Kein Nationalstolz?

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Wintermute
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Beitrag von Wintermute »

Bobbin_78 hat geschrieben:Das letzte Mal wo man auf Deutschland stolz sein konnte war, als der damalige Bundeskanzler Schröder nach dem 11. September an dem Rachefeldzug von Bush sich nicht beteildigen wollte.
Dafür hat er sich dann mit Putin verbrüdert, der seine Kriege zwar nicht im Iran, aber in Tschechenien führt und was da abgegangen ist und immer noch passiert, ist auch nicht besser.

Davon abgesehen hätte Schröder damals gar keine Soldaten schicken können, selbst wenn er es gewollt hätte, da die Bundeswehr zu dem Zeitpunkt schon komplett ausgelastet war.
Gerade deswegen hatte sich das natürlich für ihn prima geeignet, sich medienwirksam als der "Anit-Kriegsheld" dazustellen, zumal dies auch das einzige Wahlversprechen war, das er nach der damaligen Wahl nicht gebrochen hatte.

Stolz konnte man auf diese Aktion meiner Meinung nach nicht sein.
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King Mango
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Beitrag von King Mango »

Bobbin_78 hat geschrieben:Momentan gibt es auch kaum die Möglichkeit, auf Deutschland stolz zu sein. Schlechte Politiker, Schlechte Wirtschaft, massig Arbeitslose, intollerante Menschen, egoistische Menschen usw.
Naja, sag mir ein Land, in dem die Lage anders aussieht. Wie bereits in anderen Beitragen erwogen wurde, ist der Begriff "Stolz" an dieser Stelle vielleicht nicht ganz passend. Man sollte einfach nur kein Problem damit haben, Deutscher zu sein.
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Zoldoron
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Beitrag von Zoldoron »

Grappa11 hat geschrieben:
Zoldoron hat geschrieben:Ich weiß nicht, ich finde den Nationalstolz in anderen Ländern irritierend. Wieso soll ich stolz darauf sein, dass ich zufällig in diesem Land und nicht in einem anderen geboren wurde?
Das ist zwar ein nachvollziehbares, aber dennoch ein ziemlich schwaches Argument. Weshalb soll ich mich mit meinen Eltern verbunden fühlen, wenn es nur zufällig meine Eltern sind. Könnten ja auch ganz andere Menschen gewesen sein? Weshalb sollte ich jemandem dankbar sein der mir beim Umzug geholfen hat? Hätte mir ja auch irgendein x-beliebiger anderer helfen können. Weshalb sollte ich irgendeinen Bestandteil der Kultur Europas an meine Kinder weitergeben wenn ich auch in Afrika geboren und aufgewachsen sein könnte? Naja, ich denke Du weißt worauf ich hinaus will ;)
Ja, ich verstehe den Punkt, aber ich denke, das kann man so nicht vergleichen. Meine Eltern haben mich vielleicht "zufällig" zur Welt gebracht, aber sie haben sich dann um mich gekümmert, mich aufgezogen, mir eine schöne Kindheit und Jugend ermöglicht und sind immer noch für mich da wann immer ich sie brauche. Selbst wenn man mal annimmt, dass es Zufall war, dass ich diese Eltern bekommen habe (dann hab ich aber verdammtes Glück gehabt ;)), dann ist alles was danach passiert ist, kein Zufall gewesen. Und ich bin ja auch kein "Fan" meiner Eltern und schwinge "Elternflaggen" oder bin stolz auf sie, sondern dankbar.

Ähnlich gilt für den freundlichen Umzugshelfer: Er hat mir geholfen, weil er mich mag und mir dabei helfen wollte. Ich bin vielleicht stolz auf seine Arbeitsleistung, aber nicht stolz auf ihn an sich. Aber sehr dankbar.

Ich hoffe, der Unterschied wird deutlich? Ich finde mein Argument von oben nicht schwach. Aber ich finde diese Diskussion sehr spannend ;)

Diesem Land kann ich vielleicht auch für das eine oder andere dankbar sein, aber warum soll ich stolz darauf sein?


