Tierschutz!

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Treibholz
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Beitrag von Treibholz »

Was Eier aus Bodenhaltung angeht, empfehle ich euch diesen Film anzuschauen. Eier sind ab heute komplett von meinem Speiseplan gestrichen.

Leben und Sterben für die Eierindustrie

Selbst ein Huhn in Biofreilandhaltung (Kennzeichnung "0") ist nichts weiter als eine endlos produzierende Gebärmaschine. In freier Natur würden Hühner nur wenige Eier pro Jahr legen und diese wären im günstigsten Falle auch befruchtet, so dass Küken schlüfen könnten. Wenn man nun einem Huhn jeden Tag die Eier wegnimmt, die es gelegt hat, wird es in einen unnatürlichen Zyklus geraten und immer weiter "produzieren". So als ob eine Frau alle 9 Monate ein Kind austragen muss und dauerschwanger wäre. Das ist eine Belastung für die Gesundheit der Hühner und eine Quälerei für ihre Ausscheidungsorgane.

Im Film wird unter anderem gezeigt, was mit den Hähnen passiert, die in der Massentierhaltung schlüpfen. Sie werden nicht etwa geschlachtet wie sich das der Normalbürger vorstellt, denn dafür werden spezielle Hühnerarten gezüchtet. Sie werden vergast und in Müllcontainern entsorgt, weil die Industrie auf diese Weise Geld spart. Das ist kein Ausnahmefall, sondern gängige Praxis. Und alle hier, die lieber die Augen verschließen und weiter in Richtung "alle Tierschutzaktivisten sind Terroristen" argumentieren, unterstützen dieses System und sorgen dafür, dass auch in Zukunft Verhältnisse für die Tiere herrschen wie im Jahr 2006.

Leider weiß ich aus eigener Erfahrung, dass sich Fleischesser oft mit einer Abwehrhaltung gegen solche vermeintlichen Angriffe ihrer Lebensweise stellen. Vielleicht müsst ihr euch erst einmal darüber klar werden, dass es hier nicht primär um euch geht, sondern um die Lebewesen, mit denen wir den Planeten teilen.
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TheRock
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Beitrag von TheRock »

Die Methoden finde ich ja auch grausam,
aber wenn das alles nicht so wäre, würden ziemlich viele von uns verhungern. Als es die Massentierhaltung noch niccht gab, gab es auch keine 6 -7 Mrd. Menschen!
Und von der Natur ist es halt so vorgesehen, dass Tiere Tiere essen und wir sind nunmal auch Tiere!
Der BEitrag ist trotzdem recht traurig, auch wenn das von Dirk Bach nicht ganz so gut rüberkommt!
"Er schaute mich an, als hätte ich auf einer Beerdigung gepupst"-George Stobbart, Philosoph

"Kreativität ist so lange in der Scheiße wühlen, bis man den Nugget findet!"-Peter Schindhelm, Kunstlehrer
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Treibholz
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Beitrag von Treibholz »

TheRock hat geschrieben: Und von der Natur ist es halt so vorgesehen, dass Tiere Tiere essen und wir sind nunmal auch Tiere!
Vernunftbegabte Tiere wohlgemerkt, sonst müssten wir uns darüber wohl keine Gedanken machen. Tiere kann man so gesehen in Schutz nehmen, weil sie die weitreichenden Folgen ihres Handelns nicht abschätzen können, bei Menschen reicht diese Entschuldigung nicht aus. Für mich ist hier vor Allem die Ethik das entscheidende Kriterium. Wer immer noch Appetit bekommt, wenn er bei jeder Fleischmahlzeit den Entstehungsprozess beobachtet hat... wohl bekomm's.

Was die Masse von Menschen angeht: Rein quantitativ würds trotzdem hinhauen, dass jeder seine Tiere selbst schlachtet, es könnte doch z.B. Haltungen geben, in denen du dein Tier abholst und es dann selbst tötest. Wenn das so wäre, dann würden sicher nur noch halb so viele Menschen Fleisch essen. Andererseits hat keiner damit ein Problem, Tomaten im Garten zu züchten, nur der Metzger soll doch bitte die Drecksarbeit machen, damit die Gesichtsmortadella auch morgen noch fröhlich vom Frühstücksbrötchen grinst.

