Möwe hat geschrieben:@ realchris: ich stimme dir völlig zu und verstehe nicht, was du mir mit deiner Antwort sagen willst.
Ich bin dafür, dass ein Doktortitel nur im zusammenhang mit einer wissenschaftlichen karriere von Belang ist.
Ich will damit sagen, dass die Frage, ob der Doktortitel von Belang für die Tätigkeit ist, nicht von Belang ist. Er gehört nunmal zum Namen dazu. Das ist ein Vorteil bzw eine Ehrung, den man durch diese Qualifikation erhält, genau wie ein Orden. Die meisten Doktoren bestehen im Privatleben auch nicht auf den Titel. Selbst Dozenten wollen nicht immer mit ihrem Titel angemailt werden.
Ein Doktortitel erwirbt man sich indem man gut wissenschaftlich arbeitet.
Er sagt also aus, dass fähig ist, wissenschaftlich zu arbeiten.
Ansonsten sagt er nichts aus und sollte meiner Meinung auch nichts aussagen.
Dass er zu dem Namen dazugehört, ist nur in Deutschland so (meine ich) und beruht auf der irrigen Annahme, dass ein Doktortitel sowas wie eine Adelung ist. Man könnte ihn als geistige Adelung ansehen, das würde sogar noch Sinn machen.
Diejenigen, die den Doktortitel gemacht haben, sind meist schlau genug zu wissen, was er bedeutet.
Leider gibt es, eben durch die deutsche Eigenart, dem Doktortitel so viel mehr bedeuten zu lassen, die Möglichkeit, den Titel zum Angeben und Wichtigtuen zu benutzen. Warum mir jemand unterjubeln will, dass er einen Doktor hat, wenn ich ihn in einer Kneipe treffe, ist mir ein Rätsel. Oder warum ein Politiker mir seinen Titel auf Wahlplakaten unter die Nase reiben muss, ist mir auch nicht klar. Beide Situationen haben nichts mit wissenschaftlichen Arbeiten zu tun. Wenn mir auf der Arbeit einer mit einem Doktortitel begegnet, macht es Sinn. Aber im Privatleben überhaupt nicht. Da ist der mir ziemlich egal.
„Was auch immer geschieht: Nie dürft ihr so tief sinken,
von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.“
Erich Kästner
Möwe hat geschrieben:Wenn mir auf der Arbeit einer mit einem Doktortitel begegnet, macht es Sinn.
Aber auch nur, wenn der Titel im für die Arbeit wichtigen Fach gemacht wurde. Ansonsten nennt man sowas nämlich einfach "Überqualifizierung" bzw. Klotz am Bein, wenn es darum geht einen Job zu finden...
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Leute, die sich auf ihren Titel was einbilden, entweder die wissenschaftliche Sphäre der Universität nie verlassen haben (und somit ziemlich realitätsfremd in der Gegend rumtümpeln), versucht haben nur um des Titels willen möglichst billig das betreffende Studium zu absolvieren oder den Dr. ohnehin nur durch Heirat erworben haben (weiß aber nicht, ob letzteres nicht nur eine altehrwürdige glücklicherweise aussterbende österreichische Tradition ist ).
Titel hin oder her, am WC verrichten letztlich alle das gleiche Geschäft...
Die, die mit dem Titel angeben, sind arme Schweine.
Die meisten, die ich kenne, sind einfach normale Leute, die nicht auf ihren Titel hinweisen müssen.
Am WC ist nur wichtig, ob man Verstopfung hat. Der Titel macht das sch... auch nicht leichter.
„Was auch immer geschieht: Nie dürft ihr so tief sinken,
von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.“
Erich Kästner
War es nicht so, dass in Österreich viel Wert auf den Titel gelegt wurde und auch bis in die heutige Zeit hinein wird? Herr Oberstudienrat, Herr Magister, Herr Doktor usw. Meine mich zu erinnern das irgendwo gelesen zu haben.
„Schritte, die man getan hat, und Tode, die man gestorben ist, soll man nicht bereuen."