Einen anderen Punkt fand ich sehr interessant... ich glaube auf meine Heimatstadt Hamburg könnte ich viel eher stolz sein als auf das Land ;) Aber aus den gleichen Gründen versuche ich das nicht zu sehr zu sein, schließlich habe ich nichts dazu beigetragen, dass Hamburg die schönste Stadt der Welt ist, ich wurde durch großes Glück dort geboren ;)

*duckundweg*
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Wrecker
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Beitrag von Wrecker »

@ Zoldoron: sehr schöner Beitrag.

Ich glaube, dass es einfach am Begriff "Stolz" liegt. Der ist einfach eine Nummer zu dick aufgetragen. Bei "Stolz" denke ich an eine aktive Emotion, eine Art Hochgefühl über eine Leistung oder einen Zustand. Das stellt sich beim Denken an Deutschland nicht ein, obwohl ich ihm sehr verbunden bin und mich an vielen Dingen zB unserer Demokratie in unserem Land freuen kann.
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Hexenjohanna
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Beitrag von Hexenjohanna »

Zoldoron hat geschrieben:
Grappa11 hat geschrieben:
Zoldoron hat geschrieben:Ich weiß nicht, ich finde den Nationalstolz in anderen Ländern irritierend. Wieso soll ich stolz darauf sein, dass ich zufällig in diesem Land und nicht in einem anderen geboren wurde?
Das ist zwar ein nachvollziehbares, aber dennoch ein ziemlich schwaches Argument. Weshalb soll ich mich mit meinen Eltern verbunden fühlen, wenn es nur zufällig meine Eltern sind. Könnten ja auch ganz andere Menschen gewesen sein? Weshalb sollte ich jemandem dankbar sein der mir beim Umzug geholfen hat? Hätte mir ja auch irgendein x-beliebiger anderer helfen können. Weshalb sollte ich irgendeinen Bestandteil der Kultur Europas an meine Kinder weitergeben wenn ich auch in Afrika geboren und aufgewachsen sein könnte? Naja, ich denke Du weißt worauf ich hinaus will ;)
Ja, ich verstehe den Punkt, aber ich denke, das kann man so nicht vergleichen...
Ich schätz mal, dass Grappa das auch nicht gemeint hatte... :)
Zuletzt geändert von Hexenjohanna am 20.09.2006, 14:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Mic
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Beitrag von Mic »

Stolz auf ein Land zu sein ist etwas, was sich mir nie ganz erschlossen hat. Ich kann stolz auf bestimmte Leistungen sein, aber auf ein Land? Das wäre mir zu abstrakt.
Man könnte stolz darauf sein, was aus Deutschland nach dem Nationalsozialismus geworden ist. Aber dann müsste man auch stolz darauf sein, was die Alliierten geleistet haben und nicht unbedingt die Deutschen. Man könnte stolz darauf sein, wie offen Deutschland mit seiner Geschichte umgeht, was nicht vielen Staaten gelingt. Aber viele Deutsche stört es.
Deutschland hat einiges richtig gemacht und einiges falsch. So wie alle andere Staaten auch. Wenn ich also stolz auf Deutschland sein will, müsste ich stolz auf jedes andere Land sein. Aber ich bin nicht stolz auf die Leistungen und Errungenschaften der Menschheit.
Wenn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nichts weiter sind als verlorene Ideen aus einer anderen Ära,
etwa wie Boote auf einem ausgetrockneten See, dann ist die Beendigung eines Prozesses nie zu definieren.
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Zoldoron
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Beitrag von Zoldoron »

Hexenjohanna hat geschrieben:
Zoldoron hat geschrieben:
Grappa11 hat geschrieben: Das ist zwar ein nachvollziehbares, aber dennoch ein ziemlich schwaches Argument. Weshalb soll ich mich mit meinen Eltern verbunden fühlen, wenn es nur zufällig meine Eltern sind. Könnten ja auch ganz andere Menschen gewesen sein? Weshalb sollte ich jemandem dankbar sein der mir beim Umzug geholfen hat? Hätte mir ja auch irgendein x-beliebiger anderer helfen können. Weshalb sollte ich irgendeinen Bestandteil der Kultur Europas an meine Kinder weitergeben wenn ich auch in Afrika geboren und aufgewachsen sein könnte? Naja, ich denke Du weißt worauf ich hinaus will ;)
Ja, ich verstehe den Punkt, aber ich denke, das kann man so nicht vergleichen...
Ich schätz mal, dass Grappa das auch nicht gemeint hatte... :)
In dem Fall hab ich seinen Punkt nicht verstanden :shock: #-o ](*,)
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TheRock
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Beitrag von TheRock »

Ich kann Mic nur anschließen:
Auf sein Land stolz zu sein würde auf eine Stolzheit im ganzen zurückführen und ich bin nicht stolz darauf, dass die NPD 7,6 Prozent abgekriegt hat!
Allerdings finde ich es auch nicht schlimm ein deutscher zu sein und ich schäme mich es auch nicht vor anderen Leuten zu sagen!
(Bin ja auch Halbitaliener :wink: )
Ich bin auf manche deutsche Dinge stolz, auf manche halt nicht,
was aber herzlich wenig mit Nationalstolz zu tun hat!
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"Kreativität ist so lange in der Scheiße wühlen, bis man den Nugget findet!"-Peter Schindhelm, Kunstlehrer
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Wrecker
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Beitrag von Wrecker »

Hm, ich denke schon, dass man sozusagen selektiv stolz sein kann. Ich bin zum Beispiel stolz auf die Leistung der DDR-Bürger, ein unblutige Revolution durchgeführt zu haben. In vielen Dingen bin ich stolz auf unsere Kultur, auch wenn ich dazu bis jetzt noch nicht so viel beigetragen habe...

Ich bin extra nach Nürnberg gefahren und habe mir die "Was ist deutsch?" - Ausstellung angesehen, und ich muss schon sagen, dass mir vieles gefällt, was unsere Landsleute so geschaffen, gedacht und geleistet haben.

Wenn ich Stolz mit Anerkennung übersetze, dann bin ich in vielem stolz auf unser Land. (dann finde ich es auch nicht zu dick aufgetragen wie in meinem letzten Post zu dem Thema...)

Klar, Ausschwitz gab es auch und viele Verbrechen im Namen des deutschen Volkes. Und darauf bin ich mit Sicherheit nicht stolz - aber deswegen will ich trotzdem nicht diese Anerkennung den Rechten überlassen. Denen will ich eigentlich gar nichts überlassen! :twisted:
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Hexenjohanna
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Beitrag von Hexenjohanna »

Irgendwie erschließt sich mir dieses "Stolz-Ding" nicht und hat es auch nie. Ich hab mich auch nicht großartig gefragt, ob ich auf irgendwas stolz sein müßte, ich glaub ich fühl(t)e mich nur einfach wohl in Deutschland.

Eher empfindlich macht mich dieses reflektierte "Unstolzsein", welches wir Deutschen so gern Angehörigen anderer Nationalitäten aufdrängen.

So nach dem Motto: "Ich pinkel mich jetzt mal ein, dann hast Du mich bestimmt lieb".
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Beitrag von Mic »

Hexenjohanna hat geschrieben:Eher empfindlich macht mich dieses reflektierte "Unstolzsein", welches wir Deutschen so gern Angehörigen anderer Nationalitäten aufdrängen.
Oh ja, am besten noch kombiniert mit "Uns Deutsche hat ja keiner lieb", wenn das Rumgebücke keinen Erfolg hat.
Wenn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nichts weiter sind als verlorene Ideen aus einer anderen Ära,
etwa wie Boote auf einem ausgetrockneten See, dann ist die Beendigung eines Prozesses nie zu definieren.
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