Pervers sind eben auch immer die Aufdrucke auf den Kartons, vor allem bei Milch und Eiern. Saftige Wiesen, glückliche Tiere... und das bei Massentierhaltung. Müsste an ein Wunder grenzen, wenn das nicht blanke Ironie wär.
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Hans
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Beitrag von Hans »

Treibholz hat geschrieben:Was die Masse von Menschen angeht: Rein quantitativ würds trotzdem hinhauen, dass jeder seine Tiere selbst schlachtet, es könnte doch z.B. Haltungen geben, in denen du dein Tier abholst und es dann selbst tötest. Wenn das so wäre, dann würden sicher nur noch halb so viele Menschen Fleisch essen. Andererseits hat keiner damit ein Problem, Tomaten im Garten zu züchten, nur der Metzger soll doch bitte die Drecksarbeit machen, damit die Gesichtsmortadella auch morgen noch fröhlich vom Frühstücksbrötchen grinst.
Hm, dann bräuchte ja jeder ein Schlachtzimmer. Niemand wird gezwungen, Metzger zu werden. Es war auch vor Zeiten der Massentierhaltung so, dass bestimmte Menschen für die Schlachtung der Tiere zuständig waren, weil das einfach praktisch ist.
Pervers sind eben auch immer die Aufdrucke auf den Kartons, vor allem bei Milch und Eiern. Saftige Wiesen, glückliche Tiere... und das bei Massentierhaltung. Müsste an ein Wunder grenzen, wenn das nicht blanke Ironie wär.
Da Milch im Überfluss vorhanden ist (die meisten Bauern verkaufen nicht so viel, wie sie produzieren), kann diese durchaus von glücklichen Kühen kommen. Die schönen Landschaften sind zumindest in den Supermärkten, in denen ich verkehre nur auf denjenigen Schachteln, auf denen auch etwas wie "Bio" oder "Freilandhaltung" steht.
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max_power
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Beitrag von max_power »

Treibholz hat geschrieben:Pervers sind eben auch immer die Aufdrucke auf den Kartons, vor allem bei Milch und Eiern. Saftige Wiesen, glückliche Tiere... und das bei Massentierhaltung. Müsste an ein Wunder grenzen, wenn das nicht blanke Ironie wär.
Hm, kommt drauf an. Bei manchen Produkten kommt es schon hin. Die Hühner, die bei uns oder beim Bauern in ihrer Voliere rumlaufen oder über den Hof flattern, die Schweine, Schafe und Kühe, die im Sommer auf der Weide stehen, diesen Tieren geht es bestimmt nicht schlecht. Ich glaube zumindest nicht, dass sie so weit denken können, dass sie mit ihrer Situation unzufrieden sind. Gut, in dem Moment, in dem sie geschlachtet werden schon, doch ich denke, dass es in diesen Fällen vertretbar abläuft. Sicher trifft sowas nur auf die wenigsten Tiere und die Produkte sind merkbar teurer, doch ich denke, das dies ein guter Kompromiss ist.

Auch wenn es vielleicht sehr komisch ist, werfe ich mal Folgendes in den Raum:
Geht es Menschen unbedingt besser als solchen (s.o.) Tieren? Manche haben schon eine miese Kindheit, weil ihre Eltern arm sind, getrennt Leben oder sonstwas ist. In der Schule werden manche gehänselt. Danach heißt es selbst zu arbeiten. Dabei müssen viele harte Arbeit vollbringen und täglich um ihren Job bangen und / oder sind anderem auch psychischen Stress ausgeliefert. Wenn man dann seine 40 Jahre geschuftet hat, kommt man in Rente, hat aber Rücken o.ä., so dass man am Ende nicht mehr viel macht, außer vor dem Fernseher oder in der Eckkneipe zu hocken. Irgendwann fällt man seinen Kindern dann zur Last und kommt ins Heim, wo man oft nur noch abgefertigt wird, da viel zu wenig Personal bezahlt wird. Irgendwann bekommt man dann Krebs, Herzbeschwerden oder sonstwas und verbringt seine letzten Jahre unter Schmerzen im Krankenbett, jeden Tag wissend, dass man bald sterben wird, aber das vielleicht auch nicht bald genug ist. Und immer hat man vor Augen, dass man eigentlich so Vieles nicht geschafft hat und es jetzt zu spät ist. So quält man sich zusätzlich noch mehr…

Sicher ist das jetzt eine ganz üble Schwarzmalerei. Es ist natürlich auch nicht ganz ernst zu nehmen. Aber wenn man das einfach so liest, wäre es doch besser, ein halbes Jahr lang als Schwein über die Wiese zu hoppeln, dann in einem mittelgroßen Stall ohne Sorgen zu sitzen und irgendwann ohne langen Schmerz getötet zu werden. Dabei muss man immer daran denken, dass man als Schwein wohl nie einen besonders starken Drang verspüren würde, sich selbst verwirklichen zu müssen. Man sitzt da, im warmen Stroh und hat immer was zu grunzen und zu fressen. Ist doch fein?

Noch mal: Ich gehe NICHT von der leider meist vorkommenden, artungerechten Massentierhaltung aus!
„Es müsste immer Musik da sein, bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo's am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“ (Floyd, Absolute Giganten)
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Brush
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Beitrag von Brush »

Ich sage jetzt mal nichts zum Grundfaden... aber

@Max: Das, was du hier als scheiß Leben beschreibst, ist ein Leben, von dem 80% der Erdbevölkerung nur träumen kann und liebend gerne so leben würde. Das ist Klagen auf einem hohen Niveau.

Ich würde sofort 100 Massentieranlagen bauen, wenn damit 1000 Menschen der Hunger und Hungertod genommen werden könnte. Mit dem Hintergedanken Profit ist es natürlich was anderes, aber das ist bei 99% der Massentierhaltern so.
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Treibholz
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Beitrag von Treibholz »

Eigentlich wollte ich mich aus diesem Forum zurückziehen aber als ich dann über dieses Thema gestolpert bin und den einen oder anderen Kommentar gelesen hab, konnte ich mir meine Beteiligung nicht verkneifen. Mir ist klar, dass hier hauptsächlich Nicht-Vegetarier unterwegs sind und dass viele mit Freude sowohl den Fleischkonsum als auch die Massentötung von Tieren verteidigen, deshalb bezwecke ich hier keine Überzeugunsarbeit zu leisten. Ich weiß, dass dies 1. nicht über Forenbeiträge geschehen kann und dass 2. schon eine gewisse Bereitschaft vorhanden sein muss, seine bisherigen Lebensweise zu ändern.

Ich möchte nur einige im Raum stehende Thesen, die so nicht haltbar sind, kommentieren.

@max:
Von den Tieren, die bei einem Bauern auf der Wiese herumlaufen war gar keine Rede. Es geht um die Verpackung von Supermarktware, die, wenn sie nicht aus Bio-Haltung kommt, garantiert nicht reale Zustände abbildet, sondern vielmehr von den grausamen Gegegebenheiten ablenkt, die im Zuge der Vorbereitung und Durchführung von Schlachtungen üblich sind.