Hermann Hesse, Heimat
"Ich weiß, dass ich mal dinge gewusst habe, die mir, bevor ich sie vergessen habe, überhaupt nichts genützt haben. Und doch vermisse ich sie."
Horst Evers, Wäre ich du, würde ich mich lieben
MarTenG hat geschrieben:War es nicht so, dass in Österreich viel Wert auf den Titel gelegt wurde und auch bis in die heutige Zeit hinein wird? Herr Oberstudienrat, Herr Magister, Herr Doktor usw.
Ja, das gibt es auch heutzutage noch. Wenn du hier z.B. bei einem Arzt im Wartezimmer hockst, wirst du immer brav mit Titel aufgerufen und insbesondere im Umgang mit Behörden ist dieser auch meist noch von Vorteil...
Ansonsten braucht man die Akademiker aber lediglich noch für die Akademikerquote, um sich bei einem zugrunde gewirtschafteten Bildungssystem noch an irgend etwas klammern zu können... beruflicher Nutzen besteht schon lange keiner mehr (außer vielleicht mit einem wertlosen wirtschaftlichen Windei-Studium)...
Möwe hat geschrieben:Am WC ist nur wichtig, ob man Verstopfung hat. Der Titel macht das sch... auch nicht leichter.
Nur scheinen manche zu glauben, daß da plötzlich Gold rauskommt... oder so...
Loma hat geschrieben:...oder den Dr. ohnehin nur durch Heirat erworben haben (weiß aber nicht, ob letzteres nicht nur eine altehrwürdige glücklicherweise aussterbende österreichische Tradition ist ).
Loma, würde, wenn Du heiraten würdest, Dein Ehemann Deinen Doktortitel mitheiraten?
„Schritte, die man getan hat, und Tode, die man gestorben ist, soll man nicht bereuen."
Hermann Hesse, Heimat
"Ich weiß, dass ich mal dinge gewusst habe, die mir, bevor ich sie vergessen habe, überhaupt nichts genützt haben. Und doch vermisse ich sie."
Horst Evers, Wäre ich du, würde ich mich lieben
jutse hat geschrieben:Loma, würde, wenn Du heiraten würdest, Dein Ehemann Deinen Doktortitel mitheiraten?
Hehe - ich und heiraten...
Also rechtlich erhält man auf diesem Wege sicher keinen Titel. Aber es war z.B. früher durchaus üblich, daß die Frau eines Hofrats auch als Hofrätin angesprochen wurde (in meinem Ort gibt es noch ein paar solcher Relikte).
Hat also alles letztlich und hauptsächlich etwas mit armseliger Egopflege zu tun...
Ich behaupte das der durchschnittliche Akademiker mehr Praxiserfahrung hat, als der durchschnittlichere Arbeitnehmer, der bestenfalls eine Tätigkeit oder verwandte Tätigkeit sein ganzes Leben ausführt. Ich kenne fast keinen Studenten, der nicht für sein Studium hart arbeiten muss, der nicht mehrere Jobs oder Praktikas absolviert hat. Darüber hinaus hat der Akademiker den Vorteil sich einen allgemeinen Überblick zu verschaffen, den das durchschnittliche Zahnrad der Gesellschaft überhaupt nicht haben kann. Ich kenne auch viele Studenten, die nicht Wiwi studieren, aber nebenher ein Unternehmen mit Arbeitsplätzen aufgebaut haben.Mal eben nebenbei. Ich behaupte auch, dass Akademiker wesentlich flexibler sind, weil sie gelernt haben flexibel sein zu müssen. Die Ausbildung ist je nach Fachbereich so allgemein, dass man viele Tätigkeiten machen kann, wofür ein normal ausgebildeter erst in Umschulungen geschickt werden muss. Viele Akademiker haben Erfahrung im Einzelhandel, machen dieselben harten Erfahrungen, wenn nicht gar schlechtere als fest angestellte Verkäuferinnen. Letztere haben damit natürlich ein Problem, weil diese Leute für weniger Geld, bessere Arbeit abliefern und