Seite 12 von 19

Re: Seid ihr in einer Partei? + Europawahl

Verfasst: 10.06.2009, 19:32
von Beowulf
@Göttergast:
Es ging mir auch nur darum, dass ich zum einen finde, dass vieles von den Linken propagierte, Propaganda ist. Desweiteren denke ich, dass der Staat nicht für jeden Pups verantwortlich ist und verantwortlich gemacht werden sollte.
Man beachte die Ähnlichkeit zwischen den Worten "propagieren" und "Propaganda". ;) Nein, derartige Argumente kann man theoretisch auf jede Partei anwenden.
Ich meine ja nicht, dass das, was momentan passiert gut ist. Ich denke auch, dass durchaus mehr in Bildung usw. gesteckt werden sollte. Aber bitte so, dass es realisierbar ist. Wo soll denn das Geld herkommen?
Wo ist denn jetzt das viele Geld für die Banken hergekommen? Früher wurde um jedes Milliönchen gefeilscht wenn es um Dinge wie Bildung ging, aber jetzt auf einmal wurden zig Milliarden rausgehauen. Das Geld kommt da her, wo es immer herkommt. Nur ist eben die Frage, für was man es ausgeben möchte. Klar, man kann einen Transrapid oder einen Eurofighter bauen (um mal zwei der bekannten Beispiele zu nennen, der Bund der Steuerzahler weiss da noch viel mehr), aber ich finde, andere Dinge sind wichtiger.
Niemals. Außer man ignoriert was in der Welt ansonsten so passiert, baut eine Mauer und lässt keinen raus oder rein. Aber irgendwie habe ich da im Hinterkopf, dass auch das finanziell kein Erfolgsmodell war (vom Rest mal ganz abgesehen).
Meiner Meinung nach muss eine gewisse Reihenfolge eingehalten werden. Erst müssen der Lebensstandard und die Löhne angeglichen sein, bevor es Sinn macht, die Grenzen komplett zu öffnen. Momentan werden die Arbeiter verschiedener Länder gegeneinander ausgespielt, um Lohndumping betreiben zu können. Andere Länder sind da etwas vorsichtiger als Europa was die Grenzen angeht, was ich sehr gut verstehen kann.

@realchris:
Der Begriff kann auch anders gewertet werden, z.B. als abwertende Bewertung für die Arbeiterklasse. Auch ist es bestimmt nicht so, dass Leute, die eine andere Partei wählen als du, ihren Verstand weniger einsetzten. Der Schuss kann schnell nach hinten losgehen, denn mag man der von mir schon zuvor gezeigten Statistik von zeit.de Glauben schenken, dann ist eher die CDU die Pöbel-Partei:
Bild

Re: Seid ihr in einer Partei? + Europawahl

Verfasst: 10.06.2009, 19:54
von GötterGast
Beowulf hat geschrieben:@Göttergast:
Man beachte die Ähnlichkeit zwischen den Worten "propagieren" und "Propaganda". ;)
Das hab ich schon bewusst so geschrieben :wink:

Zu Deinen Argumenten, ich denke sie sind nicht verkehrt, prinzipiell hast du auch nicht unrecht. Mein Verständnis ist dahingehend nur etwas anders. Deshalb lass ich das jetzt einfach mal unkommentiert so stehen. Sinn einer Diskussion ist es ja nicht den anderen zu überzeugen, sondern seine Gedanken auszutauschen und für sich bestenfalls Denkanstöße zu bekommen.

Re: Seid ihr in einer Partei? + Europawahl

Verfasst: 10.06.2009, 20:25
von realchris
.......

Re: Seid ihr in einer Partei? + Europawahl

Verfasst: 10.06.2009, 20:48
von Dead
realchris hat geschrieben:Übrigens ist an dieser Wankelmütigkeit auch Weimar gescheitert.
Weimar ist an vielem gescheitert, aber das gehört sicherlich nicht zu den Hauptgründen.
realchris hat geschrieben:Die Masse der Linksparteiwähler sind bis auf die 9% sozialistische Studenten oder Ex SEDler und wenige Ausnahmen leider geistig verarmte Individuen, die mit dem Bazuch wählen. Dieselben wählen morgen CDU, nächste Woche SPD usw.
Vor allem, weil im Westen so viele Menschen SED-Mitglied waren (und die 4250 DKP-Mitglieder dürften wohl auch kaum bemerkenswert sein). Im Osten waren rund 3 Millionen Mitglied der SED - die DDR hatte 16,35 Mio. Einwohner (zur Zeit der Wende verlor sie aber massiv an Mitgliedern). Diese Zahlen erklären zum einen nicht den Erfolg auf Bundesebene und zum anderen nicht den Erfolg in Ostdeutschland, wo sie praktisch Volkspartei ist.

Und die anderen Wähler würde ich auch nicht "als geistig verarmte Individuen" bezeichnen. Eher Leute, die denken: Die anderen Parteien machen eh nur Mist, da wähle ich eben die Linken, an die Macht kommen sie im Bund eh nicht, vielleicht lernen die anderen Parteien vielleicht, was sie falsch machen.

