Re: Patent-Wahn
Verfasst: 10.08.2011, 22:34
Oder einfach komplett abschaffen.
Zuerst möchte ich feststellen, daß ich nicht wirklich zm Lesen kam, also werde ich vorerst weiter mit meinem unausgegoren Halbwissen arbeiten. Ok ein paar Tante Wiki - Artikel waren noch drin, aber das wird niemand als ernsthaftes Studium betrachten.BENDET hat geschrieben:Ich wollte Dich vorher nicht als Laien diffamieren, noch wollte ich mich als Profi hinstellen. Das liegt mir fern. Ehrlich. Gerne darfst Du mich auf Denkfehler meinerseits hinweisen. Vielleicht sehe ich das dann ein, vielleicht aber auch nicht. Wenn Du Dich aber auf die Supermarkt-Kette beziehst, dann muss ich Dir sagen, so sehr hinkt der Vergleich nicht. Der Einzelhändler hat auch ein Investitionsrisiko. Er muss die Ware bestellen und vorrätig halten. Er bleibt eventuell darauf sitzen. Und er kann aufgrund der Menge nicht so weit mit dem Preis runtergehen wie der Supermarkt.elfant hat geschrieben:Ich Laie muß Dir als Profi ja nicht sagen, wo Dein Vergleich hinkt
Auch das würde ich nicht einfach so behaupten. Ich weiß auch nur das, was ich mir selber beigebracht habe. Ich habe zumindest keine Vorlesung Patentwesen und Computertechnik besucht. Aber man kann ja einfach mal im Patentgesetz nachlesen.elfant hat geschrieben:Ich wollte nur ausdrücken, daß Deine Kenntnisse der Materie ohne Frage größer sind als die meinen. Das können wir als feststehende Tatsache feststellen.
Patentgesetz §9 hat geschrieben:Das Patent hat die Wirkung, dass allein der Patentinhaber befugt ist, die patentierte Erfindung im Rahmen des geltenden Rechts zu benutzen. Jedem Dritten ist es verboten, ohne seine Zustimmung
1.
ein Erzeugnis, das Gegenstand des Patents ist, herzustellen, anzubieten, in Verkehr zu bringen oder zu gebrauchen oder zu den genannten Zwecken entweder einzuführen oder zu besitzen;
2.
ein Verfahren, das Gegenstand des Patents ist, anzuwenden oder, wenn der Dritte weiß oder es auf Grund der Umstände offensichtlich ist, daß die Anwendung des Verfahrens ohne Zustimmung des Patentinhabers verboten ist, zur Anwendung im Geltungsbereich dieses Gesetzes anzubieten;
3.
das durch ein Verfahren, das Gegenstand des Patents ist, unmittelbar hergestellte Erzeugnis anzubieten, in Verkehr zu bringen oder zu gebrauchen oder zu den genannten Zwecken entweder einzuführen oder zu besitzen.
Da hast Du natürlich Recht. Aber es ist auch schon wieder lange gängige Praxis ein Verfahren so allgemein zu beschreiben, dass eher das beschrieben wird, was als Ergebnis dabei raus kommt, denn das, wie man es technisch herstellen will. Das hat dann zur Folge, dass man überhaupt keine Chance hat ein anderes technisches Verfahren anzuwenden um einem Patentanspruch zu entgehen.elfant hat geschrieben: Man darf aber sehr wohl einen pateniertes Produkt wie ein Rad (als Vieleck) oder einen Taschenrechner bauen, solange man eine andere technische Lösung dafür findet und eine deutliche Abgrenzung dazu schafft.
Was ist denn ein Patent, wenn nicht der Aspekt sich gegen das wirtschaftliche Risiko abzusichern, dem andere Geschäftsbereiche einfach per se ausgeliefert sind, ohne eine Möglichkeit zu haben sich derart zu schützen?Der Vergleich hinkt dadurch, daß Du hier eine Situation vollkommen verallgemeinerst (ich würde es sogar als grotesk ansehen), welche aber nicht nach dem bestehenden Patentrecht geregelt wird. Ein Zusammenhang nur über einen Einzelbereich wie das wirtschaftliche Risiko zu konstruieren halte ich für falsch,...
