Über den Drang zur Kommunikation

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Hexenjohanna
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Re: Über den Drang zur Kommunikation

Beitrag von Hexenjohanna »

JohnLemon hat geschrieben:...Handvoll Menschen, denen ich bedingungslos vertraue.
Unter anderem, weil sie die Abwesenheit von Wörtern nicht als Angriff (auf ihre Person oder auf die Atmosphäre allgemein oder als erklärungsbedürftig) missverstehen.
=D>

Her das Patschhändchen. :D

Ich bin eine der Frauen, die man vielleicht als Labertasche deuten könnte, die es aber im Innersten überhaupt nicht ist. Meine Labertaschen-Qualitäten wende ich im RL allerdings nur dort an, wo ich quälende Stille verspüre, nicht, wenn es einfach nur ruhig ist. Aber wenn ich innerlich die Hirne der Anderen fast schon laut rattern höre und sich so eine ungemütliche Stille breitmacht, dann moderiere ich quasi diesen Raum, indem ich entspannend eingreife. Ich glaube, ich bilde mir das Talent für die Erkennung dieser Momente nicht nur ein, weil ich die Entspannung, die darauf folgt, direkt an den Gesichtern ablesen kann.

Andererseits hasse ich diese Eigenart von mir, zu glauben immer die Eisbrecherin sein zu müssen, weil ja solche Momente auch viel aussagen und ich sie quasi überspiele, und diese Verantwortung für den Moment paßt mir oft gar nicht.

"Privat" gehe ich mittlerweile sogar den Teilen der Familie aus dem Wege, die es nicht vermögen sich im Gespräch zu konzentrieren und die "immer nur brabbeln, um es summen zu hören". Andere Leute kann ich auch nur noch ertragen, wenn sie in sich selbst ruhen und keiner Bespaßung bedürfen. :)
Laß mich den Aberglauben eines Volkes schaffen, und mir ist es gleich, wer ihm seine Gesetze oder seine Lieder gibt.

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Sternchen
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Re: Über den Drang zur Kommunikation

Beitrag von Sternchen »

MarTenG hat geschrieben:
Threepbrush hat geschrieben: Grade bei Ansammlungen von Menschen mit geringerer Bildung kann ich mich gar nicht an deren Gesprächsthemen beteiligen weil ich da nur all zu oft Gefahr laufe sie zu beleidigen...

Der Kommentar hat mich jetzt ein wenig geärgert, wenn die betroffende Person dann das nicht kennt worüber du sprichst, setzt du das gleich mit geringer Bildung gleich?? :?: #-o


JohnLemon hat geschrieben:Labern kann man mit absolut jedem (s. real life, s. Internet). "Zusammen schweigen" kann ich zumindest nur mit einer Handvoll Menschen, denen ich bedingungslos vertraue.
Unter anderem, weil sie die Abwesenheit von Wörtern nicht als Angriff (auf ihre Person oder auf die Atmosphäre allgemein oder als erklärungsbedürftig) missverstehen.


Dem kann ich mich auch ohne weiteres anschließen ist auch wohl der Grund weshalb ich auf viele die mich kaum oder oder wenig kennen, sehr ruhig wirke.
Bin da einfach zurückhaltender und wenn da kein Vertrauen gefasst wird, kann bei mir das Eis auch nicht brechen, und das wortwörtlich. :| :wink:
Manchmal wär es mir schon lieber wenn ich der Typ Mensch wäre, der auf jeden unbefangen und offen zugehen könnte, aber es geht nicht wirklich, und kostet viel Überwindung.
Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie gerne behalten.


Menschen und Dinge verlangen verschiedene Perspektiven. Es gibt manche, die man aus der Nähe sehen muß, um sie richtig zu beurteilen, und andere, die man nie richtiger beurteilt, als wenn man sie aus der Ferne sieht.

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MarTenG
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Re: Über den Drang zur Kommunikation

Beitrag von MarTenG »

Sternchen hat geschrieben:
MarTenG hat geschrieben: Grade bei Ansammlungen von Menschen mit geringerer Bildung kann ich mich gar nicht an deren Gesprächsthemen beteiligen weil ich da nur all zu oft Gefahr laufe sie zu beleidigen...
Der Kommentar hat mich jetzt ein wenig geärgert, wenn die betroffende Person dann das nicht kennt worüber du sprichst, setzt du das gleich mit geringer Bildung gleich?? :?: #-o
Nein, ich setze es mit geringer Bildung gleich wenn Leute sich übermäßig an rülpsen, furzen und anderen Körperfunktionen erfreuen und dabei Witze erzählen die selbst der Bild zu peinlich wären...
Bevor ich, um ein wenig Geld nebenher zu verdienen, bei einer Leiharbeiterfirma angefangen hatte und dann beruflich mit solchen Personengruppen (also Menschen mit Haupt-/Realschulabschluss oder ohne Abschluss) zu tun bekam, hielt ich derartiges verhalten für ein Fernsehklichee. In meinem Freundeskreis (nahezu ausnahmslos Abiturienten) wird es auf jeden Fall nicht praktiziert. Das meine Beobachtungen nicht unbedingt allgemeingültig sein müßen bin ich mir dabei durchaus bewußt.
„Schritte, die man getan hat, und Tode, die man gestorben ist, soll man nicht bereuen."
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Sternchen
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Re: Über den Drang zur Kommunikation

Beitrag von Sternchen »

Ich denke das kann man schwer aufgrund eines Bildungsweges nun zurück führen..wie das soziale Verhalten dieses Menschen ist, und das finde ich auch falsch.
Ich möchte nicht mal wissen wieviele Abiturienten sich daneben benehmen können, und finde du verallgemeinerst da ein wenig stark..
Zuletzt geändert von Sternchen am 07.02.2009, 14:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Über den Drang zur Kommunikation

Beitrag von TBI »

Nö, wieso? Er hat doch schon eingeräumt, "das meine Beobachtungen nicht unbedingt allgemeingültig sein müßen [...]" - verallgemeinert ist das demnach nicht mehr.
Das - ich nenne es mal "Bauarbeiter-Cliché" gibt es natürlich trotzdem, aber das steht hier ja gar nicht zur Debatte. Es ist ganz einfach so, daß bestimmte Personengruppen nicht mit anderen, ebenso bestimmten Personengruppen großartig in Kontakt treten können. Die üblichen Ausnahmen sind hier mal ausgenommen.

Einräumend,
/TBI
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Re: Über den Drang zur Kommunikation

Beitrag von Ozzie »

Ich hasse auch diese erzwungenen Gespräche.
Das Rattern im Kopf nach einem Gesprächsthema habe ich mir schon seit einer Weile abgewöhnt, entweder ich komme ungezwungen auf etwas oder ich lasse es bleiben.
Dementsprechend kann ich Stille mit Fremden durchaus ertragen. Habe ich kein Problem mit.

Interessanterweise, je umgänglicher und offener ich mit Menschen geworden bin umso weniger hielt ich es für nötig so ein Stille überbrückendes Gespräch zu erzwingen.
Nomadenseele

Re: Über den Drang zur Kommunikation

Beitrag von Nomadenseele »

Threepbrush hat geschrieben:
sepp hat geschrieben: Eigentlich schon ganz schön gestört, wenn man so drüber nachdenkt..... :)
Ja...eigentlich schon...aber als 'gestört' gilt man seltsamerweise eher, wenn man sich dem verweigert.
Ich erinnere mich grad daran, dass ich, als ich mein Abi nachgemacht habe, nebenbei bei einer Sicherheitsfirma gearbeitet habe. Und die Unterhaltungen so gegen nachts um drei waren nun wirklich derart sinnfrei, dass es mir einfach unmöglich war, mich daran zu beteiligen...
...was dazu geführt hat, dass ich da zeitweise als arroganter, klugscheißerischer Typ angesehen wurde...allein aus dem Grund, weil ich nachts um drei einfach nicht mehr sonderlich viel zu sagen hatte...
...was für mich völlig ok war...aber manchmal fragt man sich dann schon, ob da was mit einem selbst nicht stimmt, oder mit allen anderen...wenn anscheinend alle anderen die Regeln aufstellen...
Genau so geht es mir auch...viele Unterhaltungen sind so sinnfrei, dass ich gar nichts dazu sagen kann, auch wenn ich es wollte. Und dann heißt es man wäre arrognant, langweilig, verstockt.
Oder die Leute labern nur dummes Zeug und man will ja auch nicht andauernd sagen: Das ist aber soundso.

Beispiel:
Einem Kollegen, der keinerlei Verwandte mehr hatte, war die Mutter gestorben. Er war total fertig und nach 2 Wochen immer noch arbeitsunfähig. Da meinte ein Kollegin, dass es nach 2 Wochen aber langsam mal gut und er über den Berg sein müßte.

Was soll man zu so einem Stuß noch sagen? Ansonsten drehen sich die Gespräche darum, wo man am besten was trinken und feiern kann - auch nicht meine Welt.
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postulatio
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Re: Über den Drang zur Kommunikation

Beitrag von postulatio »

Also ich finde ein Streben nach Kommunikation, auch grade mit Fremden, nicht verkehrt. Es könnte in meinen Augen ruhig mehr gesprochen werden, wenn es denn für alle Kommunikationteilnehmer in Ordnung ist.
Im Zug setze ich manchmal bewusst in ein Abteil (die leider immer weniger werden), einmal um Ruhe zu haben, aber auch um mich zu unterhalten, wenn ich Lust habe. In den Großraumwagen ist es irgendwie wesentlich schwerer, ein Gespräch anzufangen, vielleicht liegts daran, das man zum Großteil nebeneinander und nicht gegenüber sitzt, vielleicht ist auch die Hemmschwelle größer, jemanden anzusprechen, wenn rundrum noch 30 anderen Leute sitzen und mithören (so gehts mir zumindest).

Was Taxifahrer angeht, kann ich das Gerücht der erzwungenen Unterhaltung zumindest teilweise bestätigen. Wenn ich Taxi fahre, will ich in der Regel meine Ruhe haben. Die meisten Fahrer scheinen das zu respektieren (mag auch daran liegen, das ich meistens mit Ausländern unterwegs war), einmal hat mich aber jemand gefahren, der mich ohne Ende vollgelabert und auch regelrecht ausgefragt hat, obwohl ich keine Lust hatte, mich zu unterhalten. =; Das war schon extrem nervig, aber so "unhöflich" bzw. direkt bin ich dann auch nicht, ihm das einfach zu sagen. Obwohl es wahrscheinlich die ehrlichste Art wäre.
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Hexenjohanna
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Re: Über den Drang zur Kommunikation

Beitrag von Hexenjohanna »

postulatio hat geschrieben:..einmal hat mich aber jemand gefahren, der mich ohne Ende vollgelabert und auch regelrecht ausgefragt hat, obwohl ich keine Lust hatte, mich zu unterhalten. =; Das war schon extrem nervig, aber so "unhöflich" bzw. direkt bin ich dann auch nicht, ihm das einfach zu sagen. Obwohl es wahrscheinlich die ehrlichste Art wäre.
Ich tippe mal, das war der Drang nach Trinkgeld und nicht der nach Kommunikation. :wink:
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Re: Über den Drang zur Kommunikation

Beitrag von postulatio »

Nein, erst hat er storys von sich erzählt, und dann wollte er mich unbedingt zum reden bringen hatte ich das gefühl. Ganz komischer typ. Hinterher hat er sich sogar noch über mich lustig gemacht :-s Aber zum glück eine ausnahme bis jetzt.
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Mork vom Ork
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Re: Über den Drang zur Kommunikation

Beitrag von Mork vom Ork »

Beim Durchlesen dieses Threads ist mir das Sprichwort "Reden ist Silber - Schweigen ist Gold" in den Sinn gekommen.

Aber zurück zum Thema. Ohne hier jetzt Vorurteile oder Klischess aufrollen zu wollen, scheint es ja doch so zu sein das Frauen die kommunikativeren Wesen sind. Beispiel Wartezimmer beim Arzt; gefüllt mit 90 Prozent männlichen Patienten, wenn in dieser Situation nicht zufälligerweise zwei Bekannte aufeinandertreffen bleibt es meistens ruhig im Raum. Tritt der umgekehrte Fall ein, kann man sich ziemlich sicher sein das in kürzester Zeit irgendwo eine Unterhaltung beginnt. Seltsamer Weise entwickelt sich dann oft, sehr schnell, aus zuerst belanglosem Geblaudere ein Gespräch in dem die kleineren oder größeren Wewehchen der Gesprächspartner ausgetauscht werden. Und dies ohne offentsichtlich zu bemerken das in dem Raum noch 10 weitere Personen sitzen, die jedes Wort mithören können. Aufgefallen ist mir aber auch noch das dieses Beispiel nur zutrifft wenn die Mehrzahl der Frauen, ich schätze mal, über 40 Jahre ist.
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Vainamoinen
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Re: Über den Drang zur Kommunikation

Beitrag von Vainamoinen »

Mal sehen, ich hoffe, ich erinnere mich richtig an mein Studium der Linguistik/ Psycholinguistik (ist aber auch erst zwei Jahre her). :D

1.) Unterschiede im Kommunikationsverhalten bei Männern und Frauen sind durch die unterschiedliche Sozialisierung, also durch die Gesellschaft, bedingt. Ein entsprechender "Unterschied im Gehirn" oder ein "genetisches Erbe", wie die Frau und der Herr Pearson in nicht besonders intelligenten Büchern stets gewaltsam festzustellen versuchen, konnte nie beobachtet werden. In der Gender-Forschung scheint sich außerdem abzuzeichnen (vermutlich durch eine sehr schleichende, aber doch erfolgende gesellschaftliche Umwälzung), dass die früher postulierten Gesetzmäßigkeiten der Kommunikationsunterschiede Mann/Frau zunehmend verschwimmen. In einigen hundert Jahren mag da überhaupt kein Unterschied mehr bestehen, und selbst heute ist es in der wissenschaftlichen Welt bereits sehr, sehr schwierig, Unterschiede zu benennen, ohne unwissenschaftlich zu werden.

2.) Kommunizieren einzig mit dem Ziel, zu kommunizieren, heißt "phatische Kommunikation". "Leer" sind diese Äußerungen nicht: Ziel ist es, dem Gegenüber eine gegenseitige Kommunikationsbasis zu versichern bzw. eine Rückversicherung derselben zu erhalten. Das bezieht sich nicht nur auf hohle Gespräche im Taxi, sondern z.B. auch auf so etwas Einfaches wie Begrüßungs- oder Verabschiedungsformeln, die auch zur phatischen Kommunikation gehören. Denn einem anderen Zweck dienen diese eher nicht - und doch können wir keinesfalls auf sie verzichten.
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