Ich sehe die Linke nicht als Ergebnis einer steigender Anzahl von Sozialisten in Deutschland. Eher im Versagen der etablierten Parteien.

Du sagst im Grunde: Nur Dumme und Sozialisten (die auch dumm sind, da Sozialisten) wählen die Linke. Das halte ich für grundfalsch.

Die meisten Wähler sind wohl enttäuschte SPD-Wähler. Daran sehe ich nichts Verwerfliches. Und unvernünftig ist es auch nicht, ist man so optimistisch und glaubt, die SPD werde rangehen und sich fragen, was sie wohl falsch macht. Ist aber wohl leider ein Trugschluss, dazu kommt's wohl erst, wenn sie bei 10% sind.

Re: Seid ihr in einer Partei? + Europawahl

Verfasst: 10.06.2009, 21:12
von Eulensang
Beowulf hat geschrieben:Der Schuss kann schnell nach hinten losgehen, denn mag man der von mir schon zuvor gezeigten Statistik von Spiegel.de Glauben schenken, dann ist eher die CDU die Pöbel-Partei:
Bild
Ich interpretiere diese Statistik anders.
Da die Union zu ganz wesentlichen Teilen von +60jährigen gewählt wird und diese mehrheitlich nicht länger als Volksschule ihre Schulpflicht wahrnahmen (vor allem Frauen--> heute die Omis), ist der hohe Anteil an Wählern mit dem Hauptschulabschluss ganz leicht zu erklären (imo).
Dass die CDU aber von Bürgern von eher schmaler Schulbildung gewählt wird, ist aber natürlich weiterhin richtig.

Re: Seid ihr in einer Partei? + Europawahl

Verfasst: 10.06.2009, 21:13
von realchris
.......

Re: Seid ihr in einer Partei? + Europawahl

Verfasst: 10.06.2009, 21:55
von Dead
realchris hat geschrieben:
Diese Zahlen erklären zum einen nicht den Erfolg auf Bundesebene und zum anderen nicht den Erfolg in Ostdeutschland, wo sie praktisch Volkspartei ist.
Ich werde jetzt mal etwas provokantes sagen. Aber ich kündige es vorher an: Weil im Osten möglicherweise Menschen wohnen, die nicht gelernt haben in einer Demokratie zu leben. Leute denen 40 Jahre Erfahrung fehlt also auf dieses Thema bezogen dumm sind. Im Telemarketing kannst Du Dir Datensätze mit Telefonnummern kaufen. Diese gibt es natürlich auch auf eine spezielle Gruppe abgestimmt. Ich habe einen bekannten, der über das Telefon für einer Lotteriegesellschaft Outbound macht. Er verwendet dabei Datensätze, wo überwiegend ostdeutsche Telefonnummern von Mernschen zwischen 40-80 Jahren drauf sind. Warum macht er das? Er sagt: "Weil die Leute da drüben noch leichter zu verarschen sind." Das machen viele dieser Callcenter so. Ich sage nur, was er mir gesagt hat.
Die Leute dort sind eben unzufrieden. Ich finde diese Unzufriedenheit zwar in vielen Bereichen nicht gerechtfertigt, kann sie aber nachvollziehen. Viele Ostdeutsche wollten eine schnelle Wiedervereinigung - weil sie den westdeutschen Luxus wollten, den sie im Fernsehen sahen. Dass hinter diesem Luxus aber auch mehr Arbeit und Eigenverantwortung steckte als in der DDR, die einem viel Verantwortung (und damit natürlich auch Freiheit) abnahm, wollten (oder konnten) viele eben nicht sehen. Dennoch war das Auftreten der Westdeutschen wohl oft auch arrogant und überheblich (z.B. kaum Anerkennung der Bürgerrechtsbewegung 1989) und die Ansicht, das eigene System sei das Überlegene.
Auf der anderen Seite hätte der Westen auch die Verantwortung gehabt, die Wiedervereinigung langsam anzugehen. Lafontaine war damals einer der wenigen, der z.B. die Währungsunion ablehnte und die enorme Verschuldung, die auf Deutschland zukommen würde, sah. Das sagte er z.B. damals in einem SPIEGEL-Interview.

Grund waren also auf der einen Seite die überzogenen Erwartungen der Ostdeutschen, die allerdings erst durch den Westen, der sich gut vermarktet hat, erzeugt worden sind. Und als es 1989 dann so weit war, konnte man ja schlecht einen Rückzieher machen und sagen: Ehhm nein, wartet noch etwas bezüglich der Wiedervereinigung, sooo schnell können wir euch doch nicht auf unseren Lebensstandard heben. Das wär Kohl bei den Wahlen sicherlich nicht gut bekommen, der dank dem Osten dann ja noch bis 1998 regieren konnte.

Allerdings kann man die Linke im Westen und im Osten schlecht vergleichen.
realchris hat geschrieben:Man könnte es aber auch anders erklären. Der gleiche Grund warum Gerichtsshows im Fernsehen so erfolgreich sind, erklärt auch warum die Linken Erfolg haben. Sozialisten gab es im Westen auch immer. Nur hatten diese nie eine längerfristig legale Plattform.
Doch, die SPD. Zumindest bis Schröder.

Ich halte ohnehin nichts von solchen pauschalisierenden Ausdrücken wie "Das sind Sozialisten!" (oder genaus: "Das sind Neoliberale!"), sondern ich sehe mir an, was eine Partei will und entscheide dann: Finde ich diese Konzepte und Ideen sinnvoll oder nicht? Wenn ich sie sinnvoll finde und sie neoliberal genannt werden, meinetwegen, wenn ich sie sinnvoll finde und man sie kommunistisch/sozialistisch findet, meinetwegen.

Übrigens: Die Vorstellungen der Jusos überschneiden sich in weiten Teilen mit denen der Linken.

Re: Seid ihr in einer Partei? + Europawahl

Verfasst: 10.06.2009, 22:27
von realchris
.......

Re: Seid ihr in einer Partei? + Europawahl

Verfasst: 10.06.2009, 23:12
von Beowulf
@GötterGast: Stimmt! ;)

@Dead:
Ich sehe die Linke nicht als Ergebnis einer steigender Anzahl von Sozialisten in Deutschland. Eher im Versagen der etablierten Parteien.
Das sehe ich ähnlich. Die SPD hat sich aus gutem Grund gespalten, genauso wie die WASG aus guten Gründen entstand. CDU und FDP sind da meiner Meinung nach die Nutznießer.
Eine starke SPD mit sozialer (wohlgemerkt nicht sozialistischer) Politik wäre mir wirklich lieber. Aber das scheint ja ein Ding der Unmöglichkeit geworden zu sein. Ich finde es gut, dass die Linke für ein gewisses politisches Gleichgewicht sorgt, und es ist immer wieder amüsant, wie alle Parteien betonen, dass sie niemals eine Koaliation mit der Linken eingehn werden. Wir alle wissen ja, wie lange solche Versprechen halten.

@Eulensang:
Dass die CDU zu einem großen Teil von älteren Menschen gewählt wird, ist mir vor kurzem auch wieder als mögliche Erklärung eingefallen. Also ist das ganze eine Form von Alterstarrsinn?

@realchris:
Geschickt wie Du die Ergebnisse der anderen Parteien in dieser Statistik ausgelassen hast.
Stimmt. Meine favorisierten Parteien sollte ich vielleicht noch einmal gegenüberstellen:

Bild
Bild

Ein wirklich herber Schlag für mich. :mrgreen:

Re: Seid ihr in einer Partei? + Europawahl

Verfasst: 11.06.2009, 00:11
von realchris
.......

Re: Seid ihr in einer Partei? + Europawahl

Verfasst: 11.06.2009, 10:49
von Fightmeyer
Dead hat geschrieben:Das wär Kohl bei den Wahlen sicherlich nicht gut bekommen, der dank dem Osten dann ja noch bis 1996 regieren konnte.
bis 1998!

Re: Seid ihr in einer Partei? + Europawahl

Verfasst: 11.06.2009, 11:40
von Dead
Fightmeyer hat geschrieben:
Dead hat geschrieben:Das wär Kohl bei den Wahlen sicherlich nicht gut bekommen, der dank dem Osten dann ja noch bis 1996 regieren konnte.
bis 1998!
Mein Fehler, war aber eh (zum Glück) vor meiner Zeit ^^

Re: Seid ihr in einer Partei? + Europawahl

Verfasst: 11.06.2009, 11:50
von JohnLemon
Vertan, sry. :|

Re: Seid ihr in einer Partei? + Europawahl

Verfasst: 11.06.2009, 17:17
von Beowulf
@realchris:
Wenn Du nach Bildungsgrad gehst, müsstest Du die FDP wählen.
Ich verstehe deine Argumentation nicht. Das haben z.B. Studenten gewählt: 29% CDU, 23% Grüne, 18% SPD, 13% FDP, 9% Linke
Aber ich schaue weniger auf die Prozentzahlen, sondern mehr auf den Grad des Gefälles (Das ist bei den Grünen deutlich stärker als bei der FDP). Da du ja so viel schlauer bist als viele deiner Mitstudenten, müsstest du ja eigentlich wissen, dass dies viel aussagekräftiger ist.

Das Gefälle zeigt meiner Meinung nach, dass die Weltanschauung zum Teil abhängig ist vom Bildungsgrad. Studenten sind für viele Dinge einfach offener.

Re: Seid ihr in einer Partei? + Europawahl

Verfasst: 11.06.2009, 19:02
von GötterGast
realchris hat geschrieben:In Zukunft werden alle Parteien mehrheitlich von Studenten gewählt werden, da jeder Hinz und Kunz studieren wird.
Zur Not auch einen Studiengang Philosophie, da braucht man kaum Vorkenntnisse :mrgreen: