Adventure-Treff

Threepbrush hat geschrieben:Aber zum Beispiel: Ich habe einigermaßen Schwierigkeiten, den evolutionären Vorteil des Frühmenschen zu erkennen, dessen Gewissen so ausgeprägt ist, dass es ihm verbietet, seine Artgenossen zu ermorden. Warum sollte da nicht derjenige überleben (und seine Gene weitergeben), der diese Skrupel nicht hat?

Angenommen, jemand bringt einfach "aus Spaß" seinen Artgenosse um. Wie würde das der Gruppe weiterhelfen? Es würde sie nur schwächen, würde jeder gegeneinander arbeiten. Auch Primaten arbeiten zusammen: Der eine entlaust der anderen und bekommt als Entlohnung eine Banane von dem anderen Primaten.

Und die Hemmung bezüglich dem Töten vom Artgenossen besteht in der Regel nur, wenn diese auch innerhalb der eigenen Gruppe sind.

Die Frage ist, ob sich diese Tötungshemmung in bestimmten Situationen automatisch verringert, z.B. im Falle von Wasser- und Nahrungsmangel.

.......

realchris hat geschrieben:Das Gewissem ist übrigens, wie oben schon beschrieben, ein neuzeitliches Konstrukt bzw. eine neuzeitliche Idee.

An dieser Stelle würde mich interessieren, wie du Gewissen definierst. Für mich ist es das Feedback zwischen meinen Handlungen und meinen moralischen Vorstellungen. Und daher ist es für mich auch keine „neuzeitliche Idee“, die Plato möglicherweise eingeführt hat, sondern ein Nebenprodukt des Selbstbewusstseins. Und das wird es schon lange vor Plato gegeben haben.

realchris hat geschrieben:Menschenwürde ist z.B. auch eine Erfindung.

*hust* Das kann jetzt aber nicht ernst gemeint sein oder?
Mich würde mal interessieren, wie du Erfindung definierst.
Nur weil ein Thema/Gegenstand erst zu einem späteren Zeitpunkt theoretisch reflektiert wird, heißt das noch lange nicht, daß es/er auch dann erst "erfunden" wurde.

.......

.......

Hm, wirklich viel habe ich nicht gefunden, was meiner Aussage widerspricht. Dass die eigene Moral von der Umwelt geprägt wird steht nicht im Widerspruch eines bereits vor Plato existierenden Gewissens. Wenn christliche Organisationen behaupten, das hätte einen göttlichen Ursprung, muss es nicht zwangsläufig richtig sein.

Ich bleibe also dabei: Das Gewissen gab es als Abfallprodukt zum Selbstbewusstsein mit bei.

.......

realchris hat geschrieben:Menschenwürde ist ein Rechtsbegriff!!!! Eine Erfindung von Menschen.

Ich sehe das anders.
Ein "Begriff" mag durchaus eine spätere Erfindung sein, aber nicht das, auf das er sich bezieht (schon gar nicht im Falle der Menschenwürde).
Und ein reiner Rechtsbegriff ist/war er auch nicht - ursprünglich kommt er aus dem religiösen Bereich.
(siehe z.B. Pico della Mirandola, De hominis dignitate)

.......

Gibt es denn sowas wie eine immer schon existierende Menschenwürde? Ich glaube nicht.

.......

Sie steckt im Menschen selbst.

.......

Ja, heute. Aber ich glaube nicht, dass der Steinzeitmensch so was wie Menschenwürde bewusst empfunden hat. Also hat sich ein solches Gefühl erst nach und nach entwickelt.