ihnen die Jobs kaputt machen. Ich bin z.B selbstständig und kann jederzeit die Stadt verlassen und woanders neu anfangen und würde es mit ziemlicher Sicherheit auch schaffen. Weil ich durch meine Studienerfahrung sehr breit aufgestellt (Auch was Netzwerke angeht. Kulturelles Kapital) und flexibel bin. Darüber hinaus habe ich durch meine Abschlüsse symbolisches Kapital, dass mir den Zugang zu bestimmten Kreisen ermöglicht, in die ein normaler Arbeitnehmer nicht so leicht hinein kommt. Es ist also quatsch zu behaupten, dass Akademiker nur in der Theorie leben. Sie haben den Vorteil sowohl Theorie als auch Praxis zu beherrschen. Ich finde es z.B superleicht mich in neue Arbeitsumgebungen einzufinden und mir die Abläufe dort anzueignen. Ich hätte eine Hand voll Leute mit denen ich sofort eine Firma gründen könnte, wenn ich darauf Bock hätte. Letzteres ist auch eine Frucht des Studierens. Man kann sich über das eigene Leben bewusst werden. Lernen, dass man alles machen kann, was man will und was nicht. Das man im Grunde alles Lernen kann. Man bekommt durch das Studium erst wirkliche Freiheit. Wenn Student X am Fließband steht ist das für ihn nur eine Station. Für den fest angestellten ist es das Leben. Der ist in seiner Tätigkeit gefangen, hat keine Zeit über den Tellerrand zu schauen. Der Doktortitel hingegen ist noch mal der Lohn dafür, dass Du für die Gesellschaft etwas allgemeines leistest (Sofern Du nicht abgeschrieben hast). Dafür bekommst Du dann diese Ehrung und darfst sie tragen. Genau wie man Orden trägt. Man sollte also mit dieser Neiddebatte aufhören.
Darüber hinaus, was ist an Egopflege falsch? Warum haben Menschen Probleme damit, wenn jemand sein Ego pflegt? Er ist gut zu sich selbswt, putzt sich selbst heraus. Wo ist das Problem? Lebt doch einfach damit, dass der Nächste besser, wichtiger und wertiger für die Gesellschaft ist als andere. Menschen sind unterschiedlich.
realchris hat geschrieben:
Lebt doch einfach damit, dass der Nächste besser, wichtiger und wertiger für die Gesellschaft ist als andere. Menschen sind unterschiedlich.
Ich bin mal gespannt, wie viele jetzt losplärren wie bei mir, als ich eine ähnliche Aussage getroffen habe . Kommen jetzt auch Vorschläge, wen Chris sich als Freund und Bekannten zu nehmen und sein Leben zu führen hat ? Mit solchen Anmaßungen sind die User hier immer fix dabei - ich warte, mal sehen, wie ernst man eure Vorwürfe und Anmaßungen mir gegenüber kann *entspannt zurücklehn*.
Du hast Menschen ganzer Klassen beleidigt. Ich rede nur davon, dass man damit Leben muss, dass Menschen unterschiedlich wichtig, begabt etc. sind. Ich rede von bzw. gegen Neid bzw. Klischees. Du wertest den Menschen bestimmter Klassen oder Nationalitäten ab. Das ist ein Unterschied.
realchris hat geschrieben:Lebt doch einfach damit, dass der Nächste besser, wichtiger und wertiger für die Gesellschaft ist als andere. Menschen sind unterschiedlich.
Ich störe mich nicht daran, wenn es Menschen gibt, welche mehr Leisten können, mehr erreichen, mehr verdienen, oder oder oder...
Ich störe mich jedoch sehr daran, wenn Menschen, völlig unabhängig davon, ob begründet oder nicht, so arrogant sind sich für etwas besseres zu halten und dieses ihren Mitmenschen bei jeder Gelegenheit unter die Nase reiben müssen, obwohl solche Menschen in Wirklichkeit ganz arme Würstchen sind.