Erstens: Nein, Unternehmen suchen immer nach Alleinstellungsmerkmalen und Wettbewerbsvorteilen: Als erster und eine Zeit lang als einziger mit einem Produkt auf den Markt zu kommen ist ein immenser Wettbewerbsvorteil. Außerdem darfst Du den Know-How-Vorsprung nicht vergessen, den sich die Konkurrenz erst noch erarbeiten muss. Aber selbst in einer Produktanalyse steckt noch so viel Arbeit drin, (man muss es ja auch verstehen, was man sich anschaut), dass ich das durchaus honorieren würde.Kradath hat geschrieben: Dann könnte aber die Motivation fehlen überhaupt neue Techniken zu erfinden. Oder wenn ich selbst eine habe, wieso sollte ich die Idee rausrücken, wenn ich dann zusehn darf wie ein andrer sich damit ne goldne Nase verdient?
Du gehst aber immer davon aus, dass das Patent von Firmen kommt, die es sofort umsetzen können, das ist bei Weitem nicht immer der Fall.BENDET hat geschrieben:Erstens: Nein, Unternehmen suchen immer nach Alleinstellungsmerkmalen und Wettbewerbsvorteilen: Als erster und eine Zeit lang als einziger mit einem Produkt auf den Markt zu kommen ist ein immenser Wettbewerbsvorteil. Außerdem darfst Du den Know-How-Vorsprung nicht vergessen, den sich die Konkurrenz erst noch erarbeiten muss. Aber selbst in einer Produktanalyse steckt noch so viel Arbeit drin, (man muss es ja auch verstehen, was man sich anschaut), dass ich das durchaus honorieren würde.Kradath hat geschrieben: Dann könnte aber die Motivation fehlen überhaupt neue Techniken zu erfinden. Oder wenn ich selbst eine habe, wieso sollte ich die Idee rausrücken, wenn ich dann zusehn darf wie ein andrer sich damit ne goldne Nase verdient?
Zweitens: Du musst ja nicht deine Idee der Umsetzung rausrücken. Du verkaufst Doch nur ein Endprodukt. Wie du dieses hergestellt hast bzw. herstellst musst Du ja niemandem erzählen.
Das wäre immer noch mehr als ich. Ich habe den Stand eines Wikipediasleser. Das dürfte der tiefst mögliche Wissensstand für eine Diskussion im Netz sein.BENDET hat geschrieben:Auch das würde ich nicht einfach so behaupten. Ich weiß auch nur das, was ich mir selber beigebracht habe. Ich habe zumindest keine Vorlesung Patentwesen und Computertechnik besucht. Aber man kann ja einfach mal im Patentgesetz nachlesen.
Dennoch ist es ein artfremder Bereich, welcher nicht in das Patentrecht fällt. Ebenso könnte man dann sagen ein Einbruch in deinen Wohnsitz sein legim, weil der Einbrecher ein großeres wirschaftliches Risiko ein geht (Werkzeug und die Haftstrafe) als du als Mieter oder Eigentümer, bis Deine Sicherungsmaßnahmen einen höheren Sachwert erreichen. Im Umkehrschluß darf er dann einbrechen, weil es kein Recht auf Werte irgendeiner Form gibt.BENDET hat geschrieben:Was ist denn ein Patent, wenn nicht der Aspekt sich gegen das wirtschaftliche Risiko abzusichern, dem andere Geschäftsbereiche einfach per se ausgeliefert sind, ohne eine Möglichkeit zu haben sich derart zu schützen?
Wenn es Paragraph 9 nicht gäbe, würde dann überhaupt noch jemand ein Patent anmelden? Sicher, ein paar Erfinder, welche sich eine Reputation aufbauen wollen, ein paar Universitäre Forschungseinrichtungen. Die Großkonzerne würden dies dann jedoch tunlichst unterlassen, da sie mit dem Patentantrag ja den Herstellungsprozess beschreiben müssen, was dann unter die Kategorie Geschäftsgeheimnisse fällt.
Schwammige Patenten waren schon immer die Pest, aber daß wäre nun wieder eine Patentverfahrungsfrage.BENDET hat geschrieben:Da hast Du natürlich Recht. Aber es ist auch schon wieder lange gängige Praxis ein Verfahren so allgemein zu beschreiben, dass eher das beschrieben wird, was als Ergebnis dabei raus kommt, denn das, wie man es technisch herstellen will. Das hat dann zur Folge, dass man überhaupt keine Chance hat ein anderes technisches Verfahren anzuwenden um einem Patentanspruch zu entgehen.
