max_power hat geschrieben:Nie habe ich jedoch der Union direkt unterstellt, dass sie Bildung zu einem Privileg der Bessergestellten machen will.
also entschuldige mal bitte. Dieser Satz zeigt doch ganz klar, dass ich genau richtig verstande habe wie Du das meinst.
Zu den weiteren Punkten, die du nennst: Wir hatten auf Grund der Lehrmittelfreiheit nie Bücher aus den 70er oder 80er Jahren.
Die Ausnahmeregeln, die du nennst, führen –je nach Umsetzung – wieder zu dem Problem der sozialen Demütigung. Es wird sicherlich für die anderen Schüler sichtbar, wenn ein Schüler die Bücher von der Schule gestellt bekommt. Also sehen Schüler, dass einer ärmer ist als sie. Das ist ein perfekter Angriffspunkt für Hänseleien.
wie willst Du es denn sonst machen? Einfach immer fleißig weiter blechen? Der Punkt den Du ansprichst habe ich ja als "Nachteil" für die Betroffenen bezeichnet, anders funktioniert es aber nicht um Kosten zu sparen. Zudem wird sowas (wie auch bei uns an der Schule) aus dem von Dir genannten Grund nicht öffentlich gemacht. Es ist nicht zu erkennen gewesen, ob jemand das Buch selbst gekauft oder finanziert bekommen hat. Und das mit den 70er und 80er war lediglich eine übertriebene Darstellung veralteter Lehrmaterialien. Und Du willst mir doch nicht erzählen, dass Du immer (zumindest was die von der Schule gestellten Lehrbücher betrifft) die aktuellsten Bücher hattest. Wer sollte das denn bitte bezahlen? Ich habe auch mal das Glück gehabt in dem Jahr in der Stufe zu sein, für die die neuen Deutschbücher oder ähnliches angeschafft wurden, sollte aber wohl klar sein, dass das die Ausnahme und nicht die Regel ist.
max_power hat geschrieben:Was ist mit – kulturell wichtigen – Fächern, die am Ende keine guten Verdienstmöglichkeiten bieten? Was ist mit Menschen, die trotz Studium (eines Faches, mit „normalen“ Berufsaussichten) keinen Job finden?
zunächst mal kann man ja nicht davon ausgehen, dass bei der Mehrheit der ungünstigste Fall eintritt. Der Kanzler hält übrigens ja nichts von Schwarzmalerei, habe ich so gehört
Zum anderen hast Du scheinbar nicht genau darüber nachgedacht. Die Studiengebühren können von einem "Kind reicher Eltern" ohne weiteres bezahlt werden und einem Studenten aus nicht so reichen Elternhaus werden sicherlich nicht die gleichen Gebühren berechnet. Zudem ist es doch auch heute schon so, dass BAföG zurück gezahlt werden muss (normalerweise), anders funktioniert es halt nicht.
Weil nicht alle Eltern ihren Kindern das Studium bezahlen wollen und viele Kinder skrupel hätten, dieses Geld von ihren Eltern einzuklagen.
Ist zwar sicherlich kein falscher Einwand, wird aber auch eher die Ausnahme sein.
1. wurde an unseren Unis schon so viel gekürzt, dass Studiengebühren diese Kürzungen erstmal decken müssen,
Bildung war Ländersache, oder?
2. glaubst du doch selbst nicht, dass nach der Einführung von Studiengebühren die Hochschulen noch die gleichen oder höhere Finanzmittel vom Staat bekommen. Mir wurde Naivität vorgeworfen, aber was ist jetzt mit dir?
ich habe nicht gesagt, dass ich das glaube, sondern lediglich hoffe, dass es so kommt. Ansonsten, sagte ich ja auch ganz klar, bin ich gegen Studiengebühren für's Erststudium, denn sonst können die Studenten ja gar nicht oder allenfalls kaum davon profitieren, wenn den Unis das gleiche Geld zur Verfügung steht. Trotzdem wäre es dann doch gerechter verteilt, denn immerhin tragen dann die, die es sich leisten können in der Hauptsache die Kosten für die Bildung.
Zum einen bekommt man BAföG nur innerhalb der Regelstudienzeit. Braucht jemand jetzt auch nur ein Semester länger (was sehr wahrscheinlich ist), bekommt er weder BAföG, noch die Studiengebühren erlassen. Er muss bei 560€ Bedarf und 500€ Studiengebühren also fast 650€ im Monat aufbringen.
560,- € Bedarf, wofür? Scheint mir auch nicht gerade der durchschnittliche Student zu sein.
Also muss er arbeiten, genau dann, wenn es am wichtigsten ist, er nämlich seine Diplomarbeit schreiben muss. Dadurch wird das Diplomergebnis schlechter, er benötigt länger für sein Studium (und gerät evtl. in einen Teufelskreis) oder im schlimmsten Fall muss er sein Studium abbrechen.
natürlich kann das passieren, aber dieses Schreckensszenario ist doch arg übertrieben, wenn man versucht die Gesamtheit zu betrachten. Unabhängig davon, dass man in solchen Fällen sicherlich bestimmte Regelungen treffen wird (können), glaube ich dass sich das in Regel weit weniger extrem darstellt als Du es prophezeist. Auch wenn das vielleicht ein klein bißchen zu optimistischer Blick in die Zukunft sein mag.
Zum anderen ist die große Frage, ob es in Zukunft überhaupt noch BAföG geben wird. Lutz Straatmann hat uns das Modell eines Bildungskredites vorgestellt. Der Student bekommt für sein Studium einen Kredit bei einer Bank. Da es sich für die Bank lohnen muss, wird sie nicht pro Semester 500€ leihen, sondern sie will gleich das ganze Studium finanzieren. Schön, denn dann braucht der Student kein BAföG mehr, das Land kann sich jede Menge Geld sparen und der Student hat am Ende jede Menge Schulden, die mit Zinsen zurückgezahlt werden müssen.
anstelle von BAföG für die die es brauchen, wäre das eine absolute Frechheit. Denn Studiengebühren und was sonst noch an Kosten für Lehrmaterial anfällt zu zahlen, ist für einen potentiellen BAföG-Empfänger wirklich nicht tragbar.
Soweit ich weiß ist es aber nicht ganz so gedacht, wie Du gesagt hast. Diese Kredite sind nicht verpflichtend und auch ansich nicht für BAföG-Empfänger gedacht, sondern für alle sonstigen Studierenden. Dass diese Kredite zu besonderen Konstituionen vergeben werden sollen ist denke ich klar, wobei ich mich frage wer das freiwillig in Anspruch nimmt. Ich jedenfalls nicht! Sofern meine Eltern die Gebühren nicht zahlen
wollen, wäre das allerdings eine Möglichkeit sich das Studium zu finanzieren. Der Haken, und der Grund weshalb ich von diesen Krediten nichts halte, ist die Tatsache, dass mir diese Schulden niemand erlassen könnte, sofern ich später nicht in der Lage sein sollte das Geld zurück zu zahlen.
Was ist, wenn der Student den Kredit nicht zurückzahlen kann, wer soll für das Geld bürgen? Tja, das sollen die Universitäten. Gratulation zu dieser grandiosen Idee.
tja, s.o.
Vergessen darf man bei der ganzen Sache auch nicht, dass (Du gehst ja nun auch zur Uni) da immer noch unglaublich viele Leute im wahrsten Sinne des Wortes rumhängen und sich mehr oder minder 'nen schönen Lenz machen. Viele von denen ist man durch Langzeitstudiengebühren los geworden, aber einige sind noch da. Die Regelstudienzeit einzuhalten ist zwar sicherlich nicht leicht, aber machbar. Dem Druck möglichst schnell fertig zu werden haben BAföG-Empfänger jetzt bereits. Mit Studiengebühren "lohnt" sich eben auch für all die, die es vorher nicht so nötig hatten ein bißchen Stoff zu geben, ebenfalls.