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wie auch diesen hier
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Würde man mich fragen, ob ich mir eher von Wallace & Gromit oder eher von Corpse Bride die DVD kaufen würde, meine Wahl fiel vermutlich auf die Leichenbraut. Während die Briten hierzulande nicht nur mit mehr Kopien sondern auch deutlich höhrer PR-Maschinerie anlaufen, führt Corpse Bride, trotz wesentlich größerem Budget, (leider) ein Schattendasein (was für einen morbiden Film ja dann doch wieder irgendwie passt).
Letztlich ist Corpse Bride wieder mal ein klassisch verkitschter Burton Film - mit einer sehr, sehr einfachen Geschichte und vielen (in deutsch katastrophal übersetzen) Liedern. Im Gegensatz zu Wallace & Gromit konnte ich aber diesmal mit den Charakteren deutlich mehr mitfühlen (was mich wundert, da die Charaktere in Corpse Bride eigentlich reine Stereotypen sind und ich in den W&G Kurzfilmen sonst immer massiv mit Gromit gelitten habe - was diesmal im Kinofilm eher ausblieb - vielleicht, weil der Charakter des unverstandenen Hundes schon zu ausgelutscht, Gromit diesmal schlicht besser wegkommt oder die Kinoadaption etwas zu actionreich war). Corpse Bride ist ein klassisches Märchen, eine klassische Liebesgeschichte, ohne viel Tam Tam dafür mit allglater 24-Bild-pro-Sekunde Umsetzung - bei Wallace & Gromit ist es umgekehrt: Ein Geschichte gespickt mit Ironie und Anspielungen, bei klassischer Stop-Motion 12-Bild-pro-Sekunde Umsetzung mit sichtbaren Fingerabdrücken auf den Figuren.
Dabei wundert es mich selber, dass mir der Hollywood-Streifen besser gefallen hat. Vielleicht, weil ich eher einen Hang zum morbiden und düsteren als zum Humor habe. Vielleicht, weil ich Musicals im Kino einfach stark vermisse. Vielleicht, weil der ganze Film wirkt wie das Intro von Discworld II. Vielleicht, weil ich die kleinen, märchenartigen Geschichten oft viel liebreizender finde. Vielleicht, weil der Film schon so einen leichten Weihnachtsglanz versprüht. Vielleicht steh ich auch einfach nur auf Filme, in denen Frauen noch richtige Frauen sind und selbstständig zur Vernunft kommen.
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Wie auch immer - ich kann Corpse Bride echt nur jedem empfehlen, der sich mit einer Mischung aus Nightmare before Christmas und Edward mit den Scherenhänden anfreunden kann. Leider ist der Film diesmal allerdings so verdammt perfekt geworden, dass man ihn eigentlich für einen reinen CGI-Film halten könnte. Viel Unterschied ist da nicht mehr. Im Gegensatz zu Wallace & Gromit, die sehr viel Wert auf das Stop-Motion Flair gelegt haben und eben -wie erwähnt- auch nur in halb so viel Bildern gedreht haben, hatte ich bei Corpse Bride nie die Arbeit der Animatoren im Hinterkopf, weil einfach alles zu real wirkte. Ob das nun positiv oder negativ ist, sei dahingestellt. Im übrigen gibt es bei W&G einen Vorfilm, der allein schon den Eintritt in beide Filme rechtfertigt (den Corpse Bride schickt einem gleich nach 70 Minuten wieder nach Hause, während das komplette W&G Programm gleich 100 Minuten füllt)...