Nein, BENDET, gerade auf dem Pharmamarkt ist es nicht so. Das deutsche Gesundheitswesen drängt darauf, Originalpräparate so schnell wie möglich durch Generika zu ersetzen. Das verschärft die Situation, dass der forschende Unternehmer einen dreistelligen Millionenbetrag in ein Produkt steckt, das ein hohes Ausfallsrisiko hat, sei es, dass bereits die klinische Prüfung im Sande verläuft (die Präklinik ist noch relativ billig zu haben und stellt einen Verlust dar, der nur im einstelligen Millionenbereich liegt), andererseits, dass auch ein zugelassenes Präparat aufgrund von Pharmakovigilanzmeldungen innerhalb der ersten zwei Jahre die Zulassung wieder verliert.BENDET hat geschrieben:Wie gesagt, glaube ich nicht... BASF würde es vielleicht nicht mehr tun, aber es würden viel mehr kleine Unternehmen auf den Markt drängen, die sich ein Geschäft versprechen und keine juristischen Represalien seitens der Großen (mehr) fürchten.
Bzw. die medizinische Forschung würde wieder dort stattfinden, wo sie hingehört, an Uni-Kliniken. Die Pharmakonzerne können die Medikamente die daraus erwachsen dann ja ruhig für den Massenmarkt kopieren.
Mag sein, dass es auf dem Pharmamarkt und in der Pharmaindustrie nicht so ist, was aber nichts an meiner grundlegenden Ablehnung von Patenten ändert. Ich habe keinen Einblick in die Pharmaindustrie, so dass ich weder der einen Seite noch der anderen Seite wirklich blind vertrauen kann. Vielleicht bist Du ja betroffen und weißt deswegen mehr. Vielleicht bist Du aber auch betroffen und deswegen nicht objektiv.Nikioko hat geschrieben: Nein, BENDET, gerade auf dem Pharmamarkt ist es nicht so.
BASF stellt als weitweit größter Hersteller für Chemikalien immer noch Hilfsstoffe wie Filmbildner oder Fließreguliermittel her. Arzneistoffe hingegen werden komplett in China und Indien produziert.neon hat geschrieben:BASF hat doch 2001 seine Pharma-Sparte verkauft? Egal, ändert ja prinzipiell nichts am Thema.
Das ist Quatsch. Die Arzneimittel, die in den letzten 70 Jahren im Rahmen universitärer Forschung entdeckt und zur Marktreife gebracht wurden, kann man an einer Hand abzählen. Und das ist wörtlich gemeint, es sind nur 2 oder 3 Präparate. Wohl aber gibt es Kooperationen zwischen forschenden Pharmaunternehmen und Universitäten.BENDET hat geschrieben: Appropos Pharma. Ich habe schon oft genug gelesen, dass die eigentliche Forschung durch staatliche Institutionen erfolgt, und die Pharmakonzerne sich "nur noch" um die Marktreife kümmern. Bei unseren Regularien sicher auch ein Risiko, aber ob die Beimischung von Placebo x schützenswert ist, frage ich mich dann doch. Aber wie gesagt. Pharma, mir egal. Kann ruhig eine Sonderposition behalten. Generell halte ich Patente jedoch für innovationshemmend.
Ein interessanter Faktor ist die Kostenexplosion. Die Forschungs- und Entwicklungskosten werdne immer größer und die Zahl der Neuzulassungen stagniert oder sinkt:neon hat geschrieben: Die Forschung im Pharma-Bereich kostet sehr viel. Die Investitionen verschlingen so viel Geld, dass ein Produkt, welches nach jahrelangen Genehmigungsverfahren vielleicht, vielleicht aber auch nicht, auf den Markt kommt, die Forschungs- und Entwicklungskosten erst mal wieder einspielen muss.
Es ist immer wieder schön, sich sachlich mit Dir zu unterhalten. Und das sage ich als jemand, der sich sehr wohl bewusst ist, dass er seine Sichtweise und Überzeugung nicht mit Zahlen oder Quellen belegt hat.Nikioko hat geschrieben:Das ist Quatsch.
Wenn wirklich nur Verfahren und nicht Wirkstoffe bzw Wirkstoffkombinationen patentiert werden, wieso weiß ich dann als Konkurrent, nach Bestandteilanalyse des Medikaments von Pfizer, welches Verfahren sie eingesetzt haben um die darin befindlichen Wirkstoffe zu gewinnen? Muss ich dann nicht selber erst noch Verfahren für die Gewinnung, Mischung und Abstimmung der Wirkstoffe entwickeln?Nikokio hat geschrieben: Und was die Patente angeht: die beziehen sich immer auf Verfahren, niemals auf Stoffe.