(Fan-)Adventures Grundlagendiskussionen

Der Anlaufpunkt für alle, die selbst ein Adventure programmieren wollen.
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max_power
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(Fan-)Adventures Grundlagendiskussionen

Beitrag von max_power »

gardener hat geschrieben:Aha, da macht sich einer Gedanken, schön! Teilweise hast du recht: Ich bedaure schon, dass meine alten Grafiken mehr Anerkennung finden als meine Neuen (das nehme ich jetzt einfach mal an, was ich so bisher an Feedback erhalten habe). Woran das liegt, weiss ich noch nicht genau: Vermutlich an dem Comic-Charakter, der allen guten alten Adventures anhaftet, denn mit 320*200 bekommt man nunmal keine Grafik ala Syberia hin, unmöglich. Ich möchte aber mit der Zeit gehen und neue Dinge in Adventures ausprobieren, welche bisher noch nicht versucht wurden. Fan-Adventures haben auch keinen Druck eines Publishers, wir können uns Experimente einfach rausnehmen. Es macht aber Keiner! Eine Qualität ala Timanfaya hätte ich vor 10Jahren technisch nicht realisieren können und darauf bin ich stolz. Ich versuche mit Timanfaya technisch mit der Zeit zu gehen und trotzdem Innovationen zu schaffen.

Und genau das finde ich an der Fan-Adventure-Szene traurig: Man beschränkt sich auf alte Techniken und reduziert den Spass auf eine gute Story. Ich mag das, keine Frage. Aber mir fehlt auch der wirkliche Fortschritt und die Originalität. Ein Sam&Max 2.5 oder ein Indy 8 interessiert doch nur die Freaks. Auch ein MM Deluxe, mit unglaublichen Downloadzahlen, fehlt die Innovation. Insofern distanziere ich mich von dieser Art Retro-Games, nicht von der Grafik als solchen! Ein zeitgemässer Comic-Look sieht man zum Beispiel in Runaway. Der Aufwand solcher Grafiken, in dieser Qualität, ist aber im Hobby-Bereich fast nicht mehr zu realisieren. Ich würde die Grafik wohl hinkriegen, aber dann hätte ich immer noch kein Spiel. Es würden noch die Programmierung/Animationen/Sound und alles andere fehlen. Dann wäre ich auf Unterstützung (Team) angewiesen und da bin ich gaaaanz vorsichtig geworden.

Es muss eben alles zusammen passen, etwas Rundes ergeben, innovativ sein. DAS empfinde ich interessant und bewundernswert. Die Grafik-Auflösung spielt da eine untergeordnete Rolle, ist aber auch nicht unwichtig. Viele Flash-Games finde ich schon sehr gut! Wenn aber alle Welt nur nach MM Deluxe schreit, dann wird die Szene auf dem Retro-Level stehenbleiben. Und wie Grönemeyer schon sang: "Stillstand ist der Tod..."
Auch wenn wir das sicher schon einige Male hatten, fand ich gardeners Beitrag so interessant, dass er mich inspirierte, eine neue Grundlagendiskussion über Fanadventures zu starten.

Ich finde gardeners Einstellung, in Fanadventures etwas Neues auszuprobieren, sehr gut. Hatte auch schon öfter daran gedacht, leider waren alle Ideen viel zu umfangreich und zeitlich wie technisch nicht machbar. Ich finde beide Ansätze (also Experimentelles wie auch Bekanntes umzusetzen) gut, kann aber natürlich seinen Verdruss, dass manchen die alten Grafiken besser gefallen als die neuen, nachvollziehen. Ich selbst kann mich nicht entscheiden, was ich, wenn ich die Fähigkeiten hätte, lieber täte. Ich denke, ich würde mich für die alten Grafiken entscheiden, kann nicht genau sagen, warum. Meine Ideen experimenteller Veränderungen bezieht sich auch mehr auf grundlegende Spielprinzipien als auf die Grafik, liegt vielleicht daran, dass ich auf dem Gebiet (der Grafik) wenig Erfahrung habe.
Generell könnte ich mir (hoffentlich liest Nomad den Beitrag nicht, die vielen ich's… ;) ) Fanadventures ab einer bestimmten Qualität als eine Art Wissenschaft vorstellen, mit immer neuen Ansätzen, die erforscht werden. Vielleicht könnte daraus irgendwann mal etwas entstehen, was nie jemand für möglich gehalten hätte, was aber einschlagen könnte, wie eine Bombe… Nun, das wird vermutlich nie passieren, zum Einen ist die Szene eher konservativ (was auf diesem Gebiet allerdings durchaus weniger negativ ist, als auf anderen), zum Anderen bieten die verbreiteten Programmierhilfen (AGS, Visionaire etc.) nur geringe Möglichkeiten, an Grundkonzepten wie der Bedienung etwas zu ändern, aber eigentlich möchte das ja auch keiner, schließlich hat sich die Fanadventure Szene vor allem dadurch entwickelt, dass wenig kommerzielle Adventures erschienen sind. Viele möchten auch gar keine Änderungen sondern haben lediglich Bedarf an neuen Abenteuern.
Vielleicht merkt ihr beim Lesen, dass sich meine Gedanken beim Schreiben entwickelt haben; vielleicht fehlt eine Art roter Faden. Ich bitte das zu entschuldigen und nenne den Vorgang mal einfach kreatives Denken. ;)
Ihr könnte gerne meinen Beitrag kommentieren, aber auch eigene Erfahrungen mit, Wünsche und Erwartungen an Fanadventures schreiben, vielleicht auch ein paar eurer innovativen Ideen vorstellen? Das wird sicher spannend. ;)
Norman
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Beitrag von Norman »

Mist... ich hatte im Hintergründe-Thread schon auf gardeners Posting geantwortet... Vielleicht schiebt einer der Mods es netterweise hier rein ? :)

edit von max_power:
Einzelne Beiträge kann man wohl nicht verschieben, aber dafür hilft noch das gute alte Copy/Paste. ;) Bitteschön:


(Wieder von Norman:)
@gardener:
Du sprichst da einige sehr interessante Punkte an, die ich zum Teil auch so sehe. Gerade das mit der Möglichkeit zum Experimentieren, was durch den fehlenden Zeit- und "Massentauglichkeits"-Druck ermöglicht wird, sehe ich auch als eine der großen Vorteile der HobbyGame-Szene.

Aber ich glaube, Du bist den meisten einfach schon zu weit vorraus mit diesem Denken ;) ... Gerade im Bereich der Fanadventures tummeln sich ja sehr viele jüngere Menschen, die mit AGS, Visionaire und co gerade erst anfangen, in die Spieleentwicklung hereinzuschnuppern. Von diesen sind viele heute wiederum in dem Alter, wo die LA- und Sierra-Klassiker quasi noch zu Ihrer Kindheit gehörten (was bei mir ja auch so halbwegs der Fall ist... Maniac Mansion hab ich mit 9 oder so das erste mal gespielt).
Daher ist es mehr als verständlich, dass die meisten ersteinmal die "guten alten Zeiten" wieder aufleben lassen möchten und die ersten Projekte sich 100% an den 320*200 Pixelgames der frühen Stunde orientieren.

Aber Innovation und Retro-Grafik müssen sich ja nicht ausschließen. Wenn also die Szene nach Deinen Grafiken von ´90 lechzt, könntest Du ja dennoch (irgendwann mal, wenn Du Dich lang genug auf den verdienten Lorbeeren von Timanfaya ausgeruht hast ;) ) an ein Game wagen, was diesen alten Look hat, aber eben in anderer Hinsicht innovativ ist... Sei es eine für ein Adventure-Spiel außergewöhnliche Story, ein ungewöhnliches Gameplay allgemein oder was auch immer.

Denn "Stillstand ist der Tod..." trifft´s in dem Fall ja nicht so ganz, da es keinen wirklichen Stillstand gibt, solange die alten Pixelgrafiken noch dazu im Stande sind, die Herzen der Retro-Freunde höher schlagen zu lassen. ;)
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Martin Lassahn
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Beitrag von Martin Lassahn »

Ok, ich habe mich ja hinreichend über meinen 'Verdruss' geäussert. Aber ich denke, dass die Fan-Adventure-Szene im Kern ganz glücklich mit ihrem Status ist. Die Szene verkauft sich da aber unter Wert! Gegenüber dem meisten Map-Modding-Mist der Action-Spiele sind viele AGS-Adventures wahre Perlen. Die Spiele sind meines Erachtens aus drei Gründen nicht so populär:
1. sie sind keine Ego-Shooter
2. es steht kein grosser, bekannter Name hinter den Spielen
3. mangelhafte Präsentation/Technik

Am ersten Punkt kann man nix ändern. Aber wenn bereits die anderen Punkte erfüllt sind, dann kommt auch ein Fan-Adventure gross raus (siehe BF2.5 oder Zak2).

