichts von lebendigen Tieren nicht vom Gedanken ans Essen abhielten ließen. Eine Kollege sagt mir mal, wenn er ein Kuh sähe, würde er am liebsten reinbeißen, eine Frau im Schwimmbad meinte mal, das Leid der Tiere wäre ihr egal, sie ist sie halt gerne. Das ist die Masse. Nicht umsonst meint Söder, es wäre wahlkampffördernd, da immer auf Veganer zu hauen.

Veganer, Fruktarier und Vegetarier sind vielleicht bei 14 % der Bevölkerung.
Uncoolman hat geschrieben: 23.03.2025, 18:27 Ich empfinde es auch so, dass viele Jugendliche schon auf Fleisch verzichten. Darunter an erster Stelle die Mädchen, die ohnehin nie diesen „Fleisch-Grilljapp“ hatten, das war immer das Männerding. Das Bewusstsein, wo welches Fleisch herkommt, ist allgemein deutlich gestiegen. Man muss nur einschränkend darauf hinweisen, dass es bei denen, die ohnehin vorher schon bewusster lebten, häufiger ist als bei den „Proll-Chaoten“, denen das egal ist und die ohnehin nicht mehr erreicht werden. Erst wenn Fleisch deutlich teurer wird, kommt es in der ganzen Bevölkerung an - aber Umdenken geschieht eigentlich immer erst durch Geld. Übrigens ist Fleisch durchaus nicht so billig, wie es überall angeprangert wird, - also jeden Tag einen Braten kann man sich längst nicht mehr leisten.
Das dachte ich auch. Aber laut Statistik geht der Fleischkonsum bei Jugendlichen wieder hoch: https://www.gbe.rki.de/DE/Themen/Einflu ... isierung=0

https://www.topagrar.com/markt/news/jun ... 43654.html
Es sind eher die Älteren, die auf Fleisch verzichten.
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Re: Der Traurig-Thread

Beitrag von Uncoolman »

Vermutlich hat diese Zunahme etwas mit dem Rechtsruck zu tun. Wenn ~20-30% der Jüngeren extrem rechts wählen, so ist damit auch ein gewisses Unvermögen verknüpft. Dummerweise kann man sich gesunde Lebensweise und eine gesunde Gesinnung nur leisten, wenn man einen bestimmten Wohlstand und eine fundierte Grundbildung hat...
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Re: Der Traurig-Thread

Beitrag von Emília Fritz »

Uncoolman hat geschrieben: 23.03.2025, 18:38 Dummerweise kann man sich gesunde Lebensweise und eine gesunde Gesinnung nur leisten, wenn man einen bestimmten Wohlstand und eine fundierte Grundbildung hat...
Ich gebe im Schnitt 50 Euro / Woche für Lebensmittel aus und das ist noch viel zu viel im Vergleich, zu dem was ich koche. Genauer gesagt ist das Fertigsushi da schon mit drin.
Gemüse, Obst, Nüsse, Kokosmilch...das ist alles spottbillig. Ich lasse ab heute aus Kaloriengründen das Brot weg, was ein Brot kostet (zumal mit den Aufstrichen), dafür kann ich den ganzen Monat Müsli essen.
Uncoolman hat geschrieben: 23.03.2025, 18:38 Vermutlich hat diese Zunahme etwas mit dem Rechtsruck zu tun. Wenn ~20-30% der Jüngeren extrem rechts wählen, so ist damit auch ein gewisses Unvermögen verknüpft.
Ich würde mich auch als konservativ bis sehr konservativ bezeichnen, und esse kein Fleisch. Ob da wirklich so ein Zusammenhang besteht...ich weiß es nicht. Wahrscheinlich bin ich eh ein bisschen arg komisch. Außerdem wurde bei der letzten Wahl die Linke bevorzugt.
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Re: Der Traurig-Thread

Beitrag von Uncoolman »

Konservativ bedeutet nicht automatisch rechtsradikal... ;) ;) Wer zu gewissen Parolen neigt, gehört zu einer anderen Liga.

Der Überraschungserfolg der Linken zeigt aber, dass nicht alle mit dem braunen nationalen Kurs einverstanden sind. Die gealterten Parteien sind behäbig geworden und haben ihre Unfähigkeit nun lange genug unter Beweis gestellt. Und es geht ja so weiter, was die „Fähigkeiten“ der Politik betrifft.

Traurig macht mich nur die Erkenntnis, dass es weltweit offenbar an nachhaltigem Denken fehlt und die Idioten überall die Oberhand bekommen. Bei einem gewissen US-Präsidenten darf man inzwischen an dessen Verstand zweifeln, weil er sich dauernd selbst ins Knie schießt und jeden Tag was anderes behauptet. Ich glaube, der Vergleich mit Nero wäre nicht so weit gegriffen, weil der römische Kaiser auch mal vielversprechend begann (er hatte Seneca als Ratgeber), aber dann komplett ins Nirwana abgedriftet ist. Ich bin sicher, dass jede Machtanhäufung die Menschen irre macht, und sei es „nur“ die Macht durch viel Geld und Monopolstellung...
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Re: Der Traurig-Thread

Beitrag von Emília Fritz »

Kikimora hat geschrieben: 23.03.2025, 17:56

Das mit den Ponys ist ärgerlich. Ich hab da auch noch das Eselreiten auf dem Weihnachtsmarkt in Erinnerung ... oder diese Alpaka-Wanderungen, die für Alpakas blöd sind.

Oder jetzt wieder - Nachbarn wollen ein Kätzchen und das einzige wonach sie fragen: "ich suche ein Kätzchen in creme-farbig oder hellgrau". Uff ...
Pferdesport, Kutschfahrten, Wanderimkerei, Brieftauben, Hochzeitstauben, welche nach ihrer Freilassung dem Tod geweiht sind. Ganz übel: Videos, in denen Tiere in schlimme Lagen gebracht werden, um dann "gerettet" zu werden. Oder die Nuss mit dem Wombatbaby.

Das Tier als Konsumartikel ist überall. Wenn man es ganz genau nimmt, zählen auch Haustiere dazu.
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Bratwurstschnecke
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Re: Der Traurig-Thread

Beitrag von Bratwurstschnecke »

Emília Fritz hat geschrieben: 23.03.2025, 21:15 [...]Oder die Nuss mit dem Wombatbaby.
Als ich davon gelesen hab, hatte ich allerdings auch Gewaltphantasien. Die dämliche Ziege... :evil:
"Irre explodieren nicht, wenn das Sonnenlicht sie trifft. Ganz egal, wie irre sie sind!"
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Re: Der Traurig-Thread

Beitrag von Emília Fritz »

Bratwurstschnecke hat geschrieben: 23.03.2025, 21:24
Emília Fritz hat geschrieben: 23.03.2025, 21:15 [...]Oder die Nuss mit dem Wombatbaby.
Als ich davon gelesen hab, hatte ich allerdings auch Gewaltphantasien. Die dämliche Ziege... :evil:
Das Baby kreischt in panischer Angst und sie lacht sich tot. Das ist aber der typische Fall eines Menschen, der Tiere als Konsumartikel ansehen.

"Macht euch die Erde untan." war wohl der schlimmste und folgenreichste Satz, der je geschrieben wurde.
»Macht euch die Erde untertan«: Vor rund 3000 Jahren legte der Autor der Genesis seinem Schöpfer diesen Satz in den Mund. Damit war die Idee geboren, dass der Mensch eine Sonderstellung auf der Erde einnimmt und deren Ressourcen rücksichtslos ausbeuten darf. Sie war so stark, dass sie sich über den ganzen Planeten verbreitete. Wer sich ihr widersetzte, bekam es mit Kolonisatoren und Geschäftemachern zu tun, die sich auf angeblich höhere Werte beriefen. In seiner Universalgeschichte der Umwelt erzählt Philipp Blom die Geschichte der Unterwerfung der Natur, deren Konsequenzen die Menschheit heute an den Rand des Abgrunds führt. Nur wenn sie sich von dem Wahn befreit, über der Natur zu stehen, bleibt ihr die Chance, zu überleben.
https://www.hanser-literaturverlage.de/ ... 765-t-3925
Zurück zur Stelle im Buch Genesis (Gen 1,26-28), beleuchtet vom deutschen Alttestamenter Julius Steinberg in seinem Artikel "Zur Ausbeutung freigegeben?": In der neuen Einheitsübersetzung lautet Gottes "Herrschaftsauftrag" dort: "Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über ... alle Tiere..." Die hier angesprochene "Unterwerfung" deutete der US-Wissenschaftshistoriker Lynn White schon in den 1960er-Jahren als Wurzel der ökologischen Krise, weil das jüdisch-christlich geprägten Denken den Menschen eben als Herrscher über die Schöpfung sehe.
https://www.katholisch.at/aktuelles/129 ... -der-bibel
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