Dein Vergleich mit dem Mensch, der ein schlechtes Leben hat, kann so nicht durchgehen. Tatsächlich redest du vom Durchschnittseuropäer (oder sogar -deutschen). Wie unser Statistikfan schon sagte leben weit mehr Menschen auf dieser Erde in Verhältnissen, die undenkbar für unsere Kulturkreise sind. Aber nehmen wir das einmal so hin und stellen uns den armen Burschen vor...
Sollte er tatsächlich in seinem Leben überwiegend nur Leid erfahren, dann ist das trotzdem noch keine Rechtfertigung, dieses Leid auch andere erfahren zu lassen. Was ist das für eine Moral? "Weil es mir schlecht geht, muss es auch denen schlecht gehen, über die ich Macht ausüben kann, weil sie mir wehrlos ausgeliefert sind."
max_power hat geschrieben: Aber wenn man das einfach so liest, wäre es doch besser, ein halbes Jahr lang als Schwein über die Wiese zu hoppeln, dann in einem mittelgroßen Stall ohne Sorgen zu sitzen und irgendwann ohne langen Schmerz getötet zu werden. Dabei muss man immer daran denken, dass man als Schwein wohl nie einen besonders starken Drang verspüren würde, sich selbst verwirklichen zu müssen. Man sitzt da, im warmen Stroh und hat immer was zu grunzen und zu fressen. Ist doch fein?
Zu deiner grenzenlosen Schwarzmalerei kommt also jetzt das strahlende Gegenbild. Ich sehe schon die Hasen bei hellstem Sonnenschein auf der bunten Blümchenweise Ringelreihen tanzen. Von welcher rosaroten Traumwelt sprichst du da eigentlich? Hast du schon mal gesehen wie der Großteil der Schweine in Tierhaltungen lebt? Wie Schweine transportiert werden? Wie sie sterben?
Stell dir vor du sitzt den ganzen Tag mit 5 anderen Menschen zusammen in einem 3m² großen Raum, ihr habt keine Toilette, sprich es liegen überall eure Exkremente herum und ihr bekommt jeden Tag Futter, das aus den Resten von Mitmenschen und Chemiecocktails aus Abfallprodukten der Pharmaindustrie besteht. Der Raum hat kein Dach, überall befinden sich ähnliche Räume mit weiteren Menschen. Es herrscht Dauerlärm und Dauerbelastung. Was bleibt dir übrig als deinen üblichen instinktiven Tätigkeiten nachzugehen? Natürlich, du kannst kollabieren und zusammenbrechen. Das passiert einigen. Im besten Fall landest du im Futter für morgen.

Was heißt eigentlich "ohne langen Schmerz getötet zu werden"? Dann müsste es doch auch human sein, wenn Schwerverbrecher (denen man bereits eine gewisse Schuld anrechnet) mit einem Bolzenschussgerät einen Metallbolzen in den Kopf geschossen bekommen. Man ist nicht sofort tot... aber das weißt du sicher. Und die Tiere wissen es auch. Spätestens, wenn sie sabbernd und mit herausquellenden Augen am Boden liegen und auf den Tod warten. Habe sowas schon gesehen, das ist ein Anblick, den du lieber wieder vergessen willst.

Leider laufen Diskussionen mit Verteidigern der fleischlichen Kost immer wieder so ab, das wird sich auch in allen folgenden Beiträgen zeigen. Ich habe extra schon keine allzu extreme Position bezogen, weil ich weiß, dass dies natürlicherweise gereizte Trotzreaktionen hervorruft und jeden Ansatz von vernünftiger Argumentation im Keim erstickt.

Bin mal gespannt, was da noch Kreatives kommt. ;)
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Beitrag von Netgic »

Treibholz hat geschrieben:Eigentlich wollte ich mich aus diesem Forum zurückziehen
Hey wieso denn das? :cry:
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Floyd
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Beitrag von Floyd »

Vielleicht müsst ihr euch erst einmal darüber klar werden, dass es hier nicht primär um euch geht, sondern um die Lebewesen, mit denen wir den Planeten teilen.
Wie erntest und verarbeitest du eine Karotte, ohne die Pflanze zu töten? Und denkst du beim Verzehr von Spinat an das Lebewesen, dass für dich sein Leben lassen musste? Oder was ist mit Erbsen? Dabei handelt es sich ja auch bereits um ein potentielles Leben. Ich meine, wo ziehst du die Grenze zwischen ethisch bzw. moralisch Vertretbarem und Verwerflichem? Um es mal ein bisschen provokant auszudrücken: Für mich ist deine Lebensweise reichlich inkonsequent ;).
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Treibholz
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Beitrag von Treibholz »

Auch wenn du das für sehr originell halten magst, ist das eines der häufigsten Argumente von Fleischessern gegen Vegetarier. ;)

Und umso leichter zu entkräften...
Zum einen lebt kein Mensch konsequent, alles ist relativ und nichts absolut. Ein Veganer z.B. wird zwangsläufig versehentlich auch mal eine Ameise platttreten oder ein Insekt mitessen etc., man kann eben nicht alles vermeiden. Das Argument kann nun mal nicht lauten "entweder ganz oder gar nicht", sondern eher "so gut es geht".

Bei dem Verzicht auf Tierfleisch geht es hauptsächlich darum, dass diese Lebewesen über ein Bewusstsein verfügen und Schmerz empfinden, zwei wesentliche Kriterien, die sie von den anderen (pflanzlichen und mineralischen) Lebensformen auf diesem Planeten abgrenzen. Ohne Nervensystem keine Sinneseindrücke, ohne Sinneseindrücke kein Leid...
Es ist also durchaus ethisch vertretbar, Pflanzen zu essen, nicht nur, weil man es zwangsläufig muss.

Ich gebe nochmal ein Argument vor:
"Ja aber... was ist denn, wenn man nun den Tieren die Nervenzellen wegzüchtet, könnte man sie dann bedenkenlos essen??"
Wieder falsch. Denn wie ich bereits sagte, sind Sinneseindrücke (sprich ein Bewusstsein) ohne Nervenzellen nicht möglich. Sie könnten zwar aufgenommen aber nicht verarbeitet werden, also würden sie praktisch keine Reaktion auslösen und das Tier wäre nicht überlebensfähig.

Und hier ein weiteres Fleischesser-Argument (damit ein weiterer Eintrag gespart wird):
"Menschen sind von Natur aus (sprich durch die Evolution) Allesfresser, wie zB Schweine, die auch Pflanzen und Fleisch fressen. Warum soll man also auf das Schlachten von Tieren verzichten?"
(Das Argument stammt von jemand hier aus dem Forum.)

Ganz einfach: weil das Evolutionsargument nicht zieht. Die Evolution ist ein Prozess, der aller Erfahrung nach darauf abzielt, das Überleben einer bestimmten Spezies zu garantieren. Die unangepassten Lebewesen sterben aus, die angepassten überleben. Wir wissen heute, dass der Mensch auch ohne Fleisch überleben kann, ohne Pflanzen jedoch nicht! Es ist also keine rein evolutionäre Frage, die sich in irgendeiner Weise mit den "natürlichen Eigenschaften" des Menschen beschäftigt (wobei ich den Begriff "natürlich" etwas seltsam finde, da es so aussieht als hätte die Evolution nie stattgefunden).

@[NETGIC]: Ich wollte einfach mal eine Weile pausieren, weil ich nicht mehr ganz so viel Zeit mit Internet und PC verbringen wollte. So könnt ich mich mal auf andere Aktivitäten konzentrieren.
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KhrisMUC
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Beitrag von KhrisMUC »

Also mit Deiner Argumentation bin ich nicht so ganz einverstanden.

1. Wenn der Mensch es schaffen kann, allein durch Willenskraft seine Schmerzrezeptoren "auszuschalten", dann sollte es ein leichtes sein, diese beim Tier wegzuzüchten.
Ein Tier ohne Nervenzellen ist vielleicht nicht überlebensfähig, ein Tier ohne Schmerzrezeptoren aber durchaus.
(Der Sinn von Schmerzen ist ja nur der, den Schmerz Empfindenden auf die Wunde/Prellung/den Bruch aufmerksam zu machen. Jemand, der keinen Schmerz empfindet, sich aber nie schadet oder verletzt, hat sicher ein langes, glückliches Leben, rein hypothetisch gesprochen.)

Wenn man der Gegenseite ihre Argumente schon vorgibt, dann bitte auch sinnvoll. Ach ne wart mal, dann könnte man sie ja nicht mal eben schnell entkräften ;)

2. Der menschliche Magen kann sowohl Fleisch als auch Grünzeug verdauen. Insofern würde ich es durchaus als "natürlich" bezeichnen, dass der Mensch Fleisch isst. Und kein Mensch isst ja ausschließlich Fleisch, wie es z.B. Raubkatzen tun. Bereits die Urmenschen haben Tiere gejagt und getötet, um deren Fleisch zu essen, und bei frühen Entwicklungsformen war dieses Verhalten größtenteils instinktbasiert, würde ich sagen, weniger eine bewusste Entscheidung.
Das Tiere heutzutage nicht mehr individuell gejagt werden, sondern gezüchtet und geschlachtet, dann maschinell verarbeitet und verkauft, liegt nur am Industriezeitalter und der Überbevölkerung. Hätten wir hierfür nicht praktischerweise Maschinen, die uns die Arbeit abnehmen (wie ja in vielen anderen Bereichen auch), würden wir auch heute noch selbst jagen gehen. Das ist ja in Teilen der Erde immer noch üblich und ganz selbstverständlich.

Fazit: Der Mensch als Fleischfresser war schon immer etwas ganz natürliches, Vegetarier zu sein dagegen ist eher eine "neuzeitliche Modeerscheinung", die mit den Greueltaten der Massentierhaltung und dem teilweise pervers überzogenen Ernährungsbewusstsein des modernen Menschen einherging.

Und eins noch: Tierschützer, die das Gesetz übertreten, stören mich nicht im Geringsten. Wenn es dazu dient, Missstände aufzuzeigen, würde ich als Richter jederzeit freisprechen.
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Treibholz
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Beitrag von Treibholz »

Dass der Mensch durch bloße Willenskraft seine Schmerzrezeptoren ausschalten kann, halte ich für ein Gerücht. Es gibt bestimmte Menschen, die für einen kurzen Zeitraum in einen Trance-ähnlichen Zustand übergehen können (z.B. motiviert durch religiöse Riten) und die es dann schaffen, sich einen Gegenstand durch die Wange zu stechen, ohne dabei zu bluten und (angeblich) ohne Schmerz zu empfinden. Aber es gibt keinen gesunden Mensch, der dauerhaft und bei vollem Bewusstsein die Schmerzrezeptoren ausschalten kann.
Da es bereits ein großes Maß an Selbstreflexion, Vernunft (und oftmals auch einigen Hokuspokus) erfordert, um Schmerzen kurzfristig auszuschalten, kann man also davon ausgehen, dass Tiere über diese Fähigkeit nicht verfügen. Instinktgesteuert kann kein Tier den Schmerz ausschalten oder seine Rezeptoren durch Willenskraft in einer derartigen Weise beeinflussen.

So und nun zum "wegzüchten" der Nozizeptoren (Schmerzrepetoren): Vielleicht stellst du dir das ein wenig zu einfach vor. Ein Tier ohne Schmerz würde auch keinerlei innere "Warnung" von seinem Körper erhalten, dass etwas nicht stimmt. Allein diese Warnung vor Gefahr garantiert die nötige Vorsicht, um ein Überleben zu garantieren. Die Nozirezeptoren ermöglichen erst motorische Flucht- und Schutzreflexe. Du kannst die Zellkörper nicht einfach aus dem Rückenmark entfernen und dann hoffen, dass das Tier auch ohne gedeiht.
Deine Annahme, dass sich ein Tier nie schadet oder verletzt, wenn es keine Schmerzreptoren hat, ist ebenso widersinnig wie unlogisch. Gerade das Gegenteil ist der Fall, der Schaden und die Verletzungen sind umso größer, da keine Gegenreaktion ausgelöst wird. Von glücklichem Leben kann man also beim besten Willen nicht sprechen.
khrismuc hat geschrieben: Wenn man der Gegenseite ihre Argumente schon vorgibt, dann bitte auch sinnvoll. Ach ne wart mal, dann könnte man sie ja nicht mal eben schnell entkräften
Dass Argumente, die das Fleischessen auf evolutionärer oder moralischer Grundlage rechtfertigen wollen sinnvoll sind, habe ich nie behauptet. ;) Allerdings sind die von mir angebrachten Thesen durchaus typische Argumente, die man oft hört.

Übrigens schließt sich auch daran das Argument der "natürlichen Auslegung von Kauwerkzeugen / Organen etc." des Menschen für die Verwertung von Fleisch an. In früheren Zeiten hatte der Mensch weder die Erfahrung, noch die technischen Voraussetzungen, um sich ausschließlich von Pflanzen zu ernähren. Heute sieht das aber anders aus. Du kannst auch mit nur einer Niere leben oder mit nur einem Lungenflügel, trotzdem hast du zwei davon. Bloß weil etwas möglich ist, heißt es nicht, dass es auch sinnvoll und zweckmäßig für das Überleben ist. In Fleisch sind neben den üblichen Rückständen von Antibiotika u. Ä. auch Cholesterin und andere unnötige (sogar gesundheitsschädliche) Stoffe - das sieht bei Pflanzen anders aus. Durch eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung wurde aufgezeigt, dass Krankheiten wie Gicht, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und sogar Krebs bei Vegetarieren wesentlich seltener sind als bei Menschen, die Fleisch essen.
Also das "dafür ausgelegt" ist hier doch sehr in Frage zu stellen.

Der Urmensch hat auch lange nicht so viel Fleisch verspeist wie die heutigen Menschen im Industriezeitalter. Dass es an der Bevölkerungsexploision allein liegt, ist also auch nicht richtig. Der Mensch isst heute in den hochentwickelten Ländern gern und viel Fleisch, ein Trend, der entgegen der technischen Entwicklung geht und keinerlei Fortschritt bedeutet.
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Beitrag von Floyd »

Zum einen lebt kein Mensch konsequent, alles ist relativ und nichts absolut.
Klingt nach "Die anderen machen es ja auch nicht besser!" ;).
Ein Veganer z.B. wird zwangsläufig versehentlich auch mal eine Ameise platttreten oder ein Insekt mitessen etc., man kann eben nicht alles vermeiden. Das Argument kann nun mal nicht lauten "entweder ganz oder gar nicht", sondern eher "so gut es geht".
Wenn du eine Ameise platttrittst oder ein Insekt versehentlich mitisst, geschieht das unbewusst, wohingegen der Verzehr von z.B. der Karotte bewusst erfolgt. Insofern hast du mein Argument nicht wirklich widerlegt, denn "so gut es geht" würde nunmal eben auch bedeuten, nur Produkte zu essen, bei deren Herstellung kein Lebewesen sterben musste, egal ob es sich nun um eine Pflanze oder ein Tier handelt. Und ja, das ist durchaus möglich.
Bei dem Verzicht auf Tierfleisch geht es hauptsächlich darum, dass diese Lebewesen über ein Bewusstsein verfügen und Schmerz empfinden, zwei wesentliche Kriterien, die sie von den anderen (pflanzlichen und mineralischen) Lebensformen auf diesem Planeten abgrenzen. Ohne Nervensystem keine Sinneseindrücke, ohne Sinneseindrücke kein Leid...
Es ist also durchaus ethisch vertretbar, Pflanzen zu essen, nicht nur, weil man es zwangsläufig muss.
Lebewesen bleibt Lebewesen, oder?
Um es mal auf die Spitze zu treiben ;): Warum legitimiert das bei den Pflanzen fehlende Nervensystem das Töten der friedlichsten Spezies auf diesem Planeten? Ist es nicht paradox, dass es einerseits korrekt sein soll, dass Menschen Pflanzen verspeisen, und auf der anderen Seite falsch wäre, wenn Pflanzen sich von uns ernähren würden? Wo bleibt da die Gerechtigkeit?

Für die fehlende Kreativität bitte ich natürlich um Entschuldigung ;).

edit: Um nochmal auf das "so gut es geht" zu sprechen zu kommen: Sind die Möbel in deinem Haus/deiner Wohnung aus Holz oder aus Stein? Und fährst du ein Auto oder ein Fahrrad? ;)
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Beitrag von Fightmeyer »

Zum Thema "Menschen können sich ausschließlich von Pflanzen ernähren"
Ich hatte mal eine Studie dazu gelesen, bei denen diese Behauptung durchaus auf Erwachsene zutrifft. Bei Kindern, ist der Verzehr von Fleisch wiederum wichtig, da sie darüber Stoffe aufnehmen, die für die Entwicklung erforderlich sind. Es mag wahrscheinlich auch hier wieder etliche Gegenstudien geben, aber ganz von der Hand zu weisen ist das auch nicht.

Im übrigen wird es wohl kaum jemanden hier geben, der katastrophale Massentierhaltung gutheißt. Aber so lange das Zeug im Laden nun mal das billigste ist, wird der Kunde es nunmal kaufen. Dazu zähle ich mich auch. Meiner Meinung nach ist hier der Staat gefragt, der dort schärfere Kontrollen etc. durchführen müßte bzw. strengere Vorgaben, was die Regelungen für Massentierhaltung angeht. Daß dadurch letztendlich die Preise für Fleisch steigen würden ist klar. Aber wie ich bereits weiter oben schrieb, hätte ich damit kein Problem. Dann gibts eben bloß noch einmal die Woche Fleisch.
Fakt ist jedenfalls, daß ich auch in Zukunft nciht auf mein Schnitzel verzichten werde/will.
Ich kann im übrigen nur noch mal daraufhinweisen:
Kuh, Schwein und Huhn gäbe es in ihrer jetzigen Form ohne den Eingriff des Menschen gar nicht. Trotzdem sollte er natürlich schon in verantwortungsvoller Weise mit den Nutztieren umgehen.
Daß nun alle menschen sich nur noch auf vegatarische Weise erhähren sollten, halte ich zum einen für ungesund und zum anderen für weltfremd. Schließlich werden aus Tieren auch etliche andere sinnvole Produkte hergestellt.
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Beitrag von KhrisMUC »

Treibholz: Was Du alles in meinen Beitrag reininterpretierst, huiuiui.
Weder hab ich geschrieben, dass Tiere ihre Schmerzrezeptoren ausschalten können, noch, "dass sich ein Tier nie schadet oder verletzt, wenn es keine Schmerzreptoren hat". Natürlich ist das widersinnig und unlogisch, aber das hab ich ja auch nie behauptet.

Ich meinte sinngemäß, dass ein Nutztier auch ohne Schmerzrezeptoren aufwachsen kann. Warum sollte denn ein Kalb beispielsweise den Weg vom Mutterleib zur Schlachtbank ohne Schmerzrezeptoren nicht überstehen? Natürlich spreche ich nicht von wildlebenden Tieren, wir reden hier doch über Schlachtvieh, dachte ich?
Selbst wenn sich ein im Stall gehaltenes Kalb ein Bein bräche, wo wäre der Sinn des Schmerz Empfindens, wenn's der Bauer sowieso vom Tierarzt richten läßt?

Und "Wenn man der Gegenseite ihre Argumente schon vorgibt, dann bitte auch sinnvoll. Ach ne wart mal, dann könnte man sie ja nicht mal eben schnell entkräften ;)" bezog sich auf diesen Punkt, nicht auf den anderen mit der Evolution. Denn mein Argument wäre eben, nur die "Schmerzzellen" wegzuzüchten, nicht alle Nervenzellen.

[große Lücke, nächster Punkt]

Evolutionstechnisch gesehen kann man das Vorhandensein von zwei Lungenflügeln mit der Fähigkeit, Fleisch zu verdauen, wohl kaum vergleichen.
Unser Körper ist symmetrisch aufgebaut, deswegen haben wir einige Organe doppelt, vor allem die überlebenswichtigen. Zwei Nieren bzw. zwei Lungen sind somit sehr wohl sinnvoll.
Eine ganz andere Sache sind die Fähigkeiten unseres Körpers.
Steine können wir nicht verdauen, auch kein Gras, wohl aber Fleisch. Praktisch alle reinen Pflanzenfresser hingegen können Gras verdauen, weil es im Überfluß vorhanden ist.

So perfekt, wie die Natur funktioniert und aufeinander eingespielt ist, funktioniert keine noch so moderne Maschine. Deswegen ist es sicher auch kein Zufall, dass Fleisch dem Menschen so extrem gut schmeckt.
Der Körper hat ja ein eingebautes Schutzsystem: schädliche Sachen (natürlichen Ursprungs!) schmecken widerlich, verträgliche Sachen hingegen gut. Bekommt man Giftstoffe über die Atemluft in die Lunge, fängt man sofort wie wild an, zu husten, usw.
Nur ein Zufall? Ich glaube kaum.

Das in industriell hergestelltem Fleisch Rückstände von Antibiotika, etc. sind, steht nochmal auf einem ganz anderen Blatt.

Also Fazit: Fleisch ist verträglich, schmeckt hervorragend und ist (in Maßen) keineswegs ungesund. Und da soll Fleischessen nicht natürlich sein?

Setzt man einem Vegetarier ein Stück Rindfleisch vor, dass von einer glücklichen Kuh stammt, die ohne Antibiotika o.ä. aufgewachsen ist und einen kurzen und schmerzfreien Tod erlitten hat, gibt in meinen Augen absolut keinen rationalen Grund für ihn, es nicht zu essen. Oder doch? Ich bin gespannt.
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