Vielleicht will gar nicht jeder so bekannt werden, aber durch ein wenig Aufpeppen vieler AGS-Titel durch bessere Grafik/Sound würden teilweise atemberaubende Spiele entstehen, da bin ich sicher. Und das kann nur im Interesse von jedem sein. Das Dilemma ist natürlich, dass viele in den 'bildenden Künsten' nicht so bewandert sind. Da hilft alles nichts: Da muss sich dann ein Grafiker/Sounder der Sache annehmen, aber das gelingt nur, wenn das Spiel im Ansatz fertig ist. Ich hätte selber für das eine oder andere Adventure den Pinsel geschwungen, wenn die entsprechenden Leute gefragt hätten, ehrlich. Aber die Mitarbeiter-Suche hier im Forum ist meistens eher lächerlich. In den englischen Fan-Foren ist da schon mehr los, auch im kreativen Bereich. Irgendwo habe ich auch mal gelesen, dass sich viele über die 'deutsche Retro-Lastigkeit' amüsiert haben. Dem musste ich recht geben. Aber warum ist die deutsche Fan-Adventure-Szene eigentlich anders als die englische?
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Beitrag von max_power »

gardener hat geschrieben:Aber warum ist die deutsche Fan-Adventure-Szene eigentlich anders als die englische?
Na ja, warum ist britisches Essen anders als deutsches? Warum ist französische Musik anders als deutsche? Ich denke, die Frage geht sehr weit in die Unterschiede der Kulturen und Soziologien hinein.
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Martin Lassahn
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Beitrag von Martin Lassahn »

Stimmt, trotzdem habe ich mich das gefragt. Ein MonkeyIsland war überall erfolgreich (glaub ich zumindest), aber die daraus resultierende Fan-Gemeinde verhält sich wieder kulturell länderspezifisch. Kulinarisch würde ich LucasArts jetzt mit McDonalds vergleichen. :wink:
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Beitrag von Hexenjohanna »

Ich glaube, der "Deutsche an sich" (frei nach Gerhard Polt) hat ein stiltreues, sehr qualitätsbewußtes Wesen und ist im Grund konservativ eingestellt, womit ich meine, er hält sich erst mal an das Bewährte, qualitativ als gut erkannte. Ich glaub nicht, das Deutsche unaufgeschlossen sind, aber vielleicht ein wenig stur. Das liegt an unseren tradierten Erfahrungen mit phantastischen Ideen, für die sich unsere Vorfahren mal leicht entzünden konnten, um zu spät zu bemerken, wie übel sie waren. Ich glaube, dass Deutsche einen ausgesprochen grossen Sinn für Phantasien und Neues haben. Aber Konditionierungen, sowas trotzdem erst mal mißtrauisch zu beleuchten, kann man nicht wieder so leicht aufheben. Ich weiß, ich hab da was Grosses für was Kleines rangezogen, aber denke dass die Richtung stimmt. :)
Im Grunde wurden und werden wir im Geist erzogen, misstrauisch zu sein.
Laß mich den Aberglauben eines Volkes schaffen, und mir ist es gleich, wer ihm seine Gesetze oder seine Lieder gibt.

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Beitrag von Sierrafan »

gardener hat geschrieben:... Die Spiele sind meines Erachtens aus drei Gründen nicht so populär:
1. sie sind keine Ego-Shooter
2. es steht kein grosser, bekannter Name hinter den Spielen
3. mangelhafte Präsentation/Technik
Zu Punkt 1: Ich erinnere mal daran es gab eine Zeit da kam kein vernünftiges Rollenspiel ans Licht des Tages und dann kam wieder eine Schwemme, glaub das es auch bei den Adventures so ist, schön langsam kommen ja wieder welche! :wink:

Punkt2: Weiss nicht, eher Punkt 3!

Punkt 3: stimme ich Dir 100%ig zu! Aber auch zu wenig Promotion!
Ein Teufelskreis!

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Beitrag von Martin Lassahn »

Sierrafan hat geschrieben: Ich erinnere mal daran es gab eine Zeit da kam kein vernünftiges Rollenspiel ans Licht des Tages und dann kam wieder eine Schwemme, glaub das es auch bei den Adventures so ist, schön langsam kommen ja wieder welche! :wink:
Das Rollenspiel-Genre wurde mit BaldursGate wiederbelebt, stimmt. Aber in der populärsten Phase der Lucas-Adventures hatten Adventures einen grossen Vorteil: die Grafik! Kein anderes Genre bot einen besseren Augenschmaus. Heutzutage sind es die Ego-Shooter. Die breite Masse ist nunmal sehr visuell ausgerichtet, es gibt natürlich auch Ausnahmen: GTA3 VC zum Beispiel ist nicht der grafische Überflieger, ist aber trotzdem sehr beliebt. Ähnlich auch die Sims. Es wird immer Ausnahmespiele geben, aber der Grafik-Bonus der Adventures ist dahin.
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axelkothe
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Beitrag von axelkothe »

gardener hat geschrieben:
Sierrafan hat geschrieben: Ich erinnere mal daran es gab eine Zeit da kam kein vernünftiges Rollenspiel ans Licht des Tages und dann kam wieder eine Schwemme, glaub das es auch bei den Adventures so ist, schön langsam kommen ja wieder welche! :wink:
Das Rollenspiel-Genre wurde mit BaldursGate wiederbelebt, stimmt. Aber in der populärsten Phase der Lucas-Adventures hatten Adventures einen grossen Vorteil: die Grafik! Kein anderes Genre bot einen besseren Augenschmaus. Heutzutage sind es die Ego-Shooter.
Diesen Punkt sehe ich übrigens auch als einen der Entscheidenden, warum Adventures nicht mehr so erfolgreich sind.
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-BigDaniel-
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Beitrag von -BigDaniel- »

Wenn ihr alle das Problem im Grafischen bereich sieht, dann würde ich eher sagen das dieses Problem nicht sehr problematisch ist denn man könnte leicht adventures im GRafikstil ala FarCry herausbringen!

Meine Vermutungen dafür, dass solche adventure nicht mehr produziert werden sind jedoch andere. Ersteinmal ist der hohe Kostenaufwand ein Problem und die damit verbundende Absicherung das so ein Spiel gut verkauft wird (ein schlechtes Beispiel ist BF3). Und dieses liegt meistens an der schlechten Umsetzung der sogenannten 3d titel. Die häufigsten Kreterien sind schlechte Kameraführung, Tastatursteuerung und blöde Rätsel (BF3= Kistenrätsel oder INDY = Jump and Run).
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Um nochmal zu dem Punkt zu kommen warum Fanadventure in Aflösungen ala MI 1 erstellt werden ist auch meiner Meinung nach dieser das nich jeder die Begabung oder Möglichkeiten hat (Programmäßig) Spiele auf diesem grafischen niveau zu erstellen!(PAINT)
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Sierrafan
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Beitrag von Sierrafan »

Ich glaub wir hatten das schon mal, aber ich sehe das so:

Adventures werden wieder kommen wenn man sich an Shootern satt gesehen hat ( was ich schon lange habe aber die breite Masse eben nicht!) und dann auch in allen Möglichen Faceten!
Ein Teufelskreis!

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Jamiroquai

Beitrag von Jamiroquai »

Also die Grafikdiskussion einfach wegzureden ist aber auch nicht richtig.
Ich spiele auch lieber ein Fanadventure mit detailierterer grafik (solange diese natürlich auch eine gewisse atmosphäre vermittelt. Wobei mich persönlich auch Pixel grafik nicht soo stört.

Mit einer 08/15 grafik spricht man noch hardcore Fanadventure-Fans an aber einen durchschnitts Adventurespieler muss man mehr auffahren wenn man ihm etwas bieten will.
Wenn man das aber gar nicht vorhat dann ist die Grafik durchaus zu